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Der Kommissar an der Costa del Sol. Wenn nur die Frauen in seinem Leben nicht immer alles besser wüssten ... Marbella, Spanien: Ein toter Deutscher treibt im Pool seines Anwesens - ein Fall für Comisario Pablo Benitez. Doch der sitzt gerade mit seinen Schwestern am Sterbebett seines sturköpfigen Vaters. Nur widerwillig nimmt er die Ermittlungen auf. Als der Gerichtsmediziner Herzstillstand als Todesursache feststellt, wird die trauernde, sehr attraktive Witwe entlastet, und Benitez kann zu seinem sterbenden Vater zurückkehren. Doch Pablos Schwestern sind überzeugt, dass die Ehefrau nachgeholfen hat. Hat der Comisario etwas Wichtiges übersehen? Zähneknirschend macht er sich wieder an die Arbeit ... Ein atmosphärischer Spanien-Krimi mit viel Lokalkolorit - und Familie! Dieser Kriminalroman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel "Sommer, Meer und der Tote im Pool" erschienen. Der nächste Fall führt den spanischen Ermittler in eine Strandbar: "Comisario Benitez und der Mord am Strand". eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
»Sieh dir diesen Kater an, Pablito«, flüstert Maria Dolores in die lastende Stille hinein und stößt mir ihren gepolsterten Ellbogen unsanft in die Rippen. Ich bin zwar schon dreiunddreißig, aber meine Schwester nennt mich immer noch Pablito.
Señorito, der schwarz-weiße Kater, thront majestätisch neben dem Kopf von unserem Padre auf dem dicken weißen Kissen und döst vor sich hin. Seit gestern ist er nicht mehr aus dem Haus gegangen.
»Würde mich nicht wundern, wenn er mit Padre zusammen in den Himmel geht.« Rasch bekreuzigt sie sich, bestimmt zum hundertsten Mal, seit ich hier sitze.
»Hast du eben in den Himmel gesagt?«, erwidere ich, wofür Maria Dolores mich mit einem missbilligenden Blick straft und dabei den Kopf mit den gold gefärbten Löckchen heftig schüttelt.
In dem kleinen Schlafzimmer, in das gerade einmal das Ehebett mit dem hohen geschnitzten Kopfteil, zwei Nachttische, eine Kommode unter dem Fenster, ein hoher Schrank mit den gleichen Schnitzereien wie am Bett und zwei Stühle hineinpassen, auf denen wir viel zu eng nebeneinandersitzen, ist die Luft schon um elf Uhr morgens so dick, dass ich kaum atmen kann. Wenn wenigstens die Vorhänge nicht zugezogen wären! So ist es nicht nur stickig hier drinnen, sondern auch noch so dunkel wie in einem Verließ. Aber das hat Maria Dolores so angeordnet, und sie duldet keine Widerworte. Schließlich ist sie die älteste von uns fünf Geschwistern.
Die Finca meiner Eltern Rosa und Pablo liegt in einem kleinen Dorf in den andalusischen Bergen, oberhalb von Marbella. Es ist Mitte Juni, und es ist schon morgens heiß. Sehr heiß. Draußen bellt manchmal Golfo, der junge Schäferhund, und hin und wieder hört man ein Auto auf der Landstraße vorbeifahren. Es ist Samstag, gleich halb zwölf.
Auf der Kommode qualmt eine Schale mit Weihrauch. Daneben und auf den beiden Nachttischen stehen Vasen mit Blumen. Gerade habe ich in der Küche ein Cruzcampo getrunken und zwei Bocadillos heruntergeschlungen, eins mit scharfer Chorizo und eins mit gereiftem Manchego. Jetzt wünschte ich mir, ich hätte sie nicht gegessen. Mühsam schlucke ich gegen den aufsteigenden Würgereiz an, als Maria Dolores an mir schnuppert.
»Gaultier«, sage ich.
Ich weiß, dass ich Geschmack habe. Sobald ich befördert werde, kaufe ich mir meine Hemden, Krawatten und Anzüge nicht mehr bei Zara, sondern bei Adolfo Dominguez und Massimo Dutti.
»Tonto! Du hast getrunken!«, sagt sie streng. Das beherrscht sie: Mit einem Satz kann sie eine ganze Lebenseinstellung vernichten.
Ich fühle mich bemüßigt, etwas richtigzustellen. »Wir haben im La Rambla das Spiel gegen die Holländer angeguckt, und Juan Carlos hat seinen Fünfunddreißigsten gefeiert.«
Konnte ich denn gestern Abend ahnen, als wir uns alle wegen der Niederlage betranken, dass unser Padre ausgerechnet heute vorhat zu sterben? Eins zu fünf verloren. Wir wollten doch wieder Weltmeister werden! Und dann hatte Juan Carlos dummerweise auch noch Geburtstag.
»Der Idiota, der dich am Dreikönigstag abgeholt hat, weil er .«
»Ja .«
». weil er dir unbedingt sein Motorrad .?«
»Seine Harley .«, konkretisiere ich.
»Und das am Dreikönigstag!« Sie schüttelt empört den Kopf, sodass ihre Löckchen und ihr Doppelkinn um die Wette zittern.
Ja, ich weiß, die Heiligen Drei Könige sind unser höchster Weihnachtsfeiertag. Da kommt die ganze Familie zusammen.
»Du warst stundenlang weg, und wir haben mit dem Essen auf dich gewartet.« Sie bohrt mir ihren Zeigefinger in die Brust. »Desgraciado! Du hast genau gewusst, wie wütend Padre wird, wenn er mit dem Essen warten muss.«
Oh ja, das weiß ich. Als ich zurückkam, sind alle außer Mamá über mich hergefallen. Aber der Ausflug mit Juan Carlos war es wert gewesen. Wir sind die Serpentinen nach Ronda hinaufgeknattert, haben in einer Venta mit ein paar Motorradtypen ein paar Copas gehoben. Ein paar Chicas waren auch dabei - dänische Chicas mit langen blonden Haaren -, und Juan Carlos fing an, eine Runde nach der anderen auszugeben, und meinte, die Kurven dieser Frauen seien zehnmal besser als die nach Ronda. Am Ende musste ich ihn auf seinem Motorrad nach Hause fahren.
»Tja, ja .« Maria Dolores faltet die Hände. »Und dann dieses Spiel! Miguel hat's nach der Halbzeit nicht mehr mitansehen können. Hat draußen eine nach der anderen geraucht. Aber ich sollte weitergucken und musste es ihm dann kurz erzählen und seine schlechte Laune ertragen.« Sie schüttelt wieder den Kopf. »Ausgerechnet bei der WM muss Padre sterben. Wo er doch so gerne Fußball geschaut hat!«
»Ahhhh!«
Wir zucken zusammen und sehen Padre erschrocken an. Er hat einen dieser lauten Seufzer ausgestoßen. Das macht er regelmäßig, seit ich vor zwei Stunden hier oben auf der Finca angekommen bin. Jedes Mal fällt dann ein Blumenblatt von dem lila-weißen Strauß auf den Nachttisch neben ihm. Danach ist es wieder still.
Maria Dolores erhebt sich und beugt sich über ihn, hält ihr Ohr an seinen Mund. Meine älteste Schwester ist immer ein bisschen zu viel von allem. Ein bisschen zu laut. Ein bisschen zu dick. Ein bisschen zu übertrieben angezogen. Wie jetzt, mit der schwarzen Rüschenbluse und dem schwarzen Rock. Als wäre Padre schon tot. Sie und Miguel wohnen mit ihrem Sohn Jaime in Estepona, das sind vierzig Minuten mit dem Auto. Da muss sie wohl schon ein bisschen vorplanen.
»Diese Seufzer sind gruselig«, sage ich.
Sie lässt sich wieder auf ihren Stuhl fallen. »Unser Padre liegt im Sterben und du findest das gruselig, ts.«
Der Würgereiz wird stärker, und so bringe ich nur ein »Hm« heraus.
»Was ist denn?«, zischt sie mir missbilligend zu.
Ich deute auf die qualmende Schale auf der Kommode.
»Der Weihrauch .? Dios mío, Comisario Pablito! Was bist du nur für eine Memme!«
Ich habe dieses Wochenende frei. Eigentlich wollte Mamá ihre berühmte Paella machen. Juanita, ihr Mann Alfonso, Esperanza und ich wären wie jeden Samstag, an dem Esperanza und ich keinen Dienst haben, zum Essen gekommen. Esperanza ist Altenpflegerin und nach Maria Dolores und Juanita meine drittälteste Schwester.
Aber Mamá hat uns alle heute früh angerufen: »Euer Padre stirbt!«
Wir sind natürlich sofort gekommen. Das heißt, bis jetzt sind nur Maria Dolores und ich hier. Esperanza schafft es erst abends, und Juanita und Alfonso waren auf einer Hochzeit in Málaga eingeladen und haben dort übernachtet. Sie kommen sicher in den nächsten Stunden.
»Mir ist ein bisschen schwindlig.« Ich kremple die Ärmel meines blütenweißen Hemdes noch ein bisschen höher, als könnte das helfen.
Vielleicht sollte ich das Fenster öffnen. Die schlimmsten Gerüche kann ich ertragen - ich denke gerade an die drei Tage alte Leiche letzte Woche -, aber Weihrauch . Man könnte glatt glauben, du kommst aus der Hölle, Pablito, musste ich mir - natürlich - von Maria Dolores anhören. Auch jetzt mustert sie mich verächtlich.
»Dios mío, Pablito! Was machst du eigentlich, wenn du zu einem Tatort kommst, he? Jammerst du da auch so rum?« Sie äfft mich nach. »Der Weihrauch . Mir ist ein bisschen schwindlig .« Sie hebt die Brauen und reißt die Augen auf, die fast so groß sind wie die Tränensäcke darunter. »Es ist doch immer dasselbe mit euch Männern! Draußen plustert ihr euch auf, und zu Hause wimmert ihr rum!«
Wütend springe ich auf, und es gibt einen lauten Knall, als der Stuhl auf dem Fußboden landet. Señorito reagiert mit einem drohenden Fauchen, und die Blumen auf dem Nachttisch verlieren gleich drei Blätter auf einmal. Nur Padre zuckt noch nicht mal mit den Wimpern.
»Pass auf, was du sagst, Maria Dolores!«
»Setz dich wieder hin und sei ruhig!«, sagt sie unbeeindruckt, und als ahnte sie, was ich vorhabe, herrscht sie mich an: »Und untersteh dich, das Fenster aufzumachen! Es ist heiß genug hier drin!«
Gegen Maria Dolores bin ich noch nie angekommen. Zehn Jahre älter ist sie, und je nach Laune hat sie mich verzärtelt oder wie einen Sklaven herumkommandiert.
Unter dem strengen Blick von Maria Dolores und Señorito stelle ich den Stuhl wieder hin und setze mich. Meine Schwester schenkt mir ein zufriedenes Lächeln, und Señorito schließt wieder die Augen. Eine Weile sitzen wir tatsächlich friedlich und still nebeneinander. Die Welt scheint in Ordnung zu sein, alles ist an seinem Platz: die Kinder - zumindest das älteste und das jüngste - am Sterbebett ihres Vaters, der treue Kater bei seinem geliebten Herrchen und aus der Küche ertönt das Klappern von Töpfen. Das ist Mamá, die das Essen für die Überlebenden zubereitet.
Ich döse vor mich hin. Die letzte Woche hatte es in sich. Die Schießerei in Puerto Banús mit dem toten Bulgaren, der erhängte Bankdirektor, und dann noch dieser verwesende Leichnam in Costabella. Ein neunzigjähriger Deutscher mit Schränken voller Nazi-Relikten. Altersschwäche, hatten die Kollegen vermutet, bis herauskam, dass seine Witwe schon drei Ehemänner überlebte, und jedes Mal um ein paar Hunderttausend Euro reicher geworden ist.
Shakira zerreißt die Stille. »Estoy aquí quieréndote ahogándome .«
Mein Handy! Dankbar stehe...
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