Schweitzer Fachinformationen
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Bei dieser kleinen Sammlung handelt es sich um eine persönliche Auswahl an Lieblingsgeschichten aus meiner Kindheit. All diese Geschichten sind aber zugleich auch beliebte Sagen und Legenden Vietnams, welche die meisten vietnamesischen Kinder bereits im Grundschulalter kennen. Die deutschen Übersetzungen sollen als Lernhilfe dienen und wurden unter Berücksichtigung der Märchensprache und möglichst nahe am vietnamesischen Original von mir selbst verfasst. Im Glossar finden sich Erklärungen zu Wörtern und Begriffen, die den Leserinnen und Lesern zusätzliche Hintergrundinformationen liefern.
Märchen, Legenden und Sagen haben seit jeher eine besondere Stellung in der vietnamesischen Gesellschaft. Noch wenig von der Wissenschaft erforscht, stellt die volkstümliche Literatur, die über Jahrhunderte hinweg in unterschiedlichen Varianten mündlich überliefert wurde, ein großes kulturelles Erbe Vietnams dar. Häufig dienen die Geschichten über die Ursprünge und Helden des Landes dazu, die Menschen ihren schweren Alltag vergessen zu lassen oder sie in ihrem Glauben zu stärken. Aus der Zeit der Hùng-Könige gibt es eine Reihe von Geschichten, die kulturgeschichtliche Fakten mit überirdischen Ereignissen zusammenbringen. Diese Geschichten versuchen, Erklärungen für bestimmte Naturerscheinungen zu finden oder der Verbundenheit des Volkes im Kampf gegen fremde Mächte Ausdruck zu verleihen. Vor dem Hintergrund, dass Vietnam ein Land ist, welches im Laufe seiner Geschichte immer wieder von Kriegen und Naturkatastrophen heimgesucht wurde, ist es nicht verwunderlich, dass diese Geschichten zur Unterhaltung und Ermutigung unter dem Volk weite Verbreitung fanden.
Die zehn Erzählungen in diesem Band lassen sich einer gewissen Chronologie zuordnen. Am Anfang steht die Schöpfungsgeschichte des vietnamesischen Volkes.
Der Legende nach wird König Kinh Duong Vuong, der etwa 2000 Jahre vor Christus lebte, als Urahne des vietnamesischen Volkes betrachtet. In dem Ursprungsmythos L?c Long Quân & Âu Co wird erzählt, wie sein Sohn und Thronfolger L?c Long Quân ("Drachenherrscher von L?c") mit seiner Frau Âu Co das vietnamesische Volk gründete.
L?c Long Quân gilt als Vater des vietnamesischen Volkes und bekämpfte als erster richtiger König des Landes erfolgreich mystische Wesen, die aufgrund ihres Alters Zauberkräfte erlangt hatten. Später brachte er seinem Volk die Fischerei, den Reisanbau, das Reiskochen in Bambusrohren und das Tätowieren bei. Als Nachfahre von Wasserdrachen hielt er sich gern im Wasser auf und zeichnete sich durch außergewöhnliche Stärke und Intelligenz aus.
Der Legende nach entstammen die Nachkommen von L?c Long Quân und Âu Co - also die ersten Vietnamesen - einem Eiersack mit einhundert Eiern. Fünfzig folgten der Mutter in die Berge, wo sie die Hochland-Stämme gründeten, und fünfzig folgten dem Vater ans Meer, wo sie zu den Vorfahren der Tiefland-Vietnamesen wurden. Der älteste Sohn, der dem Vater gefolgt war, wurde zum Thronfolger ernannt und regierte unter dem Namen Hùng Vuong ("König Hùng").
In diesem Entstehungsmythos wird deutlich, wie das Bewusstsein für die Gesellschaft entstand und wie die Menschen anfingen, ihre Beziehung zur Natur zu verstehen. Sie erkannten die Stärken einer Volksgemeinschaft im Kampf gegen die Mächte der Natur oder Feinde ebenso wie die Vorteile des Miteinanders bei der Erzeugung und dem Austausch von Produkten. Die Menschen schlossen sich zu einem ersten embryonalen Staat Vietnam zusammen und wurden von ihrem König beschützt. Das erste Reich des Königs Hùng hatte den Namen Van Lang.
Wer die oben beschriebene Legende kennt, wird verstehen, warum Vietnamesen sich noch heute stolz als Nachfahren von Wasserdrachen und Bergfeen ("con r?ng, cháu tiên") bezeichnen. Heute befindet sich der Haupttempel des L?c Long Quân am Hügel Sim in der Provinz Phú Th?, in unmittelbarer Umgebung der Tempelanlage seiner Nachfolger, der Hùng-Könige. Im Dorf Á L?, Kreis Thu?n Thành, Provinz B?c Ninh (30 km nördlich von Hanoi) ist das Grab des Urahnen Kinh Duong Vuong noch heute erhalten und zu besichtigen.
Die Nachfolger des ersten Königs Hùng hießen alle Hùng Vuong und es soll insgesamt achtzehn Hùng-Könige gegeben haben, deren Herrschaftszeiten einen Zeitraum von 2000 Jahren umfassen sollen. Ein Erklärungsversuch für diese zweifelhafte Darstellung lautet: "Die Zahl 18 ist und alle Vielfachen von 9 sind nach der Überlieferung mystische Zahlen mit symbolischer Bedeutung und als solche nicht auf herkömmliche Weise mathematisch exakt übertragbar. Außerdem kann man 18 Königsgenerationen wohl auch als 'lange Folge' im Sinne von Dynastien verstehen." (Ha, Van Thu; Tran, Hong Duc, Chronik der vietnamesischen Geschichte, Hanoi 2015).
In der zweiten Erzählung dieses Buches geht es um die Geschichte und den Lebensweg von Ch? D?ng T? und seiner schönen Frau Tiên Dung, die beide zu Höherem berufen waren. Es heißt, dass Ch? D?ng T? einer der ersten buddhistischen Schüler war, der die buddhistische Lehre nach Vietnam brachte. In dieser Geschichte werden jene Werte und Tugenden deutlich, welche für Vietnamesen sehr wichtig sind, u.a. Bescheidenheit, Respekt und Liebe den Eltern gegenüber (hi?u) sowie auch der Glaube an höhere Mächte. Die Belohnung für die Liebe, die Ch? D?ng T? seinem Vater noch im Tod entgegenbrachte, war die Heirat mit der wunderschönen Prinzessin Tiên Dung. Obwohl Tiên Dung daraufhin vom König verstoßen wurde, brachte das Leben mit ihr für Ch? D?ng T? große Erfolge und Reichtum mit sich.
Dennoch war er voller Demut und Bescheidenheit und begab sich ein Jahr lang in die Obhut eines Gelehrten, als es ihn nach einem Sturm weit weg auf eine Insel verschlug und er auf einen Geistlichen traf, der in ihm etwas Besonderes erkannte (die Unsterblichkeit auf seiner Stirn). In manchen Quellen finden sich Andeutungen darauf, dass Ch? D?ng T? in jener Zeit in die buddhistische Lehre eingewiesen wurde, welche er als einer der ersten Schüler nach Vietnam brachte. Auch die Gegenstände, die ihm der Geistliche am Ende seiner Lehrzeit mitgab, waren Symbole und Ausdruck von Demut und Bescheidenheit (Stock und Strohhut).
Obwohl Ch? D?ng T? und seine Frau nach seiner Rückkehr von der Insel auf ihr altes materialistisches Leben verzichteten und sich nur mit dem Stock und dem Strohhut auf den Weg machten, brachten ihnen diesen beiden Gegenständen Macht und Reichtum ein und machten sie über Nacht zu Herrschern eines ganzen Königsreiches. Die Entscheidung Tiên Dungs, sich dem Willen des Vaters zu beugen und ihr Schicksal in die Hände von höheren Mächten zu legen, gab ihnen letzten Endes die Unsterblichkeit und die Erleuchtung. Mit ihrem Mann samt dem glanzvollen Palast flog sie in den Himmel.
Die in diesem Band versammelten Sagen und Legenden lassen sich in drei Kategorien einordnen. Zum einen geht es um Ursprungsgeschichten wie bei L?c Long Quân & Âu Co oder um die Erklärung von Naturerscheinungen und -ereignissen. So wird zum Beispiel in der Geschichte von Onkel Cu?i erklärt, wie der Schatten im Mond, den wir von der Erde aus wahrnehmen, zustande kommt. In Son Tinh, Th?y Tinh ("der Berggott, der Wassergott"), einem berühmten vietnamesischen Mythos, werden die Gezeiten und die verheerenden Überschwemmungen in Vietnam als Folge des Monsuns erklärt. Für diese Naturgegebenheiten soll der Wassergott verantwortlich sein, der mit Regen und Stürmen seinem Unmut über die verlorene Liebe Ausdruck verleiht. Wahrscheinlich fiel es den Menschen leichter, jene Naturgewalten zu akzeptieren, welche alljährlich ihre Felder und Häuser zerstörten, wenn sie sich diese Geschichten gegenseitig erzählten.
In einer Reihe von Erzählungen werden Sitten und Bräuche der Vietnamesen reflektiert. Es geht dabei häufig um die Wiedergabe von Werten und Traditionen, die für die vietnamesische Gesellschaft und deren Zusammenhalt essentiell sind, so zum Beispiel in der Geschichte von der Betelnuss (S? tích tr?u cau), der Wassermelone (S? tích qu? dua h?u) oder von Bánh chung und Bánh d?y (S? tích Bánh chung, Bánh d?y). In diesen Erzählungen stehen immer wieder der Mensch und seine Beziehung zu anderen Familienmitgliedern oder anderen Menschen im Vordergrund. Zudem werden hier bestimmte Traditionen erklärt, etwa, dass bei Festen wie der Verlobung oder der Hochzeit auch heute noch die Betelnuss, welche Treue und Familienbande symbolisiert, nicht fehlen darf oder zu T?t...
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