Schweitzer Fachinformationen
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Amerika, 1859: Als die junge Lehrerin Annie Braun auf der Südstaaten-Plantage Birch Island ihren Dienst antritt, trifft sie auf einen ihr völlig unbekannten luxuriösen und feudalen Lebensstil. Dieser und der Umgang mit den Sklaven, die für die Familie arbeiten, sind für die Nordstaatlerin ungewohnt und befremdlich. Der Start wird ihr nicht leicht gemacht. Aber sie bleibt sich selbst treu und scheut sich nicht, ihre Meinung zu sagen. Das bringt nicht nur Konflikte mit sich, sondern weckt auch das Interesse des Sohnes des Plantagenbesitzers.
Während Annie im Süden ihren Weg geht, versucht ihre Schwester Sophia im Mittleren Westen Farm und Familie vor dem drohenden Bürgerkrieg zu schützen und ist ständiger Gefahr ausgesetzt. Auch der Cousin der beiden, Marcus Tanner, gerät zwischen die Fronten: Er ist in die Südstaatlerin Susanne Belle Jackson verliebt. Die ist allerdings schon einem Mann ihres Standes versprochen. Doch das hindert Marcus nicht daran, um sie zu kämpfen.
"Das Leuchten der Sehnsucht" ist der erste Band einer emotionalen, mehrbändigen Familiensaga rund um den amerikanischen Bürgerkrieg, in der sich abgrundtiefer Hass, ein gnadenloser Krieg und unmenschliche Ungerechtigkeiten mit der großen Liebe, tiefgehender Freundschaft und den kleinen Freuden des Lebens die Hand reichen. Ein Pageturner, der einen nicht mehr loslässt.
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Orlean sah auf, als ihr Enkel zur Tür hereinstürmte. Tree warf den Strohhut auf den wackeligen Tisch und ließ sich auf den Baumstumpf fallen. Er schob die in verschmutzten Baumwollhosen steckenden Beine weit von sich und lachte schallend los.
Die alte Schwarze wartete, leise vor sich hin summend, dass er sich beruhigte, doch Tree platzte heraus: »Der junge Master ist wieder da. Er sollte auf dem Dampfschiff die neue Lehrerin treffen. Er kam aber allein.« Tree lachte weiter, und Orlean versuchte, das Wort zu ergreifen. Allerdings war Tree erneut schneller. »Sie kam später aus dem Frachtschiff. Fragte mich, wie sie zum Haus kommt. Sie lief den ganzen Weg hinauf. Trug sogar ihren Koffer selbst.«
»Schäm dich, Junge. Du hättest ihr das Gepäck abnehmen müssen. Und sie auf einem der Wagen mitfahren lassen.« Orlean drohte zwar mit ihrem fleischigen Zeigefinger, ihre Augen glitzerten jedoch belustigt.
»Wenn sie nichts sagt?«, verteidigte sich Tree glucksend. »Nachher hätte ich Ärger bekommen. Weil ich mich aufgedrängt habe.«
»Jetzt wirst du Ärger bekommen, weil du es nicht getan hast.«
Tree zuckte mit seinen muskelbepackten Schultern. »Du hättest sie sehen sollen: zerzaust und schwankend. Und das Beste ist, sie ist etwa so alt wie meine Ruthie.« Erneut lachte er so dröhnend, dass Orlean befürchtete, die Holzwände ihrer kleinen Hütte könnten bersten. Da Tree Ruthie erwähnte, gebot sie ihm mit einer Handbewegung, endlich zu schweigen. »Hier ist ebenfalls jemand angekommen.«
Es dauerte ein paar Sekunden, ehe ihr Enkel auf die Füße sprang. »Das Kind! Das Kind ist da?«, stieß er keuchend hervor. »Und?«
»Ruthie geht es gut. Dem Jungen auch, obwohl er ziemlich winzig ist.«
Trees muskulöse Arme wirkten plötzlich viel zu lang. Leise fragte er: »Und wie sieht er aus?«
»Weißer als Baumwolle.«
Er wandte sich ruckartig ab und trat hinter das Tuch, das an der niedrigen Holzdecke angebracht war. Auf Orleans Bett lag seine Ruthie und in ihren viel zu dünnen Armen ruhte ein in Baumwolltücher gewickeltes Bündel. Vorsichtig, da er die beiden nicht wecken wollte, ging er in die Knie.
Ruthie öffnete die Augen und lächelte ihn an. »Wir waren heute fleißig.«
»Ja, das habe ich gehört, meine liebe tapfere Ruthie.«
Sie schlug das Tuch zurück und ließ ihn das Kind sehen. Es war ein außergewöhnlich kleines Baby, doch es atmete gleichmäßig und wirkte gesund.
»Einen schönen Sohn hast du zur Welt gebracht.« Tree strich sanft mit dem Daumen über die winzige Stirn des schlafenden Jungen.
Ruthies Blick verfinsterte sich. »Aber er wird nie deine Augen haben, nie -«
Tree unterbrach sie, indem er das Kind mit seinen großen Händen hochhob. »Ich werde ihn lieben. Als wäre er unser gemeinsames Kind. Unser Erstgeborener.«
»Ganz wunderbar sehen Sie aus, Missi«, beeilte sich Crystal zu beteuern. Die Schwarze mit der durch kleine Zöpfchen geschmückten Kraushaarfrisur ergriff eines der Schnürkorsetts und verstaute es wieder in der Holzkiste. Sie lächelte zufrieden, passte Annie doch perfekt in die abgelegten Kleider der jungen Victoria Williams und das, ohne dass Crystal sie mit einem zu eng geschnürten Korsett quälen musste. Nur den Saum hatte sie weit auslassen müssen, da die Frau aus dem Norden ziemlich lange Beine hatte.
Crystal hatte erleichtert festgestellt, dass Annie mit der Krinoline umzugehen verstand. Prüfend legte sie den Kopf schief und besah ein letztes Mal das Resultat ihrer Änderungen. Kaum jemand würde das himmelblaue Kleid als das erkennen, was es war: ein von seiner Vorbesitzerin aussortiertes Kleidungsstück.
Annie war fast ebenfalls nicht wiederzuerkennen, denn Crystal hatte die langen schwarzen Locken gebürstet, vorn gescheitelt und zu einer modernen Frisur hochgesteckt. Zwar hatte die Lehrerin protestiert, aber Crystal hatte darauf bestanden, dass sie nicht mit ihrem einfachen Dutt bei Tisch erscheinen könne.
»Ich weiß nicht recht .« Annie tastete nach den Kämmen. Eilig legte Crystal das Kleid, das sie gerade aufgenommen hatte, zurück aufs Bett und versuchte sich erneut in der gepflegten Aussprache, die im Haus von ihr verlangt wurde.
»Missi Annie, glauben Sie mir. Spätestens wenn Sie da unten bei den anderen sind, werden Sie mir dankbar dafür sein.« Crystal las Zweifel in den Augen der Weißen, wandte sich aber wieder ihren Aufräumarbeiten zu. Es würde auf sie zurückfallen, wenn Annie unangemessen gekleidet und frisiert zum Dinner erschien. Und sie musste Sadie Ann recht geben: Die Lehrerin hatte keine Ahnung vom Leben in South Carolina und benötigte dringend Hilfe.
Diese schien das allerdings selbst zu wissen, denn während Crystal mit der gebotenen Eile Victorias altes Kleid umgenäht hatte, hatte Annie unzählige Fragen gestellt. Crystal hatte sich alle Mühe gegeben, sie so ausführlich und verständlich, wie sie nur konnte, zu beantworten.
»Es ist Zeit, Missi.« Crystal öffnete auffordernd die Tür, worauf Annie ihrem Spiegelbild einen letzten unglücklichen Blick zuwarf. »Ich weiß nicht, wohin ich gehen muss.«
Ein Räuspern drang aus dem dunklen Flur in das kleine Mansardenzimmer.
»Benjamin wird Sie zu den Herrschaften bringen.« Crystal bedeutete Annie zu gehen, doch diese wirkte bemitleidenswert überfordert.
»Ich danke dir für deine Hilfe.«
Crystal lächelte belustigt über die Dankesworte, Benjamin, der immer korrekte, etwas versnobte erste Haussklave schüttelte darüber nur den Kopf. Crystal blickte den beiden nach, als sie zur schmalen Dachstiege gingen. Sie hatte ihr Bestes gegeben, um die seltsame Fremde auf das erste Zusammentreffen mit den Williams vorzubereiten. Jetzt war sie auf sich allein gestellt.
Das Licht mehrerer Kandelaber ließ die Teller mit dem Goldrand cremefarben schimmern und brach sich im geschliffenen Kristall der Gläser. Alice saß steif auf einem polsterbezogenen Stuhl an der festlich gedeckten Tafel. Ihr violetter Rock war durch voluminöse Volants aufgebauscht, und über dem Saum zierten fünf Lagen mit schwarzer Spitze den schimmernden Musselin. Aufgestickte Perlen rund um den hochgeschlossenen Ausschnitt glitzerten im Licht der Kerzen.
»Wunderbar.« Alice war mit Annies Erscheinungsbild so zufrieden, dass sich auf ihrem Gesicht der Anflug eines Lächelns abzeichnete. Bei ihrem knappen Lob drehte sich ein junger Mann um, und Annie unterdrückte ein Auflachen. Sie hatte mit ihrer Vermutung recht behalten: Sie kannte Alice' Enkel bereits. Bei ihm handelte sich um genau jenen Mitreisenden mit dem Lausbubengrinsen, der sich auf der Flussschaluppe nur zu gern auf ihre Kosten amüsiert hatte.
Sein gelangweiltes Lächeln wich einem erstaunten Ausdruck. Entweder hatte Alice ihn nicht darüber informiert, dass er sehr wohl mit ihr in Charleston angekommen war, oder er war fassungslos über ihre durch Crystal erwirkte Verwandlung. Allein der konsternierte Gesichtsausdruck des Williams-Sohnes war es wert, dass sie auf Crystal gehört hatte.
Bei dem zweiten Herrn im Raum handelte es sich um dessen Vater, Richard Williams. Sein schwarzes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, in seinen Koteletten und dem Vollbart zeigte sich dasselbe Mosaik. Bei Annies Eintreten hatte er eine Pfeife am weißen Kaminsims ausgeklopft, nun legte er diese beiseite und trat auf sie zu. »Guten Abend, Miss Braun. Ich hoffe, Sie haben sich von der Reise erholen können?«
»Ja, danke, Mr Williams«, erwiderte Annie und blickte zu der Respekt einflößenden Erscheinung auf. Richards rechter Arm fehlte, sein Jackettärmel war aber nicht einfach nur hochgesteckt, sondern von vornherein für einen Mann mit nur einem Arm angefertigt worden.
Richard reichte ihr die linke Hand. »Die andere ist leider in Mexico geblieben.«
Etwas ungelenk legte Annie ihre rechte Hand in seine linke, lächelte aber bewundernd über die Selbstverständlichkeit, mit der er seine Beeinträchtigung hinnahm.
»Meine Mutter haben Sie ja bereits kennengelernt.«
Die Frauen nickten einander zu. Richard winkte seinen Sohn herbei, der mit vor der Brust verschränkten Armen am Rahmen einer Verandatür gelehnt hatte. »David, mein zweitältester Sohn.« Richard klopfte ihm belustigt auf die Schulter und meinte an Annie gewandt: »Wir hatten arrangiert, dass Sie mit demselben Schiff nach Charleston reisen. Leider hatte er von der zukünftigen Lehrerin seiner Schwestern wohl eine etwas andere Vorstellung. Zum Glück sind Sie so patent und haben uns ohne seine Unterstützung gefunden.«
»Ich halte es vielmehr für Leichtsinn«, warf Alice ein. »Warum hat man Ihnen keine Begleiterin zur Seite gestellt?«
»Meine Cousine und meine Tante wollten mich begleiten, erkrankten jedoch beide einen Tag vor der Abreise. Ich entschied mich dennoch zu fahren, schließlich haben Sie mich erwartet. Mein Onkel hat ein älteres Ehepaar gebeten, ein wachsames Auge auf mich zu haben. Sie waren charmante und angenehme Gesellschafter.«
Richard ergriff erneut das Wort, vielleicht, um eine weitere Rüge vonseiten seiner Mutter zu verhindern: »Wir sind froh, dass Sie gut angekommen sind und der Unterricht wieder aufgenommen wird.«
Daraufhin blickte Annie zu den Mädchen, die sich schweigend im Hintergrund gehalten hatten. Ihr Vater hegte offenbar keine Bedenken angesichts des geringen Altersunterschiedes oder behielt diese für sich.
Wie aufs Stichwort kamen die Mädchen näher, wobei sie ihre durch Krinolinen gebauschten Röcke anmutig anhoben. Die Vierzehnjährige stellte sich leise als Marianna vor, knickste leicht und trat dann eilig ein paar Schritte zurück. Sie trug ihre blonden Haare offen, bis auf zwei...
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