Schweitzer Fachinformationen
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SPEZIELLER TEIL
Einleitung
Diese Neufassung des Lehrplans Blockflöte basiert auf einer kritischen Durchsicht des Lehrplans von 1994 und berücksichtigt die wesentlichen seitdem gewonnenen Erkenntnisse über die Entwicklung des Instrumentariums und dessen Spielweisen sowie die Veränderungen und neuen Anforderungen in Spiel- und Unterrichtspraxis. Detaillierte Recherche und umfangreiche Sichtung von Literatur haben ein neues, breit angelegtes und systematisiertes Literaturverzeichnis ergeben, dessen periodische Fortschreibung der VdM sich vorgenommen hat. Der Lehrplan gibt an einigen Stellen über die grundsätzlich didaktische Anlage hinaus einige methodische Hinweise, die als Anregung für die weitere eigene Beschäftigung mit oder zur Fort- und Weiterbildung in diesen Themenbereichen dienen mögen. Der VdM ist dankbar für Anregungen und Empfehlungen, die zur Weiterentwicklung des Lehrplans dienlich sind. Die Rolle der Blockflöte in der Musikschule hat sich in den letzten zwanzig Jahren gravierend verändert: war sie früher in hohem Maße das klassische Einstiegsinstrument in den (frühen) Instrumentalunterricht, so ist sie heute zwar quantitativ geringer im Musikschulangebot vertreten, aber dafür substanzieller und qualitativ deutlich profilierter sichtbar, mit vielen Facetten von Alter Musik, Ensemblespiel, Neuer Musik und Jazz/Rock/Pop.
Die Blockflöte
Die Blockflöte in Geschichte und Gegenwart Baugeschichte - Blockflötenfamilie - Repertoire
Kernspaltflöten sind schon in der prähistorischen Zeit nachzuweisen. Zu dieser Instrumentenfamilie gehört auch die Blockflöte, die seit dem Mittelalter in Europa gebaut und gespielt wurde. Sie verdankt ihren Namen dem Block aus Holz, der das Flötenrohr oben abschließt. Zugleich formt dieser den Windkanal (Kernspalte), durch den der Atem des Bläsers zur Schneidekante des Labiums geführt wird. Dadurch entstehen Luftwirbel, welche die Luft im Flötenrohr zur Schwingung anregen.
In der Regel bezieht sich der Begriff Blockflöte (ital. Flauto dolce, Flauto diritto; frz. flûte douce, flûte a bec; engl. recorder) auf Instrumente mit sieben vorderständigen Grifflöchern und einem Daumenloch. Ihr Klangcharakter und ihre spieltechnischen Möglichkeiten werden hauptsächlich von den folgenden Baumerkmalen beeinflusst: Innenbohrung (zylindrisch, umgekehrt konisch oder Mischformen), Proportionen des Windkanals, Höhe des Aufschnitts (Schneidenabstand), Breite des Labiums, Größe und Unterschneidung der Grifflöcher, Material und Wandstärke des Flötenrohrs. Durch Veränderungen einzelner Baumerkmale entstanden seit dem Mittelalter immer wieder andere Bauformen der Blockflöte. In der heutigen Spielpraxis dominieren zwar Blockflöten, die an den Instrumenten der Barockzeit orientiert sind, es werden jedoch auch Blockflöten anderer Epochen mehr oder weniger genau nachgebaut. Im 20. und 21. Jahrhundert entstanden zudem neue Instrumententypen, insbesondere zur Wiedergabe zeitgenössischer Musik.
Mittelalter
Die ältesten überlieferten Blockflöten und Blockflötenfragmente stammen aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurden u. a. in Dordrecht/NL, Göttingen, Würzburg und Tartu/Estland aufgefunden. Sie zeigen schmale Labien mit großem Schneidenabstand, vermutlich mit vorstehenden Blöcken. Die Innenbohrung ist zylindrisch. Anders als bei späteren Blockflöten ergab das Öffnen des ersten Grifflochs wohl meist einen Halbtonschritt über dem tiefsten Ton. Die bisher entdeckten Originale entsprechen in der Größe etwa einer heutigen Sopranblockflöte, im Fall der Dordrecht-Flöte ungefähr in c2 bei a1 = 465 Hz.
Der Klang von Blockflöten, die nach mittelalterlichen Originalen gebaut wurden, ist sanft und geräuschhaft. Er eignet sich deshalb insbesondere für liedhafte Melodien. Die mittelalterlichen Spielmannstänze, die heute oft mit Blockflöten wiedergegeben werden, wurden damals wohl eher auf den deutlich lauteren Einhandflöten (2+1 Grifflöcher) gespielt.
Über die Spieltechnik dieser Zeit haben wir keine genauen Informationen. Wenn man der "Limburger Chronik" von Tilemann Elhen von Wolfhagen (um 1400) glauben darf, dann wurde das Flötenspiel allerdings damals entscheidend weiterentwickelt: "Denn wer vor fünf oder sechs Jahren ein guter Pfeifer genannt wurde im ganzen Land, der gilt jetzt nicht eine Fliege."
Renaissance
Die Traktate von Sebastian Virdung (1511), Martin Agricola (1528/29/32), Silvestro Ganassi (1535), Hieronymus Cardanus (um 1546) und Philibert Jambe de Fer (1556) bieten Abbildungen, Beschreibungen und Grifftabellen von Blockflöten des 16. Jahrhunderts. Zusammen mit den erhaltenen Instrumenten der Flötenbauer-Familien Bassano, Rafi, Rauch und Schnitzer sowie unsignierten Originalen zeigen sie, dass verschiedene Typen von Renaissance-Blockflöten existierten. Sie unterscheiden sich in mehreren Baumerkmalen, z. B. dem Bohrungsverlauf, den Proportionen des Windkanals und des Labiums, der Klangfarbe, dem Überblasverhalten und damit auch im Tonumfang und in der Griffweise. Das klangliche Zentrum aller Renaissance-Blockflötenmodelle liegt in der ersten Oktave. Ihr Klang ist klar und kräftig. Heute werden hauptsächlich Instrumente im Stil der Bassano-Flöten und Rekonstruktionen eines sogenannten Ganassi-Modells angeboten. Erstere sind bis zur Septime der 2. Oktave spielbar, bei letzteren ist der Grundton rein in die Doppeloktave zu überblasen. Dadurch reicht der Umfang des Ganassi-Typus mindestens bis zur Quarte in der 3. Oktave. Das Bassano-Modell ist im Kopfstück zylindrisch und im Unterstück schwach umgekehrt konisch gebohrt. Das sogenannte Ganassi-Modell hat eine zylindrische Bohrung mit einem klarinettenähnlichen konischen Schallbecher.
Virdung, Agricola, Ganassi und Jambe de Fer beschreiben übereinstimmend drei verschiedene Blockflötengrößen im Quintabstand mit den Grundtönen F für die Basslage, c0 für die Alt- und Tenorlage und g0 für den Diskant. Ein kleineres Instrument in der Oberquinte zum Diskant, also in d1, erwähnt lediglich Cardanus. Gemeint waren damit Instrumente, die eine Oktave höher in f0, c1, g1 und d2 gestimmt waren, jedoch durch ihren grundtönigen Klang wie reale Bass-, Alt-Tenor- und Diskantinstrumente eingesetzt werden konnten. Einzelne erhaltene Originale zeigen, dass dieses Quint-Stimmwerk gelegentlich um tiefere Instrumente in c0, B und F erweitert wurde. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass es im 16. Jahrhundert keine einheitliche Stimmtonhöhe gab. Sie lag in Italien meist etwa einen Halbton höher als heute, in Frankreich fast einen Ganztonschritt tiefer. Außerdem waren die notierten Tonhöhen manchmal nur relativ gemeint, so z. B. bei den Chansons, die Pierre Attaingnant 1533 ausdrücklich für Blockflötenquartett veröffentlicht hat.
Im Zentrum der Musizierpraxis stand das Spiel im Blockflötenconsort. Vokalmusik, also Chansons, Madrigale und Motetten, bildeten dabei den Kern des Repertoires, insbesondere in diminuierten Fassungen. Dazu kamen die polyphone Instrumentalmusik und Tanzsätze. Weniger Belege sind für die Mitwirkung der Blockflöte in gemischten Ensembles zu finden.
1585 veröffentlichte Giovanni Bassano solistische Ricercate für ein "istrumento da fiato", also auch für Blockflöte. Die ersten ausdrücklich für eine Solo-Blockflöte in g1 bestimmten Stücke, die Ricercate von Aurelio Virgiliano, entstanden erst kurz vor 1600.
Frühbarock
Um 1600 ging der Blockflötenbau fließend von den Renaissance-Modellen in modifizierte frühbarocke Bauformen über. Die aussagekräftigsten Quellen dieser Zeit stammen von Michael Praetorius (1619) und Marin Mersenne (1636). Praetorius berichtete erstmals darüber, dass Blockflöten gegenüber den entsprechenden Singstimmen eine Oktave höher klingen. Das traditionelle Quintstimmwerk wurde nach oben und unten ausgeweitet und um Instrumente im Quartabstand ergänzt. Der Blockflötensatz steht jetzt in F, B oder c0, f0, c1, g1, c2, d2 und g2. Nach Praetorius reicht der Tonumfang der kleineren Instrumente mindestens bis zur Septime der 2. Oktave, nach Mersenne bis zur Doppeloktave, bei van Eyck (1644) bis zur Sekunde der 3. Oktave. Wie z. B. das erhaltene Stimmwerk von Hieronymus Franziskus Kinsecker zeigt, wandelt sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der traditionelle Quintabstand zum heute üblichen Quint-Quart-Abstand in C-F-Stimmung. Zum Solospiel eignen sich besonders Kopien nach Johann Christoph Denner (1682) und Richard Haka (um 1690) sowie Nachbildungen unsignierter Originale. Die Bohrungsverläufe frühbarocker Blockflöten sind umgekehrt konisch oder aus zwei nach unten enger werdenden zylindrischen Bohrungsabschnitten zusammengesetzt. Dadurch ist die Klangfarbe gegenüber den Renaissance-Modellen etwas obertöniger und heller.
Von 1600 an entstanden in Italien die ersten Opern, in denen ausdrücklich Blockflöten in Hirtenszenen verlangt wurden (J. Peri, C. Monteverdi, F. Caccini). In der generalbassbegleiteten Instrumentalmusik und im Geistlichen Konzert wurde die Blockflöte erstmals 1612 vorgeschrieben (G. B. Riccio). Werke mit mehreren Blockflöten bzw. für größere Besetzungen entstanden in den folgenden Jahrzehnten (D. Bollius, J. H. Schmelzer, H. I. F. Biber, A. Poglietti u. a.). Zum Blockflöten-Repertoire dieser Zeit gehören jedoch selbstverständlich auch Werke für "Soprano solo" mit Generalbass (G. Frescobaldi, D. Castello, B. Selma e Salaverde u. a.). Den größten Fundus frühbarocker Musik für c2-Blockflöte solo bieten der "Fluyten Lust-Hof" von Jacob van Eyck und die Sammlung "'T Uitnement...
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