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Ordnung und Fertigkeiten
Um ein Boot allein oder mit kleiner Crew beherrschen zu können, sind eine Reihe von Fertigkeiten nötig, die Manöver erleichtern und für bessere Ordnung an Bord sorgen. Richtiger Umgang mit Tauwerk kommt hier an erster Stelle.
Tauwerk
Leinen werden als Festmacher, Fenderleine, Belegleine für das Beiboot und manchmal auch als Ankertrosse eingesetzt. Ich werde im Folgenden auch den Einsatz von Hilfsleinen beim An- und Ablegen sowie beim Festmachen an Bojen empfehlen, um diese Manöver zu vereinfachen. Der Bootshaken eignet sich ebenfalls für solche Aufgaben, aber erst mit der Kombination aus Bootshaken und Hilfsleine wird so manch unmöglich erscheinendes Manöver praktikabel (siehe Kapitel 8).
Bei Tauwerk lassen sich schwimmfähige und nicht schwimmfähige Leinen unterscheiden. Ein weiteres Merkmal ist der Reck, der die Dehnfähigkeit einer Leine bezeichnet. Wer mit dehnungsarmem Tauwerk in einer windigen Nacht festgemacht hat, wird wegen starkem Einrucken des Bootes kaum ein Auge zubekommen. Bei Festmachern mit mehr Reck sind die Bootsbewegungen viel komfortabler.
Unten stehend ist eine Auflistung üblicher Leinen angefügt inklusive einer Qualität, die für den Einsatz auf Motorbooten weniger bekannt ist.
1 Polyester geflochten, Festmacher
2 Polyester geschlagen, Festmacher
3 Polyester doppelt geflochten
4 Polyamid (Nylon) quadratgeflochten
5 Polypropylen
6 Dyneema im Kern, Polyester im Mantel
Ich habe Dyneema in die Tabelle mit aufgenommen, weil diese Leinen aus Hochmodul-Polyethylen (HMPE) extrem stark und reckarm sind und sich gut für die Bergung eines MOB eignen (siehe Kapitel 13).
Und damit komme ich zu meinem ersten Tipp für stressfreies Festmachen. Auf größeren Yachten sind die Festmacherleinen so lang und schwer, dass ich sie kaum noch handhaben, geschweige denn aufschießen möchte. Dabei bin ich recht kräftig; wie muss es erst jemandem ergehen, der oder die etwas zarter besaitet ist?
Festmachen mit Dyneemaleinen
Im Lehrbuch steht, dass man mit vier einzelnen Leinen festmachen muss, aber die meisten Skipper verwenden nur zwei. Die Leine, die gleichzeitig als Bugleine und Vorspring eingesetzt wird, ist bei einer größeren Yacht ziemlich lang und schwer.
Verwenden Sie beim Festmachen zunächst dünneres Tauwerk aus Dyneema anstelle der schweren Polyesterleinen. Eine 12-mm-Dyneemaleine besitzt die gleiche Bruchlast wie eine 20-mm-Polyesterleine. So verwendet man bei der Ansteuerung an den Liegeplatz einen Satz leichtgewichtiger Festmacher, die daher auch leicht handzuhaben und dennoch äußerst stark sind.
Sobald die Yacht sicher vertäut ist, kann man die Dyneemaleinen gegen die herkömmlichen Festmacher aus Polyester austauschen, aber ich würde abwarten, ob die Yacht mit den Dyneemaleinen nicht ebenso ruhig über Nacht liegt.
Gute Qualität lohnt sich
Auf Tauwerk lässt sich an Bord nicht verzichten, also sollte man dabei auch nicht sparen. Gutes Qualitätstauwerk liegt angenehm in der Hand, lässt sich leicht aufschießen und macht die Arbeit für die Crew so viel leichter. Ihre Crew hat das Beste verdient - geben Sie ihr das Beste.
Für jede Aufgabe die richtige Leine
Soll eine Leine reckarm sein oder nicht? Sicherheitsleinen müssen schwimmfähig und deshalb aus Polypropylen sein. Festmacher müssen nicht schwimmfähig sein, dafür brauchen sie aber Reck und müssen abriebfest sein. Bei einem kurzen Tampen an der Ankerkette zur Entlastung der Ankerwinsch kann auch dreischäftig geschlagenes Polyamid verwendet werden. Bei allen Leinen, die durch Blöcke laufen, wie die Taljen an den Davits, muss doppelt geflochtenes Tauwerk bester Qualität eingesetzt werden, um die Reibung möglichst gering zu halten.
Schwere Festmacher.
Eine wesentlich leichtere Dyneemaleine.
60-Fuß-Yacht mit Dyneema-Festmacher.
Pflegen Sie ihr Tauwerk
Hängen Sie Leinen zum Trocknen auf. Nasse Leinen trocknen schlecht, wenn man sie einfach in die Backskiste legt. Stecken Sie ihre Leinen in einen Kopfkissenbezug, verschnüren sie ihn mit einem Bändsel und waschen Sie dieses Bündel mit etwas Weichspüler in der Waschmaschine. Danach sind die Leinen schön lehnig und riechen frisch. Bewahren Sie Tauwerk nicht im Ankerkasten auf, wo es nass werden kann oder in der Nähe von Benzin- oder Ölkanistern.
Zum Trocknen aufgehängte Leinen.
TIPP
Verwenden Sie Tauwerk in passender Länge
Möchte man beim Anlegemanöver die Klampe am Steg per Lassowurf von der Badeplattform aus einfangen, braucht man dafür keine besonders lange Leine. Machen Sie sich einen Tampen in passender Länge und Stärke zurecht, am besten geschlagen oder doppelt geflochten aus Polyester. Bei Einhandmanövern auf einem Binnenschiff ist eine sehr lange Leine praktisch, die vom Cockpit zum Bug, dann an Land und zurück zum Cockpit verläuft. Achtern benötigt man dagegen nur einen kurzen Festmacher. Diese Leinen sollten in der jeweils passenden Länge vorhanden sein.
Eine kurze Schlaufe, die schnell über eine Klampe gelegt werden kann.
Motorschub gegen diese Leine hält das Boot längsseits am Steg.
Mit einer langen Leine am Bug und einer kurzen am Heck kann dieses Narrowboat (Binnenschiff) einhand durch eine Schleuse manövriert werden.
Aufschießen von Tauwerk
Es gibt zwei Arten einen Seilbund aufzuschießen (die Segler-Methode und die Kletterer-Methode) und mehrere Möglichkeiten, das Aufschießen abzuschließen (die Segler-Methode, die Navy-Methode und die klassische Methode). Worauf es ankommt, ist, dass die Leine nicht unklar kommt und gut ausrauschen kann.
Aufschießen mit der Segler- Methode
Beginnen Sie immer mit dem Ende, das einen Augspleiß oder Schäkel hat. Es sollte innen liegen. Mit dem anderen Ende wird der Bund abgeschlossen. Machen Sie die Buchten mindestens so groß, wie in den Abbildungen gezeigt. Alle Leinen müssen im Uhrzeigersinn aufgeschossen werden, egal ob geschlagenes oder geflochtenes Tauwerk. Schießt man gegen den Schlag auf, besteht die Gefahr, die Kardeele zu öffnen. Korrekt aufgeschossen hat der Bund keine Spannungen und hängt in ordentlichen Buchten.
Damit ein Bund aus geschlagenem Tauwerk ordentlich liegt, verdreht man die Leine beim Aufschießen der einzelnen Buchten mit einer halben Drehung der Hand. Man spürt, dass sich die Leine von selbst so verdrehen möchte, also folgt man der Richtung dieses Twists.
Aufschießen mit der Kletterer- Methode
Die erste Bucht wird in der Hand zum Körper hin gemacht, die zweite Bucht wird zwischen Daumen und Zeigefinger gelegt. Fahren Sie so fort, entstehen Buchten beiderseits ihrer Hand.
Beginnen Sie den Bund mit dem Augspleiß an der Innenseite.
Schießen Sie die Leine im Uhrzeigersinn und in gleich großen Buchten auf.
Der Abschluss
Unabhängig davon, wie man aufgeschossen hat, sollte zum Schluss ein ausreichend langes Ende für den Abschluss übrigbleiben, mit dem zunächst Wicklungen um den Bund herum gelegt werden. Dann hat man drei Möglichkeiten für den Abschluss:
1 Die Navy-Methode. Das ist die einfachste Art und gut geeignet, um einen Seilbund aufzuhängen, aber weniger gut, um ihn in der Backskiste abzulegen, wo er aufgehen kann. Führen Sie das lose Ende einfach um die Wicklungen herum und stecken Sie es durch die Mitte des Bundes - fertig.
2 Die Segler-Methode. Führen Sie die Leine mit einer Bucht durch die Mitte des Bundes und stecken Sie das lose Ende durch diese Bucht. So kann der Bund gleichermaßen gut aufgehängt oder abgelegt werden.
Aufschießen mit der Kletterer-Methode.
Drei Möglichkeiten einen Bund abzuschließen: klassische Methode, Segler- Methode und Navy-Methode.
Mit der Segler-Methode...