Schweitzer Fachinformationen
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Als ich über den verlassenen Schrottplatz huschte, wurde ich von einem immer lauter werdenden Pochen begleitet, das in meinen Ohren dröhnte. Das Hämmern kam aber nicht von irgendeiner Maschine, sondern von meinem Herzen, das noch nie so schnell geklopft hatte wie in diesem Augenblick. Ich war mir sicher, dass ich gerade nach wochenlanger Spionagearbeit einen Unterschlupf der verbotenen und gefährlichen Geheimorganisation Elite ausfindig gemacht hatte.
»Elia?«, hauchte Glenda mir leise zu. Ich schob den Ärmel meiner Jacke hoch und blickte die Uhrenhexe, die in meiner WitchWatch lebte, fragend an. Glendas Gesicht war noch grüner als üblich. Sie kam ganz nah an den Bildschirm heran und flüsterte: »Das Magielevel ist extrem hoch! Das kann nicht nur von magisch aufgeladenen Menschen kommen. Hier müssen Fabelwesen wohnen.«
»Oh du heiliges Eulenspiegelei, hoffentlich sind die friedlich«, jammerte mein magischer Begleiter Selmor, der sich in meiner Kapuze versteckt hatte.
Ich sah mich um. In der Dämmerung wirkte der Schrottplatz gespenstisch. Verrostete Autogerippe türmten sich zu hohen Blechbergen. Eine lose in den Angeln hängende Bustür quietschte schaurig im Wind.
»Warum muss ich eigentlich ausgerechnet der magische Begleiter einer so gefragten Magentin sein?«, überlegte mein Muffel voller Selbstmitleid. »Nie hat man seine Ruhe. Und dabei war das Training an der Makademie heute mit den gruseligen Elbgeistern schon aufregend genug.«
»Flussgeister und Wasserwesen sind nicht gruselig«, knurrte meine Uhrenhexe angriffslustig.
»Trotzdem hätte ja mal ein anderer Magent diesen Spionagejob kriegen können«, befand Selmor und ich konnte sein Bibbern auf meinem Rücken deutlich spüren.
»Psst«, sagte ich und streichelte ihm kurz beruhigend über das Fell. Das hatte auch gleichzeitig einen magischen Effekt. Warm prickelte es in meiner Hand, als die Magie von dort aus wie elektrisierend durch meinen Körper strömte.
»Da stimme ich dem Muffel ausnahmsweise zu«, grummelte Glenda. »Während die übrigen Magenten gerade gemütlich im Speisesaal der Makademie sitzen, müssen wir los. Wir! Und warum ausgerechnet wir? Nur weil wir das zu suchende Objekt schon zweimal überwältigen konnten.«
»Das Objekt ist zufällig Earl, der aus dem australischen Magentenstrafcamp ausgebrochen ist und hier in der Stadt gesehen wurde«, flüsterte ich meiner Witch in der Watch zu. »Niemand sonst kennt Earl so gut wie ich, äh wir, und deshalb musste Epione uns auf die Sache ansetzen.«
Langsam pirschte ich mich im Schutz der Dämmerung an den Blechhaufen vorbei und immer näher an zwei verrostete Wohnwagen heran, die am Ende des Schrottplatzes aufgestellt waren. In einem von ihnen brannte Licht und ich sah im Inneren einen Schatten hin und her huschen. Vor den Wohnwagen knisterte ein Lagerfeuer. Und über dem Feuer hing in einem Gestänge ein Metallkorb mit einem großen Ei.
»Welches Tier legt denn solche gigantischen Eier?«, fragte Selmor interessiert.
Ich huschte geduckt an den beleuchteten Wohnwagen heran und kauerte mich unter das Fenster neben der Tür. Leider waren die Gardinen zugezogen, sodass ich nicht hineinsehen konnte. Also nahm ich einen Radiergummi von meinem Toolgürtel, den ich heute Morgen heimlich aus der magischen Erfinderwerkstatt meines Vaters mitgenommen hatte. Es handelte sich nicht um einen gewöhnlichen Radiergummi, sondern um den Prototypen von A-Case-to-Erase, Ennos neuester Erfindung.
Mit einem lauten Plopp! löste ich die Kappe von dem stiftartigen Radierer. Selmor und Glenda sogen erschrocken die Luft ein, aber niemand schien das Geräusch gehört zu haben. Ich rieb mit dem Radiergummi über die Wohnwagenwand. Das Tool, das laut Enno bislang noch nicht patentiert und ausgefeilt genug war, funktionierte einwandfrei und machte den Untergrund zunehmend durchsichtig. Ich hatte kaum bis zehn gezählt, da war schon eine faustgroße Stelle transparent geworden. Jetzt konnte ich durch die Wand hindurchsehen und -hören.
Aber was ich sah, verschlug mir erst mal den Atem. Der Junge, der da im Wohnwagen auf und ab lief, war tatsächlich Earl. Er hatte mir schon zweimal auf Missionen das Leben schwer gemacht. Gerade fuhr er sich durch sein schwarzes Haar und beugte sich dann zu einem hübschen dunkelhaarigen Mädchen in einem bernsteinfarbenen Kleid herab.
»Das weiß ich selbst, Ambar. Viele Fabelwesen vertrauen der Elite nicht. Und die, die es tun, dürfen nicht mit uns zusammenarbeiten, weil wir eine verbotene Organisation sind. Aber ist das meine Schuld?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, das ist dieser neunmalklugen Elia Evander zu verdanken.«
»Pfff«, machte Selmor in meiner Kapuze leise. »Den Unfug hat er schon ganz allein zum Stinken gebracht.«
Earl richtete sich wieder auf und ließ seine Fingerknöchel knacken. »Genau. Mit Elia habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen. Und wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie sich wünschen, dass sie sich nie mit mir angelegt hätte. Aber zuerst habe ich noch etwas anderes vor. Wir müssen es schaffen, die Fabelwesen an der S.A.M. zweifeln zu lassen und sie dazu bringen, sich uns zuzuwenden.«
»Geniale Idee.« Ambar kicherte. »Du hast nur vergessen, dass du dank Elia auf der Fahndungsliste sämtlicher Behörden ganz oben stehst. Außerdem hast du keinen magischen Begleiter mehr und musst dir ständig einen ausborgen. Dein Gloom ist ja jetzt eine Touristenattraktion in Prag.«
Earl schlug mit der Faust krachend auf den Tisch.
»Ha!«, machten Glenda und Selmor daraufhin erschrocken und viel zu laut.
Earl ging zum Fenster und riss die Gardinen auseinander. Ich kauerte mich noch tiefer in den Schatten und traute mich kaum zu atmen. Donnernde Schritte waren zu hören. Ich krabbelte hastig auf die Rückseite des Wohnwagens, als auch schon die Tür aufgerissen wurde, Earl heraussprang und zum Feuer lief.
»Aber es ist doch so! Du kannst dich ohne eigenen Begleiter nun mal nicht zuverlässig magisch aufladen, um irgendjemandem gefährlich zu werden!«, rief Ambar und kam ebenfalls nach draußen. »Du kannst dich im Moment auf nichts und niemanden verlassen, außer auf mich. Aber damit ich dir helfen kann, müsstest du mir schon deinen Plan mitteilen.«
Ich lugte vorsichtig um die Ecke. Ambar stellte sich neben Earl ans Feuer.
»Wer sagt denn, dass sie mir keinen neuen Begleiter geben werden?« Earl klopfte mit einem Stock auf das Ei, das in der Halterung über dem Feuer hing.
»Sie wollen dir einen neuen geben?«, fragte Ambar erstaunt. »Einfach so? Obwohl du versagt hast?«
»Pass auf.« Earl hielt ihr drohend den Stock unter das Kinn. »Wenn der kleine Kerl hier erst einmal geschlüpft ist und seine Aufgabe erfüllt hat, kann ich mir zur Belohnung jeden Begleiter aussuchen, den ich haben möchte. Und dann kann selbst Elia Evander mit ihrem Muffelstinktier einpacken.«
»Das ist ja eine Frechheit«, knurrte Selmor in meiner Kapuze.
Earl schaute Ambar von der Seite an. Auf seinem Gesicht tanzte der Schein der Flammen. »Ich brüte nämlich einen Drachen aus.«
»Einen Drachen? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?«, hauchte Ambar erschrocken. »Wo hast du das Ei her? Einen Drachen auszubrüten, ist streng verboten. Wenn man dich erwischt, wirst du dich bei den Fabelwesen nie wieder blicken lassen können.«
»Wenn man mich erwischt, du sagst es.« Earl grinste selbstgefällig. »Wenn man mich aber nicht erwischt, dann wird der Vorteil auf meiner Seite und das Chaos perfekt sein.«
»Du bist ja wahnsinnig geworden.« Ambar machte einen Schritt rückwärts. »Chaos, das mit Drachen verursacht wurde, hat in der Geschichte der Magie noch nie zu etwas Gutem geführt.«
Earl ignorierte ihren Einwand. »Sieh nur, die Eierschale hat einen ersten Sprung«, sagte er. »Gleich schlüpft er. Wie soll ich ihn nur nennen?« Er pustete in die Glut, woraufhin Feuerzungen an dem Drachenei leckten. »Also, mein Plan ist folgender: Sobald der Kleine da ist, machen wir uns auf den Weg nach Barcelona und bringen dort ein bisschen Schwung in die Fabelwesenkonferenz.«
Ambar sah stumm ins Feuer, in dem kleine Splitter der Eierschale sprühend verglühten. Die Schale fing nun laut an zu knacken und Earl starrte wie Ambar ins Feuer.
»Du willst die Fabelwesenkonferenz mit deinem Drachen aufmischen?«, fragte sie gedämpft.
»Ts, ich doch nicht«, sagte Earl kopfschüttelnd und ein fieses Grinsen lag auf seinem Gesicht. »Wir werden es so aussehen lassen, als hätte die S.A.M. etwas Unverzeihliches getan. Und dann wird kein Fabelwesen mehr mit ihr kooperieren wollen. Wir müssen es nur geschickt genug anstellen, deshalb brauche ich deine Hilfe. Niemand kennt sich so gut in Barcelona aus wie du.«
Ich schnappte nach Luft. Die magische Welt kannte gerade kein anderes Thema als die große Fabelwesenkonferenz, und so war es nicht verwunderlich, dass der Barcelona-Plan in den letzten Tagen das bestgehütete Geheimnis unserer Behördenleiterin Epione gewesen war. Alle Magenten hofften, auf diese wichtige Reise geschickt zu werden, denn es durfte aus jedem Fabelvolk und demnach auch vom magischen Geheimdienst nur eine kleine Gruppe an Vertretern persönlich teilnehmen.
»Weißt du was, Earl?« Das Mädchen in dem langen Kleid starrte auf das Drachenei. »Das ist dumm und leichtsinnig, gefährlich und ziemlich genial zugleich.«
Mit einem Knack splitterte von der Eierschale ein weiteres kleines Stück ab und fiel ins...
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