Schweitzer Fachinformationen
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ELLA
Die Zimmer der Royal-Söhne liegen im Südflügel, während die Gemächer ihres Dads in der anderen Hälfte des Gebäudes untergebracht sind. Deswegen biege ich oben nach rechts ab und flitze über das glänzende Parkett auf Eastons Zimmer zu. Als ich klopfe, kommt erst einmal keine Reaktion. Ich klopfe fester - immer noch nichts. Wahrscheinlich könnte diesen Typen nicht einmal ein Hurrikan aus dem Schlaf reißen. Schließlich stoße ich einfach die Tür auf und sehe Easton, der mit dem Gesicht ins Kissen gedrückt quer auf dem Bett liegt.
»Easton!«, rufe ich. »Wach auf!«
»Was ist denn?«, grummelt er und sieht mich unter halb geschlossenen Lidern an. »Shit, ist es etwa schon Zeit fürs Training?«
Er rollt sich auf die Seite und zieht dabei das Laken mit sich, sodass ich viel mehr nackte Haut sehe, als mir lieb ist. Auf dem Boden liegt eine zerknüllte Jogginghose, die ich jetzt aufs Bett neben seinen Kopf pfeffere.
»Steh auf!«, drängle ich.
»Warum?«
»Weil gerade die Hölle los ist!«
Er blinzelt schläfrig. »Hm?«
»Glaub mir, es gibt gerade richtig Ärger!«, schreie ich und zwinge mich dann, einmal tief durchzuatmen, um mich zu beruhigen. Leider funktioniert das nicht. »Wir treffen uns einfach gleich in Reeds Zimmer, okay?«, krächze ich.
Anscheinend kann er mir meine Panik ansehen. Ohne zu zögern, steht er auf, und ich düse erst mal zurück zu meinem Zimmer. Dieses Haus ist groß, lächerlich groß, aber leider sind seine Bewohner auch allesamt lächerlich verkorkst. Mich eingeschlossen.
Scheint ganz so, als wäre ich langsam eine echte Royal.
Nein, bin ich nicht.
Der Mann unten im Erdgeschoss ist leider der Gegenbeweis. Steve O'Halloran. Mein ganz und gar nicht toter Vater.
Plötzlich übermannen mich meine Emotionen, und einen Moment lang habe ich Angst, ich könnte einfach umkippen. Ich fühle mich auch richtig mies, dass ich Steve allein unten lasse. Ich habe mich ihm ja nicht einmal vorgestellt, ehe ich auf dem Absatz kehrtgemacht habe und zurück nach oben gerannt bin. Schätze mal, dass Callum Royal es nicht anders gemacht hat. Er war so außer sich vor Sorge um Reed, dass er einfach nur gesagt hat:
»Ich packe das gerade nicht, Steve. Warte einfach hier auf mich.«
Trotz meines schlechten Gewissens schiebe ich die Gedanken an Steve erst mal in den hintersten Winkel meines Gehirns. Ich muss mich jetzt auf Reed konzentrieren.
In meinem Zimmer angekommen, zerre ich sofort meinen Rucksack unter dem Bett hervor. Ich verstaue ihn immer an einem Ort, an dem ich ihn leicht holen kann.
Als ich den Reißverschluss aufziehe und den ledernen Geldbeutel entdecke, in dem ich mein monatliches Taschengeld aufbewahre, das ich von Callum bekomme, seufze ich einmal erleichtert auf.
Damals, als ich hier eingezogen bin, hat Callum mir versprochen, mir jeden Monat zehntausend Dollar zu bezahlen, wenn ich dafür nicht abhaue. Sosehr ich das Royal'sche Anwesen anfangs auch gehasst habe, so sehr liebe ich es jetzt. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, woanders zu leben - Taschengeld hin oder her.
Aber weil ich jahrelang keine Kohle hatte und nun mal eher von misstrauischer Natur bin, habe ich Callum nicht darum gebeten, damit aufzuhören.
Jetzt bin ich unendlich dankbar für diese üppige Finanzspritze. Es ist genug Geld, um mich monatelang über Wasser zu halten, wenn nicht sogar länger.
Ich werfe den Rucksack über meine Schulter und begegne auf dem Weg zu Reeds Zimmer im Flur Easton. Sein dunkles Haar steht in alle Richtungen ab, aber immerhin hat er jetzt eine Hose an.
»Was ist denn los, zum Teufel?«, fragt er mich, während wir in Reeds Zimmer tappen.
Ich reiße die Tür von Reeds begehbarem Kleiderschrank auf und lasse hektisch den Blick über die Regale wandern. Ganz hinten im untersten Fach entdecke ich, was ich gesucht habe.
»Ella?!«
Ich antworte nicht. Easton sieht mich finster an, während ich einen marineblauen Koffer über den cremefarbenen Teppich zerre.
»Ella! Jetzt sag doch endlich mal!«
Als ich beginne, alle möglichen Sachen in den Koffer zu stopfen, sieht er mich aus tellergroßen Augen an. Ein paar T-Shirts, Reeds grünen Lieblingskapuzenpulli, Jeans, ein paar weiße Unterhemden. Was könnte er noch brauchen? Hm . Boxershorts, einen Gürtel .
»Warum machst du das?«, brüllt Easton jetzt, und sein Ton ist so scharf, dass er mich aus meinem Panikfilm reißt.
Das abgetragene graue T-Shirt, das ich in der Hand gehalten habe, fällt auf den Teppich. Mein Herz rast immer schneller, als mir klar wird, wie übel die Situation tatsächlich ist.
»Reed steht unter Verdacht, Brooke umgebracht zu haben, und wurde festgenommen«, platzt es aus mir heraus. »Callum und er sind auf der Polizeiwache.«
Eastons Kiefer klappt herunter. »Wie bitte?!«, schreit er. »Kamen die Cops etwa, als wir gerade beim Dinner waren?«
»Nein. Erst, als wir zurück aus D.C. waren.«
Alle außer Reed hatten nämlich in D.C. zu Abend gegessen. So läuft das eben bei den Royals. Die sind so steinreich, dass Callum mehrere Privatjets zur Verfügung stehen. Das kommt natürlich auch daher, dass sein Unternehmen Flugzeuge produziert, aber es ist trotzdem ziemlich krass, finde ich. Vor allem die Idee, mal eben aus North Carolina nach D.C. zum Abendessen zu jetten. Reed ist hiergeblieben, weil er Schmerzen am Oberkörper hatte.
In der Nacht zuvor hatte jemand bei den Docks auf ihn eingestochen, und weil er von den Schmerzmitteln total benebelt war, wollte er lieber zu Hause bleiben.
Aber anscheinend war er nicht zu benebelt, um Brooke zu treffen .
Gott. Was ist heute Abend wirklich passiert?
»Es ist ungefähr zehn Minuten her«, füge ich mit schwacher Stimme hinzu. »Hast du etwa nicht gehört, wie dein Dad die Detectives angebrüllt hat?«
»Ich habe überhaupt nichts mitgekriegt. Ich . ähm .« Er sieht mich beschämt an. »Ich habe heute bei Wade ordentlich Wodka gekippt. Bin heimgekommen und sofort tief und fest eingepennt.«
Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm zu erklären, dass er nicht so viel trinken darf. Easton hat diverse Suchtprobleme, aber gerade ist Reeds Verhaftung wegen Mordverdachts ein bisschen wichtiger.
Ich balle meine Hände zu Fäusten. Wenn Reed jetzt hier wäre, würde ich ihm eine verpassen - einmal, weil er mich angelogen hat, und einmal, weil er jetzt bei der Polizei sitzt.
Schließlich bricht Easton das Schweigen. »Glaubst du, er war es?«
»Nein.« Aber auch wenn ich relativ überzeugt klinge, bin ich leider doch ganz schön verwirrt. Als ich vom Dinner zurückkam, habe ich gesehen, dass seine Naht aufgegangen war und auf seinem Bauch Blut klebt. Diese belastenden Indizien behalte ich jetzt aber für mich. Ich vertraue Easton natürlich, aber er ist selten wirklich nüchtern. Jetzt geht es darum, Reed zu schützen, und man weiß nie, was Easton so rausrutscht, wenn er betrunken oder high ist.
Ich schlucke einmal und konzentriere mich dann wieder auf meine Aufgabe: Reed. Eilig stopfe ich noch ein paar weitere Stücke in den Koffer und schließe ihn dann.
»Du hast mir immer noch nicht verraten, weshalb du diesen Koffer packst«, stöhnt Easton frustriert.
»Das mache ich, falls wir abhauen müssen.«
»Wir?«
»Na, ich und Reed.« Ich springe auf und renne hinüber zur Kommode, um die Socken zu holen. »Ich will einfach auf alles vorbereitet sein, okay?«
Das ist nämlich etwas, worin ich richtig gut bin: abhauen.
Die Biege machen. Das Weite suchen. Ich weiß auch gar nicht, ob es dieses Mal dazu kommt. Vielleicht stolzieren Callum und Reed auch jeden Moment in die Villa und rufen:
»Alles tipptopp! Die Anklage wurde aufgehoben.« Oder Reed wird doch nicht auf Kaution freigelassen und kommt überhaupt nicht mehr zurück nach Hause.
Aber ganz egal, wie die Dinge stehen: Ich muss bereit sein, jederzeit durchzubrennen. Mein Rucksack ist immer mit allem Nötigen gefüllt, aber leider ist Reed im Planen nicht so gut wie ich. Er ist eher impulsiv.
Denkt nicht immer darüber nach, bevor er -
jemanden umbringt?
Ich schiebe diesen schrecklichen Gedanken sofort beiseite. Nein. Es kann nicht sein, dass Reed wirklich der Schuldige ist.
»Was schreit ihr denn so rum?«, ertönt eine verschlafene Stimme von Reeds Tür. »Man hört euer Geplärre den ganzen Flur hinunter.«
Die sechzehn Jahre alten Zwillinge kommen ins Zimmer. Beide tragen nichts als ein Laken um die Hüften geschlungen. Was haben die Royals eigentlich gegen Pyjamas?
»Reed hat Brooke gekillt«, erklärt Easton seinen Brüdern.
»Easton!« Musste das sein?
»Was? Soll ich meinen kleinen Brüdern etwa vorenthalten, dass unser Bruder wegen Mordes festgenommen wurde?«
Sawyer und Sebastian japsen einmal kurz nach Luft.
»Ist das dein Ernst?«, fragt Sawyer.
»Die Cops haben ihn eben abgeführt«, flüstere ich.
Easton sieht uns nervös an. »Und ich denke mal, das hätten sie nicht direkt gemacht, wenn es nicht irgendwelche Beweise gegen ihn gäbe. Vielleicht geht es ja ums .« Er malt mit dem Zeigefinger eine Art Kugel vor seinen Bauch.
»Was? Um das Baby?«, fragt Seb. »Warum sollte Reed sich wegen Brookes kleinem Satansbraten denn den Kopf zerbrechen?«
Mist. Ich habe...
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