Schweitzer Fachinformationen
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Beth lehnte sich keuchend gegen einen Zaunpfosten und blickte über die rote Erde der Koppel.
Der Lauf zum Paterson-Downs-Gatter und zurück war nur drei Kilometer lang, aber es war die beste Laufstrecke der Farm. Die geradeste, flachste, am wenigsten staubige Strecke. Keine Kuhfladen. Und selbst ein kurzer Lauf war immer noch besser als gar kein Lauf.
Sie wandte sich um und betrachtete das Haus. Hoffnungslos veraltet. Wie oft hatte sie ihrem Vater oder Willow sanft nahegelegt, es zu renovieren? Aber Barry schien ihr kaum zuzuhören, und Willow warf ihr jedes Mal diesen Blick zu, der besagte: »Bist du übergeschnappt?« Willow liebte das alte Farmhaus und schien blind dafür, wie unmodern es war. Aber es bräuchte nur ein bisschen Putz auf dem tiefbraunen Backstein - vielleicht ein dunkles Grau - und einen klassischen steinernen Portikus genau über diesem lächerlichen Türbogen .
Was hatte es für einen Sinn, sich Renovierungsmaßnahmen für das Paterson-Downs-Farmhaus vorzustellen? Selbst wenn es Beth gelang, ihren Vater zu überzeugen, würde Willow einfach ihr Veto gegen die Idee einlegen. Beths Blick fiel auf die mit Drachen verzierte Türglocke ihrer Mutter, die sanft in der morgendlichen Brise baumelte, und ihr wurde etwas weicher ums Herz. Es gab ein paar Dinge an der alten Farm, die selbst sie nicht ändern würde.
Willow kam aus dem Haus und überprüfte die Stiefel, die ihren festen Platz auf der Türschwelle hatten, auf Schlangen oder Kröten. Dann bemerkte sie Beth.
»Schönen Lauf gehabt?«
Beth nickte und kam auf sie zu. »Ein bisschen kurz, aber jetzt ist es sowieso schon zu heiß zum Laufen. Ich habe verschlafen.«
»Es ist erst acht«, erwiderte Willow. »Und es ist Sonntag. Ich denke, du darfst ruhig ein bisschen ausschlafen, nachdem du dich die ganze Woche mit den Kranken von Mount Clair herumgeschlagen hast. Für manche Leute ist es immer noch grausam früh.«
»Aber für dich ist es schon spät am Tag«, entgegnete Beth lächelnd. »Was hast du heute Morgen vor?«
»Tom und ich fahren rüber nach Quintilla. Die Ziegen sind eingetroffen!« Willows dunkle Augen glänzten.
»Oh, wie aufregend! Kommen irgendwelche davon nach Patersons?«
»Noch nicht. Die hier stammen aus biologischer Aufzucht, daher sind sie schon zertifiziert. Wir werden sie auf Quintilla lassen, bis Patersons vollständig zertifiziert ist, damit sie ihr Biosiegel nicht verlieren.«
Tom trat hinter Willow aus dem Haus. Wo sein Hut gesessen hatte, waren seine blonden Haare an den Kopf gedrückt. »Du warst joggen, Beth? Verrückte Frau.«
Beth wischte sich mit einem Arm über die Stirn. »Im Gegensatz zu euch beiden leiste ich keine harte, körperliche Arbeit, die mich fit hält. Ich muss etwas tun.«
Willow lachte. »Darum joggst du nicht.«
Beth sah sie verblüfft an. »Warum sollte ich es denn sonst tun?«
Willow zögerte kurz. »Ich weiß nicht. Ich dachte, für dich sei das Stressabbau.« Beth zog die Augenbrauen hoch. »Niemand muss jeden Morgen und Abend über eine Stunde joggen, um sich fit zu halten, oder?«
Wenn man es so ausdrückte, klang es tatsächlich fanatisch. Beths Wangen erwärmten sich. »Ja, ich nehme an, es ist eine gute Möglichkeit, um runterzukommen.«
Tom stieß Willow in die Seite. »Die Ziegen warten auf keinen Mann - und keine Frau.«
»Komme schon!« Willow trat auf Beth zu, um sie zu umarmen. »Nur falls du schon weg bist, wenn ich wiederkomme.«
»Ich bin ganz verschwitzt«, protestierte Beth.
»Ja, voll eklig - mach mir bloß keinen Schweiß auf mein Sweatshirt.« Willow grinste und eilte Tom hinterher.
Beth sah zu, wie die beiden in ein Farmfahrzeug kletterten und angeregt über ihr neues Vieh diskutierten. Willow war erst seit gut zwei Monaten schwanger und hatte bisher noch keinen nennenswerten Babybauch, aber bald würde sie es der Welt sagen müssen. Die ganze Aufmerksamkeit, die darauf folgen würde, würde Willow so unangenehm sein - und Tom würde sie genießen. Beth lächelte bei dem Gedanken, und ihr wurde warm ums Herz. Tom Forrest war der einzige Mann, den sie für ihre geliebte Schwester als gut genug erachtete - der einzige Mann, dem sie wirklich vertraute, dass er Willow richtig zu schätzen wusste. Und dass er ihr niemals wehtun würde.
Was Frees Freund, Finn, betraf - na ja, da war sich Beth noch nicht ganz sicher. Er schien Free, die jüngste der Paterson-Schwestern, so anzuhimmeln, wie sie es verdient hatte, und er gab ihr auf jeden Fall einen gewissen Halt. Zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben schien Free glücklich damit, länger als ein paar Monate am Stück an einem Ort zu bleiben. Finn war jetzt seit fast einem Jahr in ihrem Leben, aber Beth würde ihr Urteil zurückbehalten, bis er noch ein paar mehr geblieben war. Beth dachte an Frees strahlendes, offenes Gesicht und ihr weiches goldblondes Haar, und sie wurde von einem solch heftigen Schwall von Liebe überwältigt, dass es ihr fast den Atem raubte. Wenn er Free wehtat, dann sollte Constable Finn Kelly sich besser vor Beths Zorn in Acht nehmen.
Sie winkte Tom und Willow zum Abschied und ging ins Haus, um etwas zu trinken. Barry saß vor dem Fernseher, den Ton leise gestellt, und grübelte stirnrunzelnd über seinem Pflanzkalender.
»Morgen, Schatz. Warst du draußen joggen? Ist verdammt heiß. Du wirst noch einen Hitzschlag kriegen, wenn du nicht aufpasst.«
»Es geht mir gut, Dad. Ich bin's gewohnt.«
»Hmm.« Er konzentrierte sich wieder auf seinen Kalender, während sie sich den Wasserkrug aus dem Kühlschrank holte. »Willst du ein Tässchen Tee, Bethie?«
»Noch nicht. Ich will erst duschen. Hast du schon gegessen? Lust auf ein warmes Frühstück?«
Barrys Miene hellte sich auf. »Mit Eiern und Speck?«
»Dad.« Sie musste nicht mehr sagen. Er hob eine Hand, als wollte er sich ergeben. »Pochierte Eier auf Toast«, sagte sie.
»Klingt wunderbar, Schatz. Sag's nicht deiner Schwester, aber du wirst immer die verdammt beste Köchin in Mount Clair sein.«
Beth konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Bei Mum in die Lehre gegangen - der Meisterköchin. Aber du findest doch nur, dass ich besser als Willow bin, weil ich mit Fleisch koche.«
Er kicherte. »Nein, du hast magische Hände. Geh duschen, und ich setze inzwischen Wasser auf.«
Beth genoss den langsamen Tagesbeginn auf der Farm. Sie plauderte und scherzte mit ihrem Vater und fand in der Waschküche etwas frische Wäsche, die sie zusammenlegte, da sie wusste, wie hart Willow und Tom arbeiteten. Wenn sie zu ihrem Kindheitszuhause zurückkehrte, fühlte sie sich jedes Mal ermahnt, in ihrem Leben einen Gang zurückzuschalten - oder es zumindest zu versuchen.
Auf der Fahrt zurück in die Stadt am Nachmittag dachte Beth über die nächsten paar Tage nach. Sie erschienen ihr schon jetzt wie der reinste Wahnsinn. Am Montag hatte sie bis sechs Uhr Termine in der Praxis, und sie musste immer noch Paul oder Carolyn fragen, ob sie irgendwelche ihrer späten Termine am Dienstagnachmittag übernehmen könnten, da die Madjinbarra-Interessenvertreter um fünf Uhr ein Sondermeeting einberufen hatten. Dann hatte sie um sieben einen Networking-Empfang. Sie hoffte, dass es dort etwas zu essen gab, denn bei dem Tempo würde sie von Glück reden können, wenn sie zwischendurch einen Happen einschieben konnte. Außerdem musste sie Termine für ihre eigenen Untersuchungen vereinbaren: eine Mammografie und ein Gebärmutterhalskrebs-Screening. Sie hatte nie ein anormales Ergebnis gehabt, aber bei ihrer familiären Vorbelastung war es besser, wachsam zu sein.
Ihre Gedanken kehrten zurück zu dem Meeting der Interessenvertreter. Sie war sich nicht sicher, warum das Meeting einberufen worden war - es war außerplanmäßig. Ihr erster Gedanke war: Finanzierung. Nach Beths Erfahrung ging es bei den meisten außerordentlichen Meetings um Finanzierungsprobleme. In dem Ministerium, das ihre Arbeit als fliegende Ärztin für Madjinbarra finanzierte, änderte sich ständig irgendetwas, und sie hatte gesehen, wie ganze Programme im Handumdrehen über den Haufen geworfen wurden. Beth hoffte, dass das nicht das Schicksal des Madjinbarra-Programms sein würde. Die Leute brauchten die ärztlichen Besuche, und Beth schätzte ihre regelmäßigen Touren dorthin, um die Mitglieder dieser entlegenen Outback-Gemeinde zu sehen. Die Arbeit sorgte dafür, dass sie einmal im Monat für ein paar Tage aus der Stadt kam, und sie stand mit vielen Leuten dort in Kontakt und leistete einen Beitrag zu ihrer Gesundheit. Ihre Gedanken blieben an Pearl hängen, dem großäugigen kleinen Mädchen, das an Zerebralparese litt, und seiner älteren Schwester, Jill. Diese beiden hatte Beth besonders in Herz geschlossen. Ihre liebevollen Gedanken trübten sich für einen Moment ein, während sie über Pearl nachgrübelte. Wenn sie doch nur in Mount Clair leben würde. Das Kind brauchte mehr Fürsorge, als es in der kleinen Stadt dort draußen bekommen konnte.
Sie würde die Angelegenheit mit Mary Wirra erörtern, wenn sie sie das nächste Mal sah. Als Vormund der Mädchen und eine der Gemeindeältesten würde Mary bestimmt Optionen für Pearls Wohlbefinden ausloten wollen.
Beth war bereits erschöpft, als sie am Dienstag zu dem Madjinbarra-Meeting im Ministerium für Gemeindeangelegenheiten fuhr. Sie war am Abend zuvor zum Krankenhaus gerufen worden, als dort wegen eines unerwarteten Ansturms in der Notaufnahme Ärzteknappheit herrschte. Sie war erst um zwei Uhr morgens ins Bett gekommen und um sechs wieder auf den Beinen gewesen, um sich für die Arbeit fertig zu...
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