Schweitzer Fachinformationen
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Einst flohen die Menschen vor einer übermächtigen Alienarmee auf den Planeten Safehold. Nun, Jahrhunderte später, haben ihre Nachfahren die Vergangenheit vergessen. Sie leben in einem ewigen Mittelalter, beherrscht von einer Kirchendiktatur, die jede moderne Technik verbietet. Doch das Inselkönigreich Charis kämpft für seine Unabhängigkeit und für technischen Fortschritt. Mit an vorderster Front: Merlin Athrawes. Kaum jemand weiß, dass Merlin kein Mensch ist, sondern ein Cyber-Avatar - gefährliches Wissen, das eifersüchtig gehütet wird. Als ein neuer Akteur unerwartet auf dem Spielfeld erscheint, droht das Geheimnis ans Licht zu kommen ...
Der Schneesturm, der draußen tobte und heftig an den Dachschindeln des Hauses rüttelte, betonte die plötzlich eingetretene Stille im Raum. Selbst das Knistern der glühenden Kohlen im kleinen Kamin des bescheidenen Schlafgemachs war mit einem Mal unerträglich laut. Stocksteif stand Merlin Athrawes da, die Schultern gegen die Tür gelehnt, die er gerade eben erst hinter sich geschlossen hatte. Seine Augen, blau wie Saphire, blitzten, als sein Blick auf der schlanken Frau ruhte, die in dem kleinen Sessel neben dem Kamin saß, ihm gegenüber. Im zuckenden Lichtschein der Flammen war sie selbst im Halbdunkel des Zimmers gut zu erkennen.
Diese Frau hatte ihn soeben Ahbraim genannt.
Einen Lidschlag davor hatte ihn nichts weiter beschäftigt als die Frage, wie es ihr gelungen war, unbemerkt an den Wachen vorbeizukommen, die hier im Herzen von Siddar-Stadt die charisianische Botschaft sicherten. Doch nun war diese Frage nur noch von nachrangiger Bedeutung.
Der schwere, schlichte Mantel, der am Kleiderständer in Merlin Athrawes' Gemach hing, ebenso die Stiefel und die dicken Wollstrümpfe, die seine Besucherin sich von den schlanken, pedikürten Füßen gestreift hatte, waren vom schmelzenden Schnee völlig durchweicht. Hellwach war der Blick aus ausdrucksstarken Augen, mit denen sie Merlins Blick begegnete. Das Feuer im Kamin ließ Licht und Schatten auf ihrem Gesicht tanzen und den goldgefassten Topasschmuck an ihrem schlanken Hals funkeln.
Merlin bemerkte zweierlei, als wenn nichts wichtiger wäre: Der Lichtschein betonte einzelne hellere Strähnen in ihrem Haar, das ansonsten beinahe ebenso dunkel war wie das von Sharleyan Ahrmahk, und das elegante, maßgeschneiderte Kleid, das Merlins Besucherin unter ihrem einfachen, zweckmäßigen Mantel trug, verriet, dass es kostspielig gewesen war. Was Merlin sah, war, so war er sich ziemlich sicher, die schönste Frau, der er jemals begegnet war, eine Frau, die ihre Vorzüge einzusetzen wusste, bis hin zur Wahl des dezenten Parfüms, ein lieblich-blumiger Duft. Aber nichts von dem, was Merlin in diesen Sekundenbruchteilen registrierte, war der Grund für seine Erstarrung.
»Warum«, ergriff er schließlich das Wort und klang dabei deutlich ruhiger und gelassener, als es dem Anlass angemessen war, »haben Sie mich Ahbraim genannt, Madam Pahrsahn?« Fragend neigte er den Kopf zur Seite, und seine Miene verriet tiefes Erstaunen. »Sie beziehen sich doch wohl auf Meister Zhevons?«
»Oh, was für ein hervorragender Schauspieler Ihr doch seid!«, lobte ihn Aivah Pahrsahn, die einst den Namen Ahnzhelyk Phonda getragen hatte . und noch viele andere. »Ich muss sagen, beinahe hättet Ihr mich überzeugt - aber eben nur beinahe. Denn dafür beobachtete ich Euch nun schon zu lange, und ich habe ein sehr gutes Gedächtnis für kleinste Details.«
»Sie beobachten mich?«, wiederholte er. »Ach, ja? Wobei denn? Ich habe doch keineswegs versucht, einen Hehl aus meinem Kommen und Gehen hier in Siddar-Stadt zu machen. Weder vor Ihnen noch vor dem Reichsverweser habe ich etwas geheim zu halten versucht - und vor Ihren Agenten auch nicht, wo ich jetzt so darüber nachdenke.«
»Nun ja«, erwiderte sie nachdenklich, lehnte sich in dem Sessel zurück und schlug in einer elegant-fließenden Bewegung die langen Beine übereinander. Einen Ellenbogen auf der Armlehne, stützte sie ihr Kinn in die Hand, und Merlin konnte nicht umhin, zu bemerken, wie gepflegt und perfekt manikürt die Fingernägel waren. Sein Gegenüber blickte ihn an, als wollte sie ein Thema zur Sprache bringen, über das sie bereits weidlich nachgedacht hatte. »Ich gebe zu, dass mir zumindest ein Teil dessen, was Ihr letztendlich verraten habt, während meiner Zusammenarbeit mit Seiner Majestät und Euch hier in der Hauptstadt aufgefallen ist. Aber das allein war nicht maßgebend. Nein, endgültig davon überzeugt, dass meine Vermutungen, die absolut absurd erscheinen, alles andere als unbegründet sind, hat mich nicht sosehr all das Interessante, das Ihr hier getrieben habt. Es war vielmehr Eure Wahl der jeweiligen Zeiträume, die Ihr Euch . eben nicht hier aufgehalten habt, könnte man wohl sagen.«
»In welcher Hinsicht?« Der hochgewachsene, breitschultrige Kaiserliche Gardist verschränkte die Arme vor der Brust und wölbte fragend eine Augenbraue. »Und wenn ich schon damit anfange, Fragen zu stellen, hätte ich gleich noch eine: Von welchen Vermutungen - ob nun absurd oder alles andere als unbegründet, sei dahingestellt - reden wir?«
»Fast eintausend Jahre lang gab es hier bei uns keine einzige beurkundete Sichtung eines Seijin«, antwortete Madame Pahrsahn. »Dann, plötzlich, taucht Ihr auf . und das ausgerechnet in Charis, einem unbedeutenden Hinterwäldlerkönigreich. Während des ganzen Krieges gegen die Gefallenen wurde von keinem einzigen Seijin dort berichtet - von nicht einem, Merlin! So war das, bis sich Charis deutlich veränderte: Kaum, dass es nicht mehr klein und unbedeutend war, taucht Ihr auf - als wäret Ihr in Tellesberg vom Himmel gefallen.«
Sie schenkte ihm ein Lächeln, das die Grübchen in ihrem Gesicht entzückend betonte. Merlins Gesicht hingegen blieb unbewegt.
»Nun ist mir durchaus aufgefallen, wie viel Wert Ihr stets darauf legt, zu betonen, Ihr seiet in Wahrheit kein Seijin - auch wenn Ihr es nicht ausdrücklich ausgesprochen habt, habt Ihr daran nie einen Zweifel gelassen. Als mich die ersten Berichte über Euch erreicht haben und darüber, wie Ihr vorgeht, erschien mir das vernünftig. Doch was auch immer Ihr sagtet oder andeutetet: Die Leistungen, die Ihr vollbrachtet, sprachen eine ganz eigene Sprache und führten der Welt unmissverständlich vor Augen, was Ihr in Wahrheit seid. Doch nicht genug, dass plötzlich, nach all den Jahren, ein Seijin auftaucht: Noch bemerkenswerter war, dass Ihr der Kirche von Charis Gefolgschaft leistet, wo doch allgemein bekannt ist, dass die Seijins Vorkämpfer und Verfechter von Mutter Kirche waren. Schon als mir die ersten Berichte über Eure . erstaunlichen Fähigkeiten zu Ohren gekommen sind, habe ich mich gefragt, wie es wohl kommt, dass ein Seijin in den Dienst einer ganz offenkundig ketzerischen Kirche und des Kaiserreichs tritt, in dem sie ihren Ursprung hat.«
»Darf ich davon ausgehen, dass Sie letztendlich zu einer Antwort auf diese Frage gelangt sind?«, erkundigte sich Merlin höflich.
»Nun ja, angesichts des gewaltigen Unterschieds zwischen besagter ketzerischer Kirche einerseits und andererseits all dem, was dieses Schwein Clyntahn und dessen achsoverehrte >Vierer-Gruppe< Mutter Kirche angetan haben, war ich rasch davon überzeugt, dass Ihr ein deutlicher Beleg für göttliches Missfallen ob des Verhaltens der Entscheidungsträger seid.« Ihr Lächeln verschwand. »Und wenn ich ganz ehrlich sein darf: Kaum dass mir das bewusst geworden war, habe ich mich gefragt, warum Gott so lange damit gewartet hat.«
Merlin senkte den Kopf: ein Nicken, mit dem er ihre letzte Bemerkung zur Kenntnis nahm, ohne anderweitig darauf zu reagieren.
»Also habe ich Euch und alles, was Ihr unternommen habt, so gut wie möglich im Auge behalten«, fuhr Aivah Pahrsahn nach kurzem Schweigen fort. »Dass Ihr teilweise in großer Entfernung tätig wart, hat mir natürlich gewisse Schwierigkeiten bereitet, aber eines habt Ihr gewiss schon bemerkt: Wenn ich mir in den Kopf gesetzt habe, etwas - oder jemanden - im Auge zu behalten, dann bin ich dabei besser als die meisten anderen. So war ich schon lange, bevor ein gewisser Seijin Ahbraim meine Räumlichkeiten in Zion betreten hatte, fest davon überzeugt, niemals zuvor habe es auf dieser Welt jemanden gegeben, der eher ein Seijin ist als Ihr - sosehr Ihr das auch stets bestreitet. Und ob Ihr nun für Euch selbst eine Art Halbgöttlichkeit in Anspruch nehmt oder nicht: Es war offenkundig, dass Ihr auf der Seite Gottes steht.«
Beim letzten Satz hatte sie die Stimme gesenkt, und das Tosen des Sturms draußen wurde just in diesem Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, noch heftiger. Einen Moment lang lag Schweigen über der Kammer, dann zuckte Madame Pahrsahn die Achseln.
»Das war einer der Gründe, weswegen ich bereit war, auf Seijin Ahbraim zu hören und die Umsetzung meiner Pläne zu beschleunigen. Viel Überzeugungsarbeit seinerseits war allerdings nicht nötig. Zufälligerweise nämlich habe ich mich früher recht ausgiebig mit den Sagen und Legenden befasst, die sich um die Seijins ranken, und so hatte ich weidlich Zeit, mir meine Gedanken über Euch zu machen. Die Schlussfolgerungen, die ich dabei gezogen habe, gelten damit natürlich auch für ihn. Schließlich ist er ja ebenfalls ein Seijin und außerdem auch einer Eurer . Mitarbeiter. Sein Ratschlag erwies sich im Nachhinein als bemerkenswert nützlich, denn er führte mich letztendlich hierher«, sagte sie und vollführte mit ihrer freien Hand eine Geste, die neben dem Schlafgemach selbst die ganze umliegende Stadt einzuschließen schien. »Hier erst war es mir in vollem Umfang möglich, meine bescheidenen Möglichkeiten dem Ringen um den Niedergang Clyntahns und seiner Spießgesellen hinzuzufügen.« Ruhig blickte sie Merlin in die tiefblauen Augen. »Für dieses Privileg, für diese Gelegenheit, schulde ich . Seijin Ahbraim ewigen Dank.«
Dieses Mal fiel Merlins Nicken deutlicher aus, eine angedeutete Verneigung beinahe. Er trat an den Kamin heran, öffnete das Feuergitter, legte mit...
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