Schweitzer Fachinformationen
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Ich verlange die sofortige Einführung der Zwangsbrandmarkung für alle verlobten, verheirateten oder sonstwie gebundenen Männer. Ein schönes, fettes, rotes, vernarbtes »B« für »Besetzt«. Nicht wie bei Kühen auf den Hintern, denn wenn ich den erstmal zu Gesicht bekommen habe, ist es sowieso schon zu spät. Nein, ein für die Öffentlichkeit stets zugänglicher Körperteil müsste es sein. Ich bin für die Stirn. Von mir aus auch den Handrücken, aber darunter gehe ich nicht.
Doch auf dem Körper meines Gegenübers ist beim besten Willen nirgendwo ein B zu entdecken. Und das kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, denn er liegt nackt in meinem Bett. Genauer gesagt: In meinen Armen, die ich, ebenfalls im Evakostüm, neben ihm liege. Verschwitzt vom leidenschaftlichen morgendlichen Beischlaf, den wir vor wenigen Minuten beendet haben. Leider bin ich aber überhaupt nicht entspannt. Nicht im Geringsten. Das liegt nicht daran, dass der Herr neben mir ein zweitklassiger Liebhaber wäre. Ehrlich gesagt ist er der Beste, der mir bisher passiert ist. Doch die Entspannung, die sich nach dem großartigen Orgasmus gerade in meinem ganzen Körper auszubreiten begann, ist jetzt wie weggeblasen. Einfach ausgelöscht durch den schlichten Satz:
»Ich bin verheiratet.«
Mit einem Ruck setze ich mich im Bett auf, grabsche nach der mit blauem Satin bezogenen Decke und halte sie mir schützend vor die Brust. Albern, ich weiß, aber im Moment habe ich das dringende Bedürfnis nach Verhüllung.
»Du bist was?«, frage ich mit einem Zittern in der Stimme und hoffe immer noch, mich verhört zu haben. Aber das schlechte Gewissen in Gregors Augen spricht Bände. Er muss gar nichts sagen, ich weiß schon, dass ich ihn richtig verstanden habe.
»Ich bin verheiratet«, wiederholt er dennoch. Stumm sehe ich ihn an und rücke ein Stück von ihm ab. Er robbt hinter mir her und versucht, einen Arm um mich zu legen.
»Ich wollte es dir schon vorher sagen ...«, beginnt er.
»Das wäre eine gute Idee gewesen«, sage ich schnippisch. »Und warum hast du nicht?« Hilflos sieht er mich mit seinen sanften braunen Augen an, fährt sich nervös mit der Hand durch die blonden Locken, die ihm wie immer kreuz und quer vom Kopf abstehen.
»Na ja, also, ich ...«, druckst er herum und ich sehe ihn wütend an.
»Ja? Du ...«, frage ich unwirsch.
»Ich dachte, dann würdest du sicher nichts mit mir anfangen.« Seine Dreistigkeit verschlägt mir für einen Moment die Sprache. Mit großen Augen starre ich ihn an und versuche zu verarbeiten, was er da gerade von sich gegeben hat. Meine Gedanken rasen. Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder raste ich aus oder ich bleibe ganz cool. Eigentlich wäre mir mehr nach ausrasten, aber in diesem Fall kann ich für nichts garantieren. Ich bin nämlich leider ein ziemlich temperamentvoller Mensch, um es mal positiv zu formulieren. Und um mich stehen einfach zu viele harte Gegenstände herum, die ich in meiner Wut nach Gregor werfen könnte. Vielleicht würde ich ihn mit dem Radiowecker, der neben mir auf dem Nachttisch steht, tatsächlich treffen. Ich glaube, auf Körperverletzung stehen schlimme Strafen. Das ist ein Grund, weshalb ich mich jetzt zusammenreiße und tief durchatme. Der zweite Grund liegt immer noch an meiner Seite und sieht mich mit einem Dackelblick an, der mir ins Herz schneidet. Ich könnte ihm nie wehtun. Denn ich liebe diesen Mann.
»Da hast du verdammt recht. Dann hätte ich nichts mit dir angefangen«, sage ich so ruhig wie möglich und wickele mich noch fester in die Decke. Mir ist plötzlich kalt. Mein heimlicher Traum von der gemeinsamen Zukunft mit Gregor bricht zusammen wie ein Kartenhaus. Na schön, wir kennen uns erst seit knapp einem Monat, dennoch war ich davon überzeugt, dass er der Mann meines Lebens ist. Und dabei bin ich für ihn anscheinend nichts als eine kleine Affäre.
»Kannst du mir sagen, wo deine Frau in den letzten vier Wochen war?«, bringe ich mühsam hervor. »Ich meine, hat sie dich nicht vermisst? Du warst doch fast ununterbrochen hier bei mir.«
»Sie war auf Geschäftsreise in den USA.« Ein weiterer Dolchstoß in mein geplagtes Herz. Natürlich ist sie erfolgreiche Geschäftsfrau, die das ganze Jahr über durch die Welt jettet und eine Menge Kohle verdient. Dass sie in ihrer Abwesenheit fröhlich von ihrem Mann betrogen wird, und zwar mit mir, kann mich nicht trösten. Sofort fühle ich mich hoffnungslos unterlegen.
»Und wann kommt sie wieder?«
»Äh.«
»Lass mich raten. Heute?« Ich muss gar nicht hinsehen. Ich weiß, dass er nickt. »Tja, dann ...« Meine Augen beginnen, teuflisch zu brennen. Eine eiserne Faust legt sich um mein Herz und drückt langsam zu. »Dann war es das wohl«, quetsche ich endlich hervor. Diesmal ist es Gregor, der sich mit einem Ruck aufsetzt.
»Was?«, fragt er und sieht mich verständnislos an. Dann reißt er mich in seine Arme und legt den Kopf an meine Brust.
»Deshalb wollte ich es dir nicht sagen. Weil ich Angst hatte, dass du mit mir Schluss machst. Bitte, bleib bei mir«, flüstert er und ich schiele verwundert zu ihm herunter. Eine seiner Locken kitzelt mich an der Nase und ich versuche, sie möglichst unauffällig in eine andere Position zu pusten. »Bleib bei mir«, unterbricht Gregor mich in meinen Bemühungen. Ich gebe auf, befreie meinen linken Arm aus seiner Umklammerung, streiche die Haare zur Seite und reibe ausgiebig an meiner Nase herum, bis der Juckreiz verschwindet. Der Mann um meinen Hals hebt den Kopf und sieht mich an. Zum Steinerweichen. »Bleib bei mir«, sagt er zum dritten Mal und nimmt mein Gesicht in beide Hände. Er legt den Kopf ein wenig zur Seite, sein Mund mit den weichen, geschwungenen Lippen kommt auf mich zu, berührt schließlich meinen. Seine Augen schließen sich, während er beginnt, mich leidenschaftlich zu küssen. Ich liebe diesen Anblick. Der dichte Wimpernkranz seiner geschlossenen Augen. Er sieht dann so friedlich aus, und so hingebungsvoll. Seine linke Hand fährt unter die Decke, die noch immer schützend meinen Körper umhüllt und schiebt sie zur Seite. Er schmiegt sich an mich, seine Beine umschlingen meine, ich dränge mich dichter an ihn. »Er ist verheiratet, hast du eben nicht zugehört«, schreit eine Stimme in mir empört auf, aber ich höre sie nur noch aus weiter Ferne. »Ist mir egal«, bringe ich sie zum Schweigen, »im Moment gibt es nur ihn und mich.«
Danach fühle ich mich furchtbar. Sicher, ich habe den ganzen letzten Monat über mit einem verheirateten Mann geschlafen, aber da wusste ich schließlich noch nichts davon. Diesmal schon. Und es fühlt sich schrecklich an. Obwohl es gut war. Wie immer. Vielleicht sogar noch besser, aber darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Schwer atmend lösen wir uns voneinander und sofort ist der Gedanke wieder da. Er ist verheiratet. Sein betont unauffälliger Blick auf den Radiowecker neben mir tut ein Übriges. Er denkt, ich hätte es nicht mitbekommen, aber schließlich bin ich eine Frau. Und ich habe die Veränderung, die durch seinen Körper gegangen ist, sehr wohl bemerkt. Er wirkt angespannt. Anscheinend ist es später, als er erwartet hat. Und ich kann die Gedanken in seinem Kopf förmlich rattern hören: Wie komme ich so schnell wie möglich aus diesem Bett heraus, ohne unhöflich zu wirken? Er legt seinen Kopf auf meine Brust und flüstert:
»Ich liebe dich.« Ja, sicher. Einige Augenblicke liegen wir still da, dann erbarme ich mich.
»Wenn du gehen musst, dann geh ruhig. Ist schon okay.« Überrascht hebt er den Kopf und sieht mich an. Und jetzt setzt er auch noch seinen Unschuldsblick auf. »Tu doch nicht so. Ich weiß, dass du unter Zeitdruck stehst. Wahrscheinlich kommt ihr Flieger gleich an und du hast versprochen, sie abzuholen. Richtig?« Gregor sieht jetzt aus, als hätte er eine Erscheinung.
»Woher weißt du das«, fragt er verblüfft. Männer! Nur weil sie eins und eins nicht zusammenzählen können, und eine Schwingung im Raum selbst dann nicht wahrnehmen, wenn die Fliegen schon tot von den Wänden fallen, denken sie, wir Frauen wären genauso unsensibel.
»Ich weiß es eben«, sage ich geheimnisvoll und lächele wissend. Soll er ruhig glauben, ich hätte irgendwelche seherischen Fähigkeiten. So was ist immer Respekt einflößend. Und so sieht er mich jetzt auch an: Ehrfürchtig. Für eine Sekunde habe ich Oberwasser. »Nun geh schon«, fordere ich ihn auf und er springt so schnell aus dem Bett, dass mein Triumphgefühl im Bruchteil von Sekunden in sich zusammenfällt. Ich klammere mich schon wieder an meiner Decke fest, während ich durch die geöffnete Schlafzimmertür beobachte, wie Gregor im Flur seine verstreuten Klamotten zusammenklaubt. Jetzt ärgere ich mich über mich selbst, dass ich es ihm so leicht gemacht habe. »Nun geh schon.« Ja, bin ich denn noch zu retten? Jetzt erscheint Gregor im Türrahmen und schlüpft hastig in seine hellblauen Boxershorts.
»Kleiner Tipp«, sage ich süffisant, »auch wenn du es noch so eilig hast, du solltest vorher vielleicht duschen. Ich glaube, sie wird dir schon verzeihen, wenn du eine Viertelstunde zu spät kommst. Wenn du pünktlich bist, aber nach Sex riechst, habe ich da so meine Zweifel.« Gregor zieht erschrocken die Luft ein.
»Oh mein Gott, du hast Recht.« Mit diesen Worten dreht er sich um und läuft meinen kleinen Flur hinunter. Ich höre die Badezimmertür klappen und kurz darauf die Dusche rauschen. Normalerweise duschen wir immer gemeinsam. Danach. Aber ich bin im Moment viel zu sehr damit beschäftigt, mich für das größte Schaf der Welt zu halten. Was ist denn heute bloß los mit mir? Mein Freund belügt mich vier geschlagene Wochen lang. Dann erzählt er mir die Wahrheit, und statt ihm sofort die...
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