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Wenn aus Liebesromanen blutiger Ernst wird ...
Endlich in Ruhe schreiben! Schriftstellerin Clara Annerson zieht sich mit ihren Kollegen Nils und Luiza in ein Wiener Luxushotel zurück. Kaum angekommen, berichtet Star-Autorin Luiza von einem rätselhaften Liebesbeweis. Anscheinend hat dieser mit ihren Romanen über erotische Jaguar-Gestaltwandler zu tun. Das Werk ihres Gatten, um wieder Feuer in die Beziehung zu bringen? Die Tat eines durchgeknallten Fans? Oder bildet sich Luiza vielleicht etwas ein? Doch die Vorfälle häufen sich, und bald geraten Liebe, Leib und Leben in Gefahr. Und Clara beginnt zu ermitteln ...
Erleben Sie in diesem in sich geschlossenen Kurz-Krimi, wie die Autorin Clara Annerson ins Krimifach wechselt und ihren Spaß am Ermitteln entdeckt!
Dieses eBook enthält eine XXL-Leseprobe von "Die edle Kunst des Mordens" von Alex Wagner - Clara Annersons erster großer Fall.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Alles fing damit an, dass ich an einem warmen Maimorgen meinen beiden liebsten Schriftstellerkollegen gegenübersaß und kalte Angst verspürte.
Es war Montag, der erste Tag unseres alljährlichen Schreib-Urlaubs, und Nils´ und Luizas Augen waren erwartungsvoll auf mich gerichtet. Beide brannten darauf, zu erfahren, was ich für meinen neuen Liebesroman plante, und ich hatte . nichts.
Dabei freute ich mich seit Wochen auf unser Treffen und hatte dem heutigen Tag geradezu entgegengefiebert! Konnte es für eine Schriftstellerin etwas Schöneres geben, als einen ganzen Monat lang ausschließlich in der Welt ihrer Bücher zu leben? Keine Verpflichtungen, keine Termine, keine Hausarbeit - nur Schreiben, Schreiben, Schreiben. Und das in einem Vier-Sterne-Hotel in Wien, voller Kitsch und Plüsch und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss Schönbrunn, der ehemaligen Kaiserresidenz? In Gesellschaft zweier ganz besonderer Kollegen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.
Luiza Adoray war die Starautorin in unserem Trio. Ihre Gestaltwandlerserie mit den liebeshungrigen Jaguarmenschen hatte sich bereits millionenfach verkauft und wuchs jedes Jahr um zwei bis drei weitere Bände. Okay, vielleicht waren die Jaguarmenschen eher sex- als liebeshungrig, und natürlich war Luiza Adoray ein Künstlername. Passend zum Genre, exotisch, verspielt, wobei der Name irgendwie zu Luiza passte. Auch wenn sie im bürgerlichen Leben Petra Knöttig hieß und aus einem ganz und gar unromantischen Kaff im Ruhrpott stammte - Luiza war die Königin der Liebe und das nicht nur in ihren Büchern. Gemeinsam mit ihrem Mann Vincent Marquardt - der sie vergötterte - bewohnte sie eine Traumvilla in den Hügeln von Florenz und gab sich wie eine Diva. Sie kleidete sich in schillernde bodenlange Roben, auch wenn sie bloß eine Lesung hielt. An ihren Handgelenkten klapperten stets Dutzende von Armreifen - natürlich aus echtem Gold -, und ihr Haar saß perfekt bis auf die letzte Haarsträhne. Bei Sonne, Wind und Regen. Genau wie in der Fernsehwerbung. Die Frauenzeitschriften druckten regelmäßig Fotos von Luiza, auf denen sie aussah wie eine Märchenprinzessin.
Nils Hermann hingegen hatte gar nichts Märchenhaftes an sich. Er war beleibt, fast kahlköpfig, und trug billige Anzüge, die stets zu eng wirkten. Wäre man ihm zufällig auf der Straße begegnet, hätte man eher auf einen Buchhalter oder Steuerberater getippt als auf einen Romance-Autor. Und obwohl Nils bereits seit über zehn Jahren schrieb, hatten es seine historischen Liebesromane noch nie auf irgendeine Bestsellerliste geschafft. Was vermutlich daran lag, dass diese Werke meist sieben- bis achthundert Seiten dick waren und die geneigte Leserin mit ihrer geschichtlichen Genauigkeit und Detailfülle schon lange vor der ersten Liebesszene erschlugen.
Trotzdem, ich mochte Nils. Wenn wir die Feedback-Runden abhielten, bei denen wir unsere Manuskripte gegenseitig zerpflückten, gelang es ihm stets, klipp und klar zu sagen, woran genau eine Geschichte krankte. Was zwar schmerzhaft war, aber auch ungeheuer wertvoll. Schade nur, dass Nils im Annehmen von Feedback nicht halb so gut war wie im Geben. Seinen Büchern hätte es gutgetan, wenn der Autor etwas kritikfähiger gewesen wäre.
Nils war es auch, der stets den Ort unserer jährlichen Zusammenkunft bestimmen durfte, was schlicht daran lag, dass seine Romane gründlicher Vor-Ort-Recherchen bedurften. Und zwar wirklich gründlicher. Auch wenn die Zeiten, von denen er schrieb, längst vergangen waren - die Schauplätze, an denen er seine Geschichten ansiedelte, existierten noch. Schlösser, Paläste, alte Klöster. Nils erforschte sie mit dem Eifer eines Historikers und der Akribie eines Archäologen.
Diesmal war seine Wahl auf Wien gefallen, weil er beabsichtigte, eine Romanze am Hof der Kaiserin Maria Theresia anzusiedeln - in Schloss Schönbrunn. Das Hotel, in dem wir uns einquartiert hatten, war das ehemalige Gästehaus des Kaisers. Es war ein einziger architektonischer Schnörkel, mit reich gegliederter Fassade, und in jenem dunklen Gelb gehalten, das man in Wien noch hundert Jahre nach dem Ende der Monarchie sofort mit der Kaiserfamilie verband. Das Haus lag direkt vor einem der Tore des Schlossparks.
Zunächst hatte ich gegen Wien als Ort für unseren Schreib-Retreat protestiert, denn ich wohnte selbst in Wien. Einen Monat lang ins Hotel ziehen, auch wenn man nur ein paar Kilometer weiter ein nettes kleines Häuschen besaß? Ich fand die Idee anfangs ziemlich bescheuert, Luiza hingegen sagte schlicht: »Oh, wie romantisch! Eine Fremde sein in der eigenen Stadt, was für ein Abenteuer!« Und damit war es eine beschlossene Sache. Sei flexibel, Clara, ermahnte ich mich. Offen für neue Erfahrungen.
Und hier saß ich nun - an dem Biedermeiertisch in Luizas Suite, umgeben von Samt und Seide, über mir ein funkelnder Kristallleuchter, der aussah, als hätte er schon den Scheitel der legendären Kaiserin Sisi beschienen. Aus den Panoramafenstern der Zimmerflucht blickte man über die Bäume des Schlossparks, die im französischen Barockstil beschnitten waren. Es wirkte, als wären die Gärtner bei ihrer Arbeit mit Zirkel und Lineal und dem Lehrsatz von Pythagoras vorgegangen, statt mit bloßen Heckenscheren.
An diesem geschichtsträchtigen Ort also wollten wir in den nächsten Wochen in literarischer Leidenschaft schwelgen. Ich jedoch fühlte mich wie vor einem Erschießungskommando. Was war nur los mit mir?
Ich selbst schrieb auch Liebesromane - und das seit vielen Jahren. Nicht unter einem blumigen Pseudonym, sondern schlicht als Clara Annerson - meinem bürgerlichen Namen. Meine Bücher handelten fast immer von ganz normalen Menschen. Im Hier und Heute. Na gut, einen Vampir-Roman hatte ich auch schon geschrieben. Und hatte verboten viel Spaß dabei gehabt.
Natürlich war ich nicht annähernd so erfolgreich wie Luiza, deren Romane man sogar in Japan und China verschlang. Aber was den deutschsprachigen Raum anbelangte, konnte ich mit den Erfolgen meiner Bücher durchaus zufrieden sein.
Optisch hätte ich Luizas unscheinbare Schwester sein können. Obwohl Luiza die Vierzig längst überschritten hatte, während ich noch als Enddreißigerin durchging, wirkte sie auf den ersten Blick jünger als ich. Ihre Haare waren blonder als meine, ihre Augen größer, glänzender und grüner. Ihre Lippen schienen voller zu sein, ihre Taille schmaler. Während ich mich an einem durchschnittlichen Tag kaum aufraffen konnte, Mascara aufzutragen, sah Luiza stets aus, als beabsichtige sie, in den nächsten zwanzig Minuten eine Bühne zu betreten.
Traditionellerweise begannen wir unsere Schreib-Retreats damit, den anderen beiden die Buchidee zu skizzieren, an der wir in den kommenden Wochen arbeiten wollten. Wer verliebt sich in wen, wo, warum? Was steht zwischen den beiden? Was geht schief, welche Qualen müssen die hoffnungsvollen Liebenden durchleiden, bis sie einander endlich in die Arme sinken dürfen und glücklich bis an ihr Ende . Sie wissen schon.
Und genau da lag mein Problem. Keine Ahnung, warum es mir erst jetzt auffiel, wo Nils´ und Luizas Augen erwartungsvoll auf mich gerichtet waren. Üblicherweise hatte ich schon lange vor der Anreise zu unseren Treffen eine sehr genaue Vorstellung von der Geschichte im Kopf, die ich schreiben wollte. Ich sah die Heldin vor mir und jenen Traummann, der ihr Herz erobern sollte. Diesmal jedoch beobachtete ich mich selbst dabei, gewissermaßen von außen, wie ich meinen beiden Kollegen verkündete: »Ich bin mir noch nicht sicher, was genau ich machen will.« Ja, das waren tatsächlich meine Worte.
Nils reagierte, wie ich es erwartet hatte. Er zog die Augenbrauen hoch und fragte: »Alles in Ordnung mit dir, Clara?«
Luiza jedoch machte eine Handbewegung, als würde sie ein Sommerwölkchen vom Himmel fegen wollen, und zuckte ihre bezaubernden Schultern. »Dann werde einfach ich den Anfang machen, okay, Honey?« Luiza liebte englische Kosenamen. Alles und jeder, vom Taxifahrer bis zu ihrem Ehemann, wurde abwechselnd mit Honey, Sweetheart, Darling und so weiter betitelt. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Luizas Prinzessinnen-Gesicht aus. »Ich muss euch nämlich etwas erzählen. Also bevor ich zum Plot für mein neues Buch komme, meine ich. Etwas Unglaubliches ist passiert. Heute Nacht im Zug!«
»Dafür ist doch bestimmt am Nachmittag noch Zeit«, wandte Nils ein, diszipliniert wie immer. So waren die Regeln unserer Treffen: Die Vormittage waren einzig der Arbeit vorbehalten; Klatsch und Tratsch, Sightseeing oder sonstige Freizeitaktivitäten mussten bis zum Nachmittag oder Abend warten.
Luiza ignorierte Nils´ Einwand wie man ein nerviges Kind ignoriert, dem man nichtdestotrotz einen festen Platz im eigenen Herzen einräumt. Ihre dunklen Augen wanderten verträumt an die Zimmerdecke, als würde sie dort die Szene sehen, die sie uns jetzt schilderte. Ihre Stimme nahm einen erregten Tonfall an. »Stellt euch vor, Sweethearts, Vincent und ich hatten gerade ein spätes Dinner zu uns genommen, im Restaurantwagen. Danach, ihr wisst schon . Also, er wollte noch bleiben und sich wie üblich ein paar Drinks genehmigen, und so bin ich alleine zurück in unser Abteil. Und da - also es war unglaublich - beinahe wäre ich umgekippt vor Schreck!«
»Ja?«, warf Nils ein, jetzt offensichtlich doch geneigt, eine Ausnahme von unseren Arbeitsregeln zu machen.
»Ja, also stellt euch vor: In meiner Koje, auf meinem Bett, da lag ein Jaguarfell!«
»Kein Scheiß?«, sagte Nils und erntete dafür einen erzürnten Blick. Luiza mochte keine...
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