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Unter normalen Umständen hätten sich Oakley und Vaughn wohl nie kennengelernt.
Während sich die siebzehnjährige Vaughn seit dem Tod ihrer Eltern um ihre Geschwister kümmern muss, ist das Leben des neunzehnjährigen Oakley eine einzige Party. Als Popstar hat er sich nicht nur eine Bad-Boy-Attitüde zugelegt, sondern auch jede Menge Groupies.
Dann beschließt sein Management, dass er dringend ein besseres Image braucht. Vaughn soll ein Jahr lang Oakleys Freundin spielen. Doch die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen.
Während die gesamte Presse rätselt, wer das neue Mädchen an Oakleys Seite ist, muss sich Vaughn fragen: Kann sie sich selbst treu bleiben in dieser Welt voller Glitzer, Glamour und Gerüchte?
»Bitte sag mir, dass jedes Mädchen da drin volljährig ist.«
»Jede da drin ist volljährig«, wiederhole ich artig und sehe meinen Manager Jim Tolson treuherzig an.
Um mal ganz ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, ob das stimmt. Als ich gestern aus dem Studio nach Hause gekommen bin, war die Party schon in vollem Gange. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, irgendwelche Ausweise kontrollieren zu lassen, ehe ich mir mein erstes Bierchen geschnappt habe. Dann habe ich mich mit ein paar übereifrigen Ladys unterhalten, die angeblich so sehr auf meine Musik abfahren, dass sie sie sogar im Schlaf trällern. Kann sein, dass das als eine Art Einladung zu verstehen war, aber ich hatte kein Interesse. Mein Kumpel Luke hat sich ihrer angenommen, und ich bin herumgewandert, um rauszukriegen, ob ich wenigstens ein Viertel der Leute kenne, die sich da in meinem Haus tummeln.
Am Ende habe ich immerhin sieben davon wiedererkannt.
Jim presst seine ohnehin schon strichdünnen Lippen aufeinander und lässt sich schließlich auf eine Liege mir gegenüber plumpsen. Weil schon ein schlafendes Mädchen draufliegt, muss er mit dem Fußende vorliebnehmen. Jim hat mir mal gesagt, dass das größte Risiko an der Zusammenarbeit mit einem jungen Rockstar das Alter seiner Groupies ist. Es macht ihn offenbar ziemlich nervös, neben einem Teenager zu sitzen, der nichts als einen Bikini trägt.
»Merk dir diesen Satz gut, falls dich heute auf der Straße irgendein Klatschreporter darauf anspricht«, schärft er mir ein.
»Geht klar.« Außerdem werde ich mich sowieso von sämtlichen Promi-Hotspots fernhalten. Ich bin wirklich nicht scharf drauf, heute geknipst zu werden.
»Wie lief es gestern im Studio?«
Ich verdrehe die Augen. Als hätte Jim nicht bereits Sekunden, nachdem ich das Studio verlassen habe, die Tontechniker an der Strippe gehabt, um sich meinen neuesten Track vorspielen zu lassen. »Weißt du doch genau. Totaler Mist. Schlimmer als Mist. Ich glaube echt, dass selbst ein bellender Chihuahua besser performt hätte als ich.«
Ich lehne mich zurück und räuspere mich. Mit meinen Stimmbändern ist alles okay, die habe ich vor ein paar Monaten untersuchen lassen. Aber irgendwas hat meinem Gesang gestern . gefehlt. Meine Musik ist momentan irgendwie platt, sie hat keinen richtigen Tiefgang.
Seit meinem letzten Album habe ich nichts Vernünftiges mehr aufgenommen. Ich kann auch nicht wirklich sagen, woran das liegt. An den Lyrics, der Melodie oder am Rhythmus? Keine Ahnung. Es ist alles und nichts zugleich. Egal, wie lange wir dran herumgedoktert haben, es hat nichts gebracht.
Ich streiche mit den Fingern über die sechs Saiten meiner Gibson und weiß, dass man mir den Frust deutlich anmerkt.
»Komm schon, lass uns einen kleinen Spaziergang machen.« Jim deutet auf das schlafende Mädchen. Sie wirkt ziemlich weggetreten, aber vielleicht tut sie auch nur so. Seufzend lege ich die Gitarre auf dem Polster ab und stehe auf.
»Wusste gar nicht, dass du auf Strandspaziergänge stehst, Jim. Wollen wir vielleicht noch ein paar Gedichte rezitieren, ehe du mir den Antrag machst?«, necke ich ihn. Aber es ist wahrscheinlich wirklich schlauer, ein bisschen Abstand zu dem Groupie zu halten. Wäre ziemlich unschön, wenn sie der Klatschpresse etwas über meine Kreativblockade erzählen würde. Über mich gibt es wirklich schon genug Gerede.
»Hast du dir schon die neuesten Social-Media-Zahlen angesehen?« Er hält sein Smartphone in die Höhe.
»Ist die Frage ernst gemeint?«
Am Geländer meiner Dreihundertsechzig-Grad-Terrasse bleiben wir stehen. Ich wünschte wirklich, wir könnten runter an den Strand. Aber der ist nun mal öffentlich, und als ich zum letzten Mal einen Fuß auf den Sand gesetzt habe, hatte ich hinterher eine zerrissene Badehose und eine blutige Nase. Das ist jetzt drei Jahre her. In den Medien haben sie daraus einen Streit mit meiner Ex gemacht, mit dem ich unschuldige Kinder in Angst und Schrecken versetzt habe.
»Du hast von Woche zu Woche weniger Follower!«
»Klingt ja schrecklich.« Nö, eigentlich finde ich das super. Vielleicht kann ich irgendwann ja doch mal wieder in aller Ruhe an den Strand, wenn sich niemand mehr für mich interessiert.
Jims perfekt gemeißeltes, faltenfreies Gesicht nimmt einen irritierten Ausdruck an. »Das hier ist eine ernste Angelegenheit, Oakley.«
»Na und? Was kümmert es mich, wenn mir jetzt weniger Leute folgen?«
»Willst du denn nun als Künstler ernst genommen werden oder nicht?«
Oh nee, nicht schon wieder diese Predigt. Die hab ich von Jim schon hundertmal gehört, seit ich mit vierzehn den Vertrag bei ihm unterschrieben habe. »Du weißt doch, dass ich das tue.«
»Dann musst du dich jetzt aber mal ein bisschen am Riemen reißen!«, schnaubt er.
»Warum?« Und was hat das bitte mit der Qualität meiner Musik zu tun? Vielleicht sollte ich eher mal ein bisschen wilder werden und meine Grenzen austesten.
Aber . habe ich das nicht längst getan? In den vergangenen fünf Jahren habe ich gesoffen, geraucht, Pillen eingeworfen und eigentlich beinahe jede Erfahrung gemacht, die die Welt so zu bieten hat. Bin ich als Popstar etwa schon erledigt, noch ehe ich zwanzig bin?
Bei dem Gedanken läuft es mir eiskalt den Rücken runter.
»Weil dein Label kurz davor ist, dich rauszuschmeißen«, warnt mich Jim.
Bei dieser Neuigkeit kann ich nur träge applaudieren. Mit denen haben wir sowieso schon seit Monaten Ärger. »Lass sie doch.«
»Und was denkst du, wie dann dein nächstes Album veröffentlicht werden soll? Das Studio hat deine letzten zwei Versuche schon abgeblockt. Du willst mit deinem Stil experimentieren? Gedichte als Songtext verwenden? Mal über was anderes schreiben als Herzschmerz und Mädchen, die deine Liebe nicht erwidern?«
Ich starre dumpf aufs Wasser.
Er packt mich am Arm. »Jetzt hör mir doch mal zu, Oak!«
Ich sehe ihn entnervt an, und er lässt mich los. Wir wissen beide, dass ich nicht gern angefasst werde.
»Die lassen dich nicht das Album machen, auf das du Bock hast, wenn du immer wieder dein Publikum vergraulst.«
»Ganz genau«, erwidere ich selbstgefällig. »Was interessiert es mich also, wenn das Label mich abserviert?«
»Man braucht nun mal eines, wenn man Geld verdienen will. Und dein nächstes Album produzieren sie nur, wenn es vermarktbar ist. Wenn du noch mal einen Grammy gewinnen und von deinen Kollegen für voll genommen werden willst, dann musst du dringend an deinem Image arbeiten. Du hast keine Platte mehr rausgebracht, seit du siebzehn bist. Das ist jetzt zwei Jahre her, also eine halbe Ewigkeit in der Musikbranche.«
»Adele hat einmal mit neunzehn und dann erst wieder mit fünfundzwanzig ein Album veröffentlicht.«
»Du bist aber nicht Adele, verdammt noch mal.«
»Stimmt, ich bin erfolgreicher«, sage ich, und wir wissen beide, dass das keine reine Angeberei ist.
Seit ich mit vierzehn mein erstes Album auf den Markt gebracht habe, hatte ich echt absurd viel Erfolg. Jedes Album wurde mit Doppel-Platin ausgezeichnet. Mein nach mir benanntes Album Ford hat mir sogar den Diamond-Award eingebracht, den außer mir bis jetzt erst acht weitere Künstler bekommen haben. In diesem Jahr habe ich dreißig internationale Konzerte gegeben, allesamt in Stadien und komplett ausverkauft. Weltweit gibt es nicht mal zehn Stars, die Stadiontourneen machen. Alle anderen füllen gerade mal Arenen, Säle, Hallen und Clubs.
»Du warst erfolgreicher«, knallt Jim mir erbarmungslos vor den Latz. »Aber die Wahrheit ist, dass du jetzt mit neunzehn eigentlich schon Schnee von gestern bist.«
Jetzt hat er mich. Das ist nämlich meine Horrorvorstellung.
»Glückwunsch, Kid. In zwanzig Jahren sitzt du in irgendeiner Talkshow, und irgendein Kind fragt: >Mom, wer ist eigentlich Oakley Ford?< Und die Mom wird sagen .«
»Ja ja, ich hab schon verstanden«, presse ich hervor.
»Nein, das hast du eben nicht. Deine Existenz als Musiker wird so flüchtig gewesen sein, so unbedeutend, dass sogar die Mutter zu ihrem Kind sagen wird: >Ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer, wer dieser Oakley Soundso sein soll.<« Jetzt klingt Jims Stimme beinahe flehend. »Schau mal, Oak, ich will, dass du Erfolg hast mit deiner Musik. Aber du musst auch mit mir zusammenarbeiten. Die Branche wird nun mal von einer ganzen Menge alter weißer Männer dominiert, die voll auf Koks und außerdem an der Macht sind. Die lieben es, Musiker wie dich herumzuschubsen. Das gibt denen irgendeine Art von Kick. Also bestätige sie doch nicht auch noch in ihrer Annahme, dass du ein leichtes Opfer bist. Ich glaube ganz fest an dich, aber du musst eben auch Vertrauen in dich selbst haben.«
»Ich glaube doch auch an mich!«
Ob das in Jims Ohren wohl genauso unglaubwürdig klingt wie in meinen?
»Dann verhalt dich auch dementsprechend.«
Anders gesagt: Werd endlich erwachsen.
Ich ziehe ihm das Telefon aus der Hand. Die Follower-Zahl neben meinem Namen ist immer noch im achtstelligen Bereich. Millionen von Leuten folgen mir und stürzen sich auf all die lächerlichen Infos, mit denen mein PR-Team sie Tag für Tag füttert. Bilder von meinen Schuhen. Meinen Händen. Meine Güte, die Handfotos hatten über eine Million Likes und haben mindestens ebenso viele Gerüchte hervorgerufen. Die Mädels haben echt eine lebhafte Fantasie. Und eine versaute noch dazu.
»Also, was schlägst du vor?«, frage...
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