Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Am 2. Juni 2014 lag mein Leben in Trümmern. Bei meiner Mutter war kürzlich Krebs im Endstadium diagnostiziert worden, sie hatte nur noch drei Monate zu leben. Ich erlitt an diesem Morgen meine dritte Fehlgeburt, und mein Mann verließ mich. Was er mir am Telefon mitteilte.
Zunächst hatte er mir eine Nachricht geschrieben. Ich saß mit meinem Hund draußen auf der Bank vor unserem Haus und ahnte schon, dass etwas nicht stimmte. Obwohl ich am Morgen davon aufgewacht war, was mir meine Gynäkologin als Fehlgeburt bestätigte, hatte ich seitdem nichts mehr von meinem Mann gehört. Die ganze Zeit hatte ich das ungute Gefühl, dass er mich verlassen würde. Um 17 Uhr schrieb er mir dann endlich eine Textnachricht, in der nur stand: »Ich bleibe ein paar Tage bei meinen Eltern.«
Panisch rief ich ihn an. Zum Glück nahm er ab. Die nächsten 20 Minuten gehören zu den schlimmsten Momenten meines Lebens. »Wir sind einfach nicht auf derselben Wellenlänge, Jillian«, sagte er, wie ich mich erinnere.
»Was!? Was zum Teufel meinst du damit? Du kommst einfach nicht mehr nach Hause? Ich blute ohne Ende, weil ich einen Abgang hatte, und du gehst einfach?« Zu diesem Zeitpunkt lief ich auf der Straße auf und ab und fühlte mich wie eine Verrückte - wahrscheinlich sah ich auch so aus.
Mir war bewusst, dass wir beide Probleme hatten - so richtige. In den vergangenen beiden Jahren hatte ich mich extrem reingehängt, um ihn davon zu überzeugen, dass ich liebenswert sei. Insgeheim schwante mir, dass er imstande war, mich von heute auf morgen zu verlassen. Und tief in mir wünschte ich mir wohl auch, dass dieses Ehemartyrium ein Ende hätte. Doch zu gehen war nie eine Option. Dazu hatte ich zu viel Angst vor dem Alleinsein.
Mein Mann kam nie mehr nach Hause zurück.
Für mich brach eine Welt zusammen. Dieser 2. Juni markiert nicht nur das Ende meines Lebens, wie ich es bis dahin kannte, sondern auch den Beginn meiner Reise, um herauszufinden, was zum Teufel nötig ist, um eine gesunde und dauerhafte Beziehung zu führen. Was ich dabei lernte, überraschte mich. Es hat sehr wenig mit Glück, dem Universum, dem Alter oder auch nur damit zu tun, ob man ein guter Mensch ist. Dagegen alles mit der Beziehung, die wir zu uns selbst haben. Ich lernte, dass wir Verantwortung übernehmen müssen, wenn wir eine bedeutungsvolle Beziehung voller Verbundenheit, Sicherheit und Intimität haben wollen. Ich lernte, dass eine Beziehung wie ein Spiegel ist: Sie reflektiert unsere Beziehung zu uns selbst.
Es geht hier nicht um Scham oder Selbstvorwürfe. Ich möchte, dass du dich stark fühlst und weißt, dass du den Schlüssel zu den gewünschten Veränderungen in deinem Liebesleben selbst in der Hand hast. Und zwar auch dann, wenn du denkst, dass du gerne klammerst, Nähe eher meidest oder wenn du dich mit einem anderen persönlichen Problem herumschlägst. Du kannst eine gesunde Beziehung führen. Es ist nicht so, dass an dir etwas nicht stimmt oder du dazu verdammt bist, für immer allein zu bleiben oder kein Glück in der Liebe zu haben. Du musst dich nicht von deinem Bindungsstil oder deiner Vergangenheit einschränken lassen. Hier geht es darum, eine Veränderung herbeizuführen.
Als ich meinen Ex-Mann kennenlernte, hielt ich mich für reif und bereit für eine wirklich liebevolle und bewusste Partnerschaft. Immerhin machte ich seit zwölf Jahren Yoga und unterrichtete es seit acht Jahren auch selbst. Ich hatte mehrere Beziehungen hinter mir, darunter leider auch eine missbräuchliche Beziehung, mit der ich mich aber auseinandergesetzt und die ich verarbeitet hatte. Eine Therapie hatte ich ebenfalls schon gemacht. Mein Vater und unsere Beziehung saßen mir allerdings wie ein Stachel im Fleisch (dazu später mehr), doch von diesem Stachel nahm ich an, er würde nie verschwinden, und hatte entsprechend gelernt, damit umzugehen. Ich hatte eine genaue Vorstellung davon, wie eine Beziehung auszusehen hat: Man findet die Person, bei der man Schmetterlinge im Bauch spürt, stellt sicher, dass sie einen gut behandelt, und wenn man dann heiratet, hat man einen Gefährten fürs Leben.
Meine Ehe dauerte zwei schmerzvolle Jahre. Es stellte sich heraus, dass es nicht ausreichte, eine intelligente, intuitive und freundliche Yogalehrerin mit Therapieerfahrung zu sein. Ich hatte durchaus einige Schwächen, und trotz meiner ganzen Studien über die Verbindung von Seele und Körper und mit dem Bewusstsein, dass ich eine problematische Beziehung zu meinem Vater gehabt hatte, war mein Liebesleben inzwischen die reinste Katastrophe. Und genau das motivierte mich, in Bereiche von mir einzutauchen, denen ich bislang keine Beachtung geschenkt hatte - einschließlich meiner Gefühle, meiner Überzeugungen, meiner Ängste und meines Verhaltens.
In meinem Beziehungsplan fehlte ein wichtiger Aspekt: Die Beziehung zu uns selbst ist die wichtigste Beziehung, die wir je haben werden, und wir müssen ständig daran arbeiten, um die Barrieren zu durchbrechen, die uns von wahrer emotionaler Intimität mit einem anderen Menschen abhalten. Die wertvollste Lektion über Beziehungen, die ich in meiner Ehe gelernt habe, ist, dass keine Beziehung eine Chance hat, zu funktionieren, wenn wir nicht in uns gehen und die notwendige Selbstprüfung vornehmen. Verbessern wir unsere Beziehung zu uns selbst, verbessern wir damit auch unsere Beziehung zu anderen. Das ist eine absolute Wahrheit.
Ich helfe Menschen jetzt schon seit über 20 Jahren dabei, ihre Beziehungen zu sich selbst und anderen zu heilen. Mein Weg zu meinem Beruf als Beziehungscoach begann an einem vielleicht überraschenden Ort: auf der Yogamatte. Und meine Reise als Yogalehrerin wiederum begann in New York City, wo ich in einem der beliebtesten Studios der Stadt arbeitete. Ich unterrichtete dort Gruppen, aber auch einzelne Personen, Paare und Familien. Ich half Menschen, ihre Schmerzen zu heilen. Bei manchen waren es Schulterschmerzen, bei anderen Rückenschmerzen oder eine Zerrung des Oberschenkels. Doch bei allen war auch emotionaler Schmerz mit im Spiel.
Unsere Lebensqualität wird überwiegend von unseren täglichen Gewohnheiten und Verhaltensmustern bestimmt. Wir haben Gewohnheiten, die für Stabilität und Gesundheit sorgen, wie zum Beispiel das Zähneputzen, Baden, das Zubettgehen und Aufwachen zu bestimmten Uhrzeiten, Wassertrinken über den Tag verteilt, gutes Essen und der Gang ins Fitnessstudio. Auch in unseren Beziehungen gibt es Gewohnheiten, wie etwa das wöchentliche Familienessen, die morgendliche Umarmung und der morgendliche Kuss, den wir unseren Partnern oder Ehepartnerinnen geben, die Treffen mit Freund:innen an bestimmten Tagen in der Woche, tägliche Nachrichten an liebe Menschen und soziales Engagement. In den meisten Fällen sind unsere Gewohnheiten darauf ausgerichtet, unsere Bedürfnisse nach Stabilität, Verbundenheit und - für manche mehr als andere - nach Spaß zu befriedigen.
Zusätzlich zu unseren täglichen und wöchentlichen Routinen haben wir alle körperliche Gewohnheiten, die unsere Physiologie beeinflussen. Ich sehe oft Menschen mit hängenden Schultern und nach vorne und unten geneigtem Kopf und Nacken. Die Ursachen dafür sind übermäßiges Grübeln und Sorgen (eine Epidemie in der westlichen Kultur) und dass wir ständig am Handy hängen.
Häufig ist es auch ein Anzeichen für Depressionen, Angstzustände oder Fatigue. Im Yogaunterricht lernen wir, dass der Körper nicht nur das Fenster zu unserem emotionalen Zustand ist, sondern dass wir unseren emotionalen Zustand auch durch den Körper verändern können. Sprich, dass wir zusammen mit der Atmung durch gezielte Bewegung Körper und Geist trainieren können, um mehr Ausgeglichenheit, Kraft und Frieden zu finden.
Als Yogalehrerin hatte ich drei Gaben: Erstens konnte ich das körperliche Muster meines Gegenübers fast sofort erkennen; zweitens konnte ich die emotionale Entsprechung (wie etwa Stress oder Sorgen) ausmachen, und drittens konnte ich meinen Schüler:innen klar und verständlich beibringen, wie sie ihr Muster durchbrechen und durch ein neues ersetzen können, das ihrem Körper und damit auch ihrem Leben zu mehr Leichtigkeit verhilft.
Besonders erhellend war es, Paare in Yoga zu unterrichten. Den Stress eines Paares konnte ich oft schon innerhalb der ersten zehn Minuten einer Paarstunde sehen und spüren. Sie waren nicht bei der Sache und unkonzentriert. Manchmal stritten sie sich in meiner Gegenwart sogar. Und dennoch lagen sie nach der Stunde in der abschließenden Yogastellung Shavasana ausnahmslos nebeneinander, tief entspannt und Hand in Hand. Das Unterrichten und Praktizieren von Yoga hat mir gezeigt, dass sich unsere Beziehungen verbessern, einschließlich der Beziehung zu uns selbst, wenn wir uns wohler fühlen. Allerdings ahnte ich nicht, dass ich mich dadurch, dass ich anderen beibrachte, mit ihren Schmerzen umzugehen und sich in ihrem Körper besser zu fühlen, allmählich auf eine Reise vorbereitete, von der ich niemals im Leben gedacht hätte, dass ich sie einmal antrete.
Ich fing Beziehungscoaching in derselben Community an, in der ich Yoga unterrichtete. Mir war klar, dass Tausende von Übungsstunden nötig sind, um mir eine neue Fertigkeit anzueignen, und ich wollte keine Zeit verlieren. Wollte es darin zur Meisterschaft bringen. Wollte sehen, wie ich so schnell wie möglich eine Expertin darin werden konnte, und ich wusste, dass das nur zu schaffen war, wenn ich mit so vielen Menschen wie möglich arbeitete.
Meine eigenen Erfahrungen mit der Paartherapie hatten mir nichts gebracht, und zwar...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.