Schweitzer Fachinformationen
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Wo es ihm gefällt, erobert der Bärlauch in der Natur große Flächen, auch am Wasser. Er verzaubert im April durch seine weißen Blütendolden.
Ohne Eingriffe des Menschen würden in Deutschland vor allem Buchenwälder oder Mischwälder natürlich wachsen. In reinen Buchenwäldern wird das Blätterdach ziemlich dicht, am Boden ist es somit eher dunkel und es wächst recht wenig. Im Frühling, noch bevor das Blätterdach der Laubbäume den Boden abdunkelt, treiben dort der Bärlauch (Allium ursinum) oder der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) in Massen aus und bilden dichte Blütenteppiche. Dazwischen entdeckt man an der ein oder anderen Stelle das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), die Gelbe Anemone (Anemone ranunculoides), den Märzenbecher (Leucojum vernum) oder den Aronstab (Arum maculatum). Sie alle profitieren von den äußerst fruchtbaren Böden, die im Frühjahr niemals austrocknen, aber auch nicht übermäßig nass sind. Die oberste Bodenschicht ist schön locker, da jedes Jahr im Herbst die Blätter der Bäume auf den Boden fallen und von den Bodenlebewesen wie Bakterien, Pilze, Algen und Flechten zu fruchtbarem Humus verarbeitet werden. Sie haben dort gute Wachstumsbedingungen und sind sehr aktiv, denn in diesen Wäldern gibt es weder Staunässe noch zu viel Trockenheit. Sobald die Temperaturen wärmer werden und die Blätter der Laubbäume austreiben, ziehen die Geophyten dann ein. Ein wenig teilen sich die Frühlingsblüher die Standorte unter sich auf, je nach Licht- und Feuchteverhältnissen. So findet man das Buschwindröschen praktisch überall, vom Waldrand bis hin zu den dunkelsten Bereichen des Waldes. Bärlauch und Märzenbecher lieben kühle, feuchte Plätze unter den Rotbuchen auf Kalkgestein und wachsen dann dort in großen Flächen. Der Aronstab mit seinen markanten herzförmigen glänzenden Blättern findet sich auch dort. Er zieht erst im Sommer ein und sein Fruchtstand mit den roten Beeren ist bis zum Herbst zu sehen.
Dort, wo es zu feucht, zu trocken oder zu steinig wird, besitzen andere Baumarten einen Standortvorteil gegenüber Buchen. Sobald sich Ahorn, Eschen, Eichen oder Ulmen in die Wälder mischen, sind ebenfalls große Gruppen von Geophyten zu finden, denn diese Baumarten lassen ein wenig mehr Licht durch die Baumkrone.
Eher Richtung hellerem Waldrand, wo der Boden etwas trockener ist und einen höheren pH-Wert hat, gewinnt der Hohle Lerchensporn. Der Übergang zum Halbschatten ist übrigens fließend, daher findet sich auch so manche Pflanze in beiden Regionen - im hellen Schatten ebenso wie im dunklen Halbschatten.
Im lichten Buchenwald treiben zwischen den Buschwindröschen Salomonssiegel aus.
An den Waldrändern wächst eine besonders üppige Vielfalt, die von dem wechselnden Licht durch die wandernde Sonne profitiert. Vor allem die Geophytenarten, die eine etwas längere Zeitspanne benötigen, um zur Blüte und zur Samenreife zu gelangen, mögen dieses Licht. Sie freuen sich über das noch fehlende Blätterdach im zeitigen Frühjahr und schätzen es, dass es nicht von jetzt auf gleich dunkel wird. Gleichzeitig schützt der Halbschatten vor Sonnenbrand. Ähnliche Lichtverhältnisse findet man auch im lichten Schatten von Felsen oder Mauern oder unter einzeln oder lose wachsenden Bäumen.
Ein Platz, der nach Süden ausgerichtet ist, bleibt im Winter relativ feucht und ist im Sommer trocken. Ein frischer Standort kennzeichnet sich durch Halbschatten mit feuchtem Boden und feuchter Luft. In der Nähe von Gewässern, in Senken oder am Rand von sommergrünen Feuchtwäldern in Auen zeigen sich feuchte Plätze.
An feuchteren Stellen, die im Halbschatten kühler bleiben, wachsen Süßdolde (Myrrhis odorata), Wiesenkerbel (Anthriscus), begleitet von Türkenbundlilien (Lilium martagon) und Pfeifengräsern (Molinia). Halbtrocken, aber im Frühjahr feucht verträgt der Salomonssiegel (Polygonatum) und die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), zwischen ihnen gedeihen Buschwindröschen, Maiglöckchen (Convallaria majalis) und Blausterne (Scilla bifolia), aber auch der Lerchensporn, der ganze Teppiche bilden kann.
Die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus), die aber keineswegs stinkt, hat es hingegen gerne sehr trocken, steht also am sonnigen Waldrand. Mit diesen Bedingungen kommen Buschwindröschen, Blauglöckchen und Maiglöckchen ebenfalls gut klar. Zudem wachsen hier Sonnenliebhaber wie Krokusse (bei uns meist Crocus neapolitanus) und Traubenhyazinthen (Muscari racemosum). Hier gibt es auch viele Gräser. Seggen wie Carex remota lieben den Halbschatten.
Maiglöckchen wachsen oft im Verbund mit Orchideen wie hier mit dem Frauenschuh (Cypripedium). Sie mögen es, wenn der Waldrand licht und der Boden frisch ist.
Die meisten Zwiebelblüher lieben einen guten Wasserabzug und mögen es nicht, dauerhaft im feuchten Boden zu stehen. An einem Hang, wo das Wasser der Schwerkraft folgt und zügig nach unten abläuft, sind sie vor Stauwasser geschützt. Die Feuchte innerhalb des Hangs variiert: Im oberen Hangbereich ist es meist trocken, da das Wasser dort schnell abfließt, am Hangfuß am feuchtesten, denn dort sammelt sich wiederum das Wasser. Zudem muss man unterscheiden zwischen nach Norden und nach Süden gerichteten Hängen, also nach absonnigen und sonnigen Hängen.
Ein Nordhang in den Alpen muss nicht kahl sein. Das feuchte Klima und die darunter liegenden Felsen schaffen beste Bedingungen für Türkenbundlilien.
Auf absonnige Hänge brennt die Sonne nicht direkt, sie haben daher einen kühleren Boden. Den oberen Hangbereich erreicht noch am meisten Sonne, dort kann es auch windig sein. Der mittlere Hangbereich bekommt im Tagesverlauf zwar noch einige Stunden Sonne ab, aber eher indirekt. Am Hangfuß ist der Standort halbschattig einzuordnen. Je weniger Sonne auftrifft, umso später im Jahr erwärmt sich der Boden.
Vor allem Lilien mit ihren gegenüber Trockenheit und Nässe empfindlichen Zwiebeln brauchen genau das. Daher ist dies der optimale Platz für Türkenbundlilien (Lilium martagon). Am Naturstandort in ihrer direkten Nachbarschaft lassen sich so wunderschöne und ebenfalls gartenwürdige Stauden finden wie die Heimische Haselwurz (Asarum europaeum), die Goldnessel (Lamiastrum galeobdolon), das Frühlings-Gedenkemein (Omphalodes verna), verschiedene Arten von Ehrenpreis (Veronica hederifolia und V. urticifolia) und das Veilchen (Viola reichenbachiana). An Gräsern wachsen verschiedene Carex-Arten wie die Berg-Segge (Carex remota), die es auch gern etwas kühler haben, am Hangfuß die feuchtigkeitsliebenden Schmielen (Deschampsia) und Pfeifengräser (Molinia).
Ein Weinberg in der Pfalz mit Weinbergtulpen. Sie sehen aus wie kleine Ballerinen mit ihren gebogenen Stängeln und den nach außen geschwungenen Blütenblättern.
An vollsonnigen Hängen ist das Klima extrem, dort brennt die Sonne mit aller Macht. Diese Hänge erwärmen sich sehr früh im Jahr, vor allem in geschützten Lagen. Auch hier gilt, dass der obere Bereich sehr trocken und heiß sowie oft windig ist. Der mittlere Bereich ist windgeschützter, dadurch steht sehr oft die Luft. Am Hangfuß ist es warm, windgeschützt und feuchter.
In Deutschland existieren solche sehr sonnigen und trockenen Standorte beispielsweise am Kaiserstuhl. Das sehr warme Klima in der im Oberrheingraben gelegenen Gegend im Südwesten Baden-Württembergs erinnert schon sehr an das Klima am Mittelmeer. Im Vergleich zu Gesamtdeutschland ist es im Durchschnitt circa zwei Grad Celsius wärmer. Das klingt erst einmal nach nicht sehr viel. Wenn man sich aber näher betrachtet, welche Pflanzen dort gedeihen, dann sieht es schon anders aus: Es wachsen 36 Orchideenarten, Wildrosen und die Wälder bestehen zum Teil aus wärmeliebenden Flaumeichen. Auch viele Pflanzen, die man aus unseren Gärten kennt, wachsen dort in freier Natur: Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Gelbes Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) oder Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), um nur wenige zu nennen. Diese werden ergänzt durch wunderschöne Geophyten wie die Traubenhyazinthe (Muscari) und die Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris). Letztere wird leider durch die mechanische Bearbeitung der Weinberge immer weniger. Auch verschiedene Laucharten sind an solchen Orten heimisch wie der Kugellauch (Allium sphaerocephalon) oder der Weinberglauch (Allium vineale). Je tiefer man am Hang kommt, desto windgeschützter wird es und die Luft steht. Gleichzeitig ist es am Hangfuß feuchter und davon profitieren viele Pflanzen, die etwas mehr Wasser zum Wachsen und Gedeihen benötigen.
Ein echter Wow-Effekt sind diese Massen an Steppenkerzen an einem Berghang in Kirgisistan. Später im Sommer ist hier nichts als braune Fläche zu sehen.
Weinberglauch sieht immer etwas struppig aus. Er vermehrt sich über Brutzwiebeln, die sich an dem Kopf bilden.
Die in Griechenland und der Türkei beheimatete Felsentulpe (Tulipa saxatilis) tut genau das, was ihr Name sagt: Sie wächst auf steinigen Böden.
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