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Mit der Entwicklung in der Molekularbiologie steigt auch das medizinische Verständnis über die Entstehung, das Wachstum und die Progression von Krebs. Dieser Titel liefert interessante Einblicke und schafft es, die komplexe Thematik Krebs anschaulich und verständlich zu machen. Dabei geht es insbesondere um die molekularen Zusammenhänge und zellulären Mechanismen der Krebsentstehung und -progression. Und die Fragestellung, welche gezielten Ausgangs- und Angriffspunkte es gibt, um erfolgreiche, therapeutische Strategien zur Behandlung krebskranker Menschen zu entwickeln bzw. anzuwenden.
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Zusammenfassung
Krebserkrankungen sind nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern. Für den erkrankten Menschen und seine Angehörigen bedeutet die Erkrankung aufgrund des unvorhersehbaren und oft langwierigen Verlaufs eine große Belastung. Außerdem wird die Krankheit Krebs zu einem immer größeren gesundheitspolitischen und sozialen Problem, weil das Erkrankungsrisiko mit dem Lebensalter zunimmt und die Anzahl älterer Menschen in den meisten Ländern steigt. Die größten Fortschritte im Kampf gegen Krebs beruhen auf dem Verständnis der molekularen Zusammenhänge, die zur Entstehung und Progression eines Tumors führen. Auf Basis dieses Wissens konnten zahlreiche neue Ansätze zur Diagnose und Therapie entwickelt werden.
Im Jahr 2017 erkrankten in Deutschland 492000 Menschen an Krebs, 46,2% der Erkrankten starben an der Krankheit ? [11]. Ungefähr jede dritte Person in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an Krebs, jede vierte stirbt daran. Im Jahr 2014 lebten in Deutschland rund 2,6 Millionen Menschen, bei denen innerhalb der letzten 10 Jahre eine Krebsdiagnose gestellt wurde ? [8]. Diese Zahlen zeigen, dass es in fast jeder Familie Krebspatienten und Krebstodesopfer gibt und dass deshalb jeder von uns mit der Krankheit konfrontiert ist.
Das Bundesministerium für Gesundheit erklärte zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung das dritte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts als die "Nationale Dekade gegen Krebs" (www.dekade-gegen-krebs.de). Die Initiative hat das Ziel, die Kompetenzen verschiedener Akteure im Kampf gegen Krebs zu bündeln, um den Patientinnen und Patienten eine optimale Diagnostik, Therapie und Versorgung zukommen zu lassen.
In Deutschland ist Krebs die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Jahr 2018 waren 36,2% aller Sterbefälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen, rund ¼ aller Verstorbenen erlag einem Krebsleiden ? [12] ( ? Abb. 1.1). Das Risiko, an einem bösartigen Tumor zu erkranken, ist im jungen Lebensalter gering und nimmt mit zunehmendem Alter exponentiell zu ( ? Abb. 1.2). Das Durchschnittsalter aller Krebspatienten beträgt etwa 70 Jahre. Weil die allgemeine Lebenserwartung und die Anzahl älterer Menschen voraussichtlich weiter ansteigen werden, wird mit einem deutlichen Anstieg der Tumorerkrankungen in den nächsten Jahren gerechnet. Nach aktuellen Schätzungen werden im Jahr 2030 ungefähr 600000 Menschen in Deutschland an Krebs erkranken.
Sterbefälle an verschiedenen Ursachen im Jahr 2018 in Deutschland
Abb. 1.1 ? [13].
Altersspezifische Erkrankungsraten an Krebserkrankungen.
Abb. 1.2 Erkrankte Frauen oder Männer je 100000 Frauen oder Männer der jeweiligen Altersgruppe in Deutschland im Jahr 2016 ? [14].
Krebs ist wegen des oft langwierigen und schweren Verlaufs eine besonders gefürchtete Krankheit. Die Diagnose "Krebs" wird von vielen Menschen als bedrohlich empfunden, vielen gilt die Erkrankung als unheilbar. Dabei wurden in den letzten Jahren bei der Bekämpfung vieler Krebserkrankungen große Fortschritte erzielt. Die Lebenserwartung der meisten Patienten ist deutlich höher als noch vor wenigen Jahren. Bis 1980 starben mehr als ? aller Krebspatienten an ihrer Erkrankung. Heute ist es weniger als die Hälfte. Wie ? Abb. 1.3 zeigt, sinkt in Deutschland seit vielen Jahren die Krebssterblichkeit, langsam zwar, aber doch kontinuierlich. Hauptgrund für den gegenwärtig abnehmenden Trend der Mortalität an den meisten Krebsarten ist die Verbindung von Früherkennung und therapeutischen Ansätzen, die in den letzten 3 Jahrzehnten entwickelt wurden. Kombinationstherapien und neue Formen der Immuntherapie, die bereits heute eingesetzt werden und das Leben vieler Patienten verlängern, werden dafür sorgen, dass der abnehmende Trend der Mortalität anhält.
Relative Inzidenz an Krebserkrankungen (neu erkrankte Frauen oder Männer pro 100000 Frauen oder Männer pro Jahr) und relative Krebssterberate (Krebssterbefälle pro 100000 Einwohner/innen pro Jahr) in Deutschland.
Abb. 1.3 Der etwas stärkere Rückgang der Mortalität bei Männern ist vor allem auf die Diagnose früher Stadien des Prostatakarzinoms im Rahmen von Screening-Untersuchungen zurückzuführen ? [14].
Die Gegenüberstellung der Inzidenz von Krebserkrankungen und der Mortalität verdeutlicht 2 Aspekte ( ? Abb. 1.4). Erstens unterscheiden sich die relativen Sterberaten für die verschiedenen Krebsarten deutlich voneinander. Zweitens gibt es Tumorarten wie Pankreaskarzinom und hepatozelluläres Karzinom (HCC), deren Anteil an der Gesamtsterberate aufgrund der schlechten Prognose höher ist als ihre Inzidenz. Wenn es in den kommenden Jahren gelingt, die Mortalität dieser Tumorarten zu verringern, wird sich die Abnahme der allgemeinen Krebsmortalität beschleunigen.
Prozentualer Anteil der Tumorlokalisationen in Deutschland im Jahr 2016.
Abb. 1.4
Abb. 1.4a Prozentualer Anteil an allen diagnostizierten Krebsneuerkrankungen ? [14].
Abb. 1.4b Prozentualer Anteil an allen Krebssterbefällen ? [14].
Die früheste bekannte schriftliche Erwähnung der Krankheit Krebs stammt aus dem Jahr 1600 v. Chr. aus Ägypten. Wahrscheinlich waren es Hippokrates (460-375 v. Chr.) und andere altgriechische Ärzte, die den Begriff Krebs (griech. "karkinos"; lat. "cancer") prägten. Damit bezeichneten sie einen oberflächlich feststellbaren, in benachbarte Organe infiltrierenden und einwachsenden Tumor. Der griechische Arzt Galen (129-199 n. Chr.), neben Hippokrates der bedeutendste europäische Arzt der Antike, erklärte die Bezeichnung "Krebs" mit dem Aussehen eines soliden Tumors, der aus verschiedenen Richtungen mit Blutgefäßen versorgt wird, die Ähnlichkeit mit Krebsbeinen und -scheren zeigen. Die Krankheit ist in dieser Zeit bereits unter der Bezeichnung "Krebs" allgemein bekannt: Im neuen Testament warnt Paulus vor ketzerischen Widersachern, deren Worte "um sich fressen wie der Krebs" (2. Timotheusbrief, 2:17).
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Krebs eine Krankheit, die von einem bösartigen Tumor verursacht wird. Im medizinischen Sinn ist der Begriff "Tumor" (Plural: Tumoren) nicht auf die Krankheit Krebs begrenzt. Danach ist ein Tumor jede Art von Schwellung, unabhängig von ihrer Ursache, also z.B. auch eine Schwellung, die durch ein entzündliches Ödem hervorgerufen wird.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet jede Neubildung körpereigenen Gewebes durch spontanes, autonomes und irreversibles Überschusswachstum als Krebs. Auf Basis dieser Definition verwenden wir in diesem Buch den Begriff Tumor als Bezeichnung für eine Neubildung (lat. "neoplasia") von Körpergewebe durch dereguliertes Zellwachstum. Ursache für die Neubildung ist die autonome, progressive und überschießende Zellteilung und/oder der verminderte Untergang körpereigener Zellen.
Ein Tumor entwickelt sich also aus bereits vorhandenem körpereigenem Gewebe und besteht, genau wie gesundes Gewebe, vor allem aus Zellen. Das heißt, dass mindestens eine gesunde Zelle in eine Tumorzelle übergegangen ist. Tumorzellen unterscheiden sich allerdings deutlich von gesunden Zellen. Beispielsweise teilen sie sich schneller, sie benötigen keine Wachstumsfaktoren und sie reagieren nicht auf wachstumshemmende Signale (Kap. ? 7).
Die Fortschritte bei der Krebsbekämpfung der letzten Jahrzehnte bedeuten konkret:
Tumoren werden in früheren Stadien und mit höherer Sicherheit diagnostiziert.
Es werden mehr Patienten individuell und abhängig von Tumortyp und -stadium sowie von ihren persönlichen Bedürfnissen betreut.
Patienten haben weniger Krankheitssymptome und Schmerzen.
Die Behandlungen verursachen weniger Nebenwirkungen.
Es können mehr Patienten geheilt werden.
Die fernere Lebenserwartung der Patienten, die nicht geheilt werden können, ist höher.
Basis dieser Fortschritte ist die molekulare Onkologie, deren Forschungsergebnisse in neue Strategien zur Diagnose und Therapie von...
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