Schweitzer Fachinformationen
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SPEZIELLER TEIL
Das Instrument
Die Querflöte und die Flötenfamilie
Die Querflöte besteht aus einem unten offenen und oben verschlossenen Rohr mit einem seitlichen Anblasloch im oberen Teil, das zugleich als Aufschnitt (Schneide, Labium) dient. Im Gegensatz zur Längsflöte (Blockflöte) wird das Instrument quer an den Mund (Quer- oder Traversflöte) gesetzt und ein mit den Lippen geformter Luftstrahl (Lamelle) gegen die Schneide geblasen. Hierdurch wird die Luftsäule im Flötenrohr in Schwingungen versetzt, die den Flötenton entstehen lassen.
Der seit dem Mittelalter in Europa nachweisbare Grundtypus der Querflöte, in der Regel aus Holz, ist zylindrisch gebohrt, ungeteilt und hat sechs Grifflöcher. Er erfuhr im Laufe der Zeit einige grundlegende Veränderungen, die zumeist mit entsprechenden Veränderungen des Klangideals und der Musizierweise einhergingen.
Zu den heute gebräuchlichen Instrumenten der Querflötenfamilie zählt neben der Großen Flöte das Piccolo (Tonumfang von d2 bis c5, eine Oktave tiefer notiert), die Altflöte (tiefster Ton g oder seltener f, eine Quarte bzw. Quinte höher notiert) und die Bassflöte (tiefster Ton kleines c, eine Oktave höher notiert).
Zur Geschichte der Flöte
Die wichtigsten Stationen in der Entwicklung der Querflöte:
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts: Aufgabe der zylindrischen zugunsten der konischen Bohrung, Zerlegung der Flöte in drei (später vier) Teile. Hinzufügen des siebenten Grifflochs, dessen - in Ruhelage geschlossene - Klappe vom kleinen Finger geöffnet werden konnte (dis/es-Klappe); seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Anbringung weiterer Klappen schrittweiser Übergang zur Mehrklappenflöte unter Beibehaltung der konischen Bohrung (Tromlitz, Meyer, Schwedler, Kruspe u. a.). Um 1850 grundlegende Neukonstruktion des Instruments durch Theobald Boehm (1794-1881), deren wesentliche Merkmale sind: zylindrisches Rohr, parabolisches Kopfstück, 15 (oder mehr) ausschließlich nach akustischen Gesichtspunkten gebohrte Tonlöcher, die mit einem Klappensystem versehen sind, mit dessen Hilfe die neun zum Greifen zur Verfügung stehenden Finger eine chromatische Skala von mehr als drei Oktaven (c1 bis f4)hervorbringen können; Mundloch in Form eines Rechtecks mit abgerundeten Ecken anstelle des vorher runden bis ovalen Mundlochs, bevorzugte Verwendung von Metall (Silber). Von unwesentlichen Veränderungen abgesehen, entspricht unsere heutige Boehmflöte noch dem von Theobald Boehm konstruierten Instrument. Die am häufigsten verwendeten Materialien sind Neusilber und Silber. Es werden aber auch Boehmflöten aus Holz (mit Metallmechanik), sowie aus Gold, Platin und anderem Material gebaut.
Boehm hatte bei seiner Neukonstruktion "nach reiflicher Erwägung aller Vortheile und Nachtheile in akustischer, mechanischer und technischer Hinsicht, die Gis-Klappe gleich allen Übrigen offenstehend gemacht, weil ihre Bewegungen mit denen des kleinen Fingers der linken Hand sehr leicht und bequem ist." (Theobald Boehm, "Die Flöte und das Flötenspiel, München 1871).
Während sich dieser Flötentyp in den deutschsprachigen und angelsächsischen Ländern zunächst durchsetzen konnte, hat man in Frankreich von Anfang an - ungeachtet aller mechanischen und akustischen Probleme - die offene in eine geschlossene Gis-Klappe umgeändert, "weil es den Spielern der alten Flöte bequem war, die gewohnten Griffe für g und gis beibehalten zu können" (Boehm).
Mit der um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einsetzenden besonderen Wertschätzung der französischen Flötenmusik und Art, Flöte zu spielen, hat sich allmählich dieser - eigentlich anachronistische - Typ der Boehmflöte (mit dem Daumenhebel für b links statt ursprünglich rechts) nahezu weltweit durchgesetzt. Doch findet man auch heute noch (und wieder!) FlötistInnen, die ein Instrument mit offener Gis-Klappe spielen.
In letzter Zeit wurden vermehrt durch Neuberechnung der physikalischen Verhältnisse Verbesserungen der Intonation und der Ansprache erreicht.
Die Flöte in der Musizierpraxis
Von vorgeschichtlichen Funden, alten Grabbildern und anderen Bildzeugnissen aus der Antike ist bekannt, dass die Flöte eines der ältesten Musikinstrumente ist. Sie wurde wohl hauptsächlich zu Tanz- und kultischer Musik verwendet. Dabei hat man der Flöte und ihrer Musik auch Zauberkraft zugeschrieben. Wieweit diese Vorstellungen fortleben, zeigen z. B. die Sage des Rattenfängers von Hameln oder Mozarts Oper Die Zauberflöte.
Seit dem 12. Jahrhundert wurde die Querflöte auch im Abendland gespielt, nicht nur als "Pfeife" zur Trommel, sondern auch als Instrument kunstvoller Musik in den Händen der Spielleute. Zur Zeit der Renaissance war sie häufig mit gezupften und gestrichenen Instrumenten im Ensemble zu finden, bevor sie sich zum beliebtesten Solo- und Kammermusikinstrument des Barockzeitalters entwickelte. Im 18. Jahrhundert gehörte es zum guten Ton, Flöte zu spielen. Daher ist auch die Literatur dieser Zeit besonders reich an Flötensonaten und -konzerten, sowie an Duos und Kammermusik verschiedener Besetzungen. Das Instrument wurde inzwischen aus edlen Hölzern gebaut, war in einzelne Teile - meist vier - zerlegbar und aus Gründen der Intonation mit einigen Klappen versehen. Für die veränderten Bedürfnisse der späten Klassik und Romantik reichten solche Verbesserungen allerdings nicht aus. So wurde die Flöte in Ensemble und Orchester von der inzwischen entwickelten Klarinette teilweise verdrängt. Sie behielt aber ihre Beliebtheit, auch wenn ihr Spiel jetzt mehr in häuslichen Liebhaberkreisen erklang als im öffentlichen Konzert. Erst Theobald Boehms Neukonstruktion gab der Flöte die Möglichkeit, sich auch wieder im inzwischen stark vergrößerten Orchester zu behaupten. Besonders die französischen Impressionisten bedachten das nun klanglich und technisch wendiger gewordene Instrument in ihren Werken. Seitdem haben fast alle Komponisten für die Flöte geschrieben, so dass wir heute über eine kaum überschaubare Zahl von Kompositionen für das Instrument aus dem 20. und 21. Jahrhundert verfügen.
Das anhaltende Interesse an Alter Musik hat auch zu einer Wiederbelebung des historischen Instrumentariums und dadurch zu einer Erweiterung und Bereicherung klanglicher und musikalischer Ausdrucksweisen geführt.
Heute gibt es kaum einen Bereich der Musizierpraxis, an dem die Flöte nicht Anteil hätte. Das gilt auch für alle Formen der Unterhaltungsmusik und den Jazz, für die Folklore und für Rock- und Pop-Musik In der zeitgenössischen Musik werden u. a. Mikrointervalle, Mehrklänge, Klangverfremdungen und -erweiterungen, auch durch Computer- und LiveElektronik mit einbezogen und sogar durch theatralische Elemente ergänzt.
Die Querflöte im Unterricht
Der Unterrichtsbeginn
Eignung zum Flötenspiel
Mit dem Flötenspiel kann begonnen werden, sobald das Instrument ohne Ermüdungserscheinungen und ohne Verkrampfung der Arme und Hände längere Zeit gehalten werden kann.
Lippenform, Zahn- und Kieferbau sowie ein gut funktionierender Atemapparat spielen für die Eignung eine wichtige Rolle. Diese Voraussetzungen sind aber - sofern keine deutliche Anomalie vorliegt - nicht so entscheidend wie das Verhältnis des Schülers / der Schülerin zum Instrument, die Freude am Flötenton, ein gutes Gehör und eine musikalische Grundbegabung. Aber auch das (zeitweilige) Tragen einer Zahnspange muss kein Hindernis sein.
Früher Anfang
Durch die Entwicklungen im Bereich des Instrumentenbaus und durch das Entstehen entsprechender kindgemäßer Unterrichtskonzepte ist ein früher Unterrichtsbeginn heute auch auf der Querflöte möglich geworden. Angebote der Elementarpädagogik, das Instrumentenkarussell oder die Schnupperkurse unterstützen einen Frühen Anfang des Instrumentalunterrichts.
Da die körperliche und geistige Entwicklung in den frühen Lebensjahren sehr unterschiedlich verläuft, kann kein eindeutiges Alter für den Unterrichtsbeginn festgelegt werden. Es bleibt der Einschätzung der Lehrkraft überlassen, wann der Beginn möglich und sinnvoll ist. Besonderes Augenmerk ist auf die körperliche Belastbarkeit zu legen, um die Gefahr von Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Faktoren für die Entscheidung eines Frühen Anfangs sind:
? Gute körperliche Konstitution
? Länge der Arme, Größe der Hände und Länge der Finger, einschließlich ihrer Stabilität ( Problem des Einknickens der Hand- und Fingergelenke)
? Die Fähigkeit genügend Blasdruck zu erzeugen
? Eine allgemeine geistige Entwicklung und Reife
Folgende Hinweise sollten beachtet werden:
? Das (gebogene) Kopfstück der Flöte zu Beginn durch einen gründlichen Test in eine für die SchülerInnen richtige Position drehen
? Abwechslungsreiche und motivierende Unterrichtsgestaltung, u. a. auch durch spielerische Inhalte (z. B. Bewegungsspiele, Rhythmusspiele) ohne Instrument
? Den Unterricht durch bekannte Lieder (und später durch das Auswendigspiel) ergänzen, um zu einem leichteren Zugang zum Instrument, zur Schulung des Gehörs und der musikalischen Vorstellung zu finden. Ausreichendes Lehr- und Lern-Material (kindgemäße Schulen, einfache Spielliteratur etc.) sollte vorhanden...
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