Schweitzer Fachinformationen
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Gestatten: Evelyn Weigert, 36 Jahre alt, Mama zweier kleiner Töchter – und mindestens einmal täglich am Rande des Wahnsinns. Bei aller Liebe zu ihren Kindern: Mama sein ist nicht immer easy. Spätestens dann, wenn man nach einem stressigen Arbeitstag im Slalom durch die heimische Legolandschaft stakst, ununterbrochen begleitet vom immer gleichen Kinderlied, fragt sie sich: Wie zum Teufel soll man das eigentlich alles schaffen?
Im typisch direkten Evelyn-Ton zeigt sie das wahre Leben der Eltern, mit all seinen Up's and Down's. Belehrende Ratschläge oder einen erhobenen Zeigefinger gibt es nicht, vielmehr zeigt sie treffend, humorvoll und herzlich, dass niemand allein ist.
Evelyn Weigert wurde 1988 in Regensburg geboren. Dort verbrachte sie ihre Jugend und studierte Gesang am "Music College". Sie nahm an der Frank-Elstner-Masterclass an der Axel-Springer-Akademie in Berlin teil. Schnell gelang ihr der Sprung ins Fernsehen, sie moderierte zahlreiche erfolgreiche TV-Formate für Pro7, ARD, NDR und Sky. 2021 erschien die ARD-Dokuserie "Oh Baby! Sowas von schwanger", in der sich Evelyn allen Fragen rund um die Schwangerschaft stellt. Seit Anfang 2019 moderiert Evelyn Weigert zusammen mit Basti Heinlein den erfolgreichen Podcast "Heinlein & Weigert".
Superheldin mit fettigen Haaren
Ich habe da mal eine Frage an euch, Moms: Habt ihr euch auch so hart gestresst vor der ersten Geburt? Sich alle möglichen Gedanken und Sorgen zu machen, dass es dem Baby und allen anderen gut geht - völlig klar! Aber ist euch schon mal aufgefallen, wie wichtig viele Frauen dabei etwas ziemlich Unwichtiges nehmen, eine Nebenbaustelle, die uns eigentlich egal sein sollte? Ein absolutes Top-Thema in meinem Schwangeren-Circle war, wo der Partner denn nun genau im Kreißsaal stehen soll und was er aus welcher Perspektive womöglich zu sehen bekommt. Alle hatten Schiss, dass der Partner es verstörend finden könnte, zu sehen, wie das Kind auf die Welt kommt. Und alle fragten sich: Werden wir danach noch diese zwei sexy Motherfucker sein? Werden wir überhaupt je wieder Sex haben können?
Dieses Thema hat mich echt beschäftigt. Bei wichtigen Fragen wie der PDA habe ich hingegen gar nicht lange gefackelt. Ich bin super schmerzempfindlich, habe eine gute Selbsteinschätzung und weiß, was ich mir zutrauen kann und was nicht. Klar wollte ich die! Stattdessen habe ich mir aber wegen diesem Blödsinn einen Kopf gemacht. Hauptsache, dem Kleinen und der Mama geht es gut, wen interessiert schon, ob irgendetwas peinlich ist? Das Problem ist eben, dass wir bei der Geburt nie die Perspektive des anderen haben, wir sehen nicht, was er sieht, und fühlen uns deshalb ausgeliefert. Ich verstehe, dass man beim ersten Kind nicht will, dass der Typ direkt frontal geparkt wird, wo er sowieso der Hebamme im Weg herumstehen würde. Aber wieso ist es für viele so ein Riesenthema, wo der Partner oder die Partnerin während der Geburt steht und was er oder sie dabei zu sehen bekommt, bei der natürlichsten Sache der Welt?
Vor der ersten Geburt habe ich mich davon anstecken lassen, Alex dann zur Seite genommen, ihn fixiert und im Todesernst gesagt: »Du stehst gefälligst bei der Geburt hinter oder neben mir!« Alex meinte nur: »Hä, was machst du dir für Gedanken? Ich stehe da, wo es sich für DICH gut anfühlt, ich will dich einfach nur unterstützen.«
Wer, bitte, redet uns solche Sachen ein, woher kommen diese absurden Vorstellungen? Warum ist alles, was natürlich ist und zum Leben gehört, so was von schambehaftet?
Wie toll, dass aus unserem Geschlechtsorgan ein Kind auf die Welt kommt. So krass badass! Zeigt mir mal einen einzigen Action Hero da draußen, der etwas vergleichbar Cooles kann!
Oh, der Herr Spiderman kann ein Spinnennetz aus seiner Hand schießen und bissle die Hauswände hochklettern und Batman rettet ein paar Leute hier und da - oder nicht? Ich merke gerade, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, was der Dude eigentlich kann, anyway, ich weiß, was wir Frauen können, und das ist Leben auf diese Erde zu bringen.
WIR sind die Action Heroes mit fettigen Haaren, Babys! Aber anstatt stolz auf uns zu sein, schämen wir uns. Stellt euch mal vor, jemand rettet die Welt und denkt nur daran, ob er vielleicht noch Mohnkörner vom Frühstück zwischen den Zähnen hängen hat? Das würde doch keiner machen. Wir Frauen aber leisten so etwas Großartiges, machen uns aber Gedanken über solche unwichtigen Dinge: Oh Gott, ich will nicht, dass mein Partner meine Vulva so sieht und es dann nicht schön aussieht! Noch viel schlimmer finde ich es aber, wenn Männer sagen: »Boah, ich will da gar nicht hinschauen, dann kann ich nie wieder mit ihr ins Bett gehen!« Möchten wir mit jemandem Sex haben, der so etwas Bescheuertes sagt? Natürlich nicht. Aber diese Sprüche haben wir trotzdem im Kopf und kriegen sie nicht mehr raus.
Sicher gibt es Männer, die das verstörend finden und nicht packen, damit klarzukommen, das finde ich auch total in Ordnung. Aber die sollen dann eben einfach nicht hinschauen, die Schnauze halten und Frauen nicht mit solchen Kommentaren verunsichern. Ich habe auch so eine Idee, was das für Typen sind, die so was sagen. Ich glaube, es sind die, die auf dem Klo hocken und dabei spülen und husten wie die Wahnsinnigen, damit man bloß nichts mitbekommt, die Raumspray im Vorteilspack kaufen. Eure Sache! Aber lasst uns, bitte, entspannt unsere Kinder kriegen, ohne uns schlechte Gefühle einzureden. Ich weiß nicht, ob ihr es wusstet, Jungs, aber bei einer natürlichen Geburt hilft es tatsächlich sehr, wenn man loslassen kann. Und das geht nicht so gut, wenn man nur mit dem Gedanken beschäftigt ist: Hilfe, jetzt sieht er alles und was nun?
Denn eine Geburt ist nicht clean: Wer vor den Presswehen den Einlauf verbummelt, der kackt während der Geburt. Sorry, aber pressen heißt pressen, und da zielgenau bestimmte Bereiche anzusteuern und andere auszusparen, funktioniert leider nicht. Man liegt hilflos herum, und dann kommt auch noch eine Kackwurst mit raus. Mir war das natürlich wahnsinnig unangenehm. Aber für jede Hebamme so was von alltäglich, dass sie es niemals auch nur kommentieren würde. Bitte mal kurz innerlich den Finger hoch, wem das auch passiert ist! Eben.
Überhaupt schieben wir vor der Geburt die absurdesten Filme. Als der Entbindungstermin näher rückte und ich wusste, es geht ans Eingemachte, habe ich mich vorher noch mal krass aufpoliert. Es war mir mega wichtig, einigermaßen fresh und ohne fettige Haare in die Sache reinzugehen. Da wir einen Termin für eine Einleitung hatten, konnte ich den großen Showdown relativ gut timen. Eine Woche vor dem errechneten Entbindungstermin habe ich mir jeden Abend noch meine Augenbrauen geschminkt, aus Angst, es könnte doch schon vorher nachts losgehen, ich hab scheiß Augenbrauen und muss dann so ins Krankenhaus. Na ja, am Ende konnte ich alles planen und bin sogar mit richtig geilen Curls in den Haaren im Krankenhaus aufgelaufen, die hatte ich mir ernsthaft noch vor dem Schlafengehen eingedreht. Volles Programm. So richtig weiß ich auch nicht, warum mir das so wichtig war. Vielleicht hatte ich es schon im Gefühl, dass ich bald nicht mehr dazu kommen würde, aber es tat mir gut, mich noch mal schön zu machen.
Auch wenn man sich das vorher so ausmalt, hat eine Geburt nichts mit einer sterilen Wellness-Situation zu tun. Mehr echtes Leben geht gar nicht. Jede Geburt ist individuell. Deshalb ist das Beste, was ich einer Frau empfehlen würde, alle Szenarien im Kopf einmal durchzuspielen.
Weil eben alles möglich ist. Auch wenn du die geilste Schwangerschaft hattest, bis das Kind da ist, kann sich immer noch so viel ändern, aus verschiedensten Gründen. Dann läuft alles komplett anders, als du es dir vorgestellt hattest. Ich hatte zum Beispiel lange panische Angst vor einer Einleitung, weil ich nur Horror-Storys kannte, und hatte bei beiden Geburten eine - und es war cool! Darum glaube ich, der größte Gefallen, den du dir selber tun kannst, ist, zu allen möglichen Geburtsszenarien Infos zu sammeln und dir mal zu überlegen: Wie wäre ein Kaiserschnitt für mich? Wie wäre es, wenn eine Saugglocke zum Einsatz käme? Einfach alles für sich durchzugehen, anstatt durchzudrehen, wenn die Fantasie von der Geburt, die man sich erträumt hatte, nicht mit der Realität übereinstimmt. Damit man nicht völlig überrumpelt ist, wenn etwas kommt, mit dem man gar nicht gerechnet hatte. Es ist doch ein bisschen wie mit der Traumhochzeit, viele haben ein sehr konkretes Bild davon im Kopf. Genauso muss es sein! Dann ist aber das Wetter scheiße, die achtstöckige Torte fällt auf den Boden, die Trauzeugin hat Magen-Darm, man selbst einen Herpes. Das ist das Leben. Und besonders Geburten sind einfach unberechenbar.
Kurz vor der Geburt unseres zweiten Kindes hatten wir noch Pizza ins Krankenhaus bestellt und uns des Lebens gefreut. Drei Stunden später hatte sich der Muttermund schon geöffnet, dann hab ich die PDA bekommen, und wir sind langsam in den Kreißsaal getingelt. Dann ging es richtig los und - was soll ich sagen? - es tat echt ziemlich weh. Bei der Entbindung wollte ich unbedingt auf der linken Seite liegen, weil ich gehört hatte, dass dadurch die Durchblutung bei Mama und Baby verbessert werden soll, es oft weniger schmerzhaft ist und es die Geburt schonender macht. Da ich aber blöderweise wie ein angeschossener Elefant auf dem Rücken lag, hat mich mein liebes Team nicht hängen lassen, und sie haben mich auf die Seite gewuchtet. Auch Alex hatte richtig was zu tun. Ich wog zu der Zeit über neunzig Kilo und hatte gefühlt eine Tonne Wasser in den Beinen. Sein Job war es, mein rechtes Bein die ganze Zeit nach oben zu halten, damit ich die Kleine rauspressen konnte - und es war mir, by the way, furzegal, dass er freie Sicht auf meine Vulva hatte. Wenn wir heute darüber reden, lachen wir uns immer noch tot, weil es uns so sehr an den Spanier bei uns im Kiez erinnert hat, wo ein ganzer Serrano-Schinken von der Decke baumelt. So ein Format hatte mein Bein. Es muss unfassbar anstrengend für Alex gewesen sein, diesen Beinschinken für eine so lange Zeit hochzuhieven. Richtig tolles Teamwork!
Bei unserer ersten Tochter war ich noch zu verunsichert und hätte mir so ein Geburtsszenario nicht vorstellen können, aber beim zweiten Kind war ich viel entspannter und habe mich total wohlgefühlt. Nachdem die Kleine draußen war, meinte ich zu Alex, ohne groß darüber nachzudenken: »Mach mal bitte...
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