Schweitzer Fachinformationen
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Vorbemerkung
Kapitel 1: Aller guten Dinge sind drei
Kapitel 2: Der zweite Versuch
Kapitel 3: Endlich geht's los!
Kapitel 4: Faszination Outback
Kapitel 5: Goldgräber und Glücksritter
Kapitel 6: Neuland
Kapitel 7: Es geht voran
Kapitel 8: Ein Blick zurück
Kapitel 9: Und wieder auf dem Savannah Way
Kapitel 10: Die Gibb River Road
Kapitel 11: Lieber mit dem Fahrrad als auf dem Kamel
Kapitel 12: Tipps für Trips
Kapitel 13: Ankunft in Derby
Anhang
KAPITEL 3
Endlich geht's los!
Meinen Ideen und den Vorbereitungen für einen Neustart steht nichts im Wege. Diesmal werde ich mich mit einer Tour entlang der Gibb River Road nicht zufriedengeben, es soll mehr werden. Ich will den legendären Savannah Way befahren. Er führt 4000 Kilometer durch den tropischen Regenwald im Osten Australiens bis hinüber nach Broome in Westaustralien. Phantastische Landschaftsabschnitte, Nationalparks und die Gibb River Road sollen die Krönung des dritten Versuchs werden.
Die Gefahren entlang der Strecke sind ja nichts Neues für mich. Über fünf Meter lange Estuarine-Krokodile, giftige Schlangen und Spinnen sind in diesem Landschaftsabschnitt Australiens keine Seltenheit. Wichtig ist es, als Radfahrer zu verstehen und zu akzeptieren, dass man in dieser Umgebung der Eindringling in den Lebensraum anderer Lebewesen ist. Ich muss meine Verhaltensregeln an die Situation anpassen und dementsprechende Vorsicht und Respekt walten lassen. Die vielen Kilometer, die ich mit dem Rad in Australien unterwegs war, haben mir allerdings gezeigt, dass die größte Gefahr nicht hinter den Bäumen und im Wasser lauert, sondern genau da, wo ich den ganzen Tag unterwegs bin, nämlich auf der Straße.
Alkohol am Steuer ist immer noch oder schon wieder das größte Problem im Straßenverkehr Australiens. Im Outback gibt es so gut wie keine Polizeikontrollen, und Trunkenheit am Steuer wird leider als Kavaliersdelikt betrachtet. Es herrscht praktisch freie Fahrt für Menschen, die einen über den Durst getrunken haben. Wegen der langen, einsamen Strecken kommt oft noch die Übermüdung des Fahrers hinzu. Eine weitere große Gefahr besteht in Schlaglöchern, die mit feinstem Staub zugeweht sind. Kommen alle drei Faktoren zusammen, kann eine Tour für den Autofahrer, die Insassen des Wagens und für zufällig anwesende Radfahrer einen fatalen Ausgang nehmen. Radfahren im Outback wird noch lange sehr abenteuerlich bleiben. Ich suche ja nicht ein normales Leben, denn das habe ich schon. Ich suche die Herausforderung.
Meine Frau besitzt ein wunderschönes Tourenrad mit einer relativ selten zu findenden Rohloff-Nabe. Sie hat mich mit diesem Rad während meiner Tour von Alaska nach Patagonien begleitet. Außerdem sind wir in Australien einige Kurztouren gefahren. Aufgrund ihrer Arbeit ist Renate nicht mehr so viel unterwegs wie früher, und so kommt es, dass das Fahrrad seit längerer Zeit im Haus herumsteht.
Während ich meine Ausrüstung für den dritten Versuch überprüfe, habe ich plötzlich die Idee, Renates Tourenrad für die Reise herzunehmen. Es ist so ein schönes Exemplar, und ich bin mir sicher, dass es sicherlich gern die Reise mit mir entlang des Savannah Way antreten würde. Als Renate am Abend nach Hause kommt, sind wir uns sofort einig. Das Fahrrad muss mit auf diese lange Tour von Cairns nach Broome. Schnell habe ich es am nächsten Tag kontrolliert, die Befestigungen an den Taschen ein bisschen verändert und den Sattel verstellt. Voll ausgerüstet, drehe ich eine kurze Runde. Als ich nach Hause komme, bin ich überzeugt, mit diesem Fahrrad das ideale Gefährt zu haben.
26. Juni 2013: Abfahrt in Cairns
Die Nacht auf dem Savannah Way im australischen Outback ist ruhig. Manchmal rüttelt der Wind am Zelt, und es wird mir bewusst, dass ich mal wieder auf Fahrradtour in Australien bin. Die ersten 700 Kilometer sind asphaltiert. Die kleinen Dörfer entlang der Route zwischen Cairns und Normanton sind Oasen in der Savanne und für mich als Radfahrer willkommene Zwischenstopps auf dem langen Weg hinüber nach Broome in Westaustralien.
Ein Blick zurück in die Geschichte Australiens zeigt, dass diese kleinen Dörfer im wahrsten Sinn des Wortes einst Goldgruben und blühende Städte mit Tausenden Bewohnern, mit Banken, Kirchen, Schulen, Geschäften und Hotels waren. Diese »Goldrush Days« sind natürlich lange vorbei. Monumente und bröckelnde Schmelzöfen, renovierte Gebäude und ein ständiger Touristenstrom erinnern aber heute an die harten Tage der Vergangenheit.
Es gibt sogar noch eine Eisenbahn, die man damals baute, um das Gold in den 155 Kilometer entfernten Hafen von Normanton zu transportieren und Güter vom Hafen nach Croydon in die Goldhochburg zu liefern. Heute ist dieser Zug eine touristische Attraktion. Liebevoll nennt man ihn »Blechhase«, denn damals wurde die Bahn mit einem Hasen aus Blech verglichen, der auf wackeligen Schienen durch die Savanne hüpfte.
Ein angenehmer Platz zum Übernachten sind die heißen Quellen in Innot Springs. Der Campingplatz verfügt über drei größere Becken, die mit Wasser aus heißen Quellen gefüllt sind. Das Baden in diesen Becken soll eine beruhigende Wirkung auf den Körper haben. Davon merke ich zwar nichts, empfinde den Wechsel zwischen den verschiedenen Wassertemperaturen aber doch als sehr angenehm. Ich genieße das Gefühl, wieder unterwegs zu sein, und freue mich auf mein bevorstehendes Abenteuer. Draußen in der Natur zu leben ist einfach unvergleichlich. Meine Gedanken wandern hundert Kilometer voraus zu den Undara-Lavaröhren. Dorthin werde ich morgen starten.
»Der lange Weg«
Mein Weg führt ohnehin am Undara Volcanic Nationalpark vorbei. Es wäre schade, wenn ich dort nicht Station machen und die größten Lavaröhren der Welt besuchen würde. Viele Teile dieser langen Röhren sind bereits verschüttet. Immerhin ist es 190 000 Jahre her, dass der Vulkan aktiv war und die Lavamassen durch riesige Röhren mit einem Durchmesser von bis zu zehn Metern strömten.
Die Seen in den Atherton Tablelands sind alte Krater, die damals entstanden sind. Noch heute ist der Boden dort äußerst fruchtbar, das Gebiet wird von den Einheimischen als »die Obst- und Gemüseschale des Nordens« bezeichnet. Der Name »Undara« hat seinen Ursprung in der Geschichte der Ureinwohner Australiens und heißt »Der lange Weg«.
In der Nähe der Lavaröhren gibt es einen Zeltplatz. Ich stelle mein Zelt dort auf, denn am nächsten Morgen möchte ich eine Tour mitmachen. Ich will dieses phantastische Gefühl erleben, in einer Lavaröhre spazieren zu gehen. Mit Verwunderung lerne ich, dass die Röhre insgesamt 160 Kilometer lang ist. Freilich ist nur ein geringer, höhlenförmiger Teil davon begehbar. Dort leben kleine Tiere, darunter Fledermäuse, die man im Licht einer Taschenlampe bestaunen kann. Nach meinem Höhlenbesuch entschließe ich mich, noch eine Übernachtung dranzuhängen.
Am nächsten Tag fahre ich sehr früh weiter in Richtung Croydon. Auf dem Weg dorthin durchquere ich zwei kleine Ortschaften, in denen ich meine Nahrungsmittelvorräte auffüllen kann. Dazwischen verläuft auch der Gilbert River, der zu dieser Jahreszeit oft noch Wasser führt. Das wäre kein Problem, da sich eine lange Brücke über den breiten Fluss spannt. Davor geht eine Straße rechts ab zu einer Farm, auf der Mangos angebaut werden. Weil das Flussbett ausgetrocknet ist, stelle ich mein Zelt auf einer Sandbank auf. Dagegen werden die Besitzer der Farm wohl nichts einzuwenden haben.
In einem ausgetrockneten Fluss ein Feuerchen zu machen und den Abend im Sand zu verbringen ist Abenteuer pur. Wenn die Regenzeit ausgiebige Niederschläge mit sich bringt, bilden der Gilbert River und sein Nebenfluss, der Einasleigh River, ein ausgedehntes Wasserreservoir. Leider kommt es immer seltener vor, dass die beiden Flüsse die umliegende Landschaft ausreichend mit Wasser versorgen können.
Die Landschaft ist ziemlich eintönig. Termitenhügel stehen links und rechts neben der Straße, richtig schöne Bäume gibt es nur selten. Ich liebe gerade diese langweiligen Strecken, denn sie motivieren mich zum Nachdenken, zu einer Art Meditation auf dem Fahrrad. Um zu meditieren, muss ich nicht im Lotussitz vor einer Buddhastatue hocken und tibetische Mantras zitieren. Mein SQLab-Fahrradsattel ist zudem komfortabler als der harte Zementboden. Das Fahrradfahren im australischen Outback eignet sich vielmehr hervorragend zum Nachdenken und zum Meditieren. Die Stille und der minimale Verkehr lassen im Kopf genügend Raum zum Freiträumen.
Während einer Meditation auf dem Fahrrad sitze ich ja nicht auf dem Sattel und lasse die hübsch blühenden Kräuter im kosmischen Garten von Timothy Leary Revue passieren, sondern ich denke über den Sinn und Unsinn nach, mit dem wir als Menschen täglich konfrontiert werden. Es ist auch nicht immer ein Problem, das ich zu analysieren versuche. Häufig sind es auch einfach nur Ideen, wie ich sofort oder während der Tour etwas besser machen kann.
Wasser ist natürlich ein ganz wichtiges Thema, wenn man in diesen zumeist trockenen Regionen Australiens unterwegs ist. Zu Hause ist es einfach, dort braucht man über frisches Wasser gar nicht erst nachzudenken. Das Zeug ist einfach da. Hahn auf, Hahn zu, und schwuppdiwupp sind schon wieder fünf Liter den Abfluss runtergeflossen. Die Wasserverschwendung im Haushalt ist enorm. Unterwegs komme ich mit einer Tagesration von zehn Litern aus. Warum brauche ich zu Hause mindestens das Zehnfache an einem Tag? Die Antwort kennen wir doch alle. Weil es da ist.
Ich kann mich noch erinnern, wie wir als Kinder zu Hause in der Küche zwei Wasserbehälter stehen hatten und es immer zu größeren Streitereien zwischen mir und meinen Geschwistern kam, weil wir das Wasser am Dorfbrunnen holen mussten. Wer von uns war an der Reihe, die Eimer wieder zu füllen? Nur meine älteste Schwester war groß genug, um einen vollen Eimer zu tragen. Ich als Kleinster bin aber nicht verschont geblieben und musste als Wasserträger ebenfalls meinen Teil beitragen. Der Behälter war allerdings meiner Körpergröße angepasst und natürlich viel kleiner als der Eimer, den meine...
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