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20. Januar 2020: Meine Gefühlslage hat sich etwas verschlechtert. Zwar Vorfreude - wir sind gerade dabei, unsere Sachen für die Reise nach Rijeka einzupacken. Rijeka, Kroatien - eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte des Jahres - aber auch irgendwas Grummeliges im Bauch. Wir wollen drei Tage in Rijeka bleiben, dort an den kulturellen Festlichkeiten teilnehmen und von da rüber nach Grado. Grado, meine "Vierte Heimat". Ich liebe dieses Küstenörtchen. Adria, nicht weit bis Triest, Udine und auch Venedig. Von Rijeka nach Grado, das dauert zum Glück gerade mal zwei Stunden Autofahrt. Ich freue mich auf meine kleine Bar "La Fenice" im alten Teil des Ortes. Aber warum dieses bedrückende Gefühl? Nun gut, es wird etwas berichtet aus China. Eigenartige Berichte und Kommentare in den Nachrichten: In einem Ort mit einem Fisch- und Geflügelmarkt ist eine neue Virusart aufgetaucht.
Wuhan - in dem 'Städtchen' sollen drakonische Maßnahmen durch die Regierung mit dem Absperren ganzer Wohnblöcke mit Hilfe von Militär und Polizei ergriffen worden sein. Was tun mir die 'armen Menschen' leid. Eingesperrt in ihren eigenen Wohnungen! Schrecklich! Na gut, so geht das eben in China.
Kommunistische Diktatur, da läuft vieles anders als bei uns. Da können sie so was halt machen.
Mein Gedanke erinnert an Asterix: "Die spinnen, die Chinesen." Ähnlich ergeht es auch dem Tesla-Typen Musk. Von ihm las ich ein Zitat: "Den Leuten zu sagen, dass sie ihr Haus nicht verlassen können, dass sie dann festgenommen werden, das ist nicht demokratisch, das ist faschistisch!"
22. Januar 2020: Das ZDF hat heute berichtet, die Zahl der Coronavirus-Toten in China sei erneut angestiegen. "Die Erkrankungen durch den neuartigen Coronavirus in China haben sich nochmals sprunghaft weiter ausgebreitet. Nach einer neuen Zwischenbilanz der chinesischen Regierung stieg die Zahl der Toten um weitere zwei auf inzwischen sechs bestätigte Fälle." Weiter war zu hören, dass die Gesamtzahl der Erkrankungen um mehr als 100 Fälle auf inzwischen 440 angewachsen sei. Über sechs Tote in einem Land mit etwa 1,4 Milliarden Einwohnern derart dramatisch zu berichten - das kommt mir einigermaßen paradox vor. Dennoch - dieses bedrückende Gefühl aus der Berichterstattung macht mich unsicher. Ist das nur bei mir oder beginnt sich eine Art Angstglocke über uns allen auszubreiten? Will man uns nur wieder einmal verrückt machen? Die hochdramatischen Ankündigungen und Warnungen über die drohenden Folgen von Vogel- und Schweinegrippe ab 2003 und 2009 hatten sich doch später für Deutschland als komplett übertrieben herausgestellt. Jetzt also Corona?
23. Januar 2020: Das komische Gefühl in der Magengegend bleibt. Kann man den Leuten trauen? Der Gesundheitsminister hat in einem RTL-Interview beschwichtigt; es gibt "keinen Anlass zu Unruhe und unnötigem Alarmismus". Das Virus als solches sei nach bisherigem Wissensstand keines, das sich sehr schnell nur über die Luft übertrüge. Im gleichen Zusammenhang wurde noch der Virologe Dr. Markus Frühwein zur Unterstützung herangezogen. Ähnliche Tendenz. Wir würden sicherlich eine ziemliche Ausbreitung über die Kontinente sehen, "aber eher in Einzelfällen." Er glaubt, "dass wir uns keine großen Sorgen machen müssen wegen einer Pandemie oder dass wir in Deutschland die Häuser nicht verlassen können."
Eines habe in meinem Leben gelernt: Wenn ein Politiker betont, man bräuchte sich keine größeren Sorgen zu machen, dann sollte man sich auf jeden Fall Sorgen machen. Wenn es heißt, über die Atemluft sei eine Ansteckung eher ungewöhnlich (O-Ton Spahn) und in unsere Häuser einsperren würde man uns sicherlich auch nicht, dann . na mal abwarten.
24. Januar 2020: Die Desinfektion der Hände, darauf sollten wir mehr achten als bisher. Desinfektion per Spray - für mich bisher ein Fremdwort. Aber ich war losgerannt, habe zwei Apotheken, Rossmann, Rewe und einen Drogerie-Markt abgeklappert. Jetzt froh zu Hause, in einer dritten Apotheke meinten sie, es gäbe zwar noch Desinfektions-Lösung, aber keine Flaschen. Ich war erleichtert, dass sie mir doch etwas von dem heilsbringenden Stoff in eine leere Ampulle abgefüllt haben. "Gerettet!" Erneut kommt in den Nachrichten die mahnende Stimme von Claus Kleber, würden wir uns an die grundsätzlichen Anweisungen halten, würde kaum eine reale Gefahr bestehen, zumal China auch ziemlich weit weg sei. Eine Ausbreitung im größeren Stil bis nach Europa sei recht unrealistisch. Aber warum kommt es mir so vor, als würden die Menschen um mich herum ein wenig hektischer erscheinen? Man hört, dass es Probleme mit der Versorgung von Toilettenpapier gibt. Ein Blick in die Lidl-Regale, es stimmt. Eine Packung konnte ich mir ergattern. Ein zweiter kleiner "Sieg" in einem Krieg, den keiner offiziell erklärt hat.
27. Januar 2020: Die Medien geben Entwarnung: "Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück."
Wir sind in Urlaubsstimmung - getrübt? Kommt nicht in Frage! Schließlich soll die Gefahr, die bei uns vom Influenza-Virus ausgeht, viel konkreter sein - RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher in einem Interview mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg: "Wenn wir sehen, dass wir jetzt bei der laufenden Grippewelle schon über 13.000 bis 14.000 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Erkrankungen haben und auch schon über 30 Todesfälle, dann ist das eine ganz andere Nummer". RKI? Was soll das sein? Sicherlich etwas Wichtiges, sonst würde die Frau nicht derart stark angekündigt werden.
28. Januar 2020: Die Nachrichten kennen jetzt fast nur noch ein Thema. Es hat anscheinend den ersten deutschen Corona-Fall gegeben. Allerdings sei dieser Mann in einem 'klinisch guten Zustand'. Kurios, die WHO hat plötzlich begonnen, die eigenen Angaben zum internationalen Gefährdungsniveau durch das Coronavirus zu korrigieren. Weltweit sei die Gefährdung jetzt "hoch" - bis kurz zuvor hatte man doch nur von einer "moderaten" weltweiten Gefahr gesprochen . (?) Eine WHO-Sprecherin begründete dies mit einem "Formulierungsfehler". Die WHO schätze das Risiko jetzt "sehr hoch in China, hoch in der Region und hoch auf weltweitem Niveau" ein. Es bestehe aber nach wie vor kein weltweiter Gesundheitsnotstand. Noch ein Tag bis zur Abfahrt Richtung Kroatien. Für eine Direktfahrt ist uns die Strecke zu weit, wir wollen eine Übernachtung in München einplanen. Ich freue mich, München hat für mich eine besondere Bedeutung. (Ob man das als HSV-Fan überhaupt sagen darf?)
30. Januar 2020: Was tut man als Kulturinteressierter, wenn man in eine Großstadt kommt? Man besucht ein Museum; zum Beispiel das Residenz-Schloss München mit seinen 150 Räumen voller Prunk und Kunstschätze. Die Gruppe von Menschen mit asiatischem Aussehen, auf die wir im zweiten Raum stießen, wurde geschickt umrundet. Man erinnerte sich gut an den Spruch der Dame an der Kasse, die uns zugeraunt hatte, sie hätte ein wenig Angst bekommen, da diese Leute ziemlich dicht an sie herangerückt wären. Es könnten ja schließlich auch 'Chinesen' sein ...
Im weiteren Verlauf unseres Rundganges durch viele atemberaubende Säle des Schlosses begegneten wir der Gruppe komischerweise noch einige Male. Die Führerin hatte augenscheinlich eine andere Route ausgewählt als wir. Und wir, ja wir gingen denen so gut es ging aus dem Weg - machten sozusagen einen weiten Bogen um die Leutchen herum. Man konnte ja schließlich nie wissen! Allerdings haben wir das mit einem leicht ironisch-peinlichen Gefühl gemacht. Schließlich musste ja niemand merken, dass wir ein komisches Gefühl hatten. Nach außen hin war es für uns eher etwas Spaßiges, große Bögen um die "Chinesen" zu machen, aber innerlich war mir auch hier wieder etwas komisch. Sicher ist sicher.
Der Gesundheitsminister Spahn, einer mit Abitur, einer Ausbildung zum Bankkaufmann und einem 14-jährigen Politikstudium in Ökonomie, hatte zwar erneut öffentlich abgewiegelt - diesmal auf NTV, aber ein Stück weit haben uns die angst- und panikunterlegten Medienberichte wohl doch beeinflusst.
2. Februar 2020: Rijeka war eher trostlos. Nun gut, das Jahr mit den vielen geplanten Events hatte ja auch noch gar nicht richtig begonnen. Es war auch ziemlich kalt - also sind wir einen Tag früher als geplant abgerauscht, hinüber zur Adria. Ich habe...
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