ALIEN WAREN EINMAL!
ODER
WIE MAN ES BESSER NICHT MACHEN SOLLTE
So, da wir jetzt wissen, dass wir alles gefälligst durch die utopische Brille zu schauen haben, um endlich den wahren Durchblick zu bekommen, können wir uns getrost ins Getümmel der außerirdischen Touristenmassen stürzen und uns das nächst beste Märchen zum Opfer "auserkehren"! - Hauen wir mal den 'Gestiefelten Kater' frei nach Grimms [ex-KHM33(01)]in die Pfanne und enttarnen ihn und seine finsteren, unseren Planeten unterwerfenden Absichten.
Da der überlieferte SF-Schocker sich für die "korrekten" Sammler allerdings zu sehr an die Version von Perrault anlehnte, flog die "Katze aus dem Weltall" später in hohem Bogen aus ihrer Kompilation.
Es war einmal ein Müller, der hatte drei Söhne, die ihm bei der Arbeit halfen. Dazu besaß er auch noch einen Esel, mit welchem das Getreide transportiert wurde; und eine Katze gehörte zu Mühle, der es oblag die gefräßigen Mäuse im Zaum zu halten.
Soweit eigentlich alles ganz unverfänglich und alltäglich nicht wahr - doch der erste Eindruck konnte täuschen! Also Augen auf - die heimlichen Invasoren schlafen nie.
Das ewige Gesetz der Natur machte aber auch vor dem Müller nicht halt, so dass er eines Tages unvermeidlich das Zeitliche segnete und seine drei Söhne mit dem bescheidenen Erbe allein zurückließ. Dem Ältesten stand natürlich das väterliche Erbe in Form der Mühle zu, und auch der zweite ging nicht ganz leer aus, musste aber mit dem Esel Vorlieb nehmen. Nur mit dem Jüngsten hatte es das Schicksal wohl nicht besonders gut gemeint, denn für ihn blieb von dem Besitz nur noch die Katze übrig, so dass er sich trübselig in Selbstmitleid ergab.
Tja, so spielt das Leben eben, noch kein Grund einen Außerirdischen zu bemühen.
<Ich habe es doch am bedauernswertesten getroffen, denn was nützt mir dieser Kater. Mein ältester Bruder kann sich mit der Mühle eine Existenz aufbauen, und der andere kann sich zusammen mit dem Esel irgendwo verdingen. Doch da ich keine Mäuse esse, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mir aus dem Balg des Katers ein paar warme Pelzhandschuhe machen zu lassen und dann auf Wanderschaft zu gehen>, sprach er resigniert.
Und nun geht's schlagartig los.
Die ganze Zeit hatte sich der Außerirdische offenbar inkognito bei der Müllerfamilie eingeschlichen und notgedrungen die Rolle eines gewöhnlichen Straßenkaters gespielt, um nicht aufzufallen. Und wer weiß, wie lange er dieses perfide Spiel zu unbekanntem Zwecke und damit seine Tarnung noch aufrechterhalten hätte, wenn er nicht urplötzlich dem sicheren Tode gegenübergestanden wäre.
In höchster Not gibt er sich als 'Zauberwesen' zu erkennen - aufgrund seiner sorgfältigen Infiltrationsarbeit beherrscht der Agent inzwischen sogar die einheimische Sprache! Denn dass es keine sprechenden Katzen gibt, ist wohl sonnenklar; und aus der hohen Portion von Intelligenz und krimineller Energie, welche das Wesen im Folgenden dann an den Tag legt, kann nur geschlossen werden, dass es sich dabei um ein höherstehendes Individuum handelt, welches in dieser Kombination nicht auf unserem Planeten vorkommt!
<Hör, mir zu - wenn du mich am Leben lässt und anstelle der Handschuhe mir stattdessen ein paar schöne Stiefel machen lässt, so dass ich mich unter den Leuten sehen lassen kann, garantiere ich dir, dass du dein Glück gemacht hast.> In diesem Moment ging zufällig gerade der Schuster am Fenster vorbei, so dass der verblüffte Müllersohn, dieses quasi als Wink des Schicksals begreift und den Schuster hereinbittet und ihn für den Kater Maß nehmen lässt.
Entweder verfügte der Außerirdische übsuggestive Kräfte, oder der Sohn ist wirklich reichlich einfältig, so dass er sich über das Außergewöhnliche der Situation keine Gedanken macht, und gar nicht registriert, in welcher Gefahr er - selbst nach damaligem allgemein Verständnis - eigentlich schwebt. - Genauso gut könnte/müsste dieser sprechende schwarze Kater ja auch ein Abgesandter der Hölle sein, der auf seine Seele scharf ist.
Aber vielleicht gedenkt der Simpel ja auch mit seinem Haustier als Attraktion über die Jahrmärkte zu ziehen und ist blind vor Geldgier. Doch selbst der Schuster sträubt sich nicht, den ungewöhnlichen Auftrag auszuführen - genauso wenig wie alle übrigen Menschen, denen der Kater in der Folge begegnet, Misstrauen oder gar Panik bei seinem Anblick verspüren; es spricht also einiges für paranormale Suggestivkräfte dieser Vorhut der Invasion.
Der Kater nahm einen Sack, den man oben zuziehen konnte, füllte den Boden voll mit Korn, schultert diesen und spaziert dann seelenruhig zur Tür hinaus und zwar zweibeinig, was aber keinerlei Aufsehen erregt.
Das ist doch mehr als eindeutig!
Also, wenn ich der gestrandete Alien gewesen wäre, hätte ich jetzt schleunigst Katzenpanier gegeben und mich aus dem Staub gemacht; aber nein, der Kater tut tatsächlich alles, um das gegebene Versprechen auch einzulösen - und das garantiert nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit mit dem Einfaltspinsel; nein, er verfolgt gewiss eigene Interessen und diese zum eigenen Vorteil.
Im Land herrschte ein wohlbeleibter König, der nichts so gerne aß wie Rebhühner; das hatte sich im Laufe der Zeit unter den Tieren wohl herumgesprochen, denn seit geraumer Zeit konnte kein Jäger sie mehr auftreiben und dem König servieren. Die schlauen Tiere hielten sich mitten im tiefsten Wald versteckt und ließen sich nicht blicken. Für den noch gewitzteren Kater aber ein gefundenes Fressen, denn er gedachte die Tiere zu überlisten und in die Falle zu locken. Er legte das Korn als Köder aus, der direkt in den dunklen Sack führte, und sich selbst auf die Lauer. Und siehe da, die dummen Vögel hüpften in ihrer Gier tatsächlich einer nach dem anderen in den Sack - und schon zog der Kater ihn zu. Und mit diesem Gastgeschenk auf den Schultern verschaffte er sich Zutritt zum Königspalast und gab vor, diese Gabe käme von einem gewissen Graf Soundso, womit er seinen armen Besitzer meinte. Der gefräßige König war natürlich hocherfreut und gestattete dem Kater im Überschwang des Speichelflusses, den Sack als Revanche mit Gold zu füllen. Schwerbeladen kehrte der Kater zum Müllersohn zurück.
Raffiniert - die Nummer hätte von Alf stammen können. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Was hat dieser abgefeimte Trickster von Alien eigentlich vor? Jetzt hat er sich schon ein riesiges Vermögen ergaunert und bleibt immer noch am Schauplatz seiner Hochstapelei, anstatt sich mit seiner Beute zufriedenzugeben und zu verschwinden. Anscheinend hat er größere Ambitionen, und richtig .
Der Müllersohn ist genauso durcheinander und überrumpelt angesichts des unerwarteten Reichtums, besonders als der Kater verspricht, am nächsten Tag erneut seine Stiefel anzuziehen und in seinem Sinne tätig zu werden; wie soll er dazu nein sagen können? Also macht sich der gestiefelte Kater am nächsten Tag erneut auf die Jagd und bringt dem König wiederum einen wohlgefüllten Sack ins Schloss und einen ebenso prallen in die Behausung des Müllersohnes zurück. So geht das Tag für Tag, bis sich der Kater das Vertrauen des Königs ganz erschlichen hat und im Palast wie selbstverständlich ein und ausgeht. Dabei überhört er ein Selbstgespräch des Kutschers, der verrät, dass die Prinzessin am nächsten Tag zum See gefahren werden möchte. Auf diese Gelegenheit hat der Kater nur gewartet, denn schon hat er einen neuen Plan parat, wie er seinem Herrn zu hohem Ansehen verhelfen kann.
<Wenn du ein Graf werden willst, so musst du mit mir zum See gehen und darin ein Bad nehmen>, drängte der Kater ohne weitere Erklärung. Der Müllersohn wusste zwar nicht, wie ihm geschah, doch er fügte sich widerspruchslos den Anordnungen, was sich für ihn bislang ausgezahlt hatte. Er folgte seinem Tier und sprang dann nackt in die Fluten, worauf der Kater seine alte Kleidung versteckte. Kaum kam der König mit der Prinzessin in der Kutsche vorbei, tritt die Katze in Aktion und läuft ihnen lamentierend entgegen. Angeblich hätten Räuber die Kleidung des vermeintlichen Grafen gestohlen, so dass er sich nun nicht mehr aus dem Wasser trauen könne und sogar zu erkranken drohe, wenn er noch länger in der Kälte bleibe. Der König war darüber so bestürzt, dass er sofort vom Schloss kostbare Ersatzgewänder für den jungen Grafen holen ließ und ihn dann sogar mit der Kutsche zu seinem Hof fuhr, was auch der Prinzessin angenehm war.
Was für eine durchtriebene Inszenierung - das kann nur ein Außerirdischer vollbringen, also jemand, der haushoch über der menschlichen Kultur steht und Menschen wie Schachfiguren beliebig dirigiert. Doch das...