Schweitzer Fachinformationen
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Die Volksmusik hat Florian Silbereisen zu einem der größten Stars des Planeten gemacht, und auch als Fernsehmoderator zählt er längst zu den Big Five der Unterhaltungsbranche (neben Günther Jauch, Günther Jauch, Barbara Schöneberger und Günther Jauch).
Goldene Schallplatten, Rekordeinschaltquoten und zahlreiche Medienpreise zeugen vom Renommee, das der gebürtige Bayer allerorten genießt. Also Flori-Fans, wohin man schaut? Nicht in der Kommune Waldeslust, einer Gemeinschaft von Späthippies, die der bürgerlichen Gesellschaft in den frühen Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts den Rücken gekehrt haben, um ihr ganz eigenes Ding zu machen. In ihrer besten Zeit bestand die Kommune aus über hundert Mitgliedern. Heute leben noch sieben Menschen auf der weitläufigen Waldlichtung vor den Toren von Passau. Unter ihnen Marianne, Bernd, Georg und Jürgen (die Nachnamen hatten sie - wie alle anderen Bewohner auch - bereits bei der Gründung der Gemeinschaft abgelegt). Die vier Aussteiger sind auf den Volksmusikstar ganz und gar nicht gut zu sprechen. »Ich habe noch nie eine Sendung von Florian Silbereisen gesehen und werde das auch niemals tun - was nicht nur daran liegt, dass wir in der Waldeslust seit vierzig Jahren keinen Fernseher haben«, mault die 62-jährige Marianne. Und auch die drei Männer outen sich als konsequente Verweigerer des blonden Entertainers: »Schlimmer geht's nimmer«, reimt der ehemalige Realschullehrer Jürgen aus dem Stand, während Bernd und Georg nur genervt mit den Augen rollen. Dabei hätten ausgerechnet diese vier Lebenskünstler allen Grund, die Karriere von Florian Silbereisen mit einem gewissen Stolz zu verfolgen, denn Marianne ist laut eigenen Angaben niemand Geringere als Florians leibliche Mutter! »Und einer der drei Männer«, ergänzt die begeisterte Latzhosenträgerin, »wird wohl sein Vater sein.«
Damit deutet Marianne eine Sensation an, von der die Schlagerwelt in ihren Grundfesten erschüttert werden dürfte! Denn sollte sie tatsächlich die Wahrheit sagen, dann würde die heile Welt, die uns der offizielle Lebenslauf Florian Silbereisens bislang vorgegaukelt hat, von heute auf morgen komplett auf den Kopf gestellt!
Wenn es sich tatsächlich so zugetragen hat, wie die vier Kommunarden uns glauben machen, lässt das nur einen Schluss zu: Das überall nachzulesende Märchen vom braven bayrischen Bub, der schon im Mutterleib von seinen Eltern gefördert wurde, der bereits mit sechs Jahren Harmonikaunterricht genoss und der im Grundschulalter vom Papa unermüdlich von Auftritt zu Auftritt gefahren wurde, scheint erstunken und erlogen zu sein! »Wahrscheinlich, weil es besser zur heilen Welt der Schlagerfuzzis passt. Aber wir wissen: Da ist nichts dran. Florian wurde gar nicht gefördert. Im Gegenteil! Wir haben alles getan, um ihn von der Schlagerwelt fernzuhalten! Leider ohne Erfolg! Für mich persönlich ist das die größte Niederlage seit meinem vorletzten Platz beim Janis-Joplin-Ähnlichkeitswettbewerb 1988 in Würzburg«, gibt Bernd zu.
Sein Freund Jürgen pflichtet ihm bei: »Wir haben Flori schon als Baby zum Einschlafen Jimi Hendrix, Miles Davis und AC/DC vorgespielt, um ihn musikalisch in die richtigen Bahnen zu lenken, aber er hat immer nur auf zwei und vier geklatscht und begeistert >Hossa< gerufen«, erinnert sich der Ex-Pädagoge mit tiefem Bedauern.
Und Mitbewohner Georg fügt hinzu: »Als es nicht besser wurde, haben wir in der Kommune sogar den Einsatz von Elektroschocks diskutiert. Der Antrag wurde letztendlich mit fünfundfünfzig zu dreiundfünfzig Stimmen abgelehnt . aus ökologischen Gründen.« Stattdessen erinnern sich alle vier Aussteiger belustigt, wie man den damals vierjährigen Knaben in eine Wanne gesteckt hat, die mit selbst gestampftem Brennnesselsud gefüllt war. Doch auch diese durchaus drastische Erziehungsmaßnahme brachte (abgesehen von großflächigen Hautreizungen) nicht den gewünschten Erfolg. Florian soll in der beißenden Flüssigkeit gesessen und begeistert »Lustig samma« gerufen haben.
Die Geschichte, die uns Marianne und ihre drei Liebhaber hier auftischen, klingt jedenfalls unglaublich. Kann es denn sein, dass Florian Silbereisen, der Traum aller Schwiegermütter, in Wahrheit ein jenseits aller gesellschaftlichen Konventionen aufgewachsenes Kommunenkind ist? »Warum sollte ich lügen?«, lacht die überzeugte Veganerin. »Die Mutter von Florian Silbereisen zu sein, ist nun wirklich nichts, womit man sich als Frau freiwillig brüsten würde.«
Laut Marianne brachte sie ihren Sohn am 4. August 1981 unter freiem Sternenhimmel zur Welt, auf einem Mooslager mitten in der Kommune Waldeslust. »Ich hätte eine Hausgeburt bevorzugt«, gibt sie offen zu. »Aber ohne Haus ist so was leider unmöglich.« In der Sache wird ihr niemand widersprechen können, schließlich bestand das kleine Aussteigerdorf damals wie heute lediglich aus einfachen Zelten und Pfahlhütten. In einem schlichten Sperrholzverschlag gab es eine Gemeinschaftsküche, in der auf offenem Feuer selbst gezogenes Gemüse gedünstet wurde. Das einzige elektrische Gerät war ein Brotbackautomat - ein Geschenk von Florians potenziellem Vater Bernd, der in seinem früheren Leben Vertreter für Küchenmaschinen gewesen war. Ein Dieselgenerator sorgte für die nötige Energie.
Die monatliche Körperpflege fand in einem nahe gelegenen Wildbach statt, und alles Tun der Erwachsenen war darauf ausgerichtet, die kleine Gemeinschaft aus eigener Kraft selbst zu versorgen. »Wir hatten ein paar Hühner und eine Kuh. Außerdem bauen wir bis heute alles selber an, was man zum täglichen Leben braucht«, verkündet Mitbewohner Jürgen stolz. »In erster Linie Kartoffeln und Marihuana.« Und auch für die Fischstäbchen, die während des Interviews auf der Feuerstelle in der Pfanne brutzeln, hat der ehemalige Lehrer eine plausible Erklärung: »Bis gestern hatten wir neben den Hühnern und der Kuh auch Goldfische. Gott, oder an wen immer man glauben soll, hab' sie selig.«
Dass die Waldeslust von den Bewohnerinnen und Bewohnern der umliegenden Dörfer mit Skepsis betrachtet wurde, wundert die Althippies überhaupt nicht: Ausgedehnte Trommelmeditationen, stundenlange Vollmondtänze, Nacktrasenmähen, wilde Kunstperformances und andere Grenzerfahrungen müssen für die eher katholisch-konservativ geprägte bayrische Nachbarschaft nahezu exotisch angemutet haben. Und auch die offen praktizierte freie Liebe, die sich die Kommune auf die Fahnen geschrieben hatte, wies nur geringe Schnittmengen mit den Moralvorstellungen der Nachbarn auf. »Wobei auch bei denen fremdgevögelt wird«, schmunzelt Marianne mit verklärtem Blick. »Wer einmal bis zum Schluss auf einem bayrischen Volksfest ausgehalten hat, der weiß genau, was ich meine.«
Doch die Waldeslust brauchte keine Volksfeste, um den Freuden der Liebe auch mit wechselnden Partnern zu frönen. So teilte Marianne damals mit gleich drei Partnern den Strohsack in ihrem Vier-Quadratmeter-Tipi. »Darum kann ich bis heute nicht mit Sicherheit sagen, wer genau Floris Vater ist . es könnte jeder von ihnen sein. Von Jürgen hat er die Statur, von Bernd die Haarfarbe und von Georg die Tattoos.« Letztendlich ist es auch nicht entscheidend, wer der biologische Erzeuger ist - in den ersten Lebensjahren kümmerte sich jeder der drei Männer aufopferungsvoll um den kleinen Florian. Was nicht immer von Vorteil für den Jungen war. Denn wenn der Bub etwas angestellt hatte (zum Beispiel wurde nicht gern gesehen, wenn fremde Besucher einfach gesiezt wurden), gab es nicht einmal, sondern gleich dreimal Stubenarrest!
So wuchs Florian Silbereisen in einer Gemeinschaft von Menschen auf, die sich aufs Nötigste beschränkten, sich von bürgerlichen Werten distanzierten und ihre eigenen Regeln schufen. Die Werte, die in der Kommune Waldeslust Geltung hatten, waren andere als die im nur wenige Kilometer entfernten Passau: Konventionellen Gepflogenheiten wie Hygiene, Höflichkeit, Bildung und Disziplin wurde wenig Beachtung geschenkt. Stattdessen waren unbedingte Toleranz, Freiheit und Ekstase die Toptugenden, an die sich jeder zu halten hatte. Und wehe, wenn nicht! Schon als Kleinkind musste Florian Silbereisen am eigenen Leibe erfahren, dass man die Regeln der Regellosigkeit nicht ungestraft verletzen durfte, denn wenn es um gelebte Anarchie ging, verstand die Kommune keinen Spaß: Nachdem sich Florian im Alter von drei Jahren bei einem Ausdruckstanz ebenso unglücklich wie ungeschickt »vertanzt« hatte (Florian sollte den Begriff »Bauchgefühl« tanzen, alle Beobachter lasen aus seinen Bewegungen hingegen einhellig das Wort »Rußpartikelfilter« heraus), musste er zur Strafe statt...
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