Honigbienen (Apis mellifera)
Die Honigbienen sind staatenbildende Insekten. 5 000 bis zu 50 000 Tiere leben auf engstem Raum zusammen. Größtenteils sind es weibliche Wesen, eine Königin und vom Erstfrühling bis zum Spätsommer einige Hundert männliche, die Drohnen.
© Günter Peschke
WABENGASSE
Eine Wabe wurde "gezogen", um den Volkszustand besser beurteilen zu können.
DROHNEN
Ein gesundes Volk hat ca. 18 Prozent Drohnen, deren Hauptaufgabe die Begattung der jungen Königinnen ist. Sobald sie geschlechtsreif sind, fliegen die Drohnen in der Mittagszeit aus allen umliegenden Völkern zu den Drohnensammelplätzen und warten dort auf die Ankunft der Prinzessinnen, die sogleich von Tausenden Drohnen in wilden Wettflügen verfolgt werden. Im Flug findet die Begattung statt und der Drohn stirbt noch im Moment der Paarung.
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Wabe mit Drohnen- und Arbeiterbienenbrut
DIE KÖNIGIN
Von 20 - 30 Drohnen lässt sich eine junge Königin bei diesem Hochzeitsflug besamen. Die aufgenommenen Spermien reichen für ihr ganzes Leben, das durchaus fünf Jahre und länger dauern kann. Ihre Hauptaufgabe ist es, Eier zu legen und das Volk durch Abgabe von Pheromonen zu einen. In der Hochphase der Brutzeit legt sie täglich 2 000 Eier und mehr, was etwa ihrem Eigengewicht entspricht. Diese unglaubliche Leistung ist nur möglich, weil die Arbeiterinnen sie den ganzen Tag hegen und pflegen. Sie wird gefüttert, geputzt und ihre Exkremente werden entsorgt. Sie wird von ihrem Hofstaat zu den gesäuberten Zellen zur Eiablage geführt. Dabei gibt sie ständig Pheromone ab, die von den Bienen im ganzen Stock verteilt werden und den Zusammenhalt im Volk festigen.
Diese Duftstoffe unterdrücken bei den Arbeiterinnen die Ausbildung der Eierstöcke und somit die Eiablage, wozu jede Arbeiterin durchaus in der Lage wäre. Solange die Königin genügend Pheromone abgibt, signalisiert sie Stärke und vor allem ihre Anwesenheit. Die Arbeiterinnen merken sehr schnell, wenn ihre Königin plötzlich nicht mehr im Volk ist (Weiselunruhe) und beginnen sofort, eine Nachfolgerin zu schaffen.
ARBEITERINNEN UND IHRE JOBS
Die Aufgaben der Arbeiterinnen sind vielfältig. Nach dem Schlüpfen und der ersten Mahlzeit, bestehend aus Honig und Pollen, beginnen sie mit der Reinigung der Zellen, aus denen ihre Schwestern soeben geschlüpft sind, um der Königin Gelegenheit zur weiteren Eiablage zu geben. Nach einigen Tagen sind die Futtersaftdrüsen voll entwickelt und nun sind sie in der Lage, den äußerst nahrhaften Futtersaft, das Gelee royale, zu produzieren. Damit werden die frisch geschlüpften Larven in ihren ersten Lebensstunden gefüttert, später bekommen sie auch Honig und Pollen verabreicht.
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Gut zu erkennen, die bulligen Drohnen.
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Die Königin mit ihrem Hofstaat.
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Eine Arbeiterin bei der Brutpflege.
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Brutwabe mit offener und verdeckelter Brut und gelben Pollen.
Larven
Ihre ersten sechs Tage verbringen die Larven nur mit Fressen, schließlich müssen sie ihr Gewicht ungefähr vervierhundertfachen. Wenn die Rundmade die Zelle komplett ausfüllt und sich streckt, verschließen die jungen Ammenbienen die Zelle mit einem porösen Deckel aus Altwachs. In den nächsten zwölf Tagen verpuppt sich die Made und es vollzieht sich die Metamorphose zur schlupfreifen Biene. Nur die Königin wird ab dem Larvenstadium ausschließlich mit dem Futtersaft gefüttert, denn dadurch ist sie in der Lage, Eierstöcke auszubilden und später die enorme Legeleistung zu erbringen.
Wächterinnen, Honigmacher und Baubienen
Mit zunehmendem Alter wagen sich die jungen Arbeiterinnen zum Flugloch, starten dort ihre ersten Orientierungsflüge und übernehmen Aufgaben als Wächterinnen. Von den zurückkehrenden Sammlerinnen übernehmen sie den Nektar, der zu 80 Prozent aus Wasser besteht. Durch mehrfaches Umtragen von Zelle zu Zelle, von Biene zu Biene, angereichert mit Enzymen aus den Kopfdrüsen, wird der Nektar eingedickt, bis der Wassergehalt auf 15-18 Prozent gesenkt und daraus Honig geworden ist. Der eingetragene Pollen wird ebenfalls mit Honig und Enzymen haltbar gemacht und als sogenanntes Bienenbrot in die Futterzellen eingelagert.
Die Arbeiterinnen sind in der Lage, Wachs zu produzieren, das sie in feinen Blättchen aus Drüsen an der Unterseite des Hinterleibs ausschwitzen. Sie übernehmen zusammen mit anderen Baubienen den Ausbau des Wabenwerks. Die Waben dienen als Kinderstube und Vorratskammern für Pollen und Honig. Aus 50 Gramm Wachs bauen sie eine Wabe, die leicht zwei Kilogramm Honig fasst. Es werden sechseckige Zellen mit 5,4 mm Durchmesser für die Arbeiterinnenbrut, und Zellen mit 6,7 mm Durchmesser für die Drohnenbrut errichtet. Honig und Pollen lagern sie in beide Zellgrößen ein.
Lebenserwartung
Bereits nach 30-40 Tagen, gerechnet von der Eiablage, begeben sich die jungen Arbeiterinnen auf erste Sammelflüge um Pollen, Nektar, Wasser oder Propolis einzutragen. Durch die aufreibende Arbeit der Brutpflege und der Sammelflüge, in der Zeit vom Vollfrühling bis zum Spätsommer, ist die Lebenserwartung nicht sehr hoch, bereits nach vier bis sechs Wochen geht es mit ihnen zu Ende.
Winterbienen hingegen werden bis zu sieben Monate alt, da in den Wintermonaten die Aktivität auf ein Minimum reduziert ist. Die Hauptaufgabe besteht darin, die Wintertraube zu wärmen. Die Bienen sitzen dabei sehr eng zusammen und bewegen sich kaum. Solange Zugang zum eingelagerten Futter besteht, können sie mit ihrer Flugmuskulatur, ähnlich unserem Muskelzittern, Temperaturen von über 40 °C erzeugen. Die Wintertraube erwärmen die Bienen auch bei tiefem Frost auf 15-25 °C.
DAS BIENENJAHR
Das Bienenjahr beginnt mit dem Erbrüten der Winterbienen im Spätsommer, die Tracht ist in meiner Gegend mit dem Verblühen der Lindenbäume vorbei, die Brutnester werden kleiner.
Lindenblüte - Drohnenschlacht und Wintervorbereitung
Die Drohnen haben ausgedient, die Arbeiterinnen lassen sie nicht mehr an das Futter und vertreiben sie aus dem Stock. Wir sind mitten in der Drohnenschlacht, sie liegen zuhauf tot vor dem Flugloch. Im Spätherbst, mit den ersten Nachtfrösten, gehen starke Völker aus der Brut, sie haben nun 15 000 - 20 000 Bienen, genug, um zu überwintern. Schwächere Völker brüten länger, bis ihre Bienenmasse groß genug ist, um durch den Winter zu kommen. Jetzt sollten 18-22 Kilogramm Futtervorrat im Volk sein, um die kalten Tage zu überstehen. Ohne Brutpflege reicht den Bienen ein Kilo Futter im Monat. Sobald, mit länger werdenden Tagen, die Königinnen in Eilage gehen und erste kleine Brutnester anlegen, steigt der Energieverbrauch und der Futterbedarf steigert sich mit zunehmender Brutmasse auf ein Kilo pro Woche. Die Bienen zehren von ihrem Fettpolster, um ausreichend Futtersaft herzustellen. Erst mit der Haselblüte steht erneut Pollen als Energiespender zur Verfügung. Allerdings ist dieser sehr trocken und kann nur bedingt aufgenommen werden.
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Die Lindenblüte ist die letzte große Tracht und markiert das Ende des Bienenjahres.
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Mit der Haselblüte kommt der erste Pollen.
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Der Krokus ist einer der ersten Nektarlieferanten.
Weidenblüte - Startsignal zur Eiablage
Das Einsetzen der Weidenblüte bringt ersten Nektar und Pollen in größeren Mengen und ist für die Königin das Startsignal, mit der Eiablage in die vollen zu gehen.
Die Königin kann entscheiden, ob sie befruchtete oder unbefruchtete Eier legt, aus Letzteren entstehen die Drohnen. Die Brutmasse wächst, somit kommen mehr und mehr Bienen zur Welt. Anfangs ist davon noch nichts zu sehen, da die Winterbienen gleichzeitig sterben und die Bienenmasse zunächst stagniert. Der Imker spricht hier von Durchlenzung.
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Mit der Weidenblüte geht der Vorfrühling zu Ende.
Kirschblüte - der Schwarmtrieb erwacht
Mit der Kirschblüte sind wir am Anfang des Erstfrühlings, die Tage werden länger und in so manchem Volk erwacht der Schwarmtrieb. Schwärmen ist die Vermehrungsstrategie unserer Honigbienen. Neue Königinnen werden von den Arbeiterinnen herangezogen und die alte Regentin sucht beim ersten sonnigen Tag mit dem halben Staat das Weite.
Ist ein geeigneter Unterschlupf gefunden, beginnen die Baubienen mit dem mitgeführten Wachsvorrat, der schon Tage vor dem Abflug geschwitzt wurde, sogleich mit dem Wabenbau, der von der Königin umgehend bestiftet wird. Das heißt, die Königin legt Eier, die in den ersten zwei Tagen aufrecht in den Zellen stehen wie kleine Stifte. Auch ein Futtervorrat für mehrere Tage ist in den Honigmägen dabei, um die erste Zeit ohne eingelagerte Vorräte zu überstehen. Nach und nach erweitert das Volk den neuen Wabenbau, lagert Pollen und Nektar ein, wächst zu einem stattlichen Bien (Volk) heran, der den Winter hoffentlich überstehen kann.
© Günter Peschke
Die Kirschblüte liefert Nektar in großen Mengen.
© Michael Ullmann
Der Schwarmtrieb ist erwacht, die erste Königin bereits geschlüpft.
Hochzeitsflug der neuen Königin
Die zurückgelassenen Bienen müssen warten, bis eine neue Königin geschlüpft und vom Hochzeitsflug zurück ist, um das...