Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Inhalt
Vorwort oder Eine WarnungDer Einzug oder Wer hat mich eigentlich gefragt? Die Integration (1) oder Wie man einen misstrauischen Scheunentiger zähmtDas Kacken und das Kotzen oder Die liebevolle Sorge um sich selbst und andereDas SchneckenbeckenDas Spieleparadies oder Lichtstrahlen und SuperhydraulikDie große Gartenrunde oder Das magische Wort und der Fluch von Sachmets SündeDie strahlende Katze oder Die Freuden der KernkraftDie aufrichtige Prügelstrafe oder Wer wagt es, mir heute Sorgen zu machen? Die Integration (2) oder Hunger, Eifersucht und die Astgabeln der ZukunftNähe und Distanz oder Die Magnetisierung der KatzeDie Integration (3) oder Einwanderung mit HindernissenDer SozialkaterDie Fliegenjagd oder Drei Männer auf der PirschDer Waschtag oder Die effiziente DreiviertelstundeDas Wecken oder Die erfolgreiche Domestizierung des MenschenNachwort (1) oder Der TodNachwort (2) oder Ein wenig Schwung zum Schluss
Die Katze braucht Gesellschaft. Die Katze braucht Gefährten. Allerdings gilt für alle Beteiligten, dass für eine gelungene Integration viele Sensibilitäten beachtet und faire Geschäftsbedingungen ausgearbeitet werden müssen. Diese Aufgabe erfordert kluge Entscheidungen, vollen Einsatz und besten Willen aller beteiligten Menschen und Tiere. Eine strenge Erziehung spielt dabei ebenso eine Rolle wie bedingungslose Liebe und das Wissen darum, dass wir alle die Welt immer noch wie ein Wunder betrachten, solange wir klein genug sind.
Wenn Gobi durch das Wohnzimmer läuft, hört man es im ganzen Haus. Es klingt wie die Sohlen von Lackschuhen bei einer Vernissage. Sehr leise Schuhe natürlich. Dafür durchdringend spitz und klar in ihrem Klang auf den Dielen. Gobi hat sich angewöhnt, beim Laufen die Krallen draußen zu lassen. Bei jedem Schritt klackern sie auf dem harten Holz.
Kla-Klack.
Im hohen Alter haben Katzen häufig keine Wahl. Sie verlieren ihre Fähigkeit, die Krallen überhaupt wieder einzuziehen. Gobi kann das noch. Kuschelt man mit ihr im Bett und sie verlegt sich aufs Stampfen, kommen weniger Krallen zum Einsatz als beim Spazieren zwischen Bibliothek und Sofas. Macht sie einen auf »unschuldiges Baby«, sind die scharfen Waffen sogar vollständig verschwunden und die Pfoten nur noch reinster, herzerweichender Flausch.
»Muuu-arrrk!«
Ihr Klagelaut.
Üblicherweise nutzt sie ihn, wenn sie das »beseelte Bällchen« im Maul spazieren trägt. Ein einzigartiges Drama. Seit wir hier leben, spielt sie es uns vor. Sie hat einen kleinen, bunten Spielball aus weichem Filz zu ihrem »Baby« auserkoren. Dieses winzige Schutzobjekt schnappt sie sich und trägt es durchs Haus. So, wie eine Mutterkatze ihren Nachwuchs am Nacken tragen würde. Sie legt das Bällchen irgendwo ab, hebt den Kopf und fängt an, zu wehklagen. Kommt man endlich nachsehen, was los ist, hört sie augenblicklich damit auf und tut so, als sei nichts gewesen.
Der Klagelaut von heute meint allerdings nicht das Bällchen-Drama.
Auch keine Bettelei, nach draußen zu dürfen. Ich muss nicht bei ihr im Wohnzimmer sein, um zu wissen, wie sie jetzt dort vor der Scheibe der Terrassentür steht. Ich stelle die Tasse ab, die ich in der Hand habe, da ich gerade die Spülmaschine ausräume, und gehe aus der Küche hinaus zu ihr. Oliver trainiert gerade Kondition im eigenen Haus. Er rennt schwitzend die Treppen auf und ab.
Gobi hebt das Köpfchen wie ein winziger Wolf, der den Mond anheult. Das beseelte Bällchen hat sie nicht bei sich, und wie erwartet, kratzt sie auch nicht an der Scheibe.
Würde sie die Tatzen über das Glas ziehen und dabei ganz normal miauen, hieße das: Ich will raus. Aber den Kopf in den Nacken zu werfen und den Klageruf ertönen zu lassen bedeutet: Ich bin einsam! Ich brauche endlich wieder eine zweite Katze im Haus!
Die Gefährten und Gefährtinnen, mit denen Gobi früher meine Wohnung teilte, sind alle mit den Jahren verstorben. Sie und ihr Bruder Ovid waren damals die jüngsten unter den bereits vorhandenen Katzen, als sie zu mir kamen. Sie lernten sogar noch sechs Wochen lang meinen ersten Kater Padouar kennen, der mich seit meinem achten Lebensjahr begleitet hatte. Ihren Bruder Ovid und vor allem ihre »Ziehmutter« DJ sterben zu sehen traf sie besonders. Doch auch der Abschied von »Opa« Padouar, »Tante« Dali und sogar von der nur kurz bei uns gelebt habenden alten Dame »Paulinchen«, die auf einem Bahnhof ausgesetzt worden war, war schwer für sie. Bis sechs Monate vor meinem Umzug ins Haus auf dem Land mit Oliver teilte sich Gobi ihr Leben mit der letzten übrig gebliebenen Katze Maxine, einem zauberhaften, sensiblen Herzchen. Sie erlag einem Tumor. Es brach mir das Herz, denn ich hätte sie gerne mit Gobi den Garten erkunden sehen. Dessen Vorzüge sowie die Größe des Hauses haben Gobi mittlerweile überzeugt, dass sie sich wohntechnisch verbessert hat und glücklich sein kann, nun hier zu leben. Aber nicht länger ohne ein Gegenüber gleicher Spezies.
Oliver betritt schwitzend das Wohnzimmer. Er keucht. In seiner Lunge rasselt es, als wären Entrümpler zu Gange, die den wertvollen Metallschrott vom Unrat trennen.
»Gobi braucht einen Gefährten«, sage ich.
Oliver schaut zur klagenden Katze.
Im Garten taucht eine Nase zwischen den Lebensbäumen der Hecke auf. Ein Kater auf Rundgang. Merlin. Riesig gewachsen, solides Bäuchlein, ein Kopf wie ein Handball und nur noch ein Auge. Er lebt irgendwo ganz oben in der Siedlung, die Einheimische liebevoll »den Hypothekenhügel« nennen, weil außer uns jeder hier gekauft hat. Wir kennen Merlins Namen, da sein Herrchen den gemütlichen, alten Freigänger drei Mal die Woche sucht. Dann läuft der Mann über die Wege und Felder und verkündet lautstark den zauberhaften Namen.
»Meeerlin!«
»Meeeeeerliiin!«
»Meeeeeeeeeeeerliiiiiin!«
Entlang der runden Palisaden unserer Terrasse stolziert Merlin unter der Weide hindurch um die Ecke zur Vorderseite des Hauses. Gobi flippt aus. Wie von der Tarantel gestochen rennt sie zu den Erkerfenstern. Dass auf der kurzen Route ein Sofa im Weg steht, quittiert sie beiläufig mit einem Zwei-Meter-Sprung. Ihre Pfoten berühren das Möbelstück kaum, so eilig rast sie darüber hinweg. Sie rammt alles, was sie hat, gegen die Scheiben. Tatzen, Kopf, Bauch, Schwanz. Wie im Wahn stürzt sie sich gegen das Glas. Es wirkt, als wolle sie ihr Revier gegen den Eindringling verteidigen. Als wolle sie sagen: Lasst mich raus, damit ich ihn aus der Rabatte verjagen kann. Es heißt allerdings das Gegenteil: Ich will zu ihm, damit wir Freundschaft schließen.
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