Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Das vorliegende Buch ist dem Genre >praxisorientierte Wissenschaftsliteratur< zuzuordnen. Die Zielleser ergeben sich aus dem Reihenkonzept: Die Titel richten sich an Studierende der modularisierten Hochschul-Studiengänge rund um Bücher und Medien und wollen eine Brücke zwischen Wissenschaft und Verlagspraxis schlagen. Im weitesten Sinne geht es also um >Gebrauchsbücher< - und nicht um Künstlerbücher oder fiktionale Literatur.
Doch wie spricht man Studierende und Verlagspraktiker an? Welcher Stil ist adäquat? Welcher Umfang ist für bestimmte Themen und Darstellungen sinnvoll? Wie kann der Content bestmöglich erläutert werden? Durch welche gestalterischen Möglichkeiten erreicht man den größtmöglichen Nutzen? Welche Typografie kann für welche Inhalte am besten angewendet werden? Wie liest man im Allgemeinen und wie lesen Studierende im Besonderen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Gebiet der Lesetypografie, das maßgeblich durch die Arbeiten von Hans Peter Willberg und Friedrich Forssmann ins Bewusstsein der Mediengestalter gerückt worden ist. Als zentrale Erkenntnis hat sich herausgestellt: Die Typografie muss jeder Lese- bzw. Rezeptionsart gerecht werden. In diesem Sinne gilt es, sowohl die tradierten und bewährten Regeln des Schriftsatzes als auch die sich verändernden Lese- und Sehgewohnheiten heutiger Leser zu berücksichtigen.
Als Lehrbuch kann dieses Buch der >differenzierenden Typografie< zugeordnet werden. Die Lesenden sind hoch motiviert und am Inhalt interessiert. Sie überfliegen das Inhaltsverzeichnis und lesen daraufhin einzelne Kapitel. Zwei Gliederungshierarchien und zahlreiche Zwischenüberschriften gewährleisten eine sehr gute Strukturierung des Textes und des Layouts. Hervorhebungen und Verweise, Bilder mit Legenden, Tabellen, Grafiken etc. kommen dem Informationsbedürfnis der Lesenden entgegen. Ergänzend suchen diese bei Bedarf im Register nach Stichworten und kommen so zu den für sie relevanten Inhalten. Die Seitenzahl steht unten (außen in den Stegen) und kann dort schnell und gut gefunden werden. Unterstützend wirkt ein Kolumnentitel, der - ebenfalls unten auf der Seite platziert - noch einmal zeigt, in welchem Bereich der Buchherstellung man sich gerade befindet.
Zum Beispiel: Belletristik, erzählende Kinder- und Jugendliteratur
Wie wird gelesen: Längere, wenig strukturierte Texte; kaum Unterbrechungen, eventuell Kapitelüberschriften oder -zählung
Zielgruppe: Leser, denen längere Texte mit möglichst großem Lesekomfort geboten werden sollen.
Typografische Umsetzung:
Lesefreundliche, ruhige Seiten entsprechend den klassischen Regeln der Typografie,
Satzspiegelproportionen (Verhältnis von bedruckter zu unbedruckter Fläche) entsprechend dem Buchformat mit genügend großen Stegen, die das Auge nicht von den Seiten ablenken,
angenehmes Verhältnis von Schriftgröße (ca. 8-11 pt) zu Zeilenabstand und Zeilenbreite sowie Zeilen pro Seite,
Überschriften, #Initialien und Seitenzahlen können den Charakter des Inhalts verdeutlichen und verstärken,
passive #Auszeichnungen (zum Beispiel kursiv oder #Kapitälchen) lenken nicht vom Lesen ab.
Die im Folgenden abgebildeten Bücher aus dem 16. Jahrhundert entsprechen bereits der Typografie für lineares Lesen. Die ruhigen Seiten kommen dem Leser entgegen, der sich ganz dem Inhalt und der Stimmung des Buches widmen kann.
Catullus, Tibullus, Propertius von Aldus Manutius, Venedig 1502
Bei der Ausgabe der Erzählung Michael Kohlhaas scheinen die Zeilen der Rückseite leicht durch, obwohl das Papier relativ kräftig ist. Das gibt dem Auge Halt und lässt es besser dem Text folgen. Das Verhältnis von Schriftgröße zu #Zeilenabstand und Zeilenbreite ist angenehm. Nur die Wortabstände sind hier und da etwas groß, so dass optisch Lücken entstehen. Ruhe entsteht auch durch die zentriert angeordneten Zeilen der Überschriften und die mit geringem Einzug außen auf den Seiten angeordneten Seitenzahlen.
Heinrich von Kleist, Erzählungen, Band 1, Michael Kohlhaas. © Berlin Verlag Bruno Cassirer 1910
Das Buch von John Irving beginnt nicht mit der ersten, sondern mit der fünften Zeile. Der erste Absatz beginnt mit einem #Initial aus der Grundschrift, die folgenden Absätze sind durch einen Einzug oder eine Leerzeile (ohne Einzug) gekennzeichnet. Das Papier ist leicht gelblich, was einen angenehmen Kontrast zur Schrift ergibt, und hat eine niedrigere #Opazität, so dass das Auge durch die registerhaltig gedruckten Zeilen gut in der Zeile gehalten wird.
John Irving, Letzte Nacht in Twisted River, Büchergilde Gutenberg. © Diogenes Verlag 2010
Zum Beispiel: Sachbücher, Ratgeber, Zeitungen, Zeitschriften
Wie wird gelesen: Zunächst wird der Text diagonal gelesen, damit man einen Überblick erhält. Erst in einem zweiten Schritt erfolgt dann das genauere Lesen ausgewählter Teile.
Zielgruppe: Leser, die gezielt Informationen suchen, ohne das ganze Buch lesen zu wollen.
Gliederung des Textes in Sinneinheiten und überschaubare Textmengen,
kürzere Zeilen (oft zweispaltig), überschaubare Abschnitte,
eindeutige Strukturen durch kurze Überschriften/Zwischenüberschriften,
entsprechend der inhaltlichen Strukturen und Ebenen verschiedene #Schriftschnitte (Kap. 3.3) aus Schriftfamilien oder Schriftsippen,
die Schriften können kleiner und mit weniger #Zeilenabstand gesetzt sein, Hervorhebungen im Text sind aktiv.
Ein typischer Vertreter dieser Gruppe sind Tageszeitungen. Hier werden erst die Überschriften >überflogen< und dann die relevanten Artikel dazu gelesen. Die Schrift kann kleiner und der Zeilenabstand geringer sein. Ein typisches Merkmal heute ist die Anordnung in Spalten.
aus: Grossherzoglich Badisches Anzeige-Blatt 1775 (S. 1)
Badische Neueste Nachrichten 1950
Bei Sachbüchern dienen Schriftmischungen, Leerzeilen und größere Abstände der Orientierung und damit dem Verständnis des Inhalts. Innerhalb der einzelnen Kapitel gibt es deutlich unterschiedlich gestaltete Überschriftenkategorien, die eine Gliederungsfunktion haben. Auch Inhaltsverzeichnis und Register ermöglichen ein gezieltes Finden der Themen. Auf der Doppelseite rechts unten gibt es schmale graue Flächen, die bis in den #Beschnitt gehen. Dadurch werden sie auch am Vorderschnitt des Buchblocks sichtbar, um bestimmte Buchteile auffindbar zu machen (in diesem Fall den Wechsel zwischen theoretischen Teilen und Übungsaufgaben).
Britta Schellenberg, Training Antidiskriminierung - Den Menschen im Blick - Schwerpunkt Rassismus. © Wochenschau Verlag 2020
Zum Beispiel: Lehrbücher, wissenschaftliche Bücher, Dramensatz, aber auch Literaturverzeichnisse
Wie wird gelesen: Die stark strukturierten Texte können zwar im Ganzen, aber ohne Probleme auch kapitel- bzw. absatzweise linear gelesen werden.
Zielgruppe: Routinierte Leser, denen man längere Zeilen, kleinere Schriften und einen volleren Satzspiegel zumuten kann. Der Text wird vom Leser erarbeitet.
Inhaltlich stark differenzierte Texte, die typografisch adäquat umgesetzt sind,
Hervorhebungen und Schriftmischungen unterstützen die inhaltliche Struktur und Wertigkeit,
Über- und Unterordnungen müssen deutlich erkennbar sein,
Überschriften sind hierarchisch gegliedert.
Bei dem Buch zur Geometrie von Euklid von 1516 ist die...
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