Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Ein Serienmörder, wie es ihn noch nie gab – ein Meisterwerk der Schweden-Spannung
Ein brutaler Serienmörder hinterlässt rätselhafte Hieroglyphen. Das Land steht Kopf. Als eine populäre True-Crime-Podcasterin in den Fall verwickelt wird, geraten die Ermittler unter unerbittlichen Druck.
In Malmö wird eine Leiche mit einem Krokodilkopf gefunden. Der frisch verwitwete Kommissar Jon Nordh und seine strafversetzte Kollegin Svea Karhuu stehen vor einem Rätsel. Als es weitere Tote gibt, wird klar, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben, der seine Opfer als altägyptische Gottheiten inszeniert und verschlüsselte Nachrichten hinterlässt. Die Öffentlichkeit gerät in Panik. Eine undurchsichtige True-Crime-Podcasterin steigert den Druck und weiß plötzlich mehr als die Ermittler. Dann verschwindet ein junges Mädchen – und die Ereignisse überschlagen sich.
"Das Autoren-Ehepaar, ein Norddeutscher und eine Südschwedin, hat seinen Platz im Konzert der großen schwedischen Krimiautoren gefunden." Hessischer Rundfunk
Vielleicht war er Svea Karhuu gegenüber etwas zu brüsk gewesen, dachte er, zu kategorisch, während er zurück nach Hause in die Wohnsiedlung am Stadtrand fuhr, und das hatte sie nicht verdient. Vermutlich lag es an seiner Müdigkeit. Als der Anruf der Einsatzzentrale gekommen war, hatte er kaum geschlafen, weil Tim im Schlaf ins Bett gemacht hatte und aufgewacht war, was das Wechseln der Bettwäsche, eine Dusche und langes Trösten nach sich gezogen hatte. Der arme Junge. Seit Lindas Tod passierte das seinem sechsjährigen Sohn häufiger, auch wenn es im Laufe des vergangenen Jahres schon besser geworden war.
Prinzipiell war es ja gut, dass Karhuu keine Scheu vor schwierigen Herausforderungen zeigte, aber seine Erfahrung sagte ihm, dass man Fällen wie diesem aus dem Weg gehen sollte. Ein Krokodilkopf auf einem menschlichen Körper - schräger ging es doch kaum. Die Tat eines Irren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Geschichte die Schlagzeilen beherrschen würde. Welche Kollegen auch immer für die Ermittlung verantwortlich sein würden - sie würden vom Boulevard und den Netztrollen wie die sprichwörtliche Sau durchs Dorf getrieben werden. Außerdem wollte Nordh Bilder wie das von der Leiche im Kanal nicht im Kopf haben. Er wollte sie nicht mit nach Hause nehmen. Tim und seine zwei Jahre ältere Schwester Lilly hatten es auch so bereits schwer genug, sie konnten keinen Vater gebrauchen, dessen Gedanken sich um enthauptete Leichen und angenähte Tierköpfe drehten. Karhuu kannte ihn noch nicht, den Sog des menschlichen Abgrunds, aber Nordh war ihm schon vor vielen Jahren in einem dramatischen Fall um missbrauchte und ermordete Kinder sehr nahegekommen, auch wenn er gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt hatte. Damals hatte er sich geschworen, die Arbeit nie wieder so nahe an sich heranzulassen. Er hatte innerlich Schutzwälle hochgezogen und um die seltsamen und emotionsgeladenen Ermittlungen einen großen Bogen gemacht. Gesunder Selbsterhaltungstrieb, so sah er das. Auch wenn es vielleicht diplomatischere Wege gegeben hätte, dies seiner Kollegin zu vermitteln. Er trug Verantwortung für sie und dazu gehörte auch, dass er Karhuu im Zweifel vor sich selbst und ihrem durchaus lobenswerten Eifer beschützen musste. Von manchen Fällen ließ man besser die Finger, wenn man die Wahl hatte. Karhuu würde das früher oder später verstehen. Carl-Johan, sein ehemaliger langjähriger Partner und Freund, hatte das verstanden. Aber Calle war tot. Er hatte am Steuer des Wagens gesessen, in dem Linda tödlich verunglückt war. Warum die beiden an einem Dienstagabend, an dem Linda eigentlich bei ihrem Pilateskurs in der Turnhalle von Bunkeflo hätte sein sollen, gemeinsam in einem Auto auf einer Landstraße nördlich der Stadt gesessen hatten, wusste nur der liebe Gott. Nein, im Grunde wusste es natürlich jeder, der eins und eins zusammenzählen konnte. Linda und Calle hatten eine heimliche Affäre gehabt. Auf dem Weg zu einem Schäferstündchen waren sie tödlich verunglückt. Das tat so verdammt weh, dass er keine Worte dafür fand. Selbst fünfzehn Monate danach. Die Zeit heilt alle Wunden? Am Arsch.
Er schluckte den bitteren Geschmack im Rachen hinunter und parkte den Passat in der Einfahrt. Als er ins Haus trat, saß Rosa mit den Kindern bereits beim Frühstück. Ohne seine Schwiegermutter, die vor einigen Monaten bei ihnen eingezogen war, hätte er seinen Job an den Nagel hängen können. Mittlerweile war Rosa zu einem so selbstverständlichen Teil der Familie geworden, dass es sich manchmal so anfühlte, als hätte er Linda gegen ihre Mutter eingetauscht. Wenigstens war er noch nicht zu spät dran, um den Kindern ihre Obstdosen fertig zu machen, die Trinkflaschen zu füllen, an Tims Sportsachen zu denken, Lilly die hübsche, aber bei dem Wetter viel zu warme Jacke mit den Pailletten auszureden und die beiden zur Ferienfreizeit zu bringen. Zum Abschied küsste er seiner achtjährigen Tochter auf den Scheitel und strubbelte Tim durchs Haar. Zurück zu Hause räumte er die Spülmaschine aus, den Tisch ab, hängte Tims Bettwäsche auf, die er in der Nacht in die Waschmaschine gestopft hatte, machte sich einen Kaffee, füllte ihn in einen Thermosbecher, aß im Stehen eine Scheibe Toast und fuhr ins Hauptpräsidium, wo er direkt das Büro der Polizeichefin der Region Süd ansteuerte. Damit überging er sowohl seinen direkten Vorgesetzten als auch den Chef der Kriminalpolizei. Aber es war Nora Mellander, die in seiner Schuld stand. Auch das hatte mit Lindas und Calles Tod zu tun. Bis heute weigerte sich Nordh, daran zu glauben, dass seine Frau und sein Freund durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren. Bis heute fand er keine Erklärung dafür, warum der Wagen mit all seinen Assistenzsystemen von der schnurgeraden Straße abgekommen war, sich überschlagen hatte und schließlich gegen einen Baum geschleudert war. Calle war ein exzellenter Fahrer, es war nicht glatt gewesen, das Auto neu, die Sicht gut. Nach Lindas Beerdigung - auf Calles war er nicht gewesen - hatte sich Nordh eine lange Auszeit genommen. Er war sich unsicher gewesen, ob er überhaupt in den Polizeidienst zurückkehren sollte, und hatte das Angebot eines ehemaligen Kollegen erwogen, in dessen erfolgreichem Sicherheitsunternehmen anzufangen: feste Arbeitszeiten und eine deutlich bessere Bezahlung. Es war Nora Mellander gewesen, die ihn mit einem Deal in den Dienst zurückgelockt hatte. Wenn er für sie einen schwierigen und undankbaren Fall löste, würde sie ihm im Gegenzug die Akte zum vermeintlichen Verkehrsunfall Lindas und Calles zugänglich machen. Nordh hatte geliefert, gemeinsam mit Svea Karhuu, die ihm in diesem Fall an die Seite gestellt worden war. Doch die Unterlagen, die die Polizeichefin ihm ausgehändigt hatte, waren ein Witz gewesen. Kurz, nichtssagend, lückenhaft. Mellander hatte ihn hereingelegt. Die Wut und Enttäuschung darüber hatte er sie spüren lassen, aber was brachte ihm das? Nur die Erkenntnis, dass die auffällig dünne Akte den vermeintlichen Unfalltod Lindas und Calles in seinen Augen nur noch rätselhafter machte. In manchen Phasen verwendete er viel Kraft und Zeit darauf, auf eigene Faust zu ermitteln, bisher ergebnislos. Außer den dürftigen Unterlagen hatte er nicht viel in der Hand. Calles Frau hatte nach dem Tod ihres Manns beim Aufräumen ein verstecktes Zweithandy gefunden und es an Nordh weitergegeben. Aber darauf befanden sich nur endlose Auflistungen von Städten und Orten mit ihren geografischen Angaben. Von Acapulco über Bahía Blanca und Torslanda bis Zürich. Nordh hatte Stunden über diesen Listen gebrütet, aber sie blieben ihm ein Rätsel. Wenn sie eine Art Code sein sollten, dann war er nicht imstande, ihn zu knacken. In anderen Phasen versuchte er, loszulassen und nach vorne zu schauen, allein schon um der Kinder willen.
Nordh klopfte an Mellanders Bürotür und trat ein. Die Polizeichefin wirkte nicht sonderlich überrascht, ihn zu sehen. Natürlich war sie längst über den grotesken Fund im Kanal neben dem alten Friedhof informiert worden. Sie bat ihn, Platz zu nehmen, und bot ihm Wasser an, was er gern annahm, sein Mund war trocken wie Löschpapier. Obwohl es noch früher Vormittag war, hatte die Temperatur bereits die Fünfundzwanzig-Grad-Grenze überschritten. Sie schenkte ihm aus einer schicken Glaskaraffe ein, er hörte die Eiswürfel klirren und auch die dünnen Zitronenscheiben entgingen ihm nicht. Die kleinen Freuden einer behördlichen Spitzenposition, ebenso wie das angenehm klimatisierte und großzügig geschnittene Eckbüro.
»Wie kann ich dir helfen, Jon?«, fragte sie, nachdem er von dem Wasser getrunken und sein leeres Glas auf dem übergroßen Schreibtisch abgestellt hatte. Als ob du das nicht wüsstest, dachte er. Mellander war nicht nur äußerst ambitioniert, sondern auch schlau, sonst wäre sie nicht so weit gekommen, sonst würde sie nun nicht vor ihm sitzen und ihm gekühltes Zitronenwasser anbieten. Früh hatte sie dem aktiven Dienst den Rücken gekehrt und mit Erfolg alles auf die Karrierekarte gesetzt.
Wozu lange drumherum reden?
»Der Krokodilmann aus dem Kanal: Ich will ihn nicht.«
Sie deutete ein leichtes Lächeln an, bevor ihre Züge wieder angemessen ernst wurden. Gewisse Frauen zum Lächeln bringen, das konnte er offenbar noch immer.
»Eine sehr unschöne Geschichte, da gebe ich dir recht.«
Nordh lachte auf.
»Unschön? Das ist der Euphemismus des Jahres. Der Fall riecht von vorn bis hinten nach Ärger. Psychoscheiß, damit kann ich schon in kleinem Maßstab schwer umgehen. Aber diese Alligatornummer ist nicht klein, sondern wird früher oder später hochgehen wie der Fat Man.« Mellander hob fragend eine ihrer sorgfältig gezupften Augenbrauen. »So hieß die Atombombe, die auf Nagasaki abgeworfen wurde«, schob er hinterher.
Sie seufzte.
»Geschmackvolle Metapher, Jon. Aber wir wissen doch noch gar nichts. Soweit ich informiert bin, hat die Rechtsmedizin gerade erst mit der Obduktion begonnen.«
»Bei aller Liebe, Nora: Ich weiß schon mehr, als ich wissen muss. Fälle dieser Art entwickeln sich in Nullkommanichts zu einem Albtraum. In jeder Hinsicht. Erinnerst du dich an die Frauenleiche, der am Gesicht die Haut abgeschält worden war? Die Kollegen, die den Fall bearbeitet haben, wurden monatelang von der Presse an die Wand genagelt. Einer ist wegen psychischer Schieflage anschließend in Frühpension geschickt worden, eine andere hat den Job hingeschmissen und verkauft jetzt Einbauküchen. Weder ist damals die Identität des Opfers geklärt worden, noch wurde der Täter dingfest gemacht. Dasselbe bei dem...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.