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Prag im 13. Jahrhundert: Im Auftrag des Königs begleiten der Ritter Ulrich von Kulm und sein Knappe Otto die Äbtissin Agnes von Böhmen auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Doch unterwegs kommt es zu mehreren rätselhaften Todesfällen. Offenbar hat sich ein Mörder unter die Pilger gemischt, der mit allen Mitteln verhindern will, dass sie ihr Ziel erreichen. Ulrich und Otto begreifen schnell, dass die vermeintliche Pilgerfahrt in Wahrheit keine religiösen Motive hat ...
Als im Jahre des Herrn 1186 der siebenjährige König von Jerusalem Balduin V. starb und seine Mutter Sibylle als Thronfolgerin die Herrschaft ihrem zweiten Gatten Guido von Lusignan überließ, geschah, was nie hätte passieren dürfen. Der neue Jerusalemer König vertrieb den Regenten Raimund III. in die Grafschaft Tripolis im Norden und erklärte alle Friedensabkommen, die sein Vorgänger mit den Muselmanen geschlossen hatte, für ungültig. Anders als Raimund III. war Guido von Lusignan ein Kriegsbefürworter. Ihm ging es nicht um den Glauben, er war ein Abenteurer. Er wollte kämpfen und war auf Beute aus. Die Jahre relativen Friedens waren damit vorbei.
Guido von Lusignan wurde von etlichen Rittern unterstützt, die alle mit dem gleichen Ziel ins Heilige Land gekommen waren - Reichtümer zu erwerben. Der wohl skrupelloseste unter ihnen war Rainald von Châtillon, Fürst von Antiochia. Er war ein schon nicht mehr junger Mann, der nach Herzenslust mordete und plünderte. Im Roten Meer besaß er sogar eine Piratenflotte, aber selbst das genügte ihm nicht, und so überfiel er im Namen des christlichen Glaubens die Insel Zypern, die dem byzantinischen Kaiser gehörte. Er massakrierte die wehrlosen Bewohner und kümmerte sich nicht darum, dass sie sich ebenfalls zum Christentum bekannten, wenn auch zur Variante der Ostkirche. Er beging derartige Grausamkeiten, dass man in der ganzen christlichen Welt lieber über seine Taten schwieg. Niemand nun hatte an Guido von Lusignans Thronbesteigung in Jerusalem größere Freude als gerade Rainald. Noch am Tag des Machtwechsels begann er jenseits des Jordans erneut muselmanische Karawanen anzugreifen. Und wieder färbte sich der Sand entlang der Handelswege rot vom Blut der Anhänger Allahs. Ein neuerlicher Krieg war unausweichlich.
Zu jener Zeit einigte Sultan Saladin die muslimische Welt. Auf die Provokationen der Christen reagierte er dennoch zunächst besonnen. Er forderte vom Jerusalemer König eine Entschuldigung sowie die Herausgabe der Gefangenen und der Raubgüter. Doch Guido von Lusignan dachte nicht daran, Rainald von Châtillon zur Verantwortung zu ziehen, denn er glaubte, einen möglichen Krieg gewinnen zu können. Und sogleich begann er mit den Vorbereitungen. Im Frühling des Jahres 1187 hatte er ein Heer versammelt, wie es noch keiner der Jerusalemer Könige besessen hatte. Unter seiner Standarte fand sich auch der vertriebene Raimund von Tripolis ein, denn wie den meisten der moderateren Ritter war ihm bewusst, dass es hier um Sein oder Nichtsein der Christen im Heiligen Land ging. Sie waren zwar mit Guidos Vorgehen nicht einverstanden, aber das bedeutete nicht, dass sie dem Ansturm der Muselmanen untätig zuschauen würden, waren sie doch trotz allem christliche Ritter.
Und so rückten sie alle in den Tagen nach Ostern von Jerusalem aus. Am See Genezareth warteten die Truppen Saladins auf sie. Es dauerte nicht lange, und die beiden Heere waren nur noch einen Tagesmarsch voneinander entfernt. Doch tatsächlich war die Strecke zwischen ihnen fast unüberwindlich, denn der Weg zum See führte durch eine öde und völlig ausgedorrte Hügellandschaft. Da ein Weitermarsch unter der heißen Sonne, durch den Staub und über die glühend heißen Steine die Männer, aber vor allem ihre Pferde ohne ausreichende Wasservorräte zu sehr erschöpft hätte, sahen die Christen von einem weiteren Vorrücken ab. Durch diese Landschaft hindurch geradewegs in die Arme der Feinde zu marschieren wäre gleichbedeutend mit einem Gang zur Schlachtbank gewesen, das wusste der König von Jerusalem ebenso gut wie Saladin.
Nicht weit von einem kleinen Fluss schlugen sie deshalb ihr Lager auf, und es begann, was in solchen Situationen üblich war. Die Ritter zogen mit ihrem Gefolge plündernd durch die Gegend. Der Langeweile entgingen sie auch dadurch, dass sie gelegentlich mit muselmanischen Spähtrupps zusammenstießen. Derartige Scharmützel hatten beide Seiten schon etliche hinter sich. Sie endeten gewöhnlich mit einer Aussöhnung, und oft kehrten die Heere nach einigen Wochen vergeblichen Wartens auf den entscheidenden Zusammenstoß wieder nach Hause zurück.
Saladins Truppen waren zwar zahlenmäßig unterlegen, doch diesmal wollte er sich nicht mit einer schnellen Aussöhnung zufriedengeben, zu gravierend waren die Beleidigungen und Gewalttaten der Christen gewesen. Allerdings wollte auch er nicht den Marsch durch die trockene Ödnis riskieren, sondern suchte sich ein näheres und einfacheres Ziel: Er griff die Stadt Tiberias an, die am Ufer des Sees Genezareth lag. Zufällig befehligte die Gemahlin des Raimund von Tripolis die Verteidigung der Stadt. Doch nicht einmal dieser Umstand bewog ihren Mann dazu, sich für den riskanten Vormarsch durch das Hügelland auszusprechen. Raimund äußerte im Gegenteil in einer Rede, es sei besser, eine Stadt zu verlieren als das ganze Heer und dazu Jerusalem. Er wusste, dass Saladin im Geiste ein Ritter war wie er selbst und deshalb seiner Frau nichts antun würde. Sollte Tiberias fallen, würde er allenfalls ein Lösegeld für sie zahlen müssen. Eindringlich bat er deshalb den König von Jerusalem, sich nicht provozieren zu lassen und abzuwarten. Doch Guido von Lusignan sah in dem Überfall auf Tiberias einen willkommenen Anlass, den Krieg fortzusetzen. Einen ganzen Nachmittag lang beriet er sich mit seinen Getreuen, um am Ende doch einzusehen, dass eine Offensive zu riskant wäre.
Es sah also zunächst so aus, als hätte die Vernunft gesiegt. Doch noch in der gleichen Nacht erhielt Guido von Lusignan in seinem Zelt Besuch vom Großmeister des Tempelordens. Dieser versuchte den König mit Schmeicheleien zu überreden, sein Schwert nicht ruhen zu lassen. »Handelt nach dem Vorbild der ersten Kreuzritter, als sie in das Heilige Land kamen! Sie befanden sich in einer schlechteren Lage als wir. Und doch griffen sie die Ungläubigen an und siegten über sie. Gott ist mit uns!«, rief er und reckte das heilige Schwert seines Ordens in die Höhe. Schließlich überzeugte er Guido von Lusignan: Die Schlacht am darauffolgenden Tage war beschlossen und damit auch das Schicksal Jerusalems - und das des Ulrich von Kulm.
In der Morgendämmerung erklang im Lager der Christen der Schall der Trompeten, die das Heer zum Kampf gegen Saladin zusammenriefen. Raimund von Tripolis eilte zu Guido von Lusignan, um ihn im letzten Moment umzustimmen, doch dieser wollte ihn nicht empfangen. Die Getreuen des Königs liefen von Zelt zu Zelt, stachelten die Zaudernden an, malten ihnen die Beute aus, die sie im Lager der Muselmanen erwarten würde, und argumentierten weiter damit, dass sie laut ihren Spähern gegenüber Saladins Truppen deutlich in der Überzahl seien. Und noch bevor die Sonne über den Horizont gestiegen war, brach das Heer auf.
Es war ein heißer Julitag. Die Ebene, die die Kreuzzügler durchqueren mussten, war baumlos, nirgendwo gab es auch nur ein Fleckchen Schatten, in das man sich für einen kurzen Moment hätte zurückziehen können. Wasser hatte der trockene Erdboden seit Monaten nicht gesehen. Die Wasservorräte, die sie in ledernen Schläuchen mit sich führten, waren bereits vor Mittag verbraucht, und die Helme auf ihren Köpfen waren so glühend heiß, dass man sie fast nicht berühren konnte. Sie abzusetzen wäre jedoch noch schlimmer gewesen. Um Mittag herum starb der erste Mann an Entkräftung. Trotzdem gab niemand den Befehl zum Rückzug. Mit hängenden Köpfen taumelten sie weiter und versuchten, nicht darüber nachzudenken, was sie erwartete. Das war nun einmal ihr Leben als Kämpfer Christi.
»Haltet durch!«, versuchten die Ritter ihr Gefolge zu ermutigen. »Heute Abend sind wir am See Genezareth. Ihr dürft ihn ganz austrinken, wenn ihr wollt! Sein Wasser ist schön frisch, klar und kühl .« Doch ein paar Stunden später hatten sie selbst nicht mehr die Kraft, die anderen aufzurichten. Das Heer rückte zusehends langsamer vor. Die Fußsoldaten gerieten ins Stolpern, und etliche Pferde gingen zu Boden. Allmählich wurde es dunkler, und die Ufer des Sees waren immer noch nicht zu sehen.
Dem Großmeister des Tempelordens klebte die Zunge am Gaumen, als er hervorbrachte: »Lasst uns hierbleiben! Wir müssen ausruhen.« Er und seine Tempelritter waren wohl in der schlechtesten Verfassung von allen. Und in noch schlechterem Zustand waren ihre Pferde. Schließlich gab der König von Jerusalem seine Zustimmung. Sie befanden sich in einer flachen Talmulde nahe des Dorfes Hattin und ließen sich einfach nieder. Keiner baute Zelte auf, niemand machte Anstalten, wenigstens eine provisorische Befestigung zu errichten. Und niemand bezog Stellung als Wache. Alle waren zu Tode erschöpft. Sie ließen sich auf den Boden sinken und beteten zu Gott, dass die Sonne bald hinter dem Horizont versinken möge. In Hattin gab es einen einzigen Brunnen, und darin stand nur wenig Wasser. Rainald von Châtillon und seine Männer erbeuteten alles für sich.
In der Nacht näherten sich die Muselmanen und begannen, das Lager einzukreisen. Die christlichen Ritter waren am Ende ihrer Kräfte, doch sie mussten fortwährend in Habachtstellung bleiben, denn Saladin konnte jeden Moment angreifen. Aber er tat es nicht, er wollte den Morgen abwarten. Die Christen litten. Der Durst schnürte ihnen die Kehle zu, und Krämpfe durchzogen ihre Eingeweide. Kaum einer von ihnen verspürte die Gnade Gottes, welche die Waffen zum Sieg führt. Sie hatten jegliche Hoffnung aufgegeben.
»Das ist deine Schuld!«, schrie Raimund von Tripolis wutentbrannt Rainald von Châtillon an. »Du hast diesen Krieg heraufbeschworen. Du bist ein Räuber und kein Ritter!«
»Es war die Entscheidung unseres Königs, gegen die Muselmanen in den Kampf zu ziehen«, entgegnete Rainald müde, ohne seine übliche Arroganz zur Schau zu stellen.
»Und...
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