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Genug ist genug! Während ihrer Zeit in der Royal Manticoran Navy hat sich Honor Harrington stets gegen Kriegstreiberei und für eine Politik mit Bedacht ausgesprochen. Doch nun hat die Solare Liga, der Erzfeind des Sternenkönigreichs von Manticore, Gräueltaten unbeschreiblichen Ausmaßes begangen. Zu viele Menschen sind getötet worden. Honors Rachedurst ist geweckt. Ein letztes Mal zieht sie in den Krieg, um die Solare Liga zur Rechenschaft zu ziehen, und die Hölle folgt ihr auf dem Fuße ...
Der Shuttle trieb durch Sternenlicht und Leere, ein winziger Fisch, der sich seinen Weg durch einen ganzen Schwarm toter Leviathane bahnte.
Falls es im Universum je einen Ort gegeben hatte oder geben sollte, der noch trauriger war als dieser hier, war Captain Philip Clayton überzeugt, sich diesen Ort nicht einmal vorstellen zu können. Clayton war auf seinem Platz, der Pilotenliege, neben ihm sein Kopilot. Beide starrten sie schweigend durch die Armoplastscheibe des Cockpits hinaus auf jene Sargassosee aus Raumschiffen. Wieder einmal horchte Clayton in sich hinein: Was dachte er in Wahrheit über all das hier?
Die Frage zu beantworten sollte doch keine Schwierigkeiten machen. Schließlich hatte er hart darum gekämpft, seinen Anteil an den Wracks auf diesem Schiffsfriedhof zu haben. Aber das hier war kein Krieg mehr gewesen, nicht töten, sondern morden. Denn die Solarian League Navy war in diesem Gefecht in jeder Hinsicht deklassiert gewesen.
Man hatte dem Gegner Gelegenheit geboten, den Konflikt zu überleben . und der hatte abgelehnt.
»Ich werde nie müde, mir das anzuschauen, Sir«, ließ Lieutenant Kalet sich nach langem Schweigen nun doch plötzlich vernehmen. Claytons Blick traf den Kopiloten, und der hochgewachsene, breitschultrige Manticoraner zuckte mit den Schultern. »Das ist . im ganzen Universum gibt es nichts Vergleichbares«, meinte er leise und erwiderte den Blick des Vorgesetzten. »Sehen Sie sich das doch nur an!«
»Ja, ich weiß«, gab Clayton ebenso leise zurück.
Zweihundertelf Kriegsschiffe oder zumindest das, was noch vor einem T-Monat Kriegsschiffe gewesen waren, trieben einsam in ihrem Park-Orbit auf Station in Manticore-Bs Einhorn-Gürtel - eine Totenwache. Einhunderteinunddreißig Superdreadnoughts - neunundsechzig Schiffe der Scientist-Klasse und zweiundsiebzig Vertreter der neueren, geringfügig schlagkräftigeren Vegas - bildeten, alles niedergestreckte Titanen, den Kern, das Herzstück jener zerschlagenen Formation aus besiegten Schiffen. Sechzig davon waren völlig unbeschädigt, die anderen Wracks, teils gänzlich zerstört, teils noch in reparablem Zustand . hätte es denn Grund gegeben, sie zu reparieren. Zu den reparablen Schiffen zählte auch zu einem hohen Prozentsatz, was im Einsatzplan der Elften Flotte Leichte Einheiten waren, das Geleit der Titanen: neunundzwanzig Schlachtkreuzer, dreiundzwanzig Leichte Kreuzer und achtundzwanzig Zerstörer. Es hatte keinen Grund gegeben, Raketen auf derart unbedeutende, unwichtige Gegner abzufeuern.
Die Superdreadnoughts allein massten mehr als neunhundert Millionen Tonnen. Im Vergleich dazu waren die Schlachtkreuzer und die Leichteren Einheiten vor Ort mit ihren insgesamt kaum zweiunddreißig Millionen Tonnen praktisch vernachlässigbar. Und hier trieben sie nun, aufgegeben, verlassen, von einer Wachbesatzung auf einem halben Dutzend der unbeschädigten Superdreadnoughts einmal abgesehen. Sie trieben auf ihren Umlaufbahnen, warteten.
Noch wussten sie es nicht, aber sie warteten auf ihn, auf Philip Clayton, der sich wieder einmal wunderte, dass ausgerechnet er für diesen Einsatz ausgewählt worden war. Ach, natürlich besaß er genug Ingenieurswissen dafür, aber Gleiches galt für ein Dutzend Kameradinnen und Kameraden, denen dieser Auftrag vielleicht oder sogar gewiss weniger zuwider gewesen wäre als ausgerechnet ihm. Das dort mochten Sternenschiffe des Gegners gewesen sein, trotzdem waren es Sternenschiffe, und von Sternenschiffen war für ihn schon immer, seit frühester Kindheit, ein besonderer Zauber ausgegangen.
Zu seinen am weitesten in die Vergangenheit zurückreichenden Erinnerungen gehörte, sich die Nase am Südfenster des bescheidenen Hauses seiner Eltern platt zu drücken. Von hier aus konnte er zuschauen, wie Kontragrav-Frachter lautlos durch die Atmosphäre glitten, mal im Sonnenlicht glitzernd, als wären sie des Prüfers Versprechen auf Makellosigkeit und Schönheit, mal in dunkle Wolkenschatten getaucht. Im Vergleich zu den aufgegebenen Schiffen genau voraus waren jene Frachter zwergenhaft, nicht aber für jemanden, der in der Zeit vor der Allianz auf Grayson aufgewachsen war. Für so jemanden waren sie gewaltig.
Sie waren es erst recht für einen kleinen Jungen mit ausreichend Vorstellungskraft wie Philip Clayton. Ihm war schon damals vollkommen klar gewesen, dass jedes Sternenschiff eine Seele besaß, besitzen musste: Denn wie könnte etwas so Schönes, Herrliches, Anmutiges - etwas, in das Menschen so viel von sich selbst gesteckt hatten - anders als lebendig sein? Er hatte die Schiffe im Sommer und im Winter beobachtet, bei Sonnenschein, bei strömendem Regen, bei Schnee. Auch nachts hatte er sie beobachtet. Unter dem Röhren ihrer Turbinen waren sie dicht über seinen Kopf hinweggezogen, und er hatte die Sternbilder erkennen können, die ihre Positionsleuchten in die Nachtschwärze des Universums malten. Im zarten Alter von gerade einmal zehn Jahren konnte Philip jede wichtige Schiffsklasse anhand ihrer Silhouette identifizieren. Heimlich vom Dachstuhl aus (wohin sich zurückzuziehen nur gelang, wenn jede seiner Mütter eine andere verantwortlich glaubte, ihn im Blick zu haben) konnte er, zumindest wenn er sich fast den Hals verrenkte, sogar die Docks des Burdetter Raumhafens erspähen, wo diese gewaltigen Schiffe anlandeten.
Oh, was er sich alles an Fracht von den anderen der großen Güter ausmalte! Fracht containerweise, auf Paletten und in Kisten, und Netze voller Obst und Gemüse! Er hatte zugeschaut, wie Schauermänner die riesigen Frachträume leerten - damals, die Automatisierung war noch längst nicht so weit fortgeschritten, hatten an den Docks noch deutlich mehr Männer und Frauen gearbeitet. Der kleine Philip Clayton hatte sich gewünscht, auch er wäre dabei. Alles hatte er verschlungen, ob gedruckt oder auf Video, was mit Sternenschiffen zu tun hatte - nicht nur mit den Atmosphärenschiffen, sondern auch den richtig großen Frachtern, die hin und wieder, wenn auch selten, Grayson anfuhren und dabei aus Regionen weit jenseits von Philips Horizont kamen. Ja, er hatte das alles aufgesogen, von der Ballade vom Wrack des Gutsherrn Fitzgerald bis hin zu dem geheimnisumwitterten Kolonistenschiff Agnes Celeste, deren gesamte Besatzung spurlos verschwunden war. Kurz gesagt: Philip Clayton hatte früh schon ganz genau gewusst, was für ein Leben er sich wünschte.
Nicht, dass die Chancen auch nur ansatzweise gut dafür gestanden hatten, ein solches Leben auch führen zu dürfen.
Für Einheimische auf Grayson waren seine Eltern recht wohlhabend gewesen, aber keineswegs reich, und wie in so vielen anderen Grayson-Familien auch war Philip der einzige Sohn. Außerdem lag Grayson, dieser Hinterwäldlerplanet, ja nun wirklich mitten im Nichts. Jene automatisierten Frachter, die Philip so faszinierten, waren vornehmlich damit beschäftigt, auf Grayson hergestellte Produkte und landwirtschaftliche Erzeugnisse durch die Gegend zu befördern. Produkte und Erzeugnisse anderer Welten erreichten den Planeten erst gar nicht. Wie standen da wohl die Aussichten, dass ein Junge, der auf dem Gut von Burdette aufgewachsen war, jemals überhaupt einen anderen Stern sehen oder die Luft eines Planeten atmen würde, der nicht jeden Tag aufs Neue versuchte, ihn zu vergiften?
So zumindest hatte sein Vater darüber gedacht und mit ihm sämtliche seiner Mütter. Nur Mom Joans Überzeugungen waren ein wenig von der getreulich eingehaltenen Linie abgewichen. Sie hatte Philips Sturheit - oder vielleicht besser: Unbeugsamkeit - immer zu schätzen gewusst.
Nie war er an Bord auch nur eines einzigen Atmosphären-Frachters gekommen und an Bord eines Tiefenraum-Frachters schon gar nicht. Und doch war es ihm irgendwie gelungen, in den Weltraum zu gelangen. Für diesen Anblick etwa? Für diese schier endlos wirkende Zahl aufgebrachter Kriegsschiffe mit aufgerissenen oder vollkommen zerfetzten Panzerplatten? Für diese nachtschwarzen Löcher, die tief in die Rümpfe hineingestanzt schienen? Für die schorfigen Unebenheiten der Panzeroberflächen überall dort, wo sich Rettungskapseln ihren Weg ins Freie hatten bahnen müssen? Unwillkürlich wanderten Claytons Gedanken zu einem anderen Schiff, zu gänzlich anderen Schlachten, zur GMS Covington und zur Schlacht von Jelzins Stern und um Blackbird. Er erinnerte sich an den Gestank von Rauch und verbranntem Fleisch, der aus allen Lüftungsschlitzen gequollen war, an die kreischenden Schadensalarme, an die einkommenden Raketen und die unbeschreiblichen Stoßwellen all jener Treffer, die den Rumpf des Schiffes durchstießen.
Clayton erinnerte sich an einen jungen Lieutenant, der sich sicher gewesen war, bei der Verteidigung seines Heimatplaneten den Tod zu finden.
Dieser junge Lieutenant hatte das Gefecht überlebt, ganz unerwarteterweise. Denn eine fremdgeborene Frau, verwundet in der Schlacht, die seinem Protector das Leben retten sollte, hatte Schiff und Mannschaft zwischen die Heimatwelt dieser für sie fremden Menschen und die Angreifer gebracht, die ansonsten auf der Heimatwelt alle und jeden abgeschlachtet hätten. Und so kam es, dass sich ein mittlerweile deutlich betagterer Captain der Grayson Space Navy, der inzwischen beim Protector's Own diente, nun hier wiederfand. Aussortieren sollte er, und das war die Rolle, die ihm nicht behagte, die Schiffe voraus, diese auch von ihm getöteten Schiffe der Solarian League Navy.
»Wie lautet die jüngste Meldung von Sieben, David?«, fragte er Lieutenant Kalet.
»Fast bereit für die...
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