Schweitzer Fachinformationen
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Meine neue Freundin hieß Mailin, ihren Eltern gehörte das einzige Hotel der Stadt und wie ich ziemlich schnell herausfand, wurde ihre Piratencrew tatsächlich erst vor wenigen Wochen aufgelöst. Weshalb ihr Hausarrest auch erst mit dem heutigen Tag endete.
Das alles erzählte sie mir, noch bevor wir die Schule und die dazugehörige Aula betraten. Meine Mutter hatte Sofi vom Klettergerüst gepflückt und war mit meiner Granny zu uns und Mailins Familie gestoßen. Und auch wenn ich Mailin noch nicht wirklich einschätzen konnte, war ihr durchgehendes Geplapper eine willkommene Abwechslung für mich. Ich vergaß sogar beinah den First Flush und die Offenbarung meiner Gabe.
"Wir sitzen nebeneinander", verkündete Mailin, nachdem sie an einem Schwarzen Brett die Namenslisten durchgegangen war. "Alphabetische Reihenfolge. Erst ich, dann du und dann Cornelius. Wir sitzen also zusammen."
"Du hättest dich auch über fünf Mitschüler hinweg mit mir unterhalten", sagte plötzlich jemand hinter mir. Ich fuhr zu dem Jungen herum, vermutlich Cornelius, der mit verschränkten Armen zu uns getreten war. Sein dunkelbraunes Haar war ordentlich zurückgekämmt und sein dunkelblaues Hemd passte erstaunlich gut zu seinen blauen Augen.
"Ich will nicht behaupten, dass ich es nicht versuchen würde." Mailin legte nachdenklich den Kopf schief. "Aber ich hab gehört, Mrs Hopps sei ein Drache und dulde keine Störungen der Zeremonie."
"Hast du nicht behauptet, Drachen gäbe es nicht?" Das hatte ich mir einfach nicht verkneifen können, doch nun sah ich etwas unsicher zwischen meinen beiden Mitschülern hin und her, die mich schweigend betrachteten. Mailin nachdenklich, als müsste sie ihre eigene Aussage überdenken. Cornelius, jedenfalls glaubte ich, dass er es war, irritiert. Als sei ihm meine Anwesenheit bis jetzt nicht aufgefallen.
"Punkt für dich, Ro", räumte Mailin ein.
Ich runzelte die Stirn, als ich meinen Spitznamen aus dem Kindergarten hörte. Seit Jahren hatte mich niemand mehr so genannt. Milly hatte irgendwann mit Fluffy angefangen und dieser Spitzname, basierend auf meinem Nachnamen, hatte irgendwie die Runde gemacht.
"Sollte Mrs Hopps wirklich ein Drache sein, benötigen wir sicher deine Drachentöterfähigkeiten." Meine neue Freundin grinste, dann blickte sie sich suchend nach unseren Eltern um.
Die Aula der Mint-Highschool war nicht sonderlich groß. Es gab eine Bühne, die ebenfalls mit grün-weißen Ballons und Fahnen geschmückt war. Sie trugen alle das goldene, dreifach gekringelte Blatt der Thea Magica, das Symbol des Magisteeriums.
Vor der Bühne gab es mehrere Stuhlreihen, wovon die ersten für uns Schüler reserviert waren. Auf den restlichen verteilten sich unsere Familien und unterhielten sich weiter so aufgeregt, als sei es ihr First Flush.
Die zu prüfenden Schüler hingegen waren eher still. Wir standen alle noch in kleinen Gruppen zusammen und ich konnte beobachten, wie einige immer wieder zur Bühne hochblickten, das Rednerpult betrachteten und die Teekannen, in denen eine bereits aufgebrühte Teemischung darauf wartete, von uns getrunken zu werden.
Diese Teemischung war es, die die Gabe in uns erweckte.
In jedem von uns Menschen schlummert sie, eine ganz eigene Magie. Das war schon immer so. Lange bevor die Queen Victoria, ein Handelsschiff, eine ganz besondere Ladung Tee nach Port Mint brachte. Lange bevor die Menschen überhaupt etwas von ihrer Magie ahnten.
Doch nur mithilfe der Thea Magica, einer ganz besonderen Teepflanze, und der richtigen Zubereitung ihrer Blätter konnten wir darauf zugreifen.
"Und du bist?", fragte der Junge und blickte mich weiterhin skeptisch an.
Ich streckte ihm meine Hand entgegen und wollte mich vorstellen, doch Mailin war schneller: "Robin Fluff, unsere neue Freundin. Teilzeit-Drachentöterin und Piratin in Ausbildung."
"Findest du nicht, dass wir lang genug nach dem Schatz gesucht haben?", fragte er, ohne meine Hand zu beachten. "Vier Wochen die Decke meines Zimmers anstarren, während alle draußen ihre Ferien genießen, reichen mir ehrlich gesagt. Ich habe überhaupt keine Lust, noch mal alle Fliesen in unserem Badezimmer zu zählen oder aus Langeweile den Bestand unserer Bibliothek zu katalogisieren."
"Sei froh, dass du das aus Langeweile tun durftest." Mailin verzog das Gesicht. "Ich, mein lieber Cornelius, durfte die letzten vier Wochen Zimmermädchen spielen und auf meine Brüder aufpassen. Wir hätten sehr gern tauschen können!" In ihren goldenen Augen funkelte es angriffslustig.
"Wer hat die Hinweise denn falsch interpretiert?", schoss Cornelius, offenbar genauso sauer, zurück.
"Wir beide!" Mailin hob das Kinn.
Da ich das Gefühl hatte, nicht mehr Teil des Gesprächs zu sein, richtete ich meinen Blick wieder auf die Bühne. Ein Mann in einem hellbraunen Mantel hatte sie gerade betreten und kontrollierte die Teekannen. Dann ging er zum Rednerpult und schaltete mit einer Fernbedienung einen Beamer an. Die Wand hinter ihm erstrahlte in verschiedenen Farben, während er einen Laptop aufklappte.
Gespannt sah ich zu, wie er die Zeremonie vorbereitete, und spürte wieder, wie meine Handflächen feucht wurden.
"Quinton Chest", flüsterte Mailin direkt neben meinem Ohr. "Tee-Inspektor von Port Mint. Er hat den Posten vor einigen Jahren übernommen und macht seinen Job echt gut. Laut meinem Vater werden die magischen Begabungen der Einwohner seit seinem Auftauchen viel effektiver genutzt. Außerdem ist er echt nett."
Ich nickte, als würden mir diese Informationen irgendwie nutzen.
Quinton Chest sah auf und ließ seinen Blick zufrieden über die Anwesenden schweifen. Ich hatte das Gefühl, dass seine Augen einen Moment auf mir ruhten, bevor er abrupt den Kopf senkte und sich wieder seinem Computer widmete. Dann umspielte ein Lächeln seine Lippen.
"Edward hält ihn für den Größten. Noch ein paar Jahre und er wird sicher ein hohes Tier im Magisteerium", murmelte Cornelius.
"Dein Bruder muss es wissen!", antwortete Mailin.
Die beiden Freunde tauschten einen langen Blick. Er wäre vermutlich noch etwas länger gewesen, wäre in diesem Moment nicht das Licht gedimmt worden. Ein Glockenschlag verkündete, dass die Zeremonie nun jeden Moment beginnen würde.
Eine hagere Frau mit einem strengen Dutt und einer krummen Nase stand, mit Klemmbrett bewaffnet, vor den Stuhlreihen und kontrollierte, ob wir uns der alphabetischen Reihenfolge nach richtig hinsetzten.
"Das muss Mrs Hopps sein", identifizierte Mailin sie.
Cornelius nickte, dann griff er nach dem Arm seiner Freundin und drückte ihn. "Du bekommst das hin."
"Hab ich eine Wahl?" Sie sah auf seine Hand und verzog den Mund.
Ich traute mich nicht zu fragen, was er meinte, und folgte den beiden daher nur stumm zu den Stuhlreihen.
"Nachnamen?", fragte die Frau, bevor wir uns hinsetzen konnten.
"Flower." Mailin deutete auf sich.
"Fluff", sagte ich, während die Frau auf ihrem Klemmbrett nachsah, kurz nickte und dann eine Reihe vor uns zwei Schüler die Plätze tauschen ließ.
"Golden", murmelte Cornelius, auch wenn sie ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkte.
Während wir uns setzten, wurde es in der Aula immer ruhiger.
"Nervös?", fragte Mailin mich und strich ihr Kleid glatt.
"Nein", log ich. Meine Zähne gruben sich in meine Unterlippe, während meine Hand zu meiner Halskette wanderte. Ich griff nach dem Anhänger.
"Ich bin auch nervös", sagte sie so leise, dass ich sie fast nicht verstanden hätte.
Nach endlos langen Reden des Bürgermeisters, der Schuldirektorin und einer kürzeren Ansprache von Quinton Chest war es endlich so weit. Die ersten Tassen Tee wurden eingegossen und die ersten Schüler auf die Bühne gebeten. Hinter ihnen warf der Beamer die beiden magischen Begabungen ihrer Eltern an die Wand. Immer wenn jemand die Tasse an die Lippen setzte, wurde es still im Saal. Alle warteten gespannt ab, was geschah. Achteten auf die Anzeichen, die uns verrieten, was sie geerbt hatten.
Neben mir schien Mailin irgendwas zu zählen. Sie begann jeweils beim ersten Schluck, den einer unserer Mitschüler nahm, und hörte erst auf, wenn sich seine Gabe zeigte. Beim Nächsten legte sie wieder von vorn los. Als einer rülpste und das Rednerpult ankokelte, schien sie das gar nicht verwunderlich zu finden. Dabei konnte er offenbar Feuer speien!
Sie wurde unruhig, sobald die Magie auf sich warten ließ. Auch im Saal wurde es dann lauter, weil die Zuschauer zu tuscheln begannen.
Natürlich zeigten sich nicht alle magischen Begabungen in Form einer Feuerwalze oder durch einen Schwebezustand. Manchmal war es gar nicht so leicht zu erkennen, was dort vorn eigentlich geschah. Und einige Schüler benötigten Hilfsmittel, damit sie ihre Magie demonstrieren konnten. Einer meiner neuen Mitschülerinnen wurde von Quinton Chest zum Beispiel eine kleine Pflanze vorgesetzt, die sich in Windeseile zu einer stattlichen Kletterpflanze entwickelte und einige der Ballons zum Platzen brachte.
Mit jeder neu entdeckten Magie wurde...
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