Schweitzer Fachinformationen
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»Da bist du ja!«, ruft meine Literaturagentin Sara zur Begrüßung, und ihr Lächeln strahlt um hundert Watt stärker als bei unserer letzten Begegnung im Februar. »Danke, dass du gekommen bist.« Sie dirigiert mich zu einem Platz. »Wie läuft's so? Wie ich sehe, hast du bei Twitter jetzt die Zehntausend-Follower-Marke geknackt!«
»Ja, seit letzter Woche. Und die Kommentare zum letzten Posting toppen alles.«
»Ging's um das Wiedersehen mit Gabriel?«
»Ganz genau.«
»Oh, davon war ich auch hin und weg!«
»Gut so.« Ich grinse. »Der Trip nach Brasilien hat mich schließlich eine ganze Stange Geld gekostet.«
Sie lacht. »Es klang ja so, als hättest du bei ihm gerade noch mal die Kurve gekriegt. Was für ein chauvinistisches Schwein! Wie viele Kinder hat er gleich wieder?«
»Neun. Seine arme Frau tut mir echt leid.«
»Die hat jedenfalls alle Hände voll zu tun. Haben sich die Kinder wirklich so unmöglich benommen, wie es klang?«
»Bestimmt haben sie auch ihre guten Tage«, erkläre ich huldvoll und frage mich, wieso ich eigentlich hier bin.
Drei Monate sind seit unserem letzten Treffen vergangen, bei dem ich Sara eine Buchidee vorstellte, die allerdings längst nicht so gut ankam, wie ich gehofft hatte.
Ich weiß noch genau, wie sie mich aufmerksam ansah und dann sagte: »Sorry, Bridget, aber als du mich um ein Treffen gebeten hast, dachte ich, du würdest mir ein Buchkonzept über deine Reisen um die Welt präsentieren und nicht eine Geschichte über deine Erfahrungen mit der Männerwelt.«
Das war durchaus nachvollziehbar. Schließlich bin ich eine renommierte Reiseschriftstellerin.
»Ich hab ja auch vor, die Leser auf eine Reise mitzunehmen«, sagte ich mit einem, wie ich hoffte, gewinnenden Lächeln. »Wir werden gemeinsam um den ganzen Erdball reisen. Allerdings wird uns diese Reise, nun ja, zu all den Männern führen, in die ich jemals verliebt war, wobei die Reiseschriftstellerei natürlich im Vordergrund stehen wird. Letzten Endes wird dieses Buch allerdings von der Liebe handeln.«
»Reden wir hier wirklich von Liebe?« Sie grinste süffisant. »Du bist vierunddreißig und behauptest, bis über beide Ohren in zwölf Männer verliebt gewesen zu sein? Waren manche davon nicht einfach nur Urlaubsromanzen oder One-Night-Stands?«
Ich winkte ab. »Klar, die gab's natürlich auch. Sollte mir der Stoff ausgehen, könnte ich mich über ein paar davon genauer auslassen«, setzte ich grinsend hinzu.
Es war Elliot, der mich auf diese Buchidee gebracht hatte, als wir uns im Dezember vor einem Jahr zufällig in Sydney wiederbegegnet waren. An jenem Abend hatte zwischen uns etwas Neues und Schönes begonnen, und ich kann zu meiner Freude verkünden, dass wir immer noch zusammen sind. Allerdings leben wir nicht am selben Ort, denn ich bin ohne Visum ins Vereinigte Königreich zurückgekehrt, während er sich auf der anderen Seite der Erde in Australien befindet. Wenn ich ihn heiraten würde, könnte ich mir vorstellen, dort hinzuziehen. Doch dafür müsste einer von uns erst mal die Frage aller Fragen stellen.
Ich habe leichten Bammel davor, dass er es tut.
Ich liebe Elliot wirklich sehr, aber als wir sechzehn waren, da liebte ich ihn bedingungslos. Er war mein Ein und Alles.
So intensiv sind meine Gefühle diesmal nicht, und ich fürchte, es könnte daran liegen, dass ich im Laufe der Jahre abgestumpft bin. Hatte ich zu viele Beziehungen, um noch an ein glückliches Happy End zu glauben?
Vielleicht bin ich auch einfach erwachsen geworden. Möglicherweise lässt sich die Liebe eines Teenagers nicht mit der eines Erwachsenen vergleichen.
Oder vielleicht fehlt tatsächlich etwas. Und es könnte ja sein, dass ich dieses Etwas zurückbekomme .
Am Abend unseres überraschenden Wiedersehens hatte Elliot jedenfalls augenzwinkernd vorgeschlagen, ich solle doch sämtliche Männer, die ich je geliebt habe, aufsuchen und bitten, mir ihre Stücke meines Herzens zurückzugeben. Vor meiner Abreise aus Australien brachte er diese Idee erneut auf, wobei es ihm diesmal ernst damit war. Er weiß, dass ich Probleme habe, mich voll und ganz auf ihn einzulassen, und denkt, es könnte mir leichter fallen, wenn ich die Zeit ohne ihn dazu nutzen würde, noch einmal in die Vergangenheit zu reisen. Also schlug er mir vor, doch über all meine bisherigen Begegnungen mit Männern zu schreiben, und präsentierte mir dann eine weitere geniale Idee: Wenn ich vorher einen Verlagsvertrag an Land zöge, würden sich der Zeitaufwand und die Reisekosten durch den Vorschuss finanzieren lassen.
An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass mein Freund nicht zur Eifersucht neigt. Das war auch eine der ersten Fragen, die Sara mir stellte, als ich ihr die Idee im Februar unterbreitete.
Sie erklärte mir, ehe sie sich mit dem Projekt an irgendwelche Verlage wenden könne, müsse ich erst mal über meine Wiedersehenstreffen bloggen und mein Social-Media-Profil auf Vordermann bringen. Und genau das habe ich in den letzten drei Monaten getan.
Meine Leser haben mich auf Reisen nach Südafrika (David), Island (Olli), Spanien (Jorge) und Brasilien (Gabriel) begleitet, und natürlich habe ich auch geschildert, wie Elliot und ich unsere Beziehung in Australien wiederaufleben ließen. Nun stehen noch die Treffen mit Dillon in Irland, Freddie in Norwegen, Seth in Kanada und Beau, Felix, Liam und Vince hier in Großbritannien aus.
Meine Journalistenkontakte haben mir dabei geholfen, meinen Blog bekannter zu machen, und ich würde sagen, sofern man die Trolle einfach ignoriert, läuft alles wie geschmiert.
Unterdessen hängt Elliot weiter an seinem Stück meines Herzens. Noch immer ist es das größte Stück, und sobald ich die anderen Teile wiederhabe, führt mich mein Weg zu ihm zurück. Es gäbe kein glücklicheres Happy End, als dann mit ihm vor den Traualtar zu treten.
Gestern Nachmittag rief mich Saras Assistentin an und bat um ein schnellstmögliches Treffen. Es gebe Neuigkeiten, die mir meine Agentin persönlich überbringen wolle.
Klar, dass mein Herz gleich ein bisschen höher schlug!
Ich weiß, dass Sara den Verlagen inzwischen meinen Blog anpreist, das Feedback ist auch durchaus positiv - mein Stil gefällt ihnen, sie mögen meinen Humor -, doch bislang wollte sich bei der gegenwärtigen Marktlage keiner auf einen Beziehungsblog in Buchform einlassen. Sara behauptet, wenn meine Leserschaft weiter wächst, werden die Verlage an den beeindruckenden Zahlen einfach nicht mehr vorbeikommen, weshalb ich vorhabe, am Ball zu bleiben.
»Du willst bestimmt wissen, warum du hier bist«, sagt Sara zu mir, als würde sie meine Gedanken lesen.
»Ein bisschen neugierig bin ich schon, ja«, räume ich ein.
»Gestern war ich mit Fay Sanderson beim Mittagessen.«
Der Name sagt mir nichts, aber Sara erklärt, dass es sich dabei um die Cheflektorin eines Topverlags handele.
»Sie hat deinen Blog regelrecht verschlungen und mir vorgeschwärmt, wie gut du den Mittelweg zwischen herzlich, liebenswert, quirlig, lustig und frisch findest. Sie findet deinen Stil großartig!«, betont Sara, und etwas an ihrem Ton bringt mich dazu, mich aufrechter hinzusetzen. Bietet sie mir etwa gleich einen Verlagsvertrag an?
»Sie hat einen Vorschlag«, fährt sie fort. »Ist dir Nicole Dupré ein Begriff?«
»Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«
Sara schwingt auf ihrem Stuhl herum und zieht ein Buch aus dem Regal hinter sich. »Nicole hat mit dem Buch Unser geheimes Leben, das letzten Herbst herauskam, einen Riesenbestseller gelandet. Was uns, ehrlich gesagt, alle ein bisschen überrascht hat.«
»Ich glaube, ich habe davon gehört.« Ich greife nach dem Roman, den sie vor mir auf den Tisch gelegt hat. Auf dem Cover ist eine junge Frau zu sehen, die ganz allein an einem Strand in Thailand steht. Ich drehe das Buch um und überfliege den Text auf der Umschlagrückseite. Das Buch handelt von einer Reiseschriftstellerin, die sich auf zwei verschiedenen Kontinenten in zwei verschiedene Männer verliebt.
Alles gut und schön, aber worauf will Sara eigentlich hinaus?
»Nicole ist kurz nach der Veröffentlichung gestorben«, erklärt Sara mit trauriger Stimme.
»Stimmt ja, das kam in den Nachrichten. War sie eine deiner Autorinnen?«
Sie nickt.
»Oh, das tut mir leid. Ich wusste gar nicht, dass du sie vertreten hast.«
»Schon okay. Es kam sehr unerwartet. Sie hatte ein Gehirnaneurysma. Mit gerade mal einunddreißig.«
Entsetzt schüttele ich den Kopf. Sie war drei Jahre jünger als ich. »Das ist wirklich tragisch«, murmele ich teilnahmsvoll.
»Nicole hat an einer Fortsetzung geschrieben«, lenkt Sara meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Unser geheimes Leben endet mit einem Cliffhanger. Die Leser schreien förmlich nach mehr. Und, Bridget .?«
Bis zu diesem Augenblick bin ich mir unsicher, was das alles mit mir zu tun haben soll, doch ihrem aufgekratzten Ton nach zu urteilen werde ich es gleich herausfinden.
»Fay findet deinen Stil perfekt!«, endet sie triumphierend.
Einen langen Moment schweigen wir beide.
»Perfekt, um eine Fortsetzung zu schreiben.«
Sie glaubt, damit Klarheit zu schaffen, aber ich bin bloß noch verwirrter.
»Ich versteh nur Bahnhof.« Ich schüttele den Kopf. »Fay mag meinen Blog?«
»Ja, sie findet ihn großartig!«, wiederholt Sara. »Und sie findet, deine Stimme ist goldrichtig!«
»Ich dachte, sie würde mir vielleicht einen Verlagsvertrag anbieten.«
Sara räuspert sich. »Tut sie ja auch. Für die Fortsetzung...
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