Schweitzer Fachinformationen
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Schon beim Aufwachen war mir klar, dass es ein Tag für eine Runde durch den Park war, die längste meiner regelmäßigen Laufstrecken, insgesamt fast fünfzehn Kilometer. Durch das Rattanrollo strahlte die Herbstsonne, was der Bettwäsche einen goldenen Schimmer verlieh, und der Duft des in der Nacht gefallenen Regens drang mir in die Nase. Die Blätter der Platane vor dem Fenster hatten an den Rändern bereits eine goldbraune Färbung angenommen. Ich schloss die Augen und begann, mich zu dehnen, während ich dem Klicken und Ächzen des Heizkörpers und dem gedämpften Rauschen des Verkehrs lauschte; bewusst spürte ich jeden Muskel in meinem Körper, schwelgte in der Erwartung des bevorstehenden Tages.
Ich beginne jeden Morgen auf die gleiche Weise. Vielleicht hängt das mit dem Alleinleben zusammen - man kann sich in seinen Gewohnheiten einrichten, es gibt keine Störung von außen, keine Mitbewohner, die die Milch leer trinken, keine Katze, die ein Haarknäuel auf den Teppich erbricht. Man weiß, dass das, was man am Abend im Schrank gelassen hat, beim Aufwachen noch im Schrank sein wird. Man hat die Kontrolle.
Oder vielleicht liegt es daran, dass ich von zu Hause arbeite. Wenn man keine geregelten Arbeitszeiten hat, können die Tage schnell formlos werden, ineinander verschwimmen. Manchmal ist man um fünf Uhr nachmittags noch im Morgenmantel und hat außer dem Milchmann keinen Menschen gesehen. Es gibt Tage, an denen ich keine einzige menschliche Stimme höre, wenn man mal vom Radio absieht, und ganz ehrlich? Mir gefällt das so. Für eine Schriftstellerin wie mich ist es in vielerlei Hinsicht ideal - allein zu sein mit den Stimmen im Kopf, mit den Figuren, die man selbst geschaffen hat. In der Stille können sie sich zu sehr realen Wesen entfalten. Besonders gesund ist diese Daseinsform allerdings nicht. Darum ist es wichtig, dass man eine Routine entwickelt, an der man sich entlanghangeln kann und die einem hilft, die Werktage von den Wochenenden zu unterscheiden.
Mein Tag beginnt so: Um Punkt halb sieben springt die Heizung an, und das Dröhnen des Boilers weckt mich auf. Ich werfe einen Blick auf mein Handy, um sicherzustellen, dass die Welt nicht über Nacht untergegangen ist - und dann liege ich da und höre dem Knacken und Knarzen des Heizkörpers zu.
Um sieben Uhr mache ich das Radio an, das schon auf BBC Radio 4 eingestellt ist, wo das Today Programme läuft, und strecke den Arm aus, um die Kaffeemaschine einzuschalten, die ich am Abend zuvor mit Kaffee und Wasser gefüllt habe, Carte Noire Filterkaffee, und auch den Filter habe ich bereits passgenau eingesetzt. Die Größe meines Apartments hat doch einige Vorteile. Einer davon ist, dass ich sowohl den Kühlschrank als auch die Kaffeemaschine erreichen kann, ohne das Bett zu verlassen.
Normalerweise ist der Kaffee fertig, sobald sie die Schlagzeilen vorgelesen haben, und dann hieve ich mich aus dem warmen Bett, trinke den Kaffee mit einem kleinen Schuss Milch und genehmige mir dazu eine Scheibe Toast mit Bonne-Maman-Himbeermarmelade (ohne Butter - nicht, weil ich auf Diät bin, sondern weil ich zur Marmelade einfach keine Butter mag).
Was danach geschieht, hängt vom Wetter ab. Wenn es regnet, oder ich keine Lust zum Laufen habe, dusche ich, checke meine Mails und beginne mit der Arbeit.
Doch heute war ein wunderschöner Morgen, und ich konnte es kaum abwarten, rauszukommen, die nassen Blätter unter meinen Füßen und den Wind in meinem Gesicht zu spüren. Duschen würde ich danach.
Ich zog ein T-Shirt, Sportleggings und Socken an und schob die Füße in meine Laufschuhe, die neben der Tür standen. Dann joggte ich die drei Stockwerke hinunter zur Straße und raus in die Welt.
Als ich zurückkam, erhitzt und verschwitzt, meine Glieder puddingweich vor Erschöpfung, nahm ich eine lange Dusche und ging meine To-do-Liste für den Tag durch. Ich musste noch eine Supermarktbestellung im Internet aufgeben, ich hatte fast nichts mehr zu essen da. Dann musste ich die Korrekturfahnen meines Buches durchsehen - ich hatte sie der Lektorin für diese Woche zugesagt und noch nicht einmal damit begonnen. Und es war höchste Zeit, dass ich endlich die E-Mails bearbeitete, die über das Kontaktformular meiner Website bei mir eingegangen waren, das schob ich schon seit Ewigkeiten vor mir her. Die meisten waren vermutlich ohnehin Spam-Nachrichten - egal, welche Verifizierungsmaßnahmen man trifft, sie scheinen die Bots nicht abzuhalten. Manchmal sind aber auch sinnvolle Sachen darunter, Bitten um Buchempfehlungen oder Rezensionsexemplare. Und manchmal . manchmal sind es auch Leseranfragen. Im Allgemeinen schreiben einem die Leute, weil ihnen das Buch gefallen hat, wobei durchaus schon der eine oder andere dabei war, der mir unbedingt mitteilen musste, was für ein schrecklicher Mensch ich sei. Doch selbst wenn sie nett sind, ist es oft komisch und unangenehm, wenn dir jemand seine Reaktion auf deine privaten Gedanken mitteilt, als ob er sein Urteil über dein Tagebuch fällt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich jemals an dieses Gefühl gewöhnen kann, egal, wie lange ich schreibe. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich mich jedes Mal mühsam dazu aufraffen muss.
Nachdem ich mich angezogen hatte, fuhr ich den Laptop hoch und klickte mich Stück für Stück durch die E-Mails, nur um eine nach der anderen zu löschen. Viagra. Tipps, wie ich »meine Liebste garantiert befriedigen« könne. Süße Russinnen.
Und dann .
An: Melanie Cho; kate.derby.02@DPW.gsi.gov.uk; T Deauxma; Kimayo, Liz; info@LNShaw.co.uk; Maria Tatibouet; Iris P. Westaway; Kate Owens; smurphy@shoutlinemedia.com; Nina da Souza; French, Chris
Von: Florence Clay
Betreff: CLARES JUNGGESELLINNENABSCHIED!!!
Clare? Ich kannte keine Clare. Außer . Mein Herz begann schneller zu klopfen. Aber die konnte es nicht sein. Ich hatte sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen.
Eine Weile schwebte mein Finger unentschlossen über der Löschen-Taste. Doch dann klickte ich die Nachricht an und begann zu lesen.
HALLO IHR ALLE!!!
Für diejenigen, die mich nicht kennen, mein Name ist Flo, und ich bin Clares beste Freundin von der Uni. Außerdem bin ich - Trommelwirbel - ihre Trauzeugin!! Also werde ich gemäß dem altehrwürdigen Brauch ihren Junggesellinnenabschied organisieren.
Ich habe mit Clare gesprochen, und - ihr könnt es euch sicher schon denken - sie möchte bitte keine aufblasbaren Penisse oder rosa Federboas. Also wird das Ganze etwas anspruchsvoller werden - ein Wochenende in Northumberland, ganz in der Nähe ihres Reviers zu Uni-Tagen - wobei sich bestimmt auch ein paar unanständige Spielchen hineinschmuggeln lassen!!
Clare hat sich dafür das Wochenende vom 14.-16. November ausgesucht. Ich weiß, es ist SEHR kurzfristig, aber wegen Arbeit, Weihnachten etc. blieb leider nicht viel Auswahl. U.A.w.g. bitte umgehend!
Ganz liebe Grüße - ich freu mich drauf, schon bald viele alte und neue FreundInnen zu treffen!!!
Flo xxx
Ich saß da, starrte mit gerunzelter Stirn auf den Bildschirm, kaute auf einem Fingernagel herum und versuchte, mir einen Reim darauf zu machen.
Dann las ich mir erneut die Empfängerliste durch. Da war ein Name, den ich kannte: Nina da Souza.
Damit war es also klar. Es musste sich um Clare Cavendish handeln. Es konnte niemand anders sein. Und ich wusste - oder glaubte mich zu erinnern -, dass sie in Durham studiert hatte, oder war es Newcastle? Das passte schon mal zum Veranstaltungsort Northumberland.
Aber warum? Warum hatte Clare Cavendish mich zu ihrem Junggesellinnenabschied eingeladen?
Konnte es sich um ein Versehen handeln? Hatte diese Flo einfach Clares altes Adressbuch durchforstet und an jeden, den sie darin fand, eine E-Mail geschickt?
Aber es waren nur zwölf Leute . das musste doch bedeuten, dass ich nicht aus Versehen eingeladen worden war. Oder?
Ich saß da und fixierte den Bildschirm, als ob die Pixel mir Antworten auf die Fragen liefern könnten, die mir Bauchschmerzen bereiteten. Ein Teil von mir wünschte sich, ich hätte die Nachricht einfach ungelesen gelöscht.
Plötzlich konnte ich nicht mehr still sitzen. Ich stand auf und eilte zur Tür, dann zurück zum Schreibtisch, wo ich stehenblieb und beklommen auf den Bildschirm starrte.
Clare Cavendish. Warum ich? Warum jetzt?
Diese Flo konnte ich schwerlich fragen.
Es gab nur eine Person, die Bescheid wissen konnte.
Ich setzte mich wieder. Dann begann ich schnell, bevor ich es mir anders überlegen konnte, eine Mail zu verfassen.
An: Nina da Souza
Von: Nora Shaw
Betreff: Junggesellinnenabschied???
Liebste N, hoffe, es geht dir gut. Ich muss zugeben, ich war ein bisschen überrascht, uns beide auf der Liste für Clares Junggesellinnenabschied zu sehen. Gehst du hin? xx
Und dann wartete ich auf eine Antwort.
In den nächsten Tagen versuchte ich, nicht daran zu denken. Ich versuchte, mich auf die Arbeit zu konzentrieren, vergrub mich in den verzwickten Details der Rückfragen meiner Lektorin, aber die E-Mail von Florence schwirrte mir ständig im Hinterkopf herum und lenkte mich ab, wie ein Bläschen auf der Zungenspitze, das immer dann ziept, wenn man es am...
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