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Die besten Resultate und größten Erfolge in meiner Footballkarriere erzielte ich in sogenannten Drucksituationen. Somit lernte ich während meiner NFL-Laufbahn, meine besten Leistungen in entscheidenden Situationen abzurufen. Ich ging nie halbherzig in ein Spiel, doch wenn mein direkter Gegenspieler schlechter war als ich, neigte ich - wie viele andere NFL-Spieler auch - dazu, mich diesem Niveau anzupassen.
Den größten Druck meiner gesamten Karriere erlebte ich sicherlich bei meinen Super-Bowl-Teilnahmen - wenn auch jeweils auf ganz unterschiedliche Weise. Beim ersten Super Bowl im Jahr 2012 gegen die New York Giants bestand meine größte Sorge darin, ob ich überhaupt teilnehmen könne. Ich hatte in dieser Saison einen gebrochenen Fuß, und die Frage stand im Raum, ob ich eventuell mitten in der Spielzeit operiert werden müsse. Wäre es so weit gekommen, hätte ich zehn Monate aussetzen müssen. Meine Verletzungspause hätte sich dann sogar bis in die nächste Saison hineingezogen, und ich hätte auch den Super Bowl und die nächste Offseason verpasst.
Ich holte mir die Meinung von verschiedenen Ärzten ein und entschied mich letztlich gegen eine Operation und für eine konservative Behandlung, bei der ich den Fuß »nur« zwei Monate lang schonen und auf Krücken laufen musste. Diese Methode habe ich natürlich bevorzugt, weil ich mir die Option offenhalten wollte, spätestens in den Playoffs und bestenfalls im Super Bowl wieder spielen zu können. Diesen Druck machte ich mir jedoch nicht nur selbst, auch Bill Belichick kam immer wieder zu mir und meinte, er würde mich nicht auf die Injured Reserve List setzen und mir somit den Platz im Roster freihalten. Das heißt, er rechnete später in der Saison nach wie vor mit mir und meinem Einsatz, was den Druck auf mich, schnell wieder gesund zu werden, entsprechend erhöhte. Belichick ging mit dieser Entscheidung damals ein großes Risiko ein, weil er acht, neun Spiele lang »nur« 52 anstatt 53 Mann im Roster hatte. Meinen Platz ersetzte der Head Coach der Patriots nicht. Spielen konnte ich mit dem gebrochenen Fuß allerdings auch nicht.
In diesen Wochen bekam ich immer wieder ein schlechtes Gewissen vermittelt, weil ich draußen auf der Bank saß oder beim Physiotherapeuten auf der Massagebank lag, während die anderen auf dem Spielfeld hart trainierten. Ich spürte den Druck. Es gab auch immer wieder Kommentare in meine Richtung wie: »Na, wie geht's? Bist du wieder fit? Nächste Woche spielst du ja wieder, oder?« Entsprechend wuchs in mir der Druck, endlich wieder auf den Rasen zurückzukehren. Irgendwann macht man sich ja auch Gedanken um die Zukunft. Je länger man verletzt ausfällt, desto mehr Sorgen macht man sich um seinen Job. Die NFL-Teams sind nicht zimperlich. Garantiert man ihnen keine Leistung mehr, kann man ganz schnell auf der Straße stehen. Im Fitnessraum hing nicht umsonst ein großes Plakat mit der Aufschrift: »Availability is more important than ability.« Folglich wollte ich schnellstmöglich wieder fit werden.
Als die Patriots damals die Playoffs und somit die heiße Phase der Saison erreicht hatten, war ich mit meinem gebrochenen Fuß immerhin auf dem Weg der Besserung. Ich brauchte keine Krücken mehr und musste auch keinen Stabilitätsschuh mehr tragen. In dieser Phase musste ich jede Woche vor den Teamärzten und Physiotherapeuten diverse Übungen machen, und sie fragten mich, wie es mir dabei ging.
In der Divisional Round musste ich leider noch zuschauen, und als ich dann vor dem AFC Championship Game gegen die Baltimore Ravens wieder vor der medizinischen Abteilung der Patriots stand und meine Übungen absolvierte, schmerzte mir immer noch der Spann, obwohl nicht dieser gebrochen war, sondern das Kahnbein, das sich seitlich am Fuß befindet. Fast alle Ärzte und Physiotherapeuten meinten, das sei ja nun kein größeres Problem mehr und ich könne somit gegen die Ravens definitiv wieder mitspielen. Nur einer war anderer Meinung und erklärte, dass er diesen Schmerz, den ich jetzt verspürte, schon einmal bei einem anderen Spieler festgestellt hatte. Seine Erklärung lautete, dass dieser Knochen aufgrund der geringen Blutzufuhr manchmal nicht von alleine verheile, es sei jedoch grundsätzlich möglich. Deswegen hatte ich ja auch so lange nach einem Arzt gesucht, der mir eben diese Prognose gestellt und mir dann die konservative Behandlung empfohlen hatte. Der Schmerz im Spann war nun laut diesem einen Physiotherapeuten ein klares Zeichen dafür, dass meine Fußknochen noch nicht komplett wieder zusammengewachsen waren und somit die Gefahr bestand, dass der Knochen bei zu hoher Belastung wieder auseinanderbreche. An einen ähnlichen früheren Fall erinnerte sich der Physiotherapeut nun im Zusammenhang mit mir wieder. Er musste mich und die anderen Ärzte bremsen und viel Überzeugungsarbeit leisten, dass ich nicht sofort wieder auf den Rasen zurückkehrte. Der Physiotherapeut erklärte, dass es bei mir jetzt noch mal ein, zwei Wochen dauern würde, ich dann aber sicherlich wieder einsatzbereit sei. Das machte mir für den möglichen Super Bowl natürlich sehr viel Mut, denn wenn das Team gegen die Ravens gewinnen würde, hätte ich bis zum großen Finale danach noch einmal zwei Wochen Zeit. Belichick wartete auch in dieser Phase weiter auf mich. Ich fiel letztlich eine halbe Saison lang aus, wurde dann aber pünktlich und mit viel Glück zum Super Bowl wieder fit.
In der Woche vor dem großen Spiel gegen die New York Giants gab ich dann im Training alles, um beim größten Einzelsportereignis der Welt dabei sein zu können. Ich war top motiviert und wollte unbedingt spielen, obwohl mir klar war, dass ich aufgrund meiner langen Verletzungspause nicht bei 100 Prozent sein konnte, zumal ich rund zwei Monate lang nicht hatte trainieren können und draußen auf der Bank gesessen hatte oder in der Reha war. Auch dort war ich nur auf dem Laufband unterwegs gewesen, immer in eine Art Luftkissen geschnallt, damit ich meinen lädierten Fuß beim Laufen nur mit halbem Gewicht belastete, und das über Wochen. Doch obwohl ich aufgrund der Verletzung nur eingeschränkt hatte trainieren können, war ich mir sicher, dass ich dem Team helfen konnte. In einer der Trainingseinheiten in der Super-Bowl-Woche verletzte ich mir dann jedoch so schwer den Rücken, dass ich kaum noch richtig laufen konnte. Mein Fuß war so weit genesen, dafür machte mein Rücken erhebliche Probleme. Dann kam Belichick am Donnerstag vor dem Super Bowl auch noch mit ernster Miene zu mir und meinte: »Spielst du oder spielst du nicht?« Damit machte er mir letztlich unmissverständlich klar, dass er nun zwei lange Monate auf mich gewartet hatte, jetzt aber endlich eine finale Aussage von mir brauchte. Ich sagte einfach nur: »Ja« - und das, obwohl ich mir nicht einmal die Schuhe binden, geschweige denn meine Socken alleine anziehen konnte. Mein Rücken war eine einzige Baustelle. Aber in all den Wochen, die Belichick auf mich gewartet hatte, hatte ich diesen unbedingten Willen entwickelt, diese Partie spielen und am Ende auch gewinnen zu wollen. Außerdem blieben mir ja auch noch ein paar wenige Tage, um fit zu werden. Ich wollte nichts unversucht lassen. Immerhin standen wir vor dem größten Spiel des Jahres, für manche sogar das größte Spiel ihres Lebens.
Ich fragte damals unter anderem unseren Center Dan Koppen, der bereits einige Super Bowls mit den Patriots absolviert hatte, wie es sich denn anfühlte, solch eine große Partie zu spielen. Er meinte, zu Beginn spüre man schon noch etwas Nervosität, das gehe dann aber vorbei, weil es letztlich doch »nur ein ganz normales Spiel« sei. Das bestätigte sich dann auch. Schon bei meinem ersten Snap war ich nicht mehr nervös, weil sich dieser spezielle Tunnelblick entwickelt hatte, bei dem man alles andere um sich herum vergisst. Das war in den Tagen zuvor noch anders gewesen, da war ich angespannt. Der Beginn des Super Bowls war wie ein Brustlöser. Der Druck fiel ein Stück weit von uns allen ab, und wir konnten endlich beweisen, wofür wir die gesamte Saison über »gelitten« hatten. Wir standen im Spiel gegen die New York Giants dann einer Defensive Line mit Topspielern wie Justin Tuck, Linval Joseph und Jason Pierre-Paul gegenüber, die allesamt extrem hart und garstig spielten und uns in der Offensive Line alles abverlangten. Doch trotz meiner zweimonatigen Verletzungspause und meines maladen Rückens gab ich in dieser Partie keinen Sack ab und lieferte auch ein ordentliches Spiel. In der letzten Spielsituation warf Tom Brady eine Hail Mary in Richtung Endzone der Giants, und ich musste dafür Tuck um die acht Sekunden lang blocken und in Schach halten - nicht nur eine mentale, sondern vor allem auch eine körperliche Drucksituation. Ich hielt, umarmte und kratzte Tuck, um Brady eine Chance zum Pass zu geben. Aber auch das funktionierte,...
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