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Uns blieben nur noch Sekundenbruchteile.
»Vielleicht hättest du lieber offensiv spielen sollen«, sagte ich mit dünner Stimme.
»Jetzt ist es zu spät.« Der Tagschatten schenkte mir einen letzten, nüchternen Blick, dann hechtete er förmlich davon. »Hau raus, Skull!«
Skull. Es war komisch, so genannt zu werden - und das, obwohl es der Name meines Avatars war. Aber irgendwie könnte ich mich daran gewöhnen.
Der Gorgone riss den Kopf hoch und stieß einen Schrei aus, der von den Wänden widerhallte und mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Ein Schauer rann mir über den Rücken. Was hast du dir da nur eingebrockt, Anne?
Sofort straffte ich die Schultern. Hau raus, Skull!
Die Bestie schoss vorwärts, aber zu meinem Glück hatte sie es nicht auf mich abgesehen - noch nicht. Stattdessen zuckte sie durch die Schwärze und schlug ihre Krallen irgendwo neben mir in den Boden. Dass dort ein Gnom gestanden hatte, bemerkte ich erst, als dieser an meine Seite flitzte - definitiv mithilfe eines Geschwindigkeitszaubers, von dem ich nur träumen konnte.
Der Gnom wirbelte neben mir herum und warf seine Spitzhacke nach dem Gorgonen, während dieser seine Krallen aus dem Boden zog. Das Teil traf ihn mit voller Wucht, doch als mein Blick nach oben zu seiner Lebensleiste zuckte, erkannte ich fast keine Veränderung. Tja, Level 1000 war eben sogar für Zink-Spieler eine Herausforderung.
Der Gorgone fuhr herum und griff einen Troll an, der eine Sternenzauberin vor Gröberem abschirmte. Das war meine Chance. Ich nahm die Beine in die Hand und schoss durch die Luft auf ihn zu. Je näher ich ihm kommen konnte, desto stärker wäre mein Angriff. Ich hatte noch nicht besonders viele verschiedene Zauber bekommen, weshalb ich nur einen Standardzauber aussprach. Meine Lippen bewegten sich, während ich mit einer Hand ausholte und einen Ball aus Finsternis auf den Gorgonen warf. Ich traf voll ins Schwarze, machte aber noch weniger Schaden als der Gnom eben.
Das könnte eine schwere Geburt werden.
Der giftgrüne Troll wirkte einen Schutzzauber, der den Gorgonen nicht im Geringsten zu stören schien. Er sprang bis vor den Spieler und schlug seine Krallen immer und immer wieder in den schimmernden Wall, der sie voneinander trennte. Wenn ich mich nicht irrte, lud jeder Angriff die Ultra-Attacke des Trolls auf. Wenn er sie einsetzte, würde das den Gorgonen einiges an Leben kosten. Aber noch lange nicht genug.
Gehetzt sah ich mich um - und entdeckte Linus, der sich an den Rand der Arena zurückgezogen hatte. Geradezu halbherzig feuerte er einen Standard-Angriff nach dem anderen auf den Gorgonen ab, der ihm aus der Entfernung kaum ein Haar krümmte und ihn so wenig juckte, dass sich die Bestie nicht mal nach dem Tagschatten umsah. Ich wusste, dass Linus auf seine eigenen Ultra-Zauber hin sparte, konnte mich aber gerade nicht mehr daran erinnern, welche das war.
»Kannst du mich stärken?«, fragte ich und war jetzt schon froh darüber, dass wir nicht auf den schriftlichen Chat angewiesen waren. »Hast du was?«
»Gleich«, erwiderte er. »Noch zehn.«
Okay, zehn Sekunden.
»Wann hast du deinen Ultra?«, schob er hinterher.
Mein Blick zuckte zu meinem Menü, und mein Magen verkrampfte sich. »Frag nicht.« Kurz entschlossen wirbelte ich zum Gorgonen herum und startete einen größeren Angriff in seine Richtung. Diesmal war es kein Ball aus Schwärze, sondern ein Speer, der sich wie von selbst in meiner Hand manifestierte und ...
Der Gorgone sprang auf die Seite, aber mein Speer war zu klug, um sich austricksen zu lassen. Er beschrieb eine Halbkreisbewegung und traf doch noch in den Leib der Bestie. Das Vieh verlor ... na ja, ein bisschen mehr Leben als zuvor.
Dafür musste sich dieser Angriff jetzt allerdings zwanzig Sekunden aufladen.
Sofort stolperte ich in die entgegengesetzte Richtung und riss eine Hand hoch, um meine Standard-Attacken auf ihn abzufeuern. Gerade konnte ich nicht viel mehr tun, aber versammeltes Kleinvieh machte schließlich auch Mist.
Meine Aufmerksamkeit wanderte nur rein zufällig zur Chat-Box, als der Troll schrieb: Gebt mir Deckung.
Sofort wurde ein Schalter in mir umgelegt. Unser aller Einsatz war gefragt. »Rückendeckung«, sagte ich kurz angebunden an Linus gewandt.
»Check«, bestätigte dieser.
Ich sah mich nach dem Troll um - in dem Augenblick, in dem er mit einem lauten Schrei auf den Gorgonen zustürmte, bewaffnet mit einer Keule, die eher an ein Stück Fleisch erinnerte, das man zum Trocknen aufgehängt hatte.
Der Gorgone wirbelte zu ihm herum, hob die Klauen in die Höhe - und der Troll wurde von einem sanften Licht umgeben. Die Keule traf auf die Krallen, und die Druckwelle ihrer geballten Kräfte drückte mich nach hinten. Obwohl ich schwebte, geriet ich ins Wanken und konnte mich gerade so auf den Beinen halten. Mir dämmerte, dass es Linus' Zauber gewesen war, der den Troll in letzter Sekunde geschützt hatte.
Verdammt, den Zauber hatte ich doch für mich reservieren lassen!
Nun gut. Dann eben ohne.
Ich unterbrach meine Angriffsserie nicht. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Lebensleiste des Trolls ein ganzes Stück kürzer wurde, aber nicht kurz genug, als dass ich mir ernsthaft Sorgen machen müsste. Nicht, wenn er rechtzeitig außer Reichweite des Gorgonen kam.
Geh!, tippte ich in den Chat, während ich durch die Luft auf das Vieh zuschoss.
»Vorsicht!«, ermahnte mich Linus, aber jetzt war es zu spät, um umzukehren.
Noch im Laufen feuerte ich mehrere Angriffe auf den Gorgonen ab - genau wie die anderen von vier Seiten. Meine Attacken trafen alle ihr Ziel, so lange, bis der Gorgone plötzlich weg war.
Er war einfach weg.
Entgeistert hielt ich an und durchbohrte mit meinem Blick die Stelle, an der er gerade noch gewesen war. Von wo er so schnell weggesprungen war, dass ich mich rückwirkend an nicht mehr als einen schwarzen Schatten erinnern konnte, der durch mein Bewusstsein gezuckt war. Der jetzt irgendwo in der Höhle verschwunden war, aber nicht lange warten würde, ehe er ...
Ich riss den Kopf hoch und blickte an die Decke. Dort hing er kopfüber - und starrte geradewegs in meine Richtung. Seine Augen begannen umso röter zu leuchten.
Ich ahnte, was jetzt kam. Geistesgegenwärtig machte ich einen Satz zur Seite, und die Erde erbebte zu meinen Füßen, als die Laserstrahlen dort in den Boden einschlugen, wo ich gerade eben noch gestanden hatte.
Ich keuchte erschrocken. Das war knapp gewesen. Hätte mich dieser Angriff getroffen, hätte Linus meine Einzelteile vom Boden zusammenklauben müssen, um mich zu heilen.
Aber es war noch nicht vorbei, denn der Gorgone landete genau vor mir. Er riss seine Klauen nach oben.
»Nein!«, rief ich aus. Wieder sprang ich zur Seite, doch die äußerste Kralle des Mistviehs schlitzte über meinen Körper und zog eine brennende Spur über meine Haut. Ich ächzte vor Schmerz, noch bevor ich der Länge nach auf den Boden knallte. Mit einem Fluch rappelte ich mich auf, wohl wissend, dass der Gorgone zu mir herumwirbelte. Ich rannte und rannte, doch ich hatte keine Chance.
Nein, falsch. Ich hätte keine Chance gehabt, wäre Linus nicht zwischen uns aufgetaucht. Das Licht seines Schutzzaubers umgab zwar nur ihn, reichte aber aus, um auch mich vor dem Gröbsten zu schützen, als die Klauen des Gorgonen in unsere Richtung schossen.
»Geh da weg!«, rief er mir über die Schulter zu, und ich beeilte mich, Abstand zu gewinnen.
Irgendjemand heilte mich. Keine Ahnung, ob es Linus oder der Troll oder der Gnom oder die Sternenzauberin in ihrem wunderschönen blauen Kleid war, aber feststand, dass ich meine eigene Dummheit fast nicht überlebt hätte. Und dass ich es doch hatte, hatte ich definitiv Linus zu verdanken.
»Scheiße!«, stieß ich hervor. »Tut mir leid!« Entschuldigten sich Jungs überhaupt beieinander? Oder beleidigten sie notfalls einfach nur sich und ihre Mütter, bis ihnen nichts mehr einfiel und sie schulterklopfend zusammen ein Bier trinken gingen?
»Schwamm drüber«, wehrte Linus ab und verriet mir damit zumindest, dass meine Tarnung nicht aufgeflogen war. Der Troll, ebenfalls geheilt, setzte zu einem neuen Angriff an und gab Linus die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.
Der Tagschatten und ich gewannen Abstand zueinander, aber unsere Stimmen waren immer noch verbunden. »Skull«, sagte Linus trocken und jagte sofort den Schauer eines schlechten Gewissens über meinen Rücken. »Du bist ein klassischer Einzelkämpfer ...«
Ich stutzte. »Bin ich nicht!«, gab ich zurück.
»Aber du wärst gern einer. Nur, dass MoM ein Mannschaftssport ist.«
Ich schnaubte. Wenn das hier Sport wäre, wäre ich längst über alle Berge.
»Wollen wir mal austesten, was wir in Partnerarbeit schaffen?«
Partnerarbeit? Verdammt, ich hatte immer noch keine Ahnung, was Pia mit der mysteriösen Nummer vier gemeint hatte!
Irgendwie schaffte es Linus' Stimme, wieder zu mir durchzudringen. »Ich verpasse dir jetzt einen Stärkezauber, okay? Und du nutzt ihn gefälligst weise.«
»W-was für einen Zauber denn?«, fragte ich - und erschrak, als ich von einem gleißenden Licht umgeben wurde. »Was für einen Zauber?!«, wiederholte ich gehetzt.
»Greif ihn zweimal an«, sagte Linus, »und Spezialangriff. Dann wieder zweimal, und dann Ultra.«
Auf einmal hörte ich auf zu denken - stattdessen funktionierte ich einfach. Ich stürzte auf den Gorgonen zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Linus etwas in den Chat getippt hatte. Eine Anweisung an den Rest der...
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