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Die begriffliche Unterscheidung verschiedener Herrschaftsformen lässt sich auf den griechischen Philosophen Herodot zurückzuführen, der die Staatsformen
Monarchie (Herrschaft des Einzelnen),
Aristokratie (Herrschaft weniger) und
Demokratie (Herrschaft des Volkes)
gegeneinander abgrenzt (Störing 1985). Auch weitere führende Philosophen der griechischen Antike beschäftigten sich bereits intensiv mit dem Thema "Staatsform". Die griechischen Philosophen formten ihr Weltbild allerdings aus der Sicht des hellenistischen Stadtstaates, der Polis (Schumpeter 1954). In der Polis gab es Sklaventum. Mann und Frau waren nicht gleichberechtigt. Die Ansichten zweier bekannter Vertreter dieser Sichtweise - Platon und Aristoteles - werden in diesem Konnex dargestellt, wobei nochmals erwähnt werden soll, dass diese einen sehr konkreten, zeitkritischen Bezug zu ihrer griechischen, speziell athenischen Polis und deren praktisch-politischen Ordnungsproblemen besaßen (Berg-Schlosser und Stammen 2003).
Platons Gedankengut beruht im Wesentlichen auf seinem Lehrmeister Sokrates. Nach Platon entsteht eine Stadt (Polis) im Rahmen der Bedürfnisbefriedigung durch Arbeitsteilung, wobei eine bestimmte Stufe vorteilhaft und notwendige Voraussetzung für die gesellschaftliche Untergliederung der einzelnen Stände und damit der Staatstheorie als solches ist (Helferich 2012).
Im Wesentlichen findet die Arbeitsteilung ihren Ausdruck in drei Ständen. Der Staat wird hierbei als "großgeschriebener Mensch aufgefasst, denn die Seele des Menschen besteht ebenso aus drei Teilen" (Bormann 1973, S. 162): dem Lehr-, Wehr- und Nährstand. Hierbei handelt es sich nicht um Kasten, da alle der Herkunft nach gleich sind, nur ihre Anlagen sind verschieden. Gemäß den vorhandenen Anlagen wird jede Person dem jeweiligen Stand zugeordnet (Bormann 1973):
Der Lehrstand ist der oberste, regierende Stand, der aus Philosophen oder Königen besteht.
Der Wehrstand besteht aus deren Helfern, die mit Waffengewalt die äußere und innere Sicherheit des Volkes garantieren.
Der dritte Stand (Nährstand) setzte sich aus Fischern, Bauern, Seeleuten und Gewerbetreibenden zusammen. Damit verrichtet dieser Stand als einziger physische (produktive) Arbeit.
Wichtigster Aspekt des Staatsaufbaus ist das Gesetz, welches einerseits den Bürgern Rechtssicherheit gewährt, andererseits aber auch Funktion, Beschränkung und Legitimation der Regierungsorgane bestimmt und somit das Allgemeinwohl fördert (Fischel 1964).
Der ideale Staat findet nach Platon seinen Ausdruck in einer Aristokratie, in welcher "der Weiseste ohne Gesetze regiert und in Beweglichkeit und Anpassung stets das verfügt, was das Gemeinwohl jeweils erfordert" (Fischel 1964, S. 71). Hiermit spricht Platon also einen wohlwollenden Autokraten an, der seiner Wahrnehmung nach zu einem besseren Regierungshandeln befähigt ist als ein Regierender in demokratischen Gesellschaftsordnungen.
Während Platons Idealstaat eine Aristokratie ist, in der die Vernunft überwiegt, gibt es noch vier weitere, schlechtere Staatsformen: Timokratie (Herrschaft einiger mutiger Bürger), Oligarchie (Herrschaft mehrerer), Demokratie und Tyrannis, die alle drei der Begierde entsprechen. Die Staatsformen folgen in dieser Reihenfolge aufeinander und sind als immer schlechter zu bewerten.
Herrschaftsformen nach Platon
Der Niedergang eines Staates beginnt nach Platon mit dem Streit um die Herrschaftsgewalt und äußert sich im Absinken derselben auf die Stufe der Timokratie, in der, wie in Sparta und Kreta, die Ehrliebe und Vernunft herrschen. In der Timokratie können einige Vertreter des Wehr- oder Lehrstandes an die Macht gelangen, die das Privateigentum unter sich aufteilen und das Volk knechten wollen. Einige aufrechte Bürger können dies eventuell verhindern und selbst die Macht ausüben. Die Oligarchie als Herrschaft von wenigen basiert auf monetären Vorstellungen: Vermögen wird zum Kriterium für den Einfluss im Staat. Die Gesellschaft ist in einzelne Vermögensklassen gespalten. Die Regierungsgewalt liegt bei der obersten, finanzstärksten Vermögensklasse. Die Klassen sind sich feindlich gesinnt, da infolge des Bereicherungsstrebens jede Person der obersten Klasse angehören will.
Die Demokratie ist nach der Oligarchie erst die dritte negative Stufe. In ihr herrscht volle Handlungsfreiheit, wobei die Gewalt in viele Teile zerfällt. Die weiten Freiheitsrechte lassen bereits anarchische Strukturen erkennen, da alles Handeln auf freiwilliger Basis basiert. Hierdurch wird nach Platon weder im Guten noch im Bösen etwas Positives erreicht. Dennoch bietet die Demokratie Vorteile gegenüber der Anarchie, in der die Handlungsfreiheit aufgrund der fehlenden Bindung an Gesetze ausartet (Maurer 1970). Die Bevölkerung ist nicht bereit, Anweisungen auszuführen. Es herrscht mangelnder Respekt gegenüber Autoritäten. Die Anarchie ist quasi das letzte Stadium einer Demokratie. Sie wird ihrerseits nicht lange von Bestand sein und wandelt sich nach Meinung Platons zur Tyrannis. In dieser Staatsform wird die Freiheit völlig unterdrückt und die Bürger sind absoluter staatlicher Gewalt ausgesetzt (Hirschberger 2007). Ein Tyrann ist triebgesteuert und wird so zwangsläufig zum Verbrecher. Seine Macht kann er aber nicht ausgiebig genießen, vielmehr muss er in Unruhe, Qual und Angst leben. Dies ist ein Resultat daraus, dass das Volk ihn hasst und ihn aufgrund seiner Willkür und Brutalität am liebsten eliminieren würde.
Platon trennt also strikt zwischen zwei Ausprägungen autokratischer Systeme, eine positive (Aristokratie) und eine negative (Tyrannei).
Ähnlich wie Platon unterteilt Aristoteles die Gesellschaft in Stände, doch hierbei untergliedert er sie feiner, in drei niedere und drei höhere Stände. Die drei niederen Stände, nämlich die Bauern, Handwerker und Kaufleute, sorgen, ähnlich wie bei Platon der Nährstand, für das materielle Wohl des Staates, besitzen aber keine Bürgerrechte. Diese werden aufgrund ihrer höheren Tugenden nur den drei höheren Ständen, bestehend aus Kriegern, Regierungsbeamten und Priestern, zuteil. Nur sie besitzen ein Stimmrecht und führen Vorsitz vor Gericht (Fischel 1964).
Die Staatsformen unterteilt Aristoteles schlicht in gute und schlechte, wobei der Unterschied zwischen beiden Alternativen durch das Merkmal des jeweiligen Zwecks bestimmt ist ( Tabelle 1). Zu den guten Staatsformen zählt er die Monarchie, die Aristokratie und die Republik bzw. Politie (Demokratie als Bürgerstaat), weil deren Zweck in der Verwirklichung des Gemeinwohls liegt. Er gibt allerdings keiner dieser drei Ausprägungen den eindeutigen Vorzug, weil die...
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