Schweitzer Fachinformationen
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Mit Tränen in den Augen lächelt er mich an, während ich mein feierliches Gelübde spreche:
»Ich, Laura Rose Smythson, nehme dich, Matthew Christopher Perry, zu meinem rechtmäßig angetrauten Ehemann. Ich will dich lieben und ehren, von diesem Tage an .«
Ich dachte, ich würde nie wieder so für einen Mann empfinden. Nicht nachdem Will, meine erste große Liebe . Nicht nach dem Kummer und der Trauer, der nur allmählichen Erholung . Dann lernte ich Matthew kennen, und ich wusste sofort, dass mein Herz für immer ihm gehören würde: meinem perfekten, wundervollen, mich anbetenden Matthew.
Und dann wache ich auf. Und ich erinnere mich daran, dass er nicht perfekt ist. Er ist so weit davon entfernt, perfekt zu sein, dass mir eigentlich das Herz stehenbleiben müsste, so weh tut es.
»Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe«, entschuldigt sich meine Freundin Marty neben mir, während sie energisch mit einer Papierserviette über einen feuchten Fleck auf ihrer Jeans reibt. »Bridget hat mit ihrem fetten Hintern meinen blöden Cocktail umgeworfen«, murrt sie, während ich allmählich wach werde. Ich sehe zu Bridget, die, halb auf dem Sitz zusammengerollt, mit dem Gesicht zum Fenster tief und fest schläft, und deren anstößiger Hintern alles andere als fett ist. Noch immer halb in meinem Traum - oder besser gesagt, in meinem Albtraum - gefangen, bücke ich mich und ziehe meine Tasche unter dem Sitz vor mir hervor. Wenigstens an Taschentücher habe ich gedacht. Meinen Pass hätte ich vergessen, wenn Marty mich nicht daran erinnert hätte.
»Danke«, sagt Marty, als ich meine Taschentuchvorräte hervorhole, um den verschütteten Gin Tonic auf dem Klapptisch aufzuwischen. »Wie geht's dir?« Mitfühlend sieht sie mich über den Rand ihrer rubinroten Brille an.
»Nicht«, warne ich sie, aber es ist schon passiert. Der Kloß sitzt wieder fest in meinem Hals.
»Tut mir leid, tut mir leid. Hier, trink, schnell!«, sagt sie hastig, ehe ich wieder losheulen kann. Ich nehme ihren Gin Tonic - oder das, was davon übrig ist - und stürze ihn in einem Schluck herunter. »Denk an was Schönes!«, drängt sie mich. »Denk an die Sonne! Denk ans Meer! Denk an die Cocktails am Meer und an die ganzen scharfen Typen!«
Verärgert über den Lärm, seufzt Bridget vernehmlich, noch immer mit dem Rücken zu uns.
Marty sieht mich mit geschürzten Lippen an, und ich ahme sie nach. Die Tränen sind in Schach gehalten. Fürs Erste.
»Laura? Möchtest du noch einen?«, flüstert meine Freundin vernehmlich, und ehe ich antworten kann, betätigt sie schon den Rufknopf an ihrer Armstütze.
»Klar, warum nicht?« Ich nicke.
»Ich auch«, sagt sie, wie erwartet. »Warum auch nicht, wo sie doch gratis sind und so.«
»Alles in Ordnung bei Ihnen?«
Wir sehen die Stewardess an, die neben uns im Gang steht.
»Könnten wir bitte noch zwei von denen bekommen?«, fragt Marty.
»Gin Tonic?«, fragt die Stewardess frostig.
»Genau die«, erwidert Marty leutselig und fügt leise »hochnäsige Kuh« hinzu, sobald die Frau ihr den Rücken zugekehrt hat. »Also, wenn wir ankommen, holen wir nur schnell das Auto ab und fahren gleich rauf nach Key West.«
»Runter«, berichtige ich sie. Ihre Geographie-Kenntnisse sind vermutlich auf dem Niveau einer Siebenjährigen, was witzig ist, wenn man bedenkt, dass sie Reisekauffrau ist.
»Von mir aus. Du willst doch nicht heute Nachmittag noch nach Miami, oder? Ich weiß, dass Bridget unbedingt dahinwill, aber wir können ja einen Tagesausflug machen.«
»Es sind sechs Stunden hin und zurück«, rufe ich ihr in Erinnerung.
»Na ja, wir könnten einmal da übernachten oder es uns auf der Rückfahrt ansehen. Was meinst du?«
»Klar«, erwidere ich. »Ich werde froh sein, wenn wir im Hotel sind und .«
»Und die Badeklamotten anziehen und an den Strand Schrägstrich die Bar gehen«, beendet sie den Satz an meiner Stelle, obwohl ich das gar nicht sagen wollte.
»Wir könnten zuerst auspacken«, schlage ich vor.
»Nein. Nein«, sagt sie energisch. »Du packst nicht aus. Diesmal nicht. In diesem Urlaub wirfst du deine Vorsicht mal über Bord. Diesmal wird nicht erst ausgepackt, und es werden auch keine Reiseführer gewälzt oder Einkaufslisten geschrieben oder so was. Das lasse ich nicht zu.«
Ich verdrehe die Augen und bedanke mich bei der Stewardess, die uns unsere Drinks reicht.
Bridget rührt sich auf ihrem Sitz neben Marty und wirft die welligen, halblangen braunen Haare über die Schulter, während sie vergeblich versucht, eine bequeme Position zu finden. Es ist ein langer Flug, und wir sind früh aufgestanden.
»Hast du überhaupt geschlafen?«, frage ich Marty leise.
»Nein. Ich schlafe am Strand. Prost.«
Wir stoßen an. Vor meinem inneren Auge schiebt sich Matthews Gesicht in den Vordergrund. Ich zucke zusammen und trinke hastig einen Schluck.
»Hör auf, an ihn zu denken«, fährt Marty mich an.
»Wenn ich das nur könnte«, erwidere ich. Ich nehme ihr ihren Ton nicht übel. Hauptsache kein Mitgefühl.
Sie wechselt das Thema. »Wie lange noch bis zur Landung?«
Ich sehe auf die Uhr. »Zwei Stunden.«
»Das reicht gerade, um einen Film anzusehen.«
»Guter Plan«, stimme ich zu.
Sie zieht das Programm aus der Sitztasche vor sich und drückt dann erneut den Rufknopf.
»Du hast doch noch gar nicht ausgetrunken!«, rufe ich.
Sie kichert wie ein unartiges Schulmädchen. »Ich weiß. Ich habe gedacht, ich frage die hochnäsige Kuh mal, ob sie auch Popcorn hat .«
Martys großen Worten zum Trotz dauert es nicht lang, bis sie auf dem Beifahrersitz unseres gemieteten roten Chevy Equinox tief und fest schläft. Bridget fährt, und darüber bin ich froh, denn kaum haben wir den Flughafenparkplatz verlassen, da haben wir auch schon zwei Beinahe-Zusammenstöße - die Autofahrer hier scheinen alle ein bisschen zu spinnen. Gut, dass ich nicht fahren muss.
Wir entfernen uns auf einer langen, breiten, geraden Straße von Miami in Richtung Florida Keys. Ich sehe aus dem Fenster und betrachte die dicken Palmen, die man auf dem Mittelstreifen gepflanzt hat. Es ist ein heller sonniger Nachmittag, und in einem seltenen erhebenden Augenblick will ich die Sonnenbrille aufsetzen, aber dann fällt mir ein, dass ich sie in den Koffer gepackt habe, und ich kann mich nicht einmal dazu aufraffen, mich darüber zu ärgern. In letzter Zeit fällt es mir schwer, irgendetwas wichtig zu nehmen.
Im Radio läuft Jessie J, und Bridget dreht die Lautstärke auf. Seit Marty eingenickt ist, haben wir kaum zwei Worte gewechselt. Wir sind keine Freundinnen.
Das klingt falsch. Was ich meine, ist, sie ist Martys Freundin, nicht meine. Damit will ich nicht sagen, dass ich sie nicht mag. Ich mag sie. Gewissermaßen. Aber Marty und ich sind seit der Kindheit beste Freundinnen. Bridget ist erst dazugekommen, als Marty Anfang zwanzig war und die beiden in London eine Wohngemeinschaft hatten. Sie sind gute Freundinnen, aber keine alten Freundinnen. Was die Länge der Freundschaft angeht, gewinne ich. Und ja, es fühlt sich an wie ein Wettbewerb.
Bei diesem Urlaub war ich eigentlich nicht mit von der Partie. Bridget ist Reiseschriftstellerin, Marty, wie bereits erwähnt, Reisekauffrau, und die beiden hatten diesen Urlaub verabredet, lange bevor ich des Weges kam und alles ruinierte.
Das ist nicht ganz richtig. Marty hat mich eingeladen. Und Bridget konnte schlecht nein sagen, angesichts des 20. Oktobers.
Der 20. Oktober. Das Datum meines Junggesellinnenabschieds, das Datum von Matthews Junggesellenabschied, das Datum, das erst vor zwei Wochen in einer seiner Facebook-Nachrichten auftauchte:
Bist du der Matthew Perry, der am 20.10. im Elation war?
»Da ist es!«, unterbricht Bridget meine düsteren Gedanken mit einem ausgelassenen Ruf. Ehe Marty einschlief, forderte sie uns zu einem Wettbewerb heraus, wer zuerst das Meer erblicken würde. Bridget meint, sie hätte gewonnen.
»Das ist aber nicht das Meer, oder?«, melde ich mich zweifelnd vom Rücksitz, obwohl ich meine, Salzwasser zu riechen, sogar durch die geschlossenen Fenster. »Das ist eine Lagune.«
»Eine Lagune .« Im Profil betrachtet, wirkt Bridget nachdenklich. »Weißt du, ich habe dieses Wort noch nie laut ausgesprochen.«
»Ich auch nicht, wenn ich's mir recht überlege.«
»Gibt wohl nicht viele Lagunen in London.« Da leben wir nämlich. »Oder überhaupt in England«, fügt sie hinzu. »Wahrscheinlich in ganz Europa nicht. Mangroven!«, ruft sie dann aus und reißt die blauen Augen auf, während sie mich im Rückspiegel ansieht. »Wachsen die nicht in Sümpfen?«
Ich lache. »Ich habe keine Ahnung. Aber ob Sumpf oder Lagune, das Meer ist das jedenfalls nicht.«
»Ich gewinne trotzdem«, sagt sie in einem Ton, von dem ich glaube, dass er nur gespielt ernst ist. Vielleicht ist sie ehrgeiziger, als ich dachte.
Wir fahren an einer Palmenfarm zu unserer Linken vorbei, und zu unserer Rechten liegt ein buntes Sammelsurium von Einfamilienhäusern mit Booten in den Gärten.
Ich kann kaum noch die Augen offen halten, aber es käme mir mies vor, Bridget im Stich zu lassen. Sie mag sich das Steuerrad geschnappt haben, um vorn neben Marty sitzen zu können, aber das nehme ich ihr nicht übel. Ich will bloß nicht, dass sie am Steuer einschläft und uns alle umbringt - auch wenn ich mir im Moment kaum vorstellen kann, wie ich die Demütigung überleben soll, die mein Ehemann mir antut.
»Da!«, schreit...
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