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2Die Theorie der Unternehmung in den modernen Wirtschaftswissenschaften und unternehmensethische Erweiterungsansätze
2.1Methodologische Grundlagen der modernen Wirtschaftswissenschaften
In der Einleitung seines Werkes Analytical Economics skizziert der Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Georgescu-Roegen evolutorische Entwicklungen des Wissenschaftsbegriffs und hebt in diesem Kontext die Bedeutung der Mechanik für die Wirtschaftswissenschaften hervor. Zwar sei in der Wissenschaft inzwischen die Position aufgegeben worden, dass die Mechanik der einzige Weg zu gültigem Wissen ist, dies sei allerdings der Physik zu verdanken, die sie habe verwerfen müssen, und nicht anderer Spezialwissenschaften, die sich ihrer bedienten. Der wissenschaftliche Schlachtruf all science must imitate mechanics sei in der Folge ersetzt worden durch den Imperativ no science without theory, wobei der Begriff der Theorie in seinen Strukturen weiterhin dem Beispiel der Geometrie und Mechanik zu genügen habe.21 Bezüglich der Wirtschaftswissenschaften konstatiert er:
"No other science illustrates better than economics the impact of the enthusiasm for mechanistic epistemology upon its evolution."22
In einem Artikel zu den Methoden in den Wirtschaftswissenschaften betont Georgescu-Roegen darüber hinaus die Bedeutung der Mathematik für die Wirtschaftswissenschaften. Die wissenschaftlichen Beiträge, die sich der größten Lobpreisungen rühmten, seien diejenigen, die ein starkes mathematisches Rüstzeug nutzen würden.23 Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen kritisiert der Mathematiker Georgescu-Roegen dann diese Entwicklung, da ein solcher wissenschaftlicher Ansatz wirtschaftliche Phänomene nicht angemessen zu beschreiben wisse:
"Recent economic difficulties in many areas - unemployment, inflation, stagnation of undeveloped nations, and the energy crises - have revealed the impotence of a professional knowledge consisting mainly of paper-and-pencil operations to prescribe some remedies, however imperfect. [.]. It is to be hoped that most of the errors introduced into our current mode of acting as economists by our infatuation with symbolism for symbolism's sake will be eliminated soon as a result of such developments and such authoritative admissions. Yet some bad habits of thought are likely to survive. By far the most crucial of these is the mechanistic epistemology. For as I shall now argue, most of the present faults and deviations have their origin in that Weltbild."24
Es war das 19. Jahrhundert, welches dieses Weltbild schuf und sich damit auch der Ökonomie förmlich aufdrängen musste. So behauptete der französische Physiker und Mathematiker Pierre Simon de Laplace im Jahr 1814 in seinem Philosophischen Versuch über die Wahrscheinlichkeit, dass alles im Universum durch die Gesetze der Natur respektive der Mechanik regiert sei - und nur durch diese:
"Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Weltalls als die Wirkung seines früheren und als die Ursache des folgenden Zustands betrachten. Eine Intelligenz, welche für einen gegebenen Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiß sein und Zukunft wie Vergangenheit würden ihr offen vor Augen liegen."25
Etwa dreißig Jahre nach dieser Apotheose der Mechanik durch Laplace berechnete der französische Astronom Urbain-Jean-Joseph Leverrier die Position des Planeten Neptun, bevor Galle diesen durch eben jene Berechnung und die damit verbundenen Hinweise im Jahr 1846 auffinden konnte.26 Dass Neptun damit at the tip of a pencil entdeckt wurde, beeindruckte die Wissenschaftler und ließ die Anwendung der Mechanik zu dem bedeutendsten wissenschaftlichen Dogma werden.27 In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts beschreibt dann Wilhelm Wundt in seinem Werk Logik (mit dem Untertitel Eine Untersuchung der Prinzipien der Erkenntnis und der Methoden wissenschaftlicher Forschung) die allgemeinen Prinzipien und Methoden der Naturforschung. Dort heißt es bezüglich der Mechanik:
"Anfang und Grundlage aller erklärenden Naturwissenschaften ist die Mechanik. Sie ist die allgemeinste Naturwissenschaft, insofern man auf die Erscheinungen, mit denen sie sich beschäftigt, auf die Bewegungen der Körper und ihrer Teile, alle der äußeren Wahrnehmung gegebenen Naturerscheinungen vermöge des Grundsatzes der Unveränderlichkeit der materiellen Substanz zurückzuführen sucht. [.]. Infolge der vollkommen bindenden Schlußweisen endlich, durch die sich aus einer kleinen Anzahl allgemeiner Voraussetzungen das System der rationellen Mechanik entwickelt, ist diese auch in methodischer Beziehung das vollendete Vorbild einer exakten Naturwissenschaft."28
Wenig verwunderlich scheint es daher, dass dem Zeitgeist entsprechend offenbar auch die Politische Ökonomie mit den Gesetzen der Mechanik vereinbar sein musste. So führt W. Stanley Jevons 1871 in seiner Theorie der Politischen Ökonomie bezüglich der zu den Geisteswissenschaften gehörenden Volkswirtschaftslehre aus:
"Es ist klar, daß die Volkswirtschaftslehre, wenn sie überhaupt eine Wissenschaft sein soll, eine mathematische Wissenschaft sein muß. Viele Vorurteile bestehen gegen die Versuche, die Methode und Sprache der Mathematik in einen Zweig der Geisteswissenschaften einzuführen. Viele meinen, daß die Naturwissenschaften das eigentliche Bereich der mathematischen Methode bilden und daß die Geisteswissenschaften eine andere Methode verlangen, - ich weiß nicht welche. [.]. Es scheint mir, daß unsere Wissenschaft mathematisch sein muß, einfach deshalb, weil sie sich mit Mengen beschäftigt."29
An späterer Stelle der einführenden Worte in sein Werk nutzt Jevons dann sogar explizit den Begriff der Mechanik im ökonomischen Kontext:
"Kehren wir indessen zum Gegenstande unseres Werkes zurück. Die hier entwickelte Theorie kann als eine Mechanik des Nutzens und des Selbstinteresses beschrieben werden."30
Ein entscheidender Beitrag zur exakten Darstellung der Wirtschaft als System wurde somit zu Beginn der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts durch die sogenannte marginalistische Revolution geleistet, deren Grundlage nicht nur im Werk von Jevons, sondern fast gleichzeitig auch in den Pionierwerken von Walras (Éléments d'économie politique pure) und von Menger (Grundsätze der Volkswirtschaftslehre) gelegt wurde. Edgeworth, Fisher, Pareto, Marshall, Pigou und andere entwickelten die Theorie weiter, die sich im 20. Jahrhundert als dominantes Paradigma der Ökonomik profilierte und welche mit dem Terminus Neoklassik umschrieben wird.31
2.2Die neoklassische Theorie der Unternehmung
Die neoklassische Wirtschaftstheorie konstruiert die Unternehmung als black box, die lediglich durch eine Produktionsfunktion repräsentiert wird und die die Technologie als entscheidende Größe besitzt.32 So definieren Henderson und Quandt in ihren Ausführungen zur mikroökonomischen Theorie die Unternehmung wie folgt:
"Eine Unternehmung ist eine technische Einheit, die Güter produziert. Der Unternehmer (Eigentümer oder Manager) entscheidet darüber, wie, welche und wie viel Güter hergestellt werden, er erhält den Gewinn oder trägt den Verlust dieser Entscheidung. Nach den technischen Gesetzen, die in der Produktionsfunktion ausgedrückt sind, transformiert der Unternehmer die Faktoreinsätze in den Produktionsausstoß. Ist die Differenz zwischen dem Verkaufserlös der Ausbringung und den Kosten des Faktoreinsatzes positiv, so stellt sie einen Gewinn dar, ist sie negativ, so ist sie ein Verlust."33
Neben der Abbildung der Unternehmung als Produktionsfunktion kennzeichnet die neoklassische Modellwelt die Nichtexistenz einer bewussten Entscheidung zum Unternehmertum. Die Aktivität der Wahl einer Produktionsfunktion - ein wesentlicher Teil der eigentlichen unternehmerischen Leistung - wird aus der neoklassischen Perspektive nicht untersucht.34 Das unternehmerische Verhalten, insbesondere das einzige Ziel der Profitmaximierung, ist zudem in Gänze nicht selbst bestimmt, sondern durch das Wettbewerbssystem mit dem dazugehörigen Markt determiniert:
"Within the competitive model there is a hypothetical construct called the firm. [.]. The market information determines the behavior of the socalled firm. None of the problems of real firms can find a home within this special construct. There are no organizational problems nor is there any room for analysis of the internal decision-making process. In fact, all of the empirical content in this neoclassical model lies in the description of the environment within which the firm must operate. Even the sole objective of the firm, profit maximization, is determined by...
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