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Seit 75 Jahren ringen Amerika und Russland um die Weltherrschaft. Im 20. Jahrhundert gewann Amerika den langen Kalten Krieg, und eine Weile schien es, als wäre dieser Triumph von Dauer und die Freiheit würde überall erblühen. Dieser Moment ging vorüber. Im 21. Jahrhundert schlug Russland mit List und Subversion gegen Amerika und dessen Verbündete zurück. Seine Strategien haben die amerikanische Demokratie untergraben, eine politische Architektur, die im Verlauf von 250 Jahren einen Bürgerkrieg und zwei Weltkriege überstanden hat. Wie dieses Ringen ausgeht, könnte entscheidend dafür sein, ob Amerika Bestand haben wird und ob in Zukunft Demokraten oder Autokraten die Welt regieren. Große Armeen, Kriegsflotten und Atomwaffenarsenale haben sich in diesem Kampf als nutzlos erwiesen. Er wird durch die politische Kriegsführung entschieden.
Politische Kriegsführung ist die Methode, mit der Staaten ihre Macht projizieren und ihren Willen gegen einen Feind durchsetzen, ohne Raketen abzufeuern oder ihre Kriegsflotte zu entsenden. Sie erfordert den Einsatz sämtlicher Instrumente, die den Geheimdiensten und der Diplomatie zur Verfügung stehen, von verdeckten Operationen bis zur Überredung mittels Zwang, und die geschickte Orchestrierung dieser Instrumente durch den Präsidenten. Die Vereinigten Staaten haben nach dem Zweiten Weltkrieg einen mächtigen Apparat der politischen Kriegsführung aufgebaut, der den Zusammenbruch der Sowjetunion beschleunigte. Doch an der Wende zum neuen Jahrtausend ist der amerikanische Motor ins Stocken geraten und heute fast zum Stillstand gekommen. Seit Wladimir Putins Machtantritt vor 20 Jahren nutzen die Russen geschickt und schlau das Instrument des politischen Krieges. Seit 2014 versetzen sie dem politischen System der Vereinigten Staaten immer neue Schläge, und 2016 verhalfen sie einem putinfreundlichen Präsidenten zur Macht und brachten damit die Demokratie in Gefahr. 2020 verstärkten sie ihr Arsenal der Desinformation und Täuschung und nahmen erneut Amerika ins Visier. Wir müssen herausfinden, wie die politische Kriegsführung funktioniert, bevor der nächste Schlag erfolgt. Denn er wird kommen.
Krieg ist der Naturzustand einer Welt, die wir geschaffen haben. Im vergangenen Jahrhundert wurden mehr als 200 Millionen Kombattanten und Zivilisten getötet. Die schwelenden Ruinen des Ersten Weltkriegs waren der Zündstoff für den Zweiten, und aus der Asche des Zweiten stieg die Giftwolke des Kalten Krieges auf. Zu den Idealen, die durch diese Kriege zerstört wurden, zählten die hehren Regeln, die Anfang des 20. Jahrhunderts festgelegt wurden: Kriege wurden zwischen uniformierten Kombattanten geführt, sie begannen an einem festgesetzten Tag mit der offiziellen Kriegserklärung und endeten wiederum an einem festgesetzten Tag mit der feierlichen Unterzeichnung eines Friedensvertrags. Ein Land mischte sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes ein. Für die Tausenden amerikanischen Soldaten, die nach Sibirien geschickt wurden, um zwischen August 1918 und Juni 1920, noch lange nach dem Waffenstillstand, gegen die Rote Armee zu kämpfen, waren diese Regeln leere Versprechungen. Und sie waren ein schwacher Trost für die 13 Millionen Polen, die im September 1939 aufwachten und feststellten, dass sie von den Russen besetzt waren, erobert aufgrund eines geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Pakts.
Noch im August 1945, nachdem Präsident Harry S. Truman die Atombombe auf Japan abgeworfen hatte, galten zwei Grundsätze des Krieges: die Kampfkraft (die Bereitschaft einer Nation, das Leben ihrer Soldaten zu opfern) und die Gefechtsstärke (die Tötungskapazität des Waffenarsenals eines Landes). Damals, wenngleich nicht für lange, waren einzig die Vereinigten Staaten im Besitz der ultimativen Waffe. Angesichts der zerstörten Städte, die nur noch ein radioaktiver Haufen Schutt und Asche waren, fragten sich die Lebenden, wie wohl der Dritte Weltkrieg aussähe, wenn Stalin das Geheimnis dieser Waffe kennen würde. In Wirklichkeit verfügte er bereits über sie, auch wenn dies in Washington noch niemand wusste. Die für die nationale Sicherheit verantwortlichen Amerikaner begannen über das Undenkbare nachzudenken, und mit der Verbreitung von Atomwaffen änderte sich auch die Art und Weise, wie sie darüber dachten. Die Klügsten unter ihnen erkannten, dass im Fall einer Auseinandersetzung mit den Russen der nächste Krieg alles zerstören würde, was unser Land zu verteidigen wünscht, und dass dann die Lebenden die Toten beneiden würden.
Als die beiden Seiten keinen Frieden schlossen, sondern begannen, um die Weltherrschaft miteinander zu ringen, suchten sie nach Möglichkeiten, einander durch die geheime Projektion von Macht zu bekämpfen, durch Spionage und Subversion, List und Sabotage, Wahlbetrug und verdeckte Putsche, Desinformation und Täuschung, Repression und Mord. Von dieser Art Krieg hatten die Amerikaner so gut wie keine Ahnung. Die Russen führten ihn seit vierhundert Jahren.
Zar Iwan der Schreckliche hatte im 16. Jahrhundert eine primitive Geheimpolizei gegründet. Peter der Große und Katharina die Große hatten die russische Spionage ausgebaut und Feinde im Ausland, aber auch ihr eigenes Volk bespitzelt. Zur Zeit von Napoleons Russlandfeldzug 1812 hatte Zar Alexander I. den russischen Auslandsgeheimdienst weiter gestärkt und an sein Militär angebunden. Die 1881 nach der Ermordung Alexanders II. gegründete Ochrana bespitzelte in den Jahrzehnten, in denen Könige und Königinnen, Prinzen und Erzherzöge und 1901 sogar der Präsident der Vereinigten Staaten von Anarchisten getötet wurden, Feinde in und außerhalb Russlands. Aber das Spitzelsystem des Kremls wurde von den bolschewistischen Revolutionären zerschlagen, die 1917 in Russland die Macht ergriffen. In jenem kalten, unbarmherzigen Dezember schuf Wladimir Iljitsch Lenin seine eigene Geheimpolizei: die Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage, kurz Tscheka. »Wir stehen für den organisierten Terror«, sagte 1918 deren erster Chef Felix Dserschinski. Stalin verlieh ihr unbegrenzte Macht. 1934 begann die Tscheka mit dem Großen Terror, dem eine Million Menschen zum Opfer fielen. In jenem Jahr waren Stalins Spione bereits in den Vereinigten Staaten am Werk. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs waren sie bis in die Regierung vorgedrungen - ins Außenministerium, ins Justizministerium, ins Manhattan-Projekt.[1] 1954, nach Stalins Tod, wurde der Spionagedienst in Komitee für Staatssicherheit umbenannt, den KGB. Beauftragt mit der Durchführung von Spionage, der Subversion des Gegners durch Desinformation und politische Sabotage, der Sicherung des Staates, dem Schutz seiner Führung und der Unterdrückung abweichender Meinungen, war der KGB ein Ministerium der Angst, das die Missionen von J. Edgar Hoovers FBI, der CIA im Kalten Krieg und der Gestapo der Nazis miteinander kombinierte. Der KGB war der größte Geheimdienst der Weltgeschichte. Wer wie Wladimir Putin in dem in Trümmern liegenden Nachkriegsrussland in Armut und Hunger aufwuchs und nach Macht strebte, war im KGB am richtigen Ort.
Ab 1958 stand vor der Lubjanka, der Moskauer KGB-Zentrale, eine riesige Statue Dserschinskis, bevor sie 1991 von Demonstranten gestürzt wurde, die entschlossen waren, die zerbröckelnde Architektur der Sowjetunion niederzureißen. Die Statue wurde zwar nicht neu gegossen und wiederaufgestellt, aber Putin rehabilitierte Dserschinski, als er den sowjetischen Geheimdienststaat wiederbelebte. Heute wird im Kreml alljährlich am 20. Dezember der Tschekistentag gefeiert. Putin selbst ist ein Tschekist bis ins Mark. Und das bedeutet, was es immer bedeutet hat: Erhalt der Macht des Staatsführers um jeden Preis; Inhaftierung und Ermordung von Regimegegnern und politischer Krieg, um Feinde zu täuschen, in die Irre zu führen und zu überraschen, sie dazu zu bringen, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln, sowie ihre Stellung in der Welt zu schwächen.
Bis zur Schaffung der Central Intelligence Agency durch den Kongress im Jahr 1947 hatten die Vereinigten Staaten in Friedenszeiten nie einen Spionagedienst unterhalten. Auch wenn wir Amerikaner in den nachfolgenden Jahren viel über das Handwerk der Geheimdienstarbeit lernten, oft durch bittere Erfahrung, waren wir anfangs in fast jeder Hinsicht Amateure, besonders in der politischen Kriegsführung und vor allem in den dunklen Künsten der Täuschung und Desinformation. In ihrer Anfangszeit bestand die CIA nur aus zweihundert Beamten. Ihre Mission war es, den Kalten Krieg zu führen und ein zweites Pearl Harbor zu verhindern. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Zahl ihrer Mitarbeiter um das Hundertfache. Sie befehligte verdeckte Armeen weltweit, führte paramilitärische Operationen in Ländern von Russland bis China durch, inszenierte Staatsstreiche und versuchte, den Eisernen Vorhang zu durchbrechen.
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wiesen das Weiße Haus und der Kreml ihre Agenten und Diplomaten auf der ganzen Welt an, mindestens 117 nationale Wahlen zu...
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