Schweitzer Fachinformationen
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Um ihren Traum zu verwirklichen und Bühnenbildnerin zu werden, zieht die 18-jährige Alexandra aus ihrem kleinen Heimatort nach München. Zunächst fällt es ihr schwer, Anschluss zu finden, doch in der Theaterschreinerei des Gärtnerplatztheaters trifft Alex auf den 19-jährigen Tobi, der gerade sein IT-Studium geschmissen hat und dort nun als Aushilfe arbeitet. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, und es beginnt sogar zwischen ihnen zu knistern. Aber dann kommt es zu einem Zwischenfall, und die Funken gefrieren zu Eis. Erst nach und nach merken sie, dass sie vielleicht beide einen Fehler begangen haben. Bekommt ihre Liebe eine zweite Chance?
Lieber Montag, wir müssen reden.
Als ich meinen Koffer auf dem hellen Laminatboden abstelle, hallt das dumpfe Geräusch an den kargen weißen Wänden wider. Meine eigenen vier Wände. Zwar ist es nur ein Wohnheimzimmer mit kleinem Bad und ohne Küche, dennoch fühlt sich dieser Schritt größer an als jeder andere zuvor. Auch wenn meine Familie nur zwei Stunden von München entfernt wohnt, sind es zwei Stunden zu viel. Zu viel, um täglich zu pendeln, und zu viel, um sie täglich in die Arme zu schließen. Diese Erkenntnis musste ich mir schweren Herzens eingestehen, nachdem ich während meines Berufsgrundschuljahres diese lange Fahrtstrecke in Kauf genommen habe, um bei meiner Familie und meinen Freunden bleiben zu können. Erst habe ich die Kosten und die Zeit ignoriert, die für lange Bahnfahrten draufgegangen sind, aber irgendwann habe ich es nicht mehr geschafft, die Augen zu verschließen. Schließlich habe ich mich doch dafür entschieden, für meine Ausbildung nach München zu ziehen. Durch den frühen Arbeitsbeginn in der Schreinerei war es auch nicht möglich, den Umzug weiter aufzuschieben.
Einen Moment stehe ich einfach nur vor meiner geschlossenen Zimmertür und lasse die einsame Stille auf mich wirken. Das schlichte weiße Bett und einen dazu passenden kleinen Schreibtisch habe ich bereits letztes Wochenende mit Papa aufgebaut. Den Rest werde ich nach und nach kaufen oder selbst bauen. Ich gehe langsam durch den Raum und lasse mich auf die Bettlaken fallen. Bei der Aussicht darauf, heute nicht nach Hause zu fahren, zurückzukehren in ein Haus voller Leben und Vertrautheit, bildet sich ein Kloß in meinem Hals. Eine Träne stiehlt sich meine Wange hinab, und ich wische sie schnell mit meinem Pullover-Ärmel weg.
Ich will nicht weinen und Heimweh haben. Ich will mich nicht fragen, ob ich das hier bereuen werde. Immerhin habe ich mich selbst für den Umzug nach München entschieden, also muss ich mir nun beweisen, dass diese Entscheidung richtig war.
Ich seufze schwer und stemme mich vom Bett wieder nach oben. Ein paar Kartons, die ich letzte Woche mit Papa hergefahren habe, kann ich heute bereits auspacken, denn zumindest die Unterlagen für meine Lehre zur Schreinerin werde ich im Schreibtisch verstauen können. Andere Kartons, in denen sich meine Büchersammlung und meine Kleidung befinden, müssen noch ein paar Wochen auf ihren großen Auftritt warten. Ich drehe mich einmal im Kreis und lasse den Blick über die spärliche Einrichtung schweifen. Es ist eine Menge zu tun. Doch genau das wird mich die nächste Zeit davon abhalten, zu viel nachzudenken.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit, kopfüber in den Umzugskisten zu wühlen und für so viele meiner Sachen wie möglich ein Plätzchen zu finden. Nachdem ich mein Badezimmer vollständig eingeräumt habe, knurrt mein Magen vorwurfsvoll, und ich beschließe, es für heute gut sein zu lassen.
In der Gemeinschaftsküche, gleich gegenüber meiner Zimmertür, mache ich mir in der Mikrowelle das Kartoffelgratin warm, das mir Mama in einem Glasbehälter mitgegeben hat. Während ich ungeduldig mit den Fingern auf die dunkle Holzimitat-Arbeitsfläche der Küche tippe, starre ich auf das Display und warte, dass die vier Minuten endlich vorbei sind.
03:02
Ich habe bisher niemanden hier im Wohnheim kennengelernt und möchte heute Abend auch noch nicht damit starten. Ich will mich nur ins Bett legen, mir Serien auf dem Laptop reinziehen und das letzte Stückchen Heimat essen, das mir geblieben ist. Irgendwo höre ich eine Tür ins Schloss fallen.
02:31
Über das Wochenende fahren viele Leute nach Hause, darauf hat mich bereits die Hausverwaltung aufmerksam gemacht. Aber Sonntagabend trudeln sie alle wieder ein. Auszubildende und Studierende. Nur bitte nicht genau jetzt.
01:10
Fast geschafft. Ich werde mir mein Essen schnappen und mich einsperren. Und dann gibt es nichts, außer mir und ...
»Hey, dich habe ich hier noch nicht gesehen.«
Ich stöhne innerlich und drehe mich langsam um. Im Türrahmen steht ein schwarzhaariger Junge. Einen halben Kopf größer als ich, schmale braune Augen und einen dunklen Bartschatten auf den Wangen. Hinter mir ertönt das Piepen der Mikrowelle. Leider zu spät.
»Weil ich erst seit heute hier wohne«, bestätige ich seine Feststellung und versuche zu lächeln. Mein Kloß im Hals macht es mir nicht einfach.
Auf seinem Gesicht breitet sich ebenfalls ein Lächeln aus. »Cool. Wie heißt du?«
»Alex. Und du?«
»Sebastian. Ich wohne da hinten, gleich neben dem Eingang.« Er deutet mit dem Daumen nach links.
Ich schmunzle. »Ah, die First Row.«
Er lacht. »Ja, sozusagen. In der Nacht ein echter Vorteil.«
Ich drehe mich wieder um und hole mein dampfendes Kartoffelgratin aus der Mikrowelle. Das Glas des Behälters ist verdammt heiß, und ich ziehe die Ärmel über meine Hände, damit ich mich nicht verbrenne.
»Was studierst du?«, fragt Sebastian.
»Ich studiere nicht, ich mache eine Ausbildung zur Schreinerin. Im Theater«, füge ich hinzu. »Ich will Bühnenbildnerin werden.«
Er mustert mich interessiert. »Wow, eine Handwerkerin. Klingt total spannend.«
Ich lege den Kopf schief und beobachte ihn prüfend. Zeigt er ernsthaftes Interesse an meiner Ausbildung, oder ist er nur neugierig auf die Neue? »Und du?«, frage ich.
Er wirft sich in die Brust. »Ich studiere BWL im zweiten Semester.«
»Und gefällt's dir?« Eine reine Höflichkeitsfrage, denn der herzhafte Duft des Kartoffelgratins kitzelt ungeduldig in meiner Nase.
»Joa, läuft ganz gut«, antwortet Sebastian, grinst mich an, ohne aber weiterzusprechen.
»Hm.« Ich räuspere mich, als die Stille immer länger anhält. »Na dann, Sebastian, man sieht sich«, sage ich freundlich und drücke mich an ihm vorbei.
»Basti«, verbessert er mich. »Ich freu mich drauf!
Als vor über einem Monat endlich der praktische Teil meiner Ausbildung begonnen hat, dachte ich, von nun an könnte ich jeden Tag die in der Berufsschule erlernten Techniken anwenden und spannende Projekte umsetzen. Denn nach einem langen Jahr Theorie war ich heiß darauf, in der Werkstatt anzupacken.
Doch wieder beginnt ein Montag damit, dass eine undankbare Aufgabe die nächste jagt und mir kaum Gehirnschmalz abverlangt. Sozusagen das Kaffeekochen in Handwerkssprache.
Ich puste mir eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht, während ich die neue Ware einsortiere, die erst vor einer halben Stunde in die Schreinerei geliefert wurde. Schwere Holzplatten, eine nach der anderen. Ich erkenne das stabile Holz des Ahornbaums, die deutliche Maserung der Eiche, die helle Fichte und frage mich, zu welchem Möbelschmuckstück sie bald verarbeitet werden. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich daran teilhaben werde. Ich keuche, als ich die Platten auf den Hubwagen hieve, um sie in unser geräumiges Lager zu schaffen. Dabei schiele ich hin und wieder in den Aufenthaltsraum zu meinen Kollegen, die gerade dabei sind, im Zuge der sogenannten Werkstattabgabe ein neues Projekt zu diskutieren, also wie es durch die Schreinerei technisch umsetzbar ist und welche Materialien dafür notwendig sind. Diesen Arbeitsschritt kenne ich bisher nur aus der Theorie, und ich würde zu gerne mithören, um vielleicht etwas Neues zu lernen. Zehn Minuten später liefere ich die nächste Platte im Lager ab, und auf dem Rückweg nehme ich all meinen Mut zusammen.
»Kann ich irgendwie helfen?«, frage ich meinen Ausbilder Paul.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sieht er auf, leicht verwirrt wirft er einen Blick auf meine leeren Arme. »Ist die Lieferung denn schon verräumt?«
»Nein, aber ich dachte ...« Der zweite Teil des Satzes verliert sich in den Tiefen meiner Zurückhaltung. »Ich bin gleich fertig.«
»Respekt.« Er nickt anerkennend und tippt auf seinen Bizeps. »Für eine Frau bist du echt fix.«
»Äh, ... danke?«, antworte ich, weil ich nicht weiß, wie ich sonst auf dieses fragwürdige Kompliment meines Ausbilders reagieren soll. Will er damit andeuten, ich sei körperlich stärker als der Durchschnitt meines Geschlechts, aber im Vergleich zu Männern - egal, ob schwach oder stark - immer noch zu schwach? Ja, vielen Dank auch.
Ohne einen Blick zurück trotte ich wieder zu den Holzplatten.
Der Tag hat bereits bescheiden begonnen, als ich verschlafen, mir daraufhin in meiner Panik den großen Zeh an der Badezimmertür angehauen habe und dann noch feststellen musste, dass natürlich genau heute die U-Bahnen wegen irgendeiner Störung nur im Zwanzig-Minuten-Takt fuhren. Die schweißtreibende und wenig lehrreiche Azubi-Aufgabe konnte meine Laune danach kaum bessern. Warum wundere ich mich? Es ist Montag, da kommt alles zusammen. Auch Pauls Kommentar könnte ich einfach unter »Wochenstart« abheften, aber irgendwie ärgert er mich mehr als mein defekter Wecker, die Badezimmertür, die Betriebsstörung der...
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