Schweitzer Fachinformationen
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Das Verlangen, ein Buch zu schreiben, wuchs in mir. Warum genau, weiss ich bis heute nicht. Ich kann jedoch sagen, dass ich weder einen speziellen Auslöser hatte, noch eine Antwort auf eine tiefgründige Frage suchte. Vielleicht brauchte ich eine neue Herausforderung. Vielleicht steckte ich in einer verspäteten «Midlife-Crisis1», verarbeitete den frühen Tod meiner Frau oder suchte lediglich nach einem Zeitvertreib oder einer Ablenkung. Oder ist es ein Ersatz für meine Abwesenheit in den sozialen Medien, während ich dennoch das Verlangen entdeckte, ein paar Gedanken mit meiner Mitwelt zu teilen? Ich weiss es wirklich (noch) nicht.
Es passt gut zum Konzept, dass ich seit etwa drei Jahren nicht mehr alles zu analysieren versuche, bevor ich etwas in meinem Privatleben unternehme. Nicht alles muss immer einen Grund haben, um es zu tun oder es zu lassen. Ich war lange genug geordnet, strukturiert und berechnend - vielleicht schon zu lange. Das heisst jedoch nicht unbedingt, dass ich das hoffentlich verbleibende letzte Viertel meines Lebens im Chaos verbringen möchte. Meine drei Kinder dürften bei dieser Aussage sicher ein wenig beruhigter sein.
Was mich und auch einige meiner Mitmenschen überraschte, war das gewählte Thema. Warum ein so komplexes, schwieriges und teils sensitives Thema wie Glauben, Religion, Gott und höhere Mächte und dazu noch die eigene Interpretation, und die Frage, wie andere Menschen damit umgehen könnten?
Als gelernter Koch, mit kulinarischen Erfahrungen in sieben Ländern und Genussreisen in etwa 40 weiteren, hätte man vielleicht eher ein (grossartiges) Kochbuch von mir erwartet. Irgendwie war ich davon aber nicht so ganz überzeugt und entschied mich, die Welt vorerst nicht mit einer weiteren Ansammlung von Gerichten und kulinarischen Philosophien zu überfluten. Dafür sind leider immer öfter inkompetente, selbsternannte Chefs zuständig, die sich super-gut vermarkten können und das Verlangen haben, den heutigen Convenience-Food-Hausfrauen zu erklären, dass Honig von Bienen stammt, die Kühe für die Milch zuständig sind und beides nicht vegan ist.
Ich hätte auch über die Erlebnisse berichten können, die ich beim Bekochen, Bewirten und Beherbergen von verschiedenen Königsfamilien, unzähligen Staatsoberhäuptern und VIPs2 gemacht habe. Viele Anekdoten gäbe es zu erzählen. Aber vielleicht bin ich ein bisschen altmodisch (meine jüngste Tochter würde das «vielleicht» weglassen) und es Ehrensache ist, nicht freizügig über das private Leben dieser Menschen zu berichten. Die meisten stehen oder standen sowieso schon oft im Mittelpunkt sozialer Medien. Die Sensationsjournalisten sind für diese oft unnötige Berichterstattung zuständig und sind sich sicherlich bewusst, was sie dabei anstellen.
Ich finde, dass trotz der heutigen sozialen Vernetzung auch VIPs selbst entscheiden dürfen sollten, ob die ganze Welt ihren Aufenthaltsort erfahren darf, was sie gerade mit wem tun und warum die Toilettenspülung nicht funktioniert. «Papparazzi» wäre ganz einfach der Titel eines Chartstürmers der Gaga-Dame3, der keinen Sinn macht und - fertig Schluss. Und vielleicht wäre sogar Lady Di4 noch am Leben. Aber solange sich die Hausfrauen interessieren, wie viel Abfall Jamie und Tim5 heute in der Küche produzieren und wieviel schmutziges Geschirr dabei entsteht, wollen die sicher auch wissen mit wem sie letzte Nacht geschlafen haben. Wie gesagt: «not my cup of tea6». Oder altmodisch? Ja, ich glaube noch an ungeschriebene Werte, die nicht Gesetz sind und ganz einfach auf menschlichem Verstand und Moral beruhen. Basierend auf dem im Internet Gesehenen, etwas, dass im 21. Jahrhundert anscheinend unvorstellbar wird!
Bis zum heutigen Tage durfte ich ein privilegiertes Leben führen und hatte das Glück, vor allem auf dem asiatischen Kontinent viel zu reisen und ich dabei das Gefühl von Heimweh nie kannte. Nicht zuletzt dank dem grossartigen Beruf, den ich erlernt hatte, standen mir am Ende des letzten Jahrhunderts viele Türen in Richtung Osten offen. Dabei war mir bewusst, dass ich als ausländischer Experte von meinem Arbeitgeber engagiert wurde und professionell arbeiten musste. Daher sahen es die Arbeitgeber und Vorgesetzten oft nicht gerne, wenn sich sogenannte Expatriates7 zu sehr den lokalen Gegebenheiten annahmen. Auf der anderen Seite tendierte ich trotzdem eher dazu von den lokalen Mitmenschen und Arbeitskollegen und -kolleginnen dazuzulernen. Es war für mich immer sehr wichtig, dass ich mein Umfeld verstand, mich dabei entsprechend einlebte und wohlfühlte. Die Kulturen, aber auch die Geschichte und Geografie der Länder, in denen ich mich aufhielt, waren mir darum immer sehr wichtig. Dazu gehörten die verschiedenen Religionen und Glaubensrichtungen, diese zu verstehen, zu akzeptieren und dadurch kennen zu lernen und verstehen zu können. Der oft unendliche Drang, mein Wissen kontinuierlich zu erweitern, war in diesem Fall sicherlich eine willkommene Hilfe. Als Resultat durfte ich intensive Erlebnisse erfahren und war nicht nur Zuschauer und Konsument einer an mir vorüberziehender Welt, ich war meistens mittendrin und Teil davon. Yippy Ay Yeah!8 Audrey begriff nie wirklich, warum ich in Asien nicht in der Shoppingmall9 zum Friseur gehen wollte, sondern zum Strassen-Friseur ging, um meine spärliche Haarpracht schneiden zu lassen. Meiner Meinung nach findet das wirkliche, echte Leben nicht in einer künstlich aufgebauten Welt der Wegwerfgesellschaft statt, die dem Homo Sapiens10 vorgibt, was er «liken» sollte, sondern im Dorfladen, beim Bauern, beim Handwerker. Mit dem stetigen Drang immer wieder Neues zu entdecken, hatte ich auch oft das Vergnügen interessante Menschen kennen zu lernen. In den meisten Fällen verliehen mir diese Personen ein sehr positives Bild unseres Daseins. Die Religion und der Glaube dieser Menschen war dabei ein konstanter Begleiter.
Als ich mit 25 Lenzen meine erste Auslandstelle in China als Souschef antrat, war ich mir noch nicht sicher, woran ich glauben sollte, und versuchte für mich das «Richtige» zu finden. Im Herbst 1989, als ich in Peking arbeitete, durfte ich mit einer kleinen Gruppe nach Tibet reisen. Es war mir bewusst, dass dies ein einmaliges Erlebnis wird und nahm an, dass es wahrscheinlich auch ein (Achtung Wortspielerei) einmal-iges Ereignis bleiben würde. Da ich dieses bevorstehende Erlebnis in vollen Zügen geniessen wollte, hatte ich mich auch entsprechend vorbereitet. Gemäss Reiseprogramm war es vorgesehen verschiedene buddhistische Stätte, wie der Potala-Palast11 und aktive Klöster zu besuchen. So war bei diesen Vorbereitungen auch eine Lektüre dabei, die den Buddhismus ausführlich beschrieb. Im Nachhinein war ich sehr froh, dass ich mich über den Buddhismus informiert hatte, da Tibet12 und der Buddhismus nach dieser einwöchigen Reise für mich untrennbar waren. Was damals für mich neu war und mich überraschte, war, dass Religion, Lebensphilosophie, Alltag, Politik und Kultur kaum voneinander zu trennen waren. Das ganze Drum und Dran des Lebens war sozusagen miteinander verknüpft. Die damals in meinem Umfeld typischerweise propagierte Trennung von Religion, Politik, Arbeit und Freizeit konnte ich nicht erkennen. In Tibet wurde das Leben als holistisch Ganzes, gelebt. Fortan umfasste mein Leben auch diese miteinander verbundenen Komponente, Religion jedoch ausgenommen.
Kurz nach dem beeindruckenden Erlebnis in Tibet ging ich als Küchenchef nach Malaysia, wo ich zum ersten Mal intensiver mit dem Islam in Berührung kam. Ich interessierte mich auch für diese Religion und wollte mehr darüber erfahren. Unter den verschiedenen Lektüren befand sich auch eine englische Version des Korans, die ich von A bis Z durchlas. Obwohl ich in einem liberal-christlichen Umfeld aufwuchs, realisierte ich damals auch, dass ich die Bibel als Buch nicht wirklich kannte und versuchte, dies nachzuholen. So las ich auch die Bibel wie eine Fachlektüre, was natürlich nicht unbedingt richtig sein muss, von der ersten bis zur letzten Seite. Ich wollte herausfinden, was die Unterschiede der verschiedenen Religionen sind - vielleicht war da ja etwas für mich dabei. Long Story short13: Die darauffolgenden Bücher über das Thema Religion gaben mir aber auch nicht die zufriedenstellenden Antworten zu meinen offenen Fragen. Wahrscheinlich kam mir dabei auch mein ausgeprägt abstraktes und analytisches Denken in die Quere.
Während eines späteren Abschnittes meines Lebens traf ich dann auf die Theorien der Herren Einstein14 und Hawking15. Die Antworten dieser Physiker sprachen mich persönlich eher an und beantworteten meine offenen Fragen sachlich und faktisch. Ich gelangte zur Überzeugung, dass der Urknall die schlüssigste Erklärung für die Entstehung des Universums und unserer Erde ist. Dabei schloss ich die Existenz eines Gottes aus.
Ich wurde reifer, lernte mich besser kennen und fand, dass etwas Grosses zu hinterfragen gar nicht so schlimm sein muss. Und so war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich mich wohl...
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