Schweitzer Fachinformationen
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Großes Glück auf kleinen Pfoten
Kater Alfie, der die Londoner Edgar Road sein Zuhause nennt, ist todunglücklich, seit die Nachbarskatze Schneeflocke, mit der Alfie ein zartes Band der Liebe teilte, weggezogen ist. Alfies Menschen Claire und Jonathan überraschen ihn deshalb mit einem Kätzchen. Alfie hat nun eine neue Aufgabe: Er wird sofort zu einem Vater und Lehrer für den kleinen George. Doch etwas bereitet den Katzen in der Umgebung große Sorgen: Überall tauchen Zettel mit vermissten Katzen in der Nachbarschaft auf. Und dann verschwindet George plötzlich spurlos - er wurde entführt! Alfie und seine Freunde setzen alles daran, um George zurückzuholen - dorthin, wo er gehört, in die Edgar Road und unter Alfies Fittiche.
»Was in drei Katers Namen ist denn DAS?« Ich blickte zuerst zu Schneeflocke, meiner Katzenfreundin, dann zu der Kreatur. Wir standen an dem Holzzaun, der den Garten unseres Ferienhauses umgab, und starrten auf das seltsame Wesen, das auf der anderen Seite umherschritt. Es war ziemlich füllig, hatte einen sehr scharfen Schnabel, stacheliges Fell, das wie Federn aussah, und kleine, gemein dreinblickende Augen. Während es uns beobachtete, gab es einen komischen, hohen Laut von sich und pickte in unsere Richtung. Nervös wich ich zurück.
»Ach, Alfie, das ist doch nur ein Huhn! Sag nicht, du hast noch nie eins gesehen?« Schneeflocke lachte.
Das kränkte mich wirklich, wobei ich, um ehrlich zu sein, tatsächlich noch nie ein lebendes Huhn gesehen hatte. Da ich aber schließlich der Mann in unserer Beziehung war, versuchte ich, so bedrohlich wie möglich auszusehen.
»Chhhhh«, fauchte ich. So, das würde ihm zeigen, wer hier der Boss war. In diesem Moment kam die Henne allerdings auf mich zugerannt, wackelte dabei mit ihrem winzigen Kopf und flatterte wild mit den Flügeln. Sofort sprang ich zurück.
Wieder lachte Schneeflocke und kitzelte mich mit ihrem Schwanz. »Das tut nichts, Alfie, ehrlich.«
Davon war ich nicht so überzeugt. »In London sieht man nun mal selten Hühner«, verteidigte ich mich schnaubend und stolzierte beleidigt davon.
Wir waren an irgendeinem Ort, der sich »auf dem Land« nannte und wirklich hübsch war. Hier wohnten wir in einem Haus mitten im Nichts, kilometerweit nur von Feldern umgeben. Meine Familie - Jonathan, Claire und Summer - hatte das Haus gemeinsam mit Schneeflockes Familie, den Snells - Karen, Tim, Daisy und Christopher - für eine Woche gemietet und uns beide mitgenommen. Normalerweise durften Katzen nicht mit in den Urlaub fahren, deshalb hatten wir uns sehr darüber gefreut. Als ich meinen Freunden, den Katzen aus der Nachbarschaft, davon erzählt habe, waren die geschockt, doch bisher hatten wir eine angenehme Zeit gehabt, und ich ertappte mich bereits bei dem Gedanken, dass wir Katzen vielleicht öfter Urlaub machen sollten. Eine Luftveränderung ist die beste Erholung, hatte Margaret, meine erste Besitzerin, immer gesagt, und damit hatte sie recht gehabt - es war genau die richtige Medizin.
Das Haus war riesig. Es gab fünf Schlafzimmer, und im Wohnbereich stand ein offener Kamin, vor dessen Feuer Schneeflocke und ich uns abends zusammenrollten. Das war sehr romantisch - auch wenn wir auf die Funken aufpassen mussten, die hin und wieder aus dem Kamin flogen und einmal fast Schneeflockes wunderschönen weißen Schwanz angesengt hätten.
Wir hatten die Anweisung bekommen, immer im Garten zu bleiben, wenn wir rausgingen. Unsere Menschen hatten Angst, dass wir uns verlaufen würden - als ob uns das je passieren würde. Aber bisher waren wir tatsächlich brav gewesen und hatten uns darauf beschränkt, besagten Garten zu erkunden. Er hatte eine gute Größe und war außerdem hübsch, mit vielen interessanten Büschen und Blumenbeeten. Es gab genug, womit wir uns beschäftigen konnten, weil er viel größer war als die kleine Fläche, mit der ich mich in London begnügen musste. Trotzdem warteten hinter dem Garten - dort, wo die Hühner wohnten - einige saftig grüne Wiesen. Eine große Versuchung für einen neugierigen Kater wie mich.
Schneeflocke ließ sich davon allerdings nicht sonderlich beeindrucken. Bevor sie in die Edgar Road (meine Straße in London) gezogen war, war sie eine reiche Katze gewesen; ihre Familie hatte ein Haus auf dem Land mit einem weitläufigen Garten besessen. Mittlerweile gab sie damit nicht mehr an, aber in der Zeit, als wir uns kennengelernt hatten, war das ein bisschen anders gewesen (damals hatte sie sich mir gegenüber kratzbürstig verhalten). Doch ich hatte sie schließlich von mir überzeugt und ihr Herz gewonnen, und inzwischen waren wir schon fast zwei Jahre zusammen. Die besten zwei Jahre meines Katerlebens.
Am Anfang scheinen die Leute immer überrascht zu sein über unsere Beziehung, aber Katzen können sich genauso leicht verlieben wie Menschen, wenn nicht sogar noch leichter. Ich sollte wissen, wovon ich spreche, immerhin habe ich viel Erfahrung mit Menschen gesammelt.
Da ich ein Haustürkater bin, zähle ich viele verschiedene Menschen zu meiner Familie. Ich besuche nämlich mehr als ein Haus, insofern habe ich auch mehrere »Besitzer«. Neben Claire und Jonathan verbringe ich regelmäßig Zeit mit Polly, Matt und ihren zwei Kindern Henry und Martha, genauso wie mit meiner polnischen Familie: Franceska, dem großen Tomasz und ihren Kindern Aleksy und dem kleinen Tomasz. Ich bin schon ein schwer beschäftigter Kater.
Allerdings ist es mir gelungen, alle meine Familien zusammenzubringen, sodass sie mittlerweile gut miteinander befreundet sind. Während meiner Zeit mit ihnen - in der Edgar Road und darüber hinaus - habe ich viele Veränderungen mitbekommen. Die Menschen scheinen sich oft zu verändern, oder zumindest ändert sich ihr Leben ständig, und wir Katzen sind meistens die Zuschauer und dürfen dann später die unvermeidlichen Trümmer beseitigen. Ich kümmere mich um meine Menschen - so bin ich nun mal -, und ich habe Aufs und Abs gesehen, Gutes wie Schlechtes und sogar ziemlich Hässliches; trotzdem habe ich meine Aufgabe als Beschützer meiner Familien immer sehr ernst genommen.
»Wir sollten mal reingehen, ich bekomme langsam Hunger«, sagte ich zu Schneeflocke und leckte mir über die Lippen. Ich hätte die ganze Henne essen können, hätte die nicht so respekteinflößend ausgesehen. Andererseits bin ich nicht gerade ein guter Jäger, und Schneeflocke auch nicht; sie ist viel zu schön, um irgendein Lebewesen zu töten. Ich weiß noch, wie verzaubert ich war, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Und selbst jetzt, nach zwei Jahren, bin ich immer noch wie ein verliebter alter Gockel - oder besser gesagt: ein verliebter Kater im besten Alter.
»Wer zuerst da ist .«, rief Schneeflocke jetzt und lief bereits los. Schnell sprang ich ihr hinterher, und wir kamen gleichzeitig an der offenen Hintertür an, beide leicht außer Atem von unserem Rennen.
»Ach, da seid ihr ja, ihr zwei.« Claire lächelte mir zu, als ich mit Schneeflocke in die Küche tigerte. Sie balancierte gerade ihre Tochter Summer, die inzwischen zweieinhalb Jahre alt war, auf der Hüfte, während sie eine Schüssel auf dem Hochstuhl abstellte. Anschließend bugsierte sie die Kleine, die sich protestierend hin- und herwand, geübt in den Sitz. Summer, meine Menschenschwester, war eine kleine »Madame«, wie Claire sie nannte, während Jonathan sie als »temperamentvoll« bezeichnete. Obwohl sie manchmal eine Nervensäge war und mich für meinen Geschmack ein wenig zu oft am Schwanz zog, liebte ich sie sehr. Außerdem glich sie das alles mit ausgiebigen Kuscheleinheiten wieder aus.
Lächelnd griff Summer nach ihrem Löffel und warf ihn auf den Boden. Dieses Spiel schien ihr nie langweilig zu werden, wobei sie meiner Meinung nach inzwischen alt genug war, um es besser zu wissen.
»Toast«, sagte sie mit ihrem typischen Lispeln.
»Erst isst du deinen Porridge, danach kannst du Toast haben«, entgegnete Claire streng.
»NEIN!«, schrie Summer und stieß ihre Schüssel mitsamt dem Porridge ebenfalls auf den Boden. Wie immer stand ich zu dicht an ihrem Hochstuhl und musste mir dafür nun diverse Essensreste aus dem Fell lecken. Wann würde ich es je lernen?
Aber ich fühlte mich nun mal für Summer verantwortlich und musste auf sie aufpassen, selbst wenn sie sich wie eine Madame aufführte. Jonathan, unseren Dad, amüsierte ihr Verhalten, und er sagte immer, dass er Frauen mit einem starken Willen mag. Ich auch, deshalb hatte ich auch Schneeflocke so gerne - und Tiger, meine beste Katzenfreundin. Claire nervte dieses Benehmen eher, glaube ich, wobei sie seit Summers Geburt so glücklich war, dass ich mir keine allzu großen Sorgen mehr um sie machte. Zumindest nicht so wie früher.
Als ich bei Claire einzog, hatte sie gerade eine Scheidung hinter sich und war ziemlich niedergeschlagen gewesen. Es hatte mich sehr viel Zeit und Mühe gekostet, sie wieder aufzurichten. Doch dann hatte sie Jonathan kennengelernt, einen meiner anderen Menschen, und nun sind die beiden glücklich verheiratet, und Summer, ihre Tochter, macht unsere Familie komplett.
»Alfie, Schneeflocke, Frühstück«, flötete Daisy, Schneeflockes jugendliche Besitzerin, und stellte zwei Schüsseln mit Thunfisch vor uns ab.
»Miau«, bedankte ich mich. Daisy war wunderschön - groß und anmutig. Tatsächlich sahen sie und Schneeflocke einander irgendwie ähnlich: Sie hatten beide weißes Fell - oder Haar, in Daisys Fall. Seit Daisy achtzehn geworden war, arbeitete sie als Model. Sie war jetzt schon recht erfolgreich, deshalb war sie auch mit in den Urlaub gekommen. Wenn alles nach Plan lief, würde sie in Zukunft viel zu beschäftigt sein, um noch mal mit ihrer Familie wegzufahren, also nutzte sie die Gelegenheit, solange es noch ging. Schneeflocke vermisste sie, wenn sie bei der Arbeit war, gleichzeitig war sie jedoch auch sehr stolz auf sie, was ich irgendwie rührend fand.
Christopher, Daisys sechzehn Jahre alter Bruder, der am Tisch saß, beäugte Summer misstrauisch und stellte sicher, dass er genug Abstand zu ihr hatte, um nichts von ihrem Essen abzubekommen. In der Hinsicht war er viel schlauer als ich.
Hungrig machte ich mich über mein Frühstück her und genoss mein Glück. Auch wenn meine anderen Familien nicht hatten mitkommen können, war dieser Urlaub nahezu...
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