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Die Spione Anton Zilwicki und Victor Cachat sind auf den Planeten Mesa gekommen, um die Machenschaften des verbrecherischen Mesanischen Alignments aufzudecken. Ein gefährlicher Auftrag, denn ihnen heften sich nicht nur gnadenlose Alignment-Agenten an die Fersen, sie geraten auch mitten in die eskalierende Auseinandersetzung zwischen den Herrschern von Mesa, ihren brutal unterdrückten Sklaven und den Nachkommen befreiter Sklaven. Der Planet ist ein Pulverfass - und nur eins ist sicher: Es wird explodieren!
Triêu Chuanli gehörte zu den Topleuten - genau wie Victor Cachat, aber das war ihre einzige Gemeinsamkeit. Chuanli war Unterboss in einem der vielen Verbrechersyndikate Mesas, Victor Cachat einer der Topagenten, vielleicht sogar der Topagent der Republik Haven, momentan in Mesas Hauptstadt Mendel undercover im Einsatz. Cachat war nicht das erste Mal in Mendels Zweierbezirken, von denen Chuanlis Oberboss, Jürgen Dusek, Neu-Rostock beherrschte, und Chuanli traf er auch nicht zum ersten Mal. Er sah genauso aus, wie Victor ihn in Erinnerung hatte: schlank und etwas kleiner als der Durchschnitt. Was Cachat selbst anging, halfen Chuanli seine Erinnerungen wenig: Für diesen Einsatz hatte Victor ein neues Aussehen und, sozusagen, eine neue DNA bekommen. Chuanli, der sein Gegenüber also vermeintlich zum ersten Mal traf, war entspannt und höflich, ja, er wirkte mit seinem Auftreten in jeder Hinsicht wie ein Gentleman. Allerdings kam er Victor nicht mehr ganz so aalglatt vor wie bei ihrer letzten Begegnung. Vielleicht irritierte es Chuanli ein wenig, sich mit einem Mann im selben Raum zu befinden, der noch besser aussah als er selbst.
Mittlerweile hatte sich Victor an sein neues Äußeres gewöhnt. Mit der für ihn so charakteristischen Flexibilität hatte er rasch erkannt, dass extrem gutes Aussehen in mancherlei Hinsicht bereits von sich aus Tarnung war. Das Gleiche galt auch für extreme Hässlichkeit: Eben weil das betreffende Äußere andere Menschen so effektiv blendete oder abstieß, nahmen sie einen nicht wahr.
Die Nanotechniker von Beowulf hatten Victor jene Sorte guten Aussehens verpasst, das man bei Models fand, nicht bei Vid-Stars. Letztere standen in dem Ruf, umwerfend zu sein, das schon. Aber sie besaßen in der Regel Gesichtszüge, die zwar zweifellos attraktiv waren, aber eben doch von einem abstrakten Schönheitsideal so weit abwichen, dass sie jedem Betrachter den Eindruck echter Persönlichkeit vermittelten. Anders war das bei Models: Persönlichkeit zu verkörpern war nicht ihre Aufgabe, weshalb sie sozusagen stumm waren, also gar keine eigene Persönlichkeit besaßen. Models sollten eine derart idealisierte Schönheit ausstrahlen, dass nichts an ihnen von dem ablenkte, was wirklich zählte - nämlich die Attraktivität der Waren, die sie zur Schau stellten.
Kurz gesagt: Models waren austauschbar, sie glichen einander wie ein sprichwörtliches Ei dem anderen. Und auch ein wirklich gut aussehendes Ei war letztendlich eben doch bloß ein Ei. Ein Passant mochte eine derart gut aussehende Person im Vorbeigehen bemerken und bewundern, so wie er beispielsweise eine besonders hübsche Blume bemerkte und bewunderte. Aber wenn man den Passanten eine Stunde später auffordern würde, besagte Blume zu beschreiben, hätte er dabei wahrscheinlich größere Schwierigkeiten.
Na ja . die Blütenblätter waren rot. Und die Blume hatte . hm, tja, eben . einen Stängel, halt.
Na ja . er war blond und hatte blaue Augen. Und seine Gesichtszüge waren . hm, tja, nun . ebenmäßig halt.
Das nämlich, Körpergröße, Augen- und Haarfarbe, waren die einzigen Merkmale, die sich auch bei Models leicht beschreiben ließen. An der Körpergröße ließ sich nur schwer beziehungsweise nicht viel ändern, aber Victors neues Ich war ja ohnehin nur durchschnittlich groß. Der Rest war kein Problem: Er hatte stets alles Notwendige dabei, um Haar- und Augenfarbe innerhalb von Sekunden zu wechseln. Und da Victor nun einmal Victor war, hatte er das ausgiebig geübt: im Simulator ebenso wie in Trainingseinheiten in der Realität.
»Nun, die Lage in Unter-Radomsko ist zweifellos nervend«, meinte Chuanli gerade und reagierte damit auf die entsprechenden Bemerkungen, mit denen Victor das Gespräch eröffnet hatte. »Aber wir sind das gewohnt. Wir leben mittlerweile seit Jahrzehnten damit. Das ist eines jener Probleme, bei denen jede nur erdenkliche Möglichkeit der Heilung stets unangenehmer scheint als die Krankheit selbst.«
Victor nickte. »Ja, das verstehe ich gut. Aber die Gefahr, die von Krankheiten ausgeht, hängt ja auch stets eng mit dem . nun, nennen wir es: Umfeld zusammen.«
Er trug mit seinem Dockhorn-Akzent derart dick auf, dass es schon ans Groteske grenzte. Zur Karikatur eines Dockhorners fehlte jedenfalls nicht mehr viel. Victor legte es gezielt darauf an, Chuanli zu suggerieren, es mit einem Fremdweltler zu tun zu haben, der in Wahrheit nur so tue, als stamme er von Dockhorn.
Ob ihm Erfolg beschieden war, stand noch nicht fest, denn die Aussichten dafür konnte nicht Victor beeinflussen, sie stiegen und fielen vielmehr mit Chuanli. Denn Victor machte es perfekt, was in gewisser Weise bemerkenswert war: Nachdem es ihm früher beinahe unmöglich erschienen war, seinen (völlig natürlichen) Nouveau-Paris-Akzent zu verbergen, war es jetzt überhaupt kein Problem für ihn, seinen Tonfall nach Lust und Laune anders einzufärben.
Doch der schönste übertriebene Dockhornzungenschlag, den man sich denken konnte, nutzte nichts, wenn Chuanli mit diesem Akzent nicht hinreichend vertraut war, um den Unterschied zwischen echt und übertrieben zu bemerken. So kultiviert der Mann auch auftrat: Er war nun einmal ein Gangster, der in eine sehr kleine Welt hineingeboren und dort aufgewachsen war . und in ihr auch sein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Auch ein kultivierter mesanischer Zweier war und blieb nun einmal ein mesanischer Zweier.
Victor ging davon aus, dass Chuanli das gesamte Gespräch mitschneiden ließ. Sollte er der Ansicht sein, die Angelegenheit wäre wichtig genug, könnte er den Mitschnitt dann später immer noch von einem Sprachexperten begutachten lassen.
»Dem Umfeld«, wiederholte Chuanli völlig tonlos. »Und damit meinen Sie .?«
»Ich meine damit das politische Umfeld. Vor allem beziehe ich mich darauf, dass die derzeitige soziale Lage auf Mesa - um genau zu sein: in den Zweierbezirken hier - kurz davorsteht, das Schicksal eines Kartenhauses bei einem kräftigen Windstoß zu teilen. Bei einem ausgewachsenen Orkan, sollte ich wohl besser sagen.« Er legte die Stirn in Falten, als sei ihm plötzlich ein überraschender Gedanke gekommen. »Es gibt doch Orkane hier auf Mesa, oder?«
Chuanli schenkte ihm ein ausgesprochen dünnes Lächeln, von Herzlichkeit keine Spur. »An den Küsten sogar reichlich. Aber hier in Mendel befinden wir uns auf der Hochebene - auf der Mesa, eben. Das Heftigste, was uns hier an Wind trifft, ist wohl .« Er blickte zu einem der beiden Leibwächter hinüber, die hinter ihm an der Wand standen. »Wie würdest du das nennen, Stefan? Eine steife Brise?«
Der Leibwächter verzog seine fleischigen Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »Brise? Von wegen! Ein laues Lüftchen vielleicht! Dagegen kann ein echter Mann mühelos anpinkeln.«
Sein Grinsen zeigte unmissverständlich, wie sehr er an der Männlichkeit von Chuanlis Besucher zweifelte.
Victor erwiderte das Grinsen, ein Gesichtsausdruck, der bei ihm eher nicht selbstverständlich war. Aber nach mehreren Stunden ausgedehnten Trainings im Simulator hatte er sein entsprechendes Mienenspiel perfektioniert. Von Herzlichkeit war auch hier keine Spur: Es war das Grinsen eines Raubtiers. Eines Haifischs.
»Gegen den Wind, von dem ich hier rede, können Sie ganz gewiss nicht anpinkeln, glauben Sie's mir! Der hat sogar einen eigenen Namen: Wir nennen ihn Manticore. Als der durch mein Heimatsystem gefegt ist, hat er alles niedergewalzt. Na ja, zumindest alles, worauf sich die Initialen OFS oder die Logos der transstellaren Konzerne mit Firmensitz Mesa befanden.«
Die Anspannung im Raum veränderte sich schlagartig: von freundlich, aber nur leidlich interessiert zu interessiert, und das mit steigender Tendenz.
Davon aber verriet Chuanlis Tonfall nichts. Der Gangster klang noch genauso wie zu Beginn des Gesprächs: ruhig und entspannt.
»Ich wusste gar nicht, dass der Wind aus Manticore auch in Dockhorn weht. Wenn ich astrografisch jetzt nicht gerade völlig daneben liege, ist das System doch gute fünfhundert Lichtjahre weit vom Sternenimperium entfernt - und eine direkte Wurmloch-Verbindung gibt es auch nicht.«
»Da haben Sie recht. Aber eigentlich stamme ich gar nicht aus Dockhorn. Dieses System ist für meine Geschäftspartner und mich derzeit lediglich eine günstige Ausgangsbasis.«
»Und Ihre Geschäftspartner sind .«
Victor winkte ab. »Darauf brauchen wir jetzt noch nicht einzugehen. Unsere Besprechung, Mr. Chuanli, dient nicht dazu, Sie zu etwas zu überreden. Stattdessen werde ich Sie beizeiten durch praktische Ergebnisse überzeugen. Ich wollte Sie lediglich aus reiner Höflichkeit wissen lassen, dass meine Partner und ich die Geschäftsmöglichkeiten im Bezirk Unter-Radomsko zu erkunden gedenken. Keines unserer Projekte sollte Ihren Interessen oder Geschäftsfeldern im Wege stehen. Wir hoffen auf gute Beziehungen zu Mr. Dusek und Ihnen.«
Er erhob sich und nickte Chuanli höflich zu, dann schenkte er auch dem Leibwächter Stefan ein Nicken. Den anderen Leibwächter ignorierte er geflissentlich.
»Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn mich jemand aus dem Gebäude hinausführen würde«, sagte er. Dieses Mal fiel sein Lächeln völlig natürlich aus. »Sonst würde ich mich womöglich verirren.«
Chuanli erwiderte das Lächeln. »Das kann ich Ihnen beinahe sogar versprechen.« Er deutete auf die Tür hinter Victor. »Draußen wartet der Junge, der Sie hierhergeführt hat. Er bringt Sie zurück zum Ausgang.«
Besagter Junge stellte sich als Ambros vor. Offenkundig war sein atemberaubend leistungsstarkes Gedächtnis, was...
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