Schweitzer Fachinformationen
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»Anscheinend stehen Sie kurz vor den Wechseljahren«, sagte mir mein Arzt, als ich sechsunddreißig war und mich fragte, warum ich so große Probleme hatte, schwanger zu werden.
Ich wäre fast vom Behandlungsstuhl gefallen.
»Wie meinen Sie das?«, fragte ich erschrocken. »Kurz vor den Wechseljahren? Das ist doch was für Großmütter! Ich bin noch nicht einmal Mutter! Deswegen bin ich übrigens hier, um Mutter zu werden! Nehmen Sie das zurück!« Es sollte ein Scherz sein, aber in Wahrheit flehte ich ihn an, es ungeschehen zu machen. Ich hatte solche Angst, dass damit mein Traum, Kinder zu bekommen, vorbei sein würde.
Wie ich so fassungslos dasaß und mir Vorwürfe machte, erinnerte ich mich an die Worte meiner Mutter, dass sie mit fünfundvierzig in die Wechseljahre gekommen sei - allerdings erscheint einem fünfundvierzig noch ziemlich weit weg, wenn man sechsunddreißig ist. Und ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal genau, was sich hinter dem Begriff Wechseljahre verbarg. Außer dass es wahrscheinlich das Ende meiner Schauspielkarriere bedeutete, die etwas später begonnen hatte als üblich. Mit Anfang dreißig hatte ich zum ersten Mal zu hören bekommen, dass ich wohl schon bald keine Hauptrollen mehr würde spielen können. War das also das mir prophezeite Ende? Ich bat den Arzt um nähere Informationen.
Er erklärte mir, dass mit der sogenannten Menopause aus fachlicher Sicht ein bestimmter Tag gemeint sei, nämlich der, an dem eine Frau ihre letzte Periode hat. Das könne man allerdings oft erst rückblickend feststellen, wenn seitdem ein ganzes Jahr vergangen sei. Im Durchschnitt sei dies etwa im einundfünfzigsten Lebensjahr der Fall. In den Jahren davor - ein Zeitraum, der als »Perimenopause« bezeichnet wird - könnten eine ganze Reihe von Symptomen auftreten, die mit dem sinkenden Östrogenspiegel in Verbindung ständen: nächtliches Schwitzen, eine unregelmäßige Periode, Stimmungsschwankungen und Gewichtszunahme gehörten dazu. (Erfreulich, dass der Begriff »Perimenopause«, der in den frühen 1930ern ins Oxford English Dictionary aufgenommen wurde, in jüngster Zeit mehr Verwendung findet. Das Wort »Menopause« wurde von dem französischen Arzt Charles-Pierre-Louis de Gardanne bereits im Jahr 1821 geprägt; da wurde es langsam Zeit, unser Vokabular zu erweitern!)
Unter nächtlichem Schwitzen litt ich schon seit einer Weile, aber kein Arzt - und ich hatte jede Menge Ärztinnen und Ärzte aufgesucht, da man vor dem Beginn der Dreharbeiten zu einem neuen Film stets einen Gesundheitscheck machen muss - hatte je viel darauf gegeben. Sie wissen schon, wenn man zum Arzt geht und die Liste mit den hundert Fragen bekommt? Seit Jahren hatte ich dort jedes Mal »nächtliches Schwitzen« angekreuzt. Mir wurde jedoch immer erklärt, es läge an Stress oder PMS oder einer allergischen Reaktion auf etwas, das ich gegessen oder getrunken hätte - vielleicht Sulfite im Wein? Und ich hatte diese Erklärungen akzeptiert. Ich war oft müde und gestresst von anstrengenden Drehtagen oder Reisen zu Presseterminen in aller Welt.
Als ich Mitte dreißig war, kam meine Periode immer häufiger, manchmal alle fünfzehn oder achtzehn Tage. Das war mir schon etwas seltsam vorgekommen. Dennoch hätte ich nie vermutet, dass es etwas mit den Wechseljahren zu tun haben könnte. Als ich nun jedoch in der Arztpraxis saß, erfuhr ich, dass die unregelmäßige Periode und das nächtliche Schwitzen in Wahrheit Symptome der Perimenopause waren und nichts mit einem stressigen Nachtdreh oder einem Glas Wein zu viel zum Abendessen zu tun hatten.
Beim Hinausgehen wurde es mir dann erst so richtig bewusst: Meine Periode würde bald ausbleiben, und damit wäre auch jede Hoffnung zunichtegemacht, schwanger zu werden. Ich stellte mir vor, meine Mutter anzurufen. Ich würde das Gespräch auf sensible, liebevolle Weise beginnen, voller Wärme und Mitgefühl für das, was sie als eine Frau ihrer Generation hatte durchmachen müssen: »Was zur Hölle, Mum?« Warum hatte sie mir über diese unvermeidliche Veränderung nicht mehr erzählt?
Irgendwann hatte ich dann tatsächlich einmal Gelegenheit, sie zu fragen, wie es bei ihr gewesen war.
»Meine Periode hat nach und nach aufgehört«, sagte sie. »Ich hatte emotionale Höhen und Tiefen und ein paar Jahre Symptome, aber mit fünfundvierzig war die Periode vorbei und das war's!«
Ich äußerte mich schockiert darüber, dass ich schon so alt war und von alldem noch nichts gehört hatte.
»Ich habe wohl nie mit dir darüber gesprochen, weil meine Mutter es auch nicht getan hat«, sagte sie.
Wie absurd, dass etwas so Alltägliches ein derart großes Tabu ist. Und warum hatte ich, eine relativ weltgewandte Person, die regelmäßig zu ihrer jährlichen Untersuchung ging und ihr ganzes Leben lang mit den offensten und intelligentesten Frauen zu tun gehabt hatte, nicht ein Mal die Worte gehört: »Pass auf, so sieht das aus, was dich irgendwann in den kommenden Jahren erwartet, und so könnte es sich anfühlen«?
Hatte das Schweigen über die Wechseljahre vielleicht damit zu tun, dass Frauen sich einfach damit abgefunden haben, dass es eben wehtun muss?
Dr. Sharon Malone, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe aus Washington, D.?C., Chefärztin bei Alloy Women's Health und eine der führenden Wechseljahre-Expertinnen in den USA, sagt: »Wir müssen verstehen - und es wurde in mehreren Studien belegt -, dass Leiden als Teil des Frauseins normalisiert wurde. Wir leiden unter Krämpfen, wir leiden beim Gebären, wir leiden unter dem prämenstruellen Syndrom. Diese Dinge, die ausschließlich Frauen betreffen, sind allgemein schlechter erforscht. Weil das Leiden bei Frauen so selbstverständlich ist, hat man nie wirklich herauszufinden versucht, was man dagegen tun könnte. Frauen übertreiben. Wir sind hysterisch. Es existiert alles nur in deinem Kopf. Diese Wahrnehmung ist in der Medizin leider auch heute noch weitverbreitet. Frauen haben immer noch das Gefühl, nicht gehört, nicht gesehen und nicht ernst genommen zu werden. Und das ist das Problem.«
Das neue Bewusstsein für die Wechseljahre führt zwar inzwischen dazu, dass Frauen eine bessere Behandlung erhalten, es sind aber weiterhin eine Menge teils wirklich hanebüchene Falschinformationen im Umlauf. Vor ein paar Jahren hörten meine Kinder mich darüber reden, dass ich in den Wechseljahren sei. Ich war neugierig und wollte herausfinden, was das für sie bedeutete. Deshalb fragte ich, was sie darüber wüssten. Vielleicht würden sie ja etwas über den Übergang zu einer neuen kraftvollen Lebensphase sagen, mir von weisen Frauen aus uralten Dörfern erzählen oder darauf hinweisen, dass Helen Mirren erst in mittlerem Alter wirklich berühmt geworden war?
»Ist das nicht, wenn man ins Bett macht?«, fragte das eine Kind.
»Das ist, wenn alte Frauen sterben?«, riet das andere Kind. »Wirst du sterben?«
»Nein!«, sagte ich. Dann fiel mir ein: Irgendwann sterben wir alle, oder? Ich verhaspelte mich: »Also, ja, doch, aber eigentlich nicht .«
Wenn die Geschichte unseres fruchtbaren Lebens ein Abenteuer ist, das in der Pubertät beginnt und mit den Wechseljahren endet, warum wird dann so selten über das Ende dieser Odyssee und das, was danach kommt, gesprochen? Warum sind die Wechseljahre kein Thema im Biologieunterricht oder bei der Beratung vor der Ehe oder bei sonstigen Gesprächen, die uns auf die Herausforderungen des Lebens vorbereiten sollen? Und wenn es nur ein kurzer Hinweis bei der ersten Periode wäre: »Herzlichen Glückwunsch! Du beginnst eine Reise der Fruchtbarkeit und wirst Kinder bekommen oder auch nicht. Die Fruchtbarkeit erreicht ihren Höhepunkt in den Zwanzigern und nimmt danach ab, nach dem fünfunddreißigsten Lebensjahr zunehmend schneller. Dein Zyklus endet im Durchschnitt mit einundfünfzig, vielleicht aber auch viel früher. Mach dich darauf gefasst.«
Seither habe ich von Ärztinnen und Ärzten gehört, dass es eine ganze Epidemie von Fehldiagnosen bei Frauen gibt - Fibromyalgie, chronisches Erschöpfungssyndrom, Reizdarm, klinische Depression -, dabei sind es in Wahrheit nur Symptome der Perimenopause.
Vor einigen Jahren habe ich versucht, eine jüngere Freundin darüber aufzuklären. Mit der Leidenschaft einer Kassandra warnte ich sie davor, Symptome zu ignorieren und Probleme herunterzuspielen, und riet ihr, immer zuerst auszuschließen, dass es sich um Wechseljahresbeschwerden handelte, bevor sie abwegigere Tests durchführen ließ.
»Wahnsinn, wie wenig Informationen es darüber gibt!«, beschwerte ich mich. »Warum wird ein so großes Geheimnis darum gemacht? Warum tauschen wir uns nicht untereinander darüber aus, was wir herausgefunden haben und was uns geholfen hat? Warum gibt es kein Handbuch dazu?«
»So ein Buch würde ich definitiv lesen«, sagte sie. »Du solltest es schreiben.«
Lange Zeit habe ich mich gegen ihren Ratschlag gewehrt. Ich hatte zu viel Angst davor. Außerdem wusste ich immer noch nicht viel über die Wechseljahre - außer dass sie schnell näher kamen und ich eine Heidenangst davor hatte. Schon seit ich mit der Schauspielerei begonnen hatte, hatte man mich davor gewarnt, mein Alter irgendwie anzusprechen. Wenn man nicht gerade dreiundzwanzig oder jünger sei, sei das ein Karrierekiller. Ich würde keine Arbeit mehr finden, wenn ich zugäbe, in der Perimenopause oder gar Menopause zu sein. Hollywoods netter Begriff für solche Frauen lautet »unfickbar«.
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