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Was ist deine Stimme eigentlich genau? Woher kommt sie? Was braucht sie? Du bist der Ursprung, die Quelle deiner Stimme. Als Mensch hast du die Fähigkeit, aus deinem Inneren heraus Töne und Laute zu erzeugen. Auch Hunde haben diese Möglichkeit. Wie wir uns in Bezug auf die Sprache aber grundlegend von ihnen unterscheiden, darüber später mehr.
In diesem Kapitel wirst du erfahren, wo und wie deine Stimme entsteht, welche Besonder- und Eigenheiten sie hat und welche Körperteile dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Fokus liegt hier auf den für die Stimmproduktion wesentlichen Körperregionen. Denn mit ein paar Grundlagen kannst du das Bewusstsein für deine Stimme schärfen, um deinen Stimmgebrauch zweckmäßiger und entspannter zu gestalten. Du wirst hierzu die drei Säulen der Stimme »Körper, Artikulation und Atmung« genauer kennenlernen und zwölf hilfreiche Tipps zur Stimmpflege erhalten. Am Ende dieses Kapitels findest du außerdem sechs praktische Übungen, um das Gelesene in deinen Körper zu bringen.
Wo genau entsteht nun deine Stimme im Körper? Wo werden deine Töne erzeugt? Auf diese Frage gibt es eine ziemlich eindeutige Antwort, der wir uns erst einmal ausführlich widmen wollen. Im Folgenden erfährst du dann Stück für Stück mehr über alle Bereiche deines Stimm- und Haltungsapparats, die für die Anatomie der Stimme wichtig sind: der Kehlkopf, die Wirbelsäule mit Brustkorb und Lunge, das Becken und der Beckenboden, der Rachen-, Mund- und Nasenraum.
Noch eine grundsätzliche Anmerkung, bevor wir uns gleich beinahe schon medizinisch der Anatomie und Physiologie der Stimme zuwenden. Wenn wir diese beeindruckenden Aspekte der Stimme hier zunächst isoliert betrachten, so ist Stimme doch immer ein hochkomplexes Zusammenspiel aus psychischen, energetischen und körperlichen Funktionen einer Person in Wechselwirkung mit ihrem Umfeld und »alle Merkmale und Eigenschaften der Ganzheit Stimme entstehen in den Wechselbeziehungen«6. Wenn du also eine Eigenschaft deiner Stimme veränderst, so hat das immer Auswirkungen auf das große Ganze und auf andere Bereiche deiner Stimme. Die Art, wie du deinen Körper hältst, wirkt sich zum Beispiel unmittelbar auf deine Atmung und deine Selbstsicherheit aus. So zeigt sich in jeder einzelnen Qualität deiner Stimme ihre gesamte Lebendigkeit. Nichts existiert isoliert - alles ist verbunden, alles wirkt zusammen.
Der Kehlkopf
Deine Stimme wird in deinem Kehlkopf erzeugt. Dessen fachliche Bezeichnung Larynx kommt vom altgriechischen Wort larunx und bedeutet so viel wie »Schlund« oder »Kehle«. Der Kehlkopf blickt auf eine ziemlich lange Forschungsgeschichte zurück. Unglaublich: Bereits im 15. Jahrhundert fertigte Leonardo da Vinci im Rahmen seiner anatomischen Studien erste Zeichnungen des Kehlkopfes an, die dessen einzelne Teile erstaunlich korrekt und detailliert abbilden. Bis ins 18. Jahrhundert wurde das Wissen um die Strukturen des Kehlkopfes dann von vielen klugen Anatomen erweitert und verfeinert. Mitte des 18. Jahrhunderts errang der französische Chirurg Antoine Ferrein den Durchbruch in der Kehlkopfphysiologie, indem er seine Versuche hauptsächlich an Hundekehlköpfen (!) durchführte. Ob er Hunde mochte oder nicht, muss hier ungeklärt bleiben. Monsieur Ferrein spürte an seinen Hunden in akribischer Forschungsarbeit jedenfalls Folgendes auf:
Er entdeckte die Stimmlippen als tonerzeugende Elemente und den Zusammenhang zwischen Atmung und Schwingung.7 Das war nicht nur sensationell, sondern auch neu. Dank Herrn Ferrein und seinen Vierbeinern haben wir noch heute ein ziemlich klares Bild davon, wie innerhalb des Kehlkopfes die Töne erzeugt werden. Das schauen wir uns auf jeden Fall gleich noch genauer an, nachdem wir die Position und den Aufbau des Kehlkopfes durchleuchtet haben.
Lage und Position des Kehlkopfes im Körper
Von den Hunden zurück zu dir. Dein Kehlkopf liegt ungefähr in der Mitte deines Halses, direkt unter der Haut. Du kannst ihn vorsichtig mit deinem Zeigefinger auf der Vorderseite deines Halses ertasten. Du spürst eine leichte Erhöhung, den Adamsapfel, der bei Männern deutlich stärker ausgeprägt ist. Das ist also dein Kehlkopf! Hier wird deine einzigartige, ganz individuelle Stimme erzeugt. Hier ist der Sitz deines eigenen kleinen Tonstudios.
Dein Kehlkopf verbindet dabei den Rachen (oben) mit deiner Luftröhre (unten), die die Atmung ermöglicht, und ist somit ein wichtiger Teil des Atemtrakts. Bereits hier wird deutlich, dass Atmung und Stimmerzeugung untrennbar miteinander verbunden sind.
Dort, wo der Kehlkopf nach oben hin endet, beginnt dein Rachenraum. Spannend dabei: Dein Kehlkopf ist an dieser Stelle mit dem untersten Teil deiner Zunge verbunden. Von unten nach oben ergibt sich in dir also folgende Konstruktion: Luftröhre - Kehlkopf - Rachenraum mit Zunge.
Neben deiner Luftröhre gibt es in deinem Hals noch eine zweite Röhre, die zuständig für den Nahrungstransport ist: deine Speiseröhre. Sie verläuft direkt hinter dem Kehlkopf. An den Seiten flankieren den Kehlkopf deine Halsschlagadern und Halsvenen.
Der Kehlkopf liegt also etwa in der Mitte deines Halses, oder genauer positioniert: etwa auf Höhe deines fünften Halswirbels. Über die langen Halsmuskeln ist er auch mit der Vorder- und Rückseite des Brustkorbs verbunden. Durch Haltungsänderungen des Kopfes, des Brustkorbs oder der Schultern können diese Muskelketten in Funktionalität und Stellung beeinflusst werden. Den Haltungsapparat und die Wirbelsäule schauen wir uns im Anschluss genauer an.
Das Kehlkopfgerüst: ein Hohlorgan aus Knorpeln
Aber woraus besteht dieser Kehlkopf, wie ist er aufgebaut und wie genau kann in ihm die Stimme entstehen? Der Kehlkopf ist ein Hohlorgan, sein Knorpelgerüst umschließt den Hohlraum einer organisch geformten Röhre.
Ertaste gern noch einmal die leichte Erhöhung in der Mitte deines Halses. Das, was du dort berührst, ist der größte Knorpel des Kehlkopfes: der Schildknorpel (in der Abbildung weiß dargestellt). Er ist beinahe wie ein Herz geformt und hat oben eine kleine Einkerbung.
Und das ist es auch, woraus der gesamte Kehlkopf besteht: Er setzt sich zusammen aus neun Knorpeln, die gemeinsam das sogenannte Kehlkopfgerüst bilden und durch Gelenke, Muskeln und Bänder miteinander verbunden sind:
drei große Knorpel (Schildknorpel, Ringknorpel, Kehldeckel)
zwei kleinere Stellknorpel
vier sehr kleine Kehlkopfknorpel
Dein Kehlkopf als Ganzes ist beweglich. Wenn du schluckst, steigt er um zwei bis drei Zentimeter nach oben. Probiere es gern aus! Berühre deinen Schildknorpel und schlucke ein oder zwei Mal.
Der Kehlkopf ist die Verbindung von Rachen und Luftröhre. Das Hohlorgan besteht aus Knorpeln, die durch Bänder und Muskeln verbunden sind.
Also gut: Dein Kehlkopf besteht aus mehreren Knorpeln. Aber natürlich macht ein Haufen hübscher Knorpel noch keine Stimme. Da schwingt noch nichts, und um einen Ton zu erzeugen, brauchen wir Schwingung. Richtig, du ahnst es schon, dabei kommen die Stimmbänder ins Spiel.
Der Kehldeckel oder die Epiglottis
Vorher wollen wir uns aber noch einem echten Superstar, einem ganz besonders extravaganten Knorpel deines Kehlkopfes und einem wahren Meisterwerk der Evolution widmen: dem Kehldeckel oder der Epiglottis. Der Kehldeckel hat etwa die ovale Form eines Blütenblatts und kann den Kehlkopf, wie ein Deckel den Topf, von oben verschließen. Er kann auf- und zuklappen. Dieses Talent ist äußerst wichtig, um die Luftröhre zu schützen, damit kein Speichel und keine Nahrung hineingelangen. Denn diese Dinge gehören ja bekanntlich in die Speiseröhre.
Beim Atmen steht der Kehldeckel aufrecht, um Luft durchzulassen. Beim Schlucken legt er sich als Schutz über die Luftröhre.
Wenn du noch einmal mit deinem rechten Zeigefinger deinen Schildknorpel an deinem Hals fühlst, so spürst du auch genau den Knorpel, an dem dein Kehldeckel vorn befestigt ist. Von der Einbuchtung des Schildknorpels (die Kerbe oben im Herz) legt sich der Kehldeckel dann waagerecht nach hinten - immer wenn du schluckst. Er schützt so deine Atemwege vor dem Eindringen von Fremdkörpern. Wenn du dich verschluckst, so ist diese Schutzfunktion kurzzeitig gestört und das Essen ist fälschlicherweise in der Luftröhre gelandet. Als Schutzreaktion deines Körpers musst du husten und meist ist dann schnell wieder alles an der richtigen Stelle.
Wenn du nicht schluckst oder normal ein- und ausatmest, steht dein Kehldeckel senkrecht nach vorn Richtung Schildknorpel, wie ein geöffneter Büchsendeckel, und die Luft kann in beiden Richtungen frei durch deinen Kehlkopf hindurchströmen.8 Zwar ist es noch immer still, aber das wird sich gleich ändern!
Die Stimmlippen
Sie sind in der Geschichte der Stimme zumindest optisch mehr Frosch als Prinz: klein, schleimig und ohne Glitzer. Aber auch wenn der Glamour-Faktor gegen null tendiert, so erweist sich ihre Funktion als absolut königlich! Denn genau diese zwei unscheinbaren, je etwa anderthalb Zentimeter kleinen, schleimigen Bänder machen den Unterschied. Diese glitschigen Strukturen sind die wahren Stars unserer Stimme: Wenn sie in deinem Kehlkopf zu schwingen anfangen, erzeugst du Töne. So einfach geht das!
Aber der Reihe nach: Damit deine...
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