Schweitzer Fachinformationen
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Ein gewaltiges Krachen zerriss die Luft und erschütterte das Schiff. Der Kapitän wurde gegen die Wand der Kabine geschleudert. Sein Kopf stieß gegen etwas Hartes, und ein stechender Schmerz durchschoss seinen Körper. Die Laterne, die von der Decke hing, schaukelte von einer Seite zur anderen. Die Kerze erlosch und die kleine Kajüte, die unter dem Krachen und Reißen unzähliger Holzbretter hin und her schwankte, wurde in Dunkelheit getaucht.
"Gott im Himmel, hilf mir!" Er kroch auf allen vieren Richtung Tür und zog sich mühsam am Türrahmen hoch. Der Boden schien unter seinen Füßen hin und her zu rollen. Sein Kopf hämmerte, er rang nach Luft.
Von außen schlug etwas mit mächtiger Wucht gegen das Fenster der Kabine. Die dicken Scheiben barsten in Splittern nach innen und eine Flut von eiskaltem Wasser platzte herein. Der Kapitän hatte sich inzwischen über die Türschwelle geschleppt. Er versuchte, die Tür gegen die Gewalt der Wasserfluten zu stemmen. Umsonst.
Er drehte sich um. Halb schwimmend, halb strampelnd bewegte er sich durch das Wasser, das aus allen Richtungen ins Schiff strömte, bis zur Leiter, die aufs Deck hinaufführte. Er klammerte sich an die Reling, während das tosende Wasser seine Hüften umspülte. Kein Passagier war weit und breit zu sehen - immerhin! Sie hatten seinen Befehlen Folge geleistet und waren aufs Deck geeilt.
Oben herrschte blanke Panik. Seile wurden in Eile heruntergelassen, Passagiere und Seemänner klammerten sich an alles, was Halt zu bieten schien. Das Kreischen von Frauen und Kindern hob sich kurz vom Heulen der Windböen ab und wurde vom tobenden Gewitter wieder verschluckt. Ein gerissenes Tau flatterte im Wind. Das zerfetzte Segel schlug in alle Richtungen.
"In die Rettungsboote!", schrie der Kapitän, als ob nicht jeder schon mit aller Macht versuchen würde, sich von dem sinkenden Schiff zu retten. Er warf einen Blick nach hinten und sah im schwachen Schein der schaukelnden Laternen, wie das Achterdeck des Schiffes mit einem gewaltigen Stöhnen langsam wegbrach. Das Vorderdeck beugte sich nach vorne. Ein Kind verlor seinen Halt und stürzte schreiend in die eiskalten, dunklen Wassermassen.
Ein grauer Wasserberg, höher als der Mast, raste auf das Wrack zu. Für die Rettungsboote war es zu spät. "Wer schwimmen kann, springe! An Brettern, Fässern und Seilen festhalten!" Er brüllte so laut, dass es ihm in der Kehle wehtat, mehr aus einem ohnmächtigen Instinktgefühl heraus als aus der Hoffnung, dass ihn irgendjemand hören würde. Der Wind verschlang sofort jeden Laut, der aus seinem Mund kam.
Die Wellen krachten auf das Vorderdeck, das schräg wie ein Hausdach geneigt war. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Ein milchiger Halbmond blickte zwischen den schwarzen Wolken hervor und der Wind schwieg für einen Augenblick, der dem Kapitän wie eine Ewigkeit vorkam.
Er blickte hoch. Durch die Gischt und den treibenden Regen sah er in der Ferne die schwarzen, zackigen Umrisse einer Felswand, die in die Höhe ragte wie ein lauernder Titan, bereit zu springen und sein Opfer unter sich zu zerdrücken. Unten am Ufer rannten winzig aussehende schwarze Gestalten mit Lichtern in den Händen hin und her. Ein Hoffnungsschimmer flackerte in ihm auf. Jemand hatte Alarm geschlagen und Hilfe geholt!
Wie ein blutrünstiger Jäger, der seiner Beute einen schadenfrohen Todeshieb versetzt, entfesselte der Sturm alle Kräfte, die er noch aufbringen konnte, und schlug ein letztes Mal zu. Ohrenbetäubend, langsam, mit der Würde eines Feldherrn, der bis zuletzt tapfer gegen eine Übermacht gekämpft hat und schließlich kapituliert, sank die Flying Gull in ihr wässriges Grab. Der Kapitän wurde mitgezogen.
Ein dröhnendes Rauschen füllte seine Ohren und tobte in seinem Kopf. Gegenstände, die mit in die Tiefe gerissen wurden, schlugen gegen seinen Körper. Er steuerte fieberhaft mit seinen Armen gegen den Sog und versuchte, seinen Körper nach oben zu bewegen. Seine Lungen brannten und waren dem Bersten nahe.
Plötzlich stießen seine Hände an etwas Hartes, Spitzes. Es war ein Felsen. Er fasste tastend danach, klammerte sich daran und zog sich nach oben. Mit einem letzten Kraftakt stieß er seinen Kopf durch die tosende Oberfläche der Wellen und japste nach Luft. Er blickte um sich. Das Wasser war an dieser Stelle noch tief, aber die Lichter am Ufer waren näher, er hörte Stimmen. Gott sei Dank. Es würde Überlebende geben.
"Maggie, Maggie - warte!", schrie er. "Ich komme! Sag Jake, dass Vater bald heimkommt!"
Ein Stück Holz trieb an ihm vorbei. Er warf sich darauf und fing an, mit seinen Armen und Füßen in die Richtung zu rudern, wo er Stimmen vernahm.
"Da lebt noch einer!"
Zwei Gestalten ruderten in einem kleinen Boot durch die Wellen auf ihn zu. Die Rettung nahte! Doch was war das?
Im Licht der Laternen, die einer der Männer hochhielt, sah er die Klinge eines Messers schimmern.
"Da schwimmt einer! Schnappen wir ihn!"
"Was zum .? Nein, Nein!", schrie der Kapitän, als er begriff, was die vermeintlichen Retter beabsichtigten.
Er drehte sich im Wasser auf den Rücken, umklammerte das Stück Holz mit einem Arm und paddelte mit dem anderen Arm um sein Leben - rückwärts, aufs offene Meer zu.
Charlottes Eintritt ins Leben war alles andere als leicht.
"Mrs Earling, Sie strengen sich überhaupt nicht an! Wie können Sie dieses Gebrüll hören und nichts dagegen tun?"
"Weil es zu meiner Aufgabe gehört, dieses Gebrüll auszuhalten!" Die Hebamme richtete sich auf und stützte die Arme in die Hüften. "Hören Sie um Gottes willen damit auf, die ganze Zeit hin und her zu laufen, Mrs Gibbs! Durch das Geklapper Ihrer Schlüssel kommt das Kind auch nicht schneller zur Welt."
Die Worte wurden eher ausgespuckt als gesprochen. "So wie Sie herumjammern und nervös mit Ihren Schlüsseln spielen, könnte man meinen, Sie liegen in den Wehen und nicht Lady Agnes!", fuhr sie die Haushälterin an. "Haben Sie noch nie eine Geburt gesehen?"
Mrs Gibbs verschränkte die Arme und tippte mit einem Fuß auf den Boden. "Auf so eine herrische Stimme höre ich nicht!", antwortete sie.
Mrs Earling wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, murmelte etwas über Bedienstete, die das einfache Denken nicht beherrschten, und beugte sich über ihre Patientin. Mit einem feuchten Tuch tupfte sie das schweißgebadete Gesicht um die weit aufgerissenen Augen ab, die ängstlich zur Decke des Himmelbetts starrten. Plötzlich rang die stöhnende Frau nach Luft, griff nach dem Arm der Hebamme und krallte sich daran fest. Ihr Atem kam in kurzen Stößen.
"Bald haben Sie es geschafft, Mylady", sagte Mrs Earling, "halten Sie nur durch. Gleichmäßig atmen!" Sie blickte hoch. "Stehen Sie nicht da wie ein dummes Schaf, Mrs Gibbs! Holen Sie Wasser, wischen Sie den Boden, öffnen Sie das Fenster, bringen Sie frische Laken! Tun Sie gefälligst irgendwas, damit ich nicht wahnsinnig werde! Wenn dieses Bett sich in einen Sarg verwandelt, dann sind Sie schuld!"
Mrs Gibbs öffnete ihren Mund und klappte ihn wieder zu. Schließlich fand sie ihre Sprache wieder. "Wissen Sie eigentlich, mit wem Sie reden, Mrs Earling? Ist Ihnen bewusst, dass ich als Haushälterin dieses Anwesens Ohren und Augen für Lady Agnes bin und dass nichts in diesem Haus meiner Aufmerksamkeit entgeht?"
"In dem Fall wird es Ihrer Aufmerksamkeit auch nicht entgangen sein, dass Ihre Lady sich gerade in großer Not befindet. Ungeachtet, wie viele Haushälterinnen und enge Vertraute von Lady Agnes in der Gegend herumschwirren - bis diese Not gelindert ist, führe ich in diesem Raum Regie, nicht Sie!"
Mrs Gibbs biss sich auf die Lippen und marschierte zum Fenster.
Die stickige Luft hing wie ein schwerer, unsichtbarer Nebel über dem Bett. Sie roch nach abgestandenem Kräutertee, vermischt mit dem Duft der Lavendelblüten, die in den Tüchern gelegen hatten. Lady Agnes liebte Lavendel. Mrs Gibbs zog den Vorhang zur Seite. Ein Luftzug bewegte sich, kaum spürbar, in den Schatten des riesigen Schlafgemachs. Hier hatte Lady Agnes Greenwold seit Wochen still gelegen und kaum das Tageslicht erblickt. Nun wandte sie ihren Kopf zum Licht und atmete tief ein.
Zwei Möwen schossen laut schreiend über das Haus Richtung Meer.
Eine Wespe flog durch den offenen Fensterspalt und torkelte wie betrunken gegen den Porzellankrug, der neben den Handtüchern auf dem Tisch stand. Es war einer der schwülsten Tage des Altweibersommers, der auf wochenlangen Sommerregen gefolgt war.
Das Pfeifen eines...
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