Schweitzer Fachinformationen
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SPEZIELLER TEIL
Umgang mit dem Lehrplan
Der Lehrplan soll in inhaltlichen Fragen unterstützen und Anregungen für einen kompetenten und zeitgemäßen Unterricht geben. Sowohl der frühinstrumentale Unterricht, die Arbeit mit Erwachsenen sowie Aspekte verschiedener Musikbereiche wie z. B. Volksmusik und Jazz werden behandelt. Dem Strukturplan des VdM entsprechend (s. Allgemeiner Teil) geht der Lehrplan von einer Gliederung in vier Alters- bzw. Leistungsstufen aus:
Elementarstufe / Grundstufe / Orientierungsstufe
Unterstufe I / II
Mittelstufe I / II
Oberstufe mit Studienvorbereitung (SVA)
Anfänger gibt es in jeder Altersstufe. Der Lehrplan geht in seiner Perspektive von einer langjährigen Betreuung aus und gibt für die einzelnen Stufen inhaltliche Anregungen, die je nach Alter, Interesse und Begabung ausgebaut werden können. Weitere praktische Hinweise und Empfehlungen für alle Stufen sind in den Tabellen des Unterrichtsplanes in der jeweiligen Spalte Methodik zu finden, ebenso in zahlreichen Querverweisen.
Das Instrument
Zur Entwicklungsgeschichte der Klarinette
In Partituren der Kunstmusik sind vor ca. 1700 keine den heutigen Klarinetten ähnlichen Instrumente nachweisbar, obwohl schon im Altertum (Ägypten, 2700 v. Chr.) klarinettenähnliche Instrumente verbreitet waren, d.h. Instrumente mit einfachem Rohrblatt. Meist waren diese "Zungen" an drei Seiten direkt aus dem Bambusrohr herausgeschnitten und blieben mit dem Mundstückkorpus verbunden. Diese Instrumente werden teilweise heute noch geblasen, es sind "Doppelklarinetten" mit zwei bis drei parallel aneinander befestigten Röhren, wobei ein Rohr dem Melodiespiel dient und das andere eine Bordunbegleitung erzeugen kann. Diese Frühformen von Klarinetteninstrumenten sind das Arghùl und das Zummarah.
Der Nürnberger Instrumentenbauer Johann Christoph Denner wird heute als der Erfinder der Klarinette betrachtet, obwohl keine Instrumente erhalten sind, die mit Sicherheit von ihm gebaut worden sind. Diese Annahme stützt sich auf den im Jahre 1730 erschienenen Bericht Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern von Johann Gabriel Doppelmayr, in dem es heißt: "Zuletzt triebe ihn sein Kunst-Belieben annoch dahin an . indeme er zu Anfang dieses lauffenden Seculi, eine neue Arth von Pfeiffenwercken, die so genannte Clarinette, zu der Music-Liebenden grosen Vergnügen, ausfande . endlich auch die Chalumeaux verbeserter darstellte." Also nach dieser Quelle sind die Erfindung der Klarinette und die Verbesserung des Chalumeau zweifelsfrei das Werk von J.C. Denner. Eine direkte Weiterentwicklung des idioglotten Chalumeau (Schalmei) aus der Volksmusik ist schwer nachweisbar; vermutet wird, dass Denner Kombinationen von Mundstück mit einfachem Rohrblatt und dem Blockflötenkorpus ausprobiert hat, woraus das im 18. Jahrhundert sehr beliebte Chalumeau entstanden sein könnte, das wegen seines weichen und sonoren Klangs in Opern gerne in Pastoral- oder Liebesszenen eingesetzt wurde. Das Chalumeau wurde vorwiegend in der Tiefe verwendet, durch verlegen der Daumenklappe wurde das Überblasen erleichtert und so das hohe Register erschlossen, also die Klarinette erfunden. Schmalere Mundstücke und der Schallbecher erleichterten das Spiel in der hohen Lage und machten den Klang tragfähiger. Der Name der Klarinette leitet sich vom italienischen clarino ab, was ursprünglich eine Stimmlage und keine Instrumentenbezeichnung war. Die Clarinlage war bis dahin den Trompetern vorbehalten und mit dem Erscheinen der Klarinetten konnten die schwer zu blasenden Trompetenstimmen durch Klarinetten ersetzt werden, da zunächst zwischen Trompeten und Klarinetten eine große klangliche Verwandtschaft bestand und beide vorwiegend in den Stimmungen C und D gebaut wurden. "Clarinett . klingt von ferne einer Trompete ziemlich ähnlich." lesen wir bei Johann Gottfried Walther (1732). Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein bestanden das Chalumeau und die Klarinette nebeneinander mit unterschiedlicher klanglicher Charakteristik.
Eine ästhetische Umwandlung des Klarinettenklanges setzte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Es wurden Instrumente in tieferen Stimmungen gebaut (A/B) und die kantable Eignung des Instruments trat in den Vordergrund. Begeistert schreibt Christian Friedrich Daniel Schubart in seinen Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst: "Clarinet . Der Charakter derselben ist: in Liebe zerflossenes Gefühl, - so ganz der Ton des empfindsamen Herzens" (1784/85). Etwa zeitgleich hält die Klarinette Einzug ins Orchester. Eines der ersten Orchester mit Klarinetten der neuen klanglichen Orientierung war die Mannheimer Hofkapelle, was in Mozart eine große Begeisterung auslöste und Einfluss auf die Verwendung von Klarinetten in seinen Orchesterbesetzungen hatte.
Die Klarinetten verfügten mittlerweile über vier Klappen, seit 1785 sind Instrumente mit fünf Klappen nachweisbar. Neben vielen Versuchen, das Klarinettenspiel in intonatorischer und klanglicher Hinsicht zu verbessern, ist besonders der Klarinettenvirtuose Iwan Müller (1786-1854) hervorzuheben. Er hat mit zahlreichen Instrumentenbauern seiner Zeit zusammengearbeitet und ist mit den nach seinen Ideen wesentlich verbesserten Klarinetten aufgetreten. Schließlich gründete er 1812 in Paris eine Klarinettenwerkstatt und stellte gleichzeitig sein verbessertes Instrument einer Kommission des Pariser Conservatoire vor, welche seine Erfindung allerdings verwarf, da man durch die Einführung einer Klarinette, die problemlos chromatisch und in allen Tonarten spielen konnte, eine Verarmung an Klangfarben befürchtete, die die Vielzahl von Klarinetten in verschiedenen Stimmungen mit sich gebracht hatte. Iwan Müllers Verbesserungen setzten sich aber sehr bald im Klarinettenbau durch und bilden die Grundlage für die heute gebräuchliche deutsche Klarinette. Deutsche Klarinette aus dem Grunde, weil sich aus den zahlreichen Verbesserungsversuchen an Klarinetten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine neue Linie behauptete, die der Pariser Klarinettenprofessor Hyacinthe Klosé mit dem Instrumentenbauer Louis-Auguste Buffet entwickelt hat: Das französische System oder die Böhmklarinette. Dieses neue Instrument wurde 1839 auf einer Messe in Paris vorgestellt und 1844 patentiert. Der Name Böhmklarinette resultiert aus dem grossen Einfluss, den der Flötenbauer Theobald Boehm auf den Flöten- und Holzblasinstrumentenbau ausgeübt hatte. Das deutsche und das französische System sind bis heute die am meisten gebräuchlichen Klarinettensysteme, wobei das deutsche System erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Oskar Oehler (1858-1936), Klarinettist und Instrumentenbauer, zu dem gegenwärtig gespielten Klarinettenmodell entwickelt wurde. Bis dahin blieben Modifikationen der Iwan Müller Klarinette in Gebrauch, die sich in nationalen Ausprägungen z. B. in Belgien zum Albert System, in England zum Barret System und in Italien zu Klarinetten von Forni oder Pupeschi herausgebildet hatten. Auch das französische System wurde stets verfeinert, erwies sich aber von Anfang an als klug erdacht und ist im Wesentlichen unverändert bis heute. Herausragende Klarinettisten haben nicht nur den Klarinettenbau entscheidend beeinflusst, sie haben auch Komponisten zum komponieren unvergessener Werke angeregt. So hat möglicherweise der Klarinettenvirtuose Joseph Beer den Komponisten Carl Stamitz zu seinen Klarinettenkonzerten animiert, ebenso auch den Vater Johann Stamitz zu dem höchstwahrscheinlich aus seiner Feder stammenden Klarinettenkonzert. Dem außergewöhnlichen Klarinettisten Anton Stadler, Mitglied der Wiener Hofkapelle, verdanken wir die Kompositionen Wolfgang Amadeus Mozarts, beide verband eine lebenslange Freundschaft. Carl Maria von Weber hat mit Heinrich Bärmann, dem Soloklarinettisten des Münchner Hoforchesters zusammengearbeitet, der Sondershausener Klarinettist Johann Simon Hermstedt hat Louis Spohr zur Komposition von vier Klarinettenkonzerten und weiteren Solo- und Kammermusikwerken für die Klarinette angeregt. Nicht zu vergessen der Soloklarinettist der Meininger Hofkapelle Richard Mühlfeld, der mit seinem Spiel Brahms so bezaubert hat, dass dieser ein Trio, das Klarinettenquintett und zwei wunderbare Sonaten komponiert hat. Freundschaft und fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit zwischen Klarinetten-Solisten und Komponisten gibt es bis in die Gegenwart.
Die Instrumente der Klarinettenfamilie
Instrumentenauswahl
Im Normalfall empfiehlt sich für den Unterrichtsbeginn die Klarinette in B. Voraussetzung sind ausreichende Armlänge und Handgröße. Bei sehr jungen Schülern / Schülerinnen mit kleinen Händen sollte mit einer C-Klarinette begonnen werden. Die Instrumentenhersteller bieten inzwischen auch B-Instrumente mit engerem Klappenabstand an, die in der Handhabung der C-Klarinette nahe kommen. Von höheren Stimmungen (D, Es) wird abgeraten.
Wichtige Kriterien für die Instrumentenauswahl sind Ansprache, Gewicht und Gewichtsverteilung sowie die Anordnung der Klappen. Auf eine gute Intonation des Instrumentes ist unbedingt zu achten.
Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Frage des Systems: deutsches (Oehler-) oder französisches (Böhm-)System. Dazu ist anzumerken, dass im deutschen Kulturraum (Deutschland / Österreich) das deutsche System traditionell Standard ist bzw. überwiegt. Das bedeutet, dass vor allem im professionellen Bereich (Berufsorchester) das deutsche System ausdrücklich gewünscht wird. Wird als Fernziel die Berufskarriere als Orchestermusiker geplant, so sollte von Anfang an das deutsche System die...
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