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Im Sternenkönigreich Manticore herrscht weiterhin Streit darüber, in welche Flotte man am besten investiert. Während eine Partei an der Royal Manticoran Navy festhält, glaubt die andere, dass der Patrol and Rescue Service für die Verteidigung der kleinen Nation absolut ausreicht. Diese Grabenkämpfe kommen der Terranische Axelrod Corporation sehr gelegen, die im Sternsystem von Manticore einen Wurmlochknoten vermutet. Und sie sind bereit, diesen auch mit Gewalt unter ihre Kontrolle zu bringen ...
»Bei jeder sogenannten Krise«, intonierte Breakwater, und seine volltönende Stimme hing im Sitzungssaal des Oberhauses, als wäre sie ein Bestandteil der Luft dort, »gibt es den Moment, in dem man sich fragt, ob man nun lachen oder weinen soll. Zu meinem großen Bedauern muss ich sagen, dass für mich dieser Moment eingetreten ist, wenn es um die gewaltigen Kraftanstrengungen des Sternenkönigreichs geht, gefährliche Banden grausamer, aber nur schwer fassbarer Piraten aufzugreifen.«
Vier Sessel zur Linken von Breakwater ließ Gavin Vellacott, Baron von Winterfall, unauffällig den Blick durch den ganzen Saal schweifen. Er musterte die Gesichter der Anwesenden und versuchte automatisch, anhand der Mimik auf Stimmung und Position zum Disputierten zu schließen. Bei derartigen Analysen würde er niemals so gut werden wie . sagen wir: die Baronin von Castle Rock oder Breakwater selbst. Aber zehn T-Jahre Übung hatten seine Fähigkeiten darin enorm verbessert.
Zehn Jahre!
Es war ein außergewöhnliches Jahrzehnt gewesen. Anfänglich hatte Gavin sein Dasein auf der untersten Ebene der parlamentarischen Machtpyramide gefristet: Seine Anwesenheit im Oberhaus hatte er nur der glücklichen Fügung zu verdanken, dass ein halbes Jahrhundert zuvor seine Großeltern zufälligerweise zu den ersten fünfzig Investoren der Firma Manticore Limited gehört hatten. Eigentlich war damit zu rechnen gewesen, dass der Gang der Geschichte ohne Winterfall stattfände. Er wäre nur ein weiterer namenloser Adeliger, dessen Beitrag zu eben dieser Geschichte darin bestünde, stets so abzustimmen, wie es die mächtigeren und einflussreicheren Lords verfügt hatten.
Dann hatte, aus heiterem Himmel, Breakwater ihn in seinen inneren Zirkel eingeladen. Gavin war Teil jener Gruppe von Lords und Ladys geworden, die dem Kanzler bei seinem Bemühen beistanden, gegen das Schwarze Loch für Ressourcen und Gelder gleichermaßen anzugehen, zu dem sich die Royal Manticoran Navy ausgewachsen hatte.
Natürlich hatte sich Breakwater nicht einfach aufs Geratewohl für ihn entschieden, das wusste Gavin. Es gab subtile, aber durchaus gute politische Gründe für den Kanzler und sein Komitee für Militärische Vernunft, aus der großen Schar möglicher Anwärter gerade einen ganz bestimmten jungen Baron auszuwählen. Dazu gehörte nicht zuletzt die Tatsache, dass Gavins Halbbruder Travis Long just zu eben jener Navy gegangen war. Wenn enge Familienangehörige für die eine oder andere Organisation tätig waren, war es im Allgemeinen logisch, dass man alles daran setzte, das Beste für diese Organisation zu wollen.
Trotzdem war bei jener ersten Besprechung in Breakwaters Arbeitszimmer eines unmissverständlich klar gewesen: Der Kanzler ging davon aus, mit Gavin jemanden in seinen Reihen zu wissen, der - stumm und still - seine Politik und Ränkespiele unterstützte, die ihm, Breakwater, weitere Macht und Ansehen einbrächten. Das hatten er und die anderen Angehörigen seines inneren Kreises sogar ausdrücklich gesagt.
Gavin wäre mehr als bereit gewesen, genau diese Rolle zu übernehmen. Ein Abglanz von Ruhm und Ansehen war immer noch besser als gar kein Ruhm und Ansehen.
Doch zur großen Überraschung aller Beteiligten war es anders gekommen. Während einer Besprechung der höchsten Kreise hatte man Gavin eine Frage gestellt, die er nicht nur beantwortet, sondern zu der er auch einen Vorschlag unterbreitet hatte . und seitdem hielt ihn die ganze politische Welt für eine Stimme der Vernunft und der Kompromissbereitschaft. Die ganze politische Welt. Von Seiner Majestät König Michael an abwärts.
Gavin hatte damit gerechnet, dass bald schon jemand anders im Rampenlicht stünde. Doch zu seiner eigenen großen Überraschung war das nicht geschehen.
Er hatte das Phobos-Debakel überstanden, ebenso Dapplelakes Untersuchung dieses Zwischenfalls. Diese Untersuchung hatte zwei hochrangige Offiziere der Royal Manticoran Navy in ein äußerst schlechtes Licht gerückt und drei Angehörige des Oberhauses, die gewisse Informationen nicht an die entsprechenden Behörden weitergegeben hatten. Gavin hatte sogar überstanden, dass HMS Guardian aus dem Secour-System zurückgekehrt war und Captain Eigens Bericht über Piratenaktivität in jener Region des Alls das Prestige der Navy drastisch hatte steigen lassen.
Ja, Gavin war dabei sogar besser weggekommen als Breakwater. Schatzkanzler und MPARS hatten politisch schwere Schläge hinnehmen müssen. Doch auch wenn diese Statuseinbuße der Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben war, nahm Breakwater die neue Popularität der Navy außerordentlich persönlich.
Doch er war nun einmal ein gewiefter Politiker, und so hatte der Schatzkanzler geduldig abgewartet und Ausschau nach Anzeichen für Schwächen in der gegnerischen Position gehalten, hatte diese entdeckt und genutzt. So hatte er den Niedergang seines Gegners vorangetrieben.
Jetzt stand Breakwater kurz davor, zu obsiegen, denn auf genau einen Moment wie diesen hatte er sich gewissenhaft vorbereitet.
»Nun«, fuhr Breakwater vor, »ich sagte gerade >nur schwer fassbar<, aber ich hätte mit Fug und Recht auch >nicht existent< sagen können. Denn genauso verhält es sich und hat es sich schon immer verhalten.«
Kein fasziniertes oder schockiertes Raunen in den Reihen der versammelten Lords und Ladys. Aber damit hatte Gavin auch nicht gerechnet. Breakwaters Angriffe auf Navy und Verteidigungsministerium waren so alltäglich, dass Lords und Ladys seit zehn Jahren (oder weitaus mehr) wussten, was sie zu erwarten hatten, wenn der Schatzkanzler erst einmal auf dieses Thema zu sprechen kam.
Gavins musterndem Blick entging nicht, dass einige, die sich zuvor konzentriert über ihre Tablets gebeugt hatten, nun wieder die Köpfe hoben. In Breakwaters Stimme loderte Feuer: eine Leidenschaft, die seit der Rückkehr der Guardian aus dem Secour-System weitestgehend gefehlt hatte. Die Veränderung seines Tonfalls war bemerkenswert, und zumindest die Scharfsinnigeren aus den Reihen des Hochadels nahmen sie zur Kenntnis und fragten sich unweigerlich, worauf der Schatzkanzler wohl hinauswolle.
»Das ist nicht nur meine ganz persönliche Meinung«, fuhr Breakwater fort. »Fragen Sie den Ersten Lord der Admiralität! Fragen Sie Verteidigungsministerin Calvingdell! Fragen Sie jeden Navyangehörigen, der in den benachbarten Sonnensystemen monatelang auf Patrouille gegangen ist, um die Verbrecher dingfest zu machen, die sich dort angeblich herumtreiben. Man wird es Ihnen allenthalben bestätigen: Es gibt dort draußen nicht den geringsten Beweis dafür, dass dort je Piraten aktiv waren - geschweige denn, dass sie derzeit aktiv sind.«
Gavin lächelte müde. Wie stets war die Wortwahl immens wichtig: Es gab sehr wohl Hinweise darauf, dass jemand dort Handelsschiffe angriff: Frachter waren verschwunden; in den Randbereichen mehrerer Systeme hatte man Gravitationsabdrücke entdeckt, die auf geheimnisvolle Besucher der Systeme hinwiesen; einige mögliche Sichtungen - durch Frachter, deren Sensoren nicht leistungsstark genug waren, um zwischen einer echten Ortung und einem Geistersignal zu unterscheiden.
Aber Beweise? Wie Breakwater schon gesagt hatte: Fehlanzeige. Kein einziges Piratenschiff, keinen einzigen Piraten, hatte man bislang auf frischer Tat ertappt. Niemand hatte die Wracks aufgebrachter und geplünderter Schiffe entdeckt, geschweige denn betreten und Beweise gesichert. Auf keinem der lokalen Märkte waren Handelsgüter aufgetaucht, die sich eindeutig dem einen oder anderen verschwundenen Schiff hätten zuordnen lassen - und soweit sich das sagen ließ, galt Selbiges auch für die deutlich weiter entfernten Häfen und Märkte wie die Havens oder der Solaren Liga.
Zugegeben: Es gab den Fall Silesia. Die Konföderation hatte ebenso idealistisch begonnen wie Manticore, doch es häuften sich Anzeichen, dass es nicht mehr lange so bleiben würde. Anscheinend steuerte das politische System auf eine Günstlingswirtschaft hinaus, bei der individuelle Interessen mehr wogen als breiter gefasste politische Entscheidungen. Während Gavin sehr wohl die Vorteile zu erkennen wusste, da er sie in Manticore für sich selbst nutzte, sah er sehr klar auch die Nachteile eines solchen Systems - deutlich klarer als gewisse andere Hochadelige, die er problemlos hätte benennen können. Doch im Augenblick war die Isoliertheit der silesianischen Regierung der springende Punkt: Man kooperierte selbst bei bereits bekannten Problemen nicht mit den benachbarten Systemen. Also gab es nur wenig Hoffnung, man werde dort sonderlich interessiert daran sein, sich der Piraterie anzunehmen, solange besagte Piraterie lediglich die Schiffe anderer betraf. Immer wieder einmal hatte Gavin über diese Gemengelage nachgedacht, und er war zu dem Schluss gekommen: Wäre er ein Pirat, würde er sein Diebesgut in Silesia feilbieten.
Möglicherweise existierte in Silesia längst ein ganzes Schwarzmarktsystem, um die von Piraten aufgebrachten Schiffe an- und später weiterzuverkaufen. Die Schiffe waren zweifellos das Wertvollste der gesamten Beute - vorausgesetzt natürlich, es war den Piraten gelungen, die Schiffe ansatzweise intakt zu erobern.
All das allerdings würde natürlich Breakwaters Argumentationskette unterminieren - und genau deswegen würde Gavin die Gedanken, die er sich gemacht hatte, niemals laut aussprechen. Er fand es interessant, dass die Gegenseite die Konföderation nicht als Argument anbrachte. Niemand auf Manticores politischer Bühne war so dumm, das Fehlen jeglicher Beweise bei Debatten für bedeutungsvoll zu halten.
»Doch...
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