Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Höher! Weiter! Schneller!
Lennas Magen schlug Purzelbäume, als sie kurz in der Luft schwebte. Die kleinen Flügel an ihren Turnschuhen flatterten kräftig und Lenna nutzte den Auftrieb, um durch einen gewaltigen Satz noch höher zu gelangen. Der Fledrix-Zauber war so cool! Es fühlte sich an, wie auf unsichtbaren Stufen durch die Luft laufen zu können! Lenna hatte schon fast die Decke der Himmlischen Bibliothek erreicht.
»Hey! Ich bin doch kein Sprungbrett!«, rief Lenna empört, als Binx ihre rechte Schulter als Zwischenstopp nutzte, um von dort aus nach links auszuweichen.
Der rostrote Kater drehte sich kurz um und streckte ihr die Zunge heraus. »Du wolltest doch eine zweite Runde«, erwiderte Binx frech. »Na, was ist?«
Lenna blieb die Antwort im Hals stecken, denn sie sank plötzlich tiefer hinab. Oje! Durch die Ablenkung hatte sie vergessen, sich zu konzentrieren! Mit ihrem Geist tastete sie nach der Verbindung zu ihrer Magie, legte ihren Fokus erneut auf ihren Zauber und stärkte ihn dadurch. »Ha!«, stieß sie triumphierend aus.
Ehe sie Binx nachjagen konnte, schoss Silver wie ein silbergrauer Blitz an Lenna vorbei und sie musste ausweichen. Dieses Mal schaffte sie es, ihr Gleichgewicht zu halten, und folgte Silver. Leider waren die beiden Katzen einfach zu flink.
Kein Wunder! Es handelte sich bei Silver und Binx um Animalis, Beschützertiere, geschaffen aus Magie. Sie hatten Lenna alles übers Zaubern beigebracht.
Weil das Fangenspielen so viel Spaß machte, ärgerte Lenna sich nicht darüber, dass sie auch die nächsten Runden verlor. Immer, wenn ein samtweiches Pfötchen sie anstupste, spürte sie, wie ein warmes Gefühl sie durchströmte. Welche Zwölfjährige hatte schon das Glück, mit zwei magischen Katzen zu spielen?
Lenna grinste breit. Sie hätte ewig so weitermachen können!
»Das versteht man heutzutage also unter Lernen?«
Beim Klang der dunklen Stimme bewegte Lenna sich nach unten und nahm das erstbeste Geländer ins Visier, das sich auf einer der oberen Etagen befand. Silver und Binx folgten ihr ohne Zögern. Schuldbewusst kletterte Lenna vom Geländer, sodass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, und spähte hinab.
»Ich habe gedacht, du nimmst deine Rolle als Kuratorin ernst«, sagte Ashwin und klang ungewöhnlich streng. »Das ist sehr viel Verantwortung, Lenna.«
Lenna öffnete den Mund, aber da lachte Ashwin auf.
»Ihr müsstet mal eure Gesichter sehen«, sagte er. »Für einen Moment wart ihr ganz erschrocken. Ich bin doch kein oller Spielverderber wie Peter.«
Ashwin hob seine rechte Hand und drehte sie ganz leicht. Selbst von ihrem Platz aus sah Lenna das warmgelbe Glimmen um seine Finger und anschließend die weißsilbernen Magiefäden, die einen Zauber formten. Sie stoben empor und verwandelten sich in Papierkraniche, die zur Decke flatterten.
Lenna sah gebannt zu, wie die Illusion in bunte Funken zerfiel. Die Luft knisterte wie magisch aufgeladen. Wunderschön! Wie ein kleines Feuerwerk!
»Was für ein Angeber«, murmelte Silver, klang aber amüsiert.
Lenna blinzelte verwundert, denn die Funken bildeten nun ein Wort: LERNEN.
»Haha«, machte sie und blickte wieder zu Ashwin hinunter.
»Ich habe gesagt, dass ich kein oller Spielverderber wie Peter bin, aber nicht, dass Lernen nicht wichtig sei«, sagte er und winkte sie nach unten.
Lenna klemmte ihren Schlüssel an die Kette um ihren Hals und ging die Treppe hinunter. Ashwin hatte gut reden! Er war doch mal wieder mitten in ihrer heutigen Kuratorenlektion aus der Bibliothek gedüst .
Seit gut drei Wochen kam Lenna zu diesen Extrastunden ins Magitorium - mal allein, mal in Begleitung von Kimie, Rudi und Pirro -, und bisher hatte Ashwin immer einen Grund gefunden, um zwischendurch den Unterricht zu verlassen. Wie ein zerstreuter Professor, der Ideen in seinem geheimen Kämmerlein aufschreiben musste, ehe sie fort waren, fand Lenna. Sie war echt neugierig, was Ashwin in seinem Studierzimmer trieb, aber er verriet ihr nichts.
Unten an der Treppe stoppte sie. »Bin da. Was jetzt?«
»Ich möchte dir etwas Besonderes zeigen«, antwortete er.
»Okay«, erwiderte Lenna höflich. Es war nicht so, dass sie Ashwin nicht mochte - eigentlich war sie ihm gegenüber mittlerweile aufgetaut, aber sie hatte ihm noch nicht ganz verziehen. Er hatte ihren Freunden und ihr mit seinen Aktionen einiges an Kummer bereitet, und weil er der Zwilling von Alwina war, erinnerte er Lenna leider auch viel zu oft an deren Verrat. Dabei bemühte Ashwin sich mit seiner lockeren und freundlichen Art sehr, das alles hinter sich zu lassen, und das wollte Lenna auch.
»Cool«, schob sie nach. »Dann mal los.«
Ashwin und sie blieben in der Mitte der Himmlischen Bibliothek stehen. Zwei Statuen bewachten ein Podest, auf dem sich die Lunar-Sanduhr befand.
»Haben Binx und Silver dir erklärt, was das ist?«, fragte er.
Lenna nickte. »Die Sanduhr funktioniert wie ein Schalter.«
»Ganz genau«, sagte Ashwin. »Normalerweise sind die Bücher der Nachtbibliothek nur etwas für Fortgeschrittene, aber wir statten ihr heute einen Besuch ab.«
Neugierig sah Lenna ihn an. So wie er das sagte, klang es, als würden sie gleich einen anderen Ort betreten - und vielleicht stimmte das ja? Bei dem einen Mal, als ihr die Sanduhr heruntergefallen und umgekippt war, hatte das den weitläufigen Raum völlig verwandelt. Schon damals hatte Lenna sich gefragt, welche Geheimnisse die Nachtbibliothek wohl enthielt.
Silver trat zu ihnen. »Denkst du nicht, dafür ist es zu früh?«
»Zu früh für was genau?«, fragte Lenna verwundert.
Silver und Ashwin lieferten sich ein seltsames Blickduell.
Lenna überkam ein mulmiges Gefühl. Vor nicht allzu langer Zeit war die silbergraue Katze noch Ashwins Animalis gewesen - und die beiden verbunden durch ein Band der Treue und Freundschaft. Inzwischen gehörte Silver zu Lenna und sie verbrachten jeden Tag Zeit miteinander, lachten oder schliefen gemeinsam ein. Aber in Momenten wie diesen fühlte Lenna sich ausgeschlossen von den beiden.
»Hallo? Erde an Silver? Ashwin?«, bohrte Lenna nach.
»Ich denke, Ashwin möchte dir das Buch der Kuratoren zeigen«, kam es von Binx, der nun auch zu ihnen gestoßen war. »Es befindet sich in der Nachtbibliothek. Neue Kuratoren verewigen darin zu Beginn ihrer Amtszeit ihre Namen. Allerdings ist die Situation recht ungewöhnlich.« Der Kater sah Lenna gutmütig an. »Du bist die jüngste Kuratorin in der Geschichte der Key Keeper. Das Unterzeichnen gleicht einem Schwur, den man der magischen Gesellschaft leistet - das muss gut überlegt sein.«
»Oh«, machte Lenna verunsichert. »Das klingt echt nach . viel. Ich bin ja noch dabei, mich als Kuratorin zurechtzufinden. Ich weiß so vieles nicht.«
Silver nickte Lenna bestärkend zu. »Es sollte auch deine Entscheidung sein, wann du dir das Buch der Kuratoren anschaust oder deinen Namen dort verewigst.« In ihren Katzenaugen blitzte Ärger auf, als sie wieder zu Ashwin sah. »Nicht deine.«
Ashwin hob abwehrend die Hände. »Natürlich weiß Lenna noch nicht genug darüber, was es bedeutet, eine Kuratorin zu sein. Aber sie wird es lernen. Das Magitorium selbst hat sie ausgewählt - oder hast du das vergessen? Das Buch kann ihr helfen, in ihre Rolle hineinzuwachsen. Ich werde nicht für immer hier sein.«
Silver starrte ihn überrumpelt an. »Wie bitte?«
»Wie meinst du das? Willst du etwa weggehen?«, fragte Lenna.
Ashwin wandte sich ihr zu. »Ja, ich möchte das Magitorium und auch die Stadt irgendwann verlassen. Meine Magie hat sich recht gut regeneriert und ich bin wieder gesund. Man hat mir eine zweite Chance gegeben. Die möchte ich nutzen. Es gibt da...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.