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Ein spannender Historischer Roman über mittelalterliche Medizin, ein geheimnisvolles Buch - und die rettende Kraft der Liebe
Mecklenburg, 1388. Eigentlich ist sie eine Grafentochter, privilegiert. Doch als ihr Vater stirbt, wird Emilia beschuldigt, eine Spionin zu sein, und muss fliehen. Dass der windige, aber kundige Wanderheiler Henricus sich ihrer annimmt, sie sogar in die Geheimnisse seines Könnens einweiht, ist ihre Rettung. Gemeinsam mit ihm reist Emilia von Mecklenburg nach Schweden - und wird erneut zur Gejagten. Denn es heißt, Henricus verfüge über ein Buch, das nicht nur ein Rezept zur Heilung aller Krankheiten enthält, sondern auch die Formel für die Herstellung von Gold ...
Es war noch dunkel, als Emilia mit Henricus den Karren durch die Gassen zum Hafen zog. Nur wenige Menschen begegneten ihnen, und obwohl Emilia wusste, dass Nikolaus am Vorabend nach Schwerin aufgebrochen war, erwartete sie an jeder Biegung, ihm gegenüberzustehen.
Die Begegnung nach all den Jahren hatte eine Mischung aus Freude, Angst und Wehmut in ihr wachgerufen und noch etwas anderes, das sie nicht näher zu ergründen wagte. Noch Stunden später, als sie auf dem Lager kein Auge zubekam, hatten ihre Finger gezittert. Und auch wenn sie sich eingeredet hatte, dass es die Furcht vor der Seereise war, wusste sie doch, dass zumindest ein Teil ihrer Aufregung nichts mit der Fahrt ins Unbekannte in der Gesellschaft von grobschlächtigen Seeleuten zu tun hatte, sondern mit Nikolaus von Brunn und seinen eindringlichen grünen Augen.
Endlich erreichten sie den Hafen. Auf den fünf Koggen, die heute gemeinsam in See stechen sollten, herrschte bereits geschäftiges Treiben. Letzte Waren und Proviant wurden an Bord gebracht, die Segel wurden gehisst.
Der Kapitän der Santa Eulalia erwartete sie mit in die Hüften gestemmten Händen. »Da sind ja meine Gäste«, donnerte er aufgeräumt.
Er wies zwei seiner Männer an, Henricus dabei zu helfen, die Räder von dem Karren zu montieren und ihn an Bord zu schaffen. Dann wandte er sich an Emilia.
»Ich habe für Euch Platz im Proviantraum geschaffen, eine kleine Ecke mit ein paar Decken abhängen lassen, damit Ihr Ruhe vor den Männern habt. Sonderlich bequem ist es nicht, aber Ihr seid ja gewohnt, mit wenig auszukommen.« Er blickte zu Henricus, der gerade das letzte Rad vom Karren löste.
»Habt Dank«, erwiderte Emilia. »Ich bin sicher, dass für alles gesorgt ist.«
Ein Räuspern ertönte hinter ihnen. Als Emilia sich umdrehte, entdeckte sie den dürren Kaufmann, dem das Schiff gehörte. Er trug einen schweren Pelzmantel, Handschuhe und eine Mütze aus Samt.
Ungeduldig winkte er zwei Burschen, die eine schwere Kiste an Bord trugen. »Macht schon, ihr faules Gesindel, in die Kapitänskajüte damit!« Er klatschte in die Hände und folgte den Knechten an Bord, ohne Emilia und den Kapitän eines Blickes zu würdigen.
»Reist der Herr mit uns?«, fragte Emilia.
»So ist es. Josephus Havelmann gehört das Schiff, deshalb ist er in der Kapitänskajüte untergebracht.«
»Und Ihr?«
»Macht Euch um mich keine Sorgen.« Kapitän Gutson lachte. »Ich finde schon ein Plätzchen.« Er blickte in den Himmel. »Der Wind steht günstig, wir sollten machen, dass wir fortkommen. Mit etwas Glück schaffen wir es bis zum Abend nach Bornholm.«
Als Emilia hinter dem Kapitän über die schmale Planke an Bord balancierte, spürte sie die Augen der Männer auf sich. Sie musste ihre ganze Willenskraft aufwenden, um nicht umzudrehen und davonzulaufen.
Der Kapitän befahl einem seiner Leute, ihr und Henricus den Weg in den Proviantraum zu zeigen. Er lag unter Deck im Vorschiff, war über eine Leiter von der Kombüse aus zu erreichen. In der Mitte des Proviantraums war eine Luke in den Boden eingelassen, durch die es in das Kabelgatt hinabging, wo Werkzeug, Tauwerk und Segeltuch aufbewahrt wurden. Der Proviantraum war gefüllt mit Fässern und Kisten. Nur die Nische zwischen der Leiter und der Rückwand, die an die Laderäume grenzte, war ausgespart. Hier hingen zwei Decken. Dahinter lagen zwei einfache Strohsäcke. Eine Laterne war an der Wand befestigt, in der ein Talglicht flackerte. Es roch nach Seetang und Tran.
Emilia warf ihr Bündel auf den Boden und ließ sich auf dem Strohsack nieder. Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Groß war der Unterschied nicht zwischen diesem Ort und dem Kerker von Wasdow. Würde sie ihre Heimat je wiedersehen? Würde sie je wieder als Grafentochter auf einer Burg leben, von einer Zofe versorgt, von Köchen bekocht und von Dienern bewirtet? Oder war das hier nun für allezeit ihr Leben?
Henricus bedankte sich bei dem Burschen, zog die Decke zu und ließ sich neben ihr nieder. »Ich habe auch mal ein anderes Leben geführt.«
»Wirklich?« Überrascht sah Emilia ihn an. Bisher hatte er noch nie über sich gesprochen.
»Ich hatte ein Haus. Und eine Familie.« Er senkte den Blick.
Trotzdem sah Emilia im Licht der Talglampe, dass seine Augen feucht schimmerten. »Was ist geschehen?«
Henricus schüttelte den Kopf. »Nichts, über das Ihr Euch den Kopf zerbrechen solltet.« Abrupt stand er auf. »An Eurer Stelle würde ich die Zeit nutzen, die wir noch im Hafen liegen, und mit dem Nähen des Mantels beginnen. Wer weiß, wie viel Ruhe Ihr noch dafür habt, wenn wir erst auf hoher See sind.« Er schob sich durch den Vorhang, ohne ihr Zeit für eine Erwiderung zu lassen.
Nachdenklich blickte Emilia ihm hinterher. Dann rief sie sich zur Ordnung. Der Winter stand bevor. Und in Schweden war er noch viel rauer und kälter als in Mecklenburg. Es war in der Tat ratsam, sich an die Näharbeit zu machen. Mit etwas Glück hielt die Konzentration auf Nadel und Faden bei dem schummrigen Licht ihre wandernden Gedanken von Nikolaus fern.
Noch bevor die roten Türme der Schweriner Burg in Sicht kamen, konnte Nikolaus am Horizont die Banner von Dutzenden Grafen erkennen, die vor dem Schelftor ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Die meisten kannte er persönlich, mit vielen hatte er einen Tjost ausgefochten oder er war mit ihnen in die Schlacht gezogen. Mit den Augen suchte Nikolaus die bunten Fahnen ab, doch er wusste bereits, dass ein Banner fehlte: das des Grafen von Brunn mit dem Wappen der Burg Weitin.
Nikolaus' Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als er an Vico dachte. Hoffentlich kreidete Albrecht ihm nicht die Verfehlungen seines Bruders an. Er fragte sich, was der Herzog so dringend von ihm wollte. Und er ärgerte sich, dass er den Alten nicht doch noch nach dem Buch gefragt hatte, bevor er aufgebrochen war. Andererseits war es unklug, bei einer solch heiklen Angelegenheit mit der Tür ins Haus zu fallen. Er hätte vermutlich nichts erfahren. Nun war der Codex, falls er es denn war, auf dem Weg nach Stockholm. Doch immerhin hatte er eine neue Spur, der er folgen konnte. Und die führte nicht nur zu dem Buch.
Bei allen Heiligen! Was war in ihn gefahren? Diese Lia ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und das fühlte sich an, als betröge er seine geliebte Frau. Wie konnte er jemals eine andere Frau begehren? Auch wenn Eva gestorben war und ihm immer wieder gesagt hatte, er solle nach ihrem Tod nicht in Schwermut verfallen, sondern sich eine andere suchen, die seiner Liebe wert sei . Sicher, Lia war die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Ihre ebenmäßigen Gesichtszüge waren engelsgleich, ihre braunen langen Locken hatten geduftet wie eine Frühlingswiese, ihre Stimme hatte seine Seele umschmeichelt und ihr Ruhe gegeben.
»Halt!«, rief Nikolaus. »Du hörst dich ja an wie ein liebestrunkener Troubadour!« Er nahm sein Pferd in den Schritt zurück und tätschelte es zwischen den Ohren. »Damit hast du kein Problem, nicht wahr? Wenn du eine Stute siehst, die rossig ist, dann schaust du, ob sie dich will, ihr vergnügt euch, und das war's. Keine Liebesschwüre, kein Kummer, kein Stand, der von vornherein ausschließt, dass ihr heiratet, was ihr sowieso nicht machen würdet.« Er lachte, obwohl ihm nicht nach Scherzen zumute war.
Wenn er an Eva dachte, an die Nacht, in der sie gestorben war, zogen sich dunkle Wolken der Trauer über ihm zusammen. Aber es war nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Der Schmerz hatte seine Schärfe verloren. Er war bereit für einen Neuanfang. Eva hatte recht. Er musste sie loslassen, damit auch ihre Seele Ruhe fand.
»Sei froh, dass du solche Sorgen nicht hast.« Nikolaus klopfte dem Hengst auf den Hals, der mit einem Kopfschütteln antwortete. »Bei allen Heiligen! Ich führe Gespräche mit meinem Pferd. Es wird Zeit, unter Menschen zu kommen. Dabei fällt mir ein, dass du noch gar keinen Namen hast. Ich wusste ja nicht, dass wir uns auf längere Zeit zusammentun würden.« Nikolaus überlegte. »Donum sollst du heißen. Geschenk. Du bist ein Geschenk Gottes! So wie Eva.«
Er rief sich noch einmal ihr Gesicht ins Gedächtnis, doch Lias Gesicht schob sich davor. Er ließ die Zügel locker, Donum verstand und preschte im gestreckten Galopp auf die Stadt zu.
»Und schlag dir dieses Mädchen aus dem Kopf!«, rief Nikolaus in den Wind und trieb Donum zur Eile an. Er hatte für die Reise länger gebraucht als gedacht, denn die Nacht war mondlos gewesen und er hatte einige Stunden rasten müssen.
Nach einem kurzen Ritt kam eine Palisade in Sicht, die das Lager der Ritter und den Zugang zur Brücke in die Stadt umschloss. Nikolaus hielt an, übergab den Geleitbrief von Albrecht und wurde durchgewinkt. Er ritt durch die Reihen der Zelte, hier und da nickte er einem der Edlen zu, hielt sich aber nicht mit einem Plausch auf, sondern steuerte das Schelftor an. Noch einmal musste er das Pergament vorzeigen, dann wurde er in die Stadt gelassen.
Es ging am Dom vorbei und über den Marktplatz. Die Stadt war viel kleiner als Rostock, es gab mehr Äcker als Häuser, allerdings herrschte wegen der Gäste vor den Toren lebhaftes Treiben, sodass Nikolaus zwischenzeitlich absitzen musste. Am anderen Ende der Stadt passierte er ein Kloster, bevor es über einen Bohlenpfad durchs Glaisiner Moor ging. Auf dem Weg drängten sich Karren und Berittene, Nikolaus ließ sich vom Strom mitspülen. Auf dem letzten Stück wurde aus dem Pfad eine Brücke, denn die Burg lag auf einer Insel im See. Der Pfad durchs Moor konnte bei Gefahr abgebaut werden. Damit war...
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