Schweitzer Fachinformationen
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Eine Reise wider Willen
Claire leidet unter ständigem Fernweh - und ihr Job im Reisebüro hilft nicht gerade dagegen. Denn ihre Phobie vor Autos, Zügen und Flugzeugen macht das Verreisen unmöglich. Doch dann verschwindet ihre Kollegin und beste Freundin Leslie während eines Urlaubs in Frankreich spurlos. Und auf dem Konto des Reisebüros fehlt Geld. Ist Leslie damit durchgebrannt? Oder ist ihr etwas zugestoßen? Die Polizei ist ratlos und Claire beschließt, die Suche nach ihrer Freundin selbst in die Hand zu nehmen. Zusammen mit dem attraktiven Privatdetektiv Andrew findet sich Claire plötzlich im Zug nach Frankreich wieder - auf der abenteuerlichsten Reise ihres Lebens!
Ein amüsanter Urlaubskrimi vor wunderschöner Kulisse.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
»Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt.«
Forrest Gump in Forrest Gump
London, heute
Claire hatte zwar keinen Führerschein zu verlieren, aber betrunken Rad zu fahren, vermied sie trotzdem. Also schob sie mit der linken Hand ihren geliebten Drahtesel neben sich her, während sie mit der anderen einen Pizzakarton balancierte. Sie hätte im Pub dieses dämliche Spiel nicht mitspielen dürfen. Jetzt hatte sie einen sitzen, obwohl morgen Montag war und sie früh aufstehen musste.
Das Kneipenspiel hieß Tindertrinken, und Barkeeper Scott hatte es eingeführt. Er war ein bärtiger Schotte Ende sechzig, der ständig auf London schimpfte, aber trotzdem nicht zurück nach Schottland zog. Da Claire oft allein in den Pub ging, hatte sie ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zu ihm entwickelt. Und jetzt spielten sie ständig dieses Spiel, nur dass er weitaus trinkfester war als sie. Die Regeln waren simpel: Man beobachtete Pärchen, und wenn sich rausstellte, dass die beiden ein erstes Date hatten, musste man einen Schnaps trinken. Woran man erkannte, dass es ein erstes Date war, dafür hatte Scott seine eigenen Maßstäbe festgelegt. Untermauert wurden seine Entscheidungen stets mit dem Argument eines angeblich magischen Barkeeper-Auges. Claire vermutete, dass er einfach nur riet und Spaß daran hatte, sie abzufüllen. Aber immerhin trank sie so gratis.
Als Claire zu Hause ankam, zog sie zuallererst ihren BH aus. Das schaffte sie, ohne ihr Oberteil dafür ausziehen zu müssen. Ihr Ex-Freund fragte sich bestimmt bis heute, wie das funktionierte. Vermutlich war es sogar umständlicher, den BH unter dem Shirt zu öffnen, die Träger abzustreifen, wieder in die Ärmel zu schlüpfen und ihn dann an seinen Bügeln zu packen und unter dem Shirt hervorzuziehen. Aber diese in Perfektion einstudierte Choreografie gehörte zu ihrer täglichen Routine und lief automatisch ab. Als Zweites streifte sie die Schuhe ab und legte sich mit der Pizza aufs Bett. Ihre Freude währte allerdings nicht lange. Denn die Begrüßung ihres aktuellen Mitbewohners fiel so charmant aus wie eh und je.
»Igittigittigitt! Du Ekel, du! Igittigittigitt! Bah! Bah!«, krächzte es unaufhörlich aus dem Käfig in der Ecke neben dem Fenster.
Der Kakadu gehörte ihrer Kollegin, und Claire hatte sich bereit erklärt, ihn zu hüten, während Leslie im Urlaub war. Auf einen Vogel aufpassen, wie schwer kann das schon sein, hatte sie gedacht und sich gründlich geirrt. Ließ man ihn frei fliegen, dauerte es Stunden, ihn wieder in seinen Käfig zu befördern. Doch das war nicht das Problem. Der Kakadu war extrem laut, aufmüpfig und dazu auch noch ein Sexist. Er kreischte und schrie, sobald er Claire sah. Und dass er sprechen konnte, machte die Zwangsgemeinschaft nicht besser. Denn Nettigkeiten kamen dem Federvieh nur selten über den Schnabel. Sein Name war Sir Howard, und ein solch launischer Vogel war ihr noch nie untergekommen. Obwohl sie zugeben musste, von Vögeln keine Ahnung zu haben. Ein Satz, den sie nur einmal laut gesagt hatte. Seither brüllte Scott jedes Mal, wenn sie den Pub betrat: Claire hat vom Vögeln keine Ahnung.
Der Kakadu ließ keine Gelegenheit aus, sie zu beleidigen. Vor allem, wenn sie sich umzog oder nackt aus der Dusche kam. Dann verdrehte er den Kopf, plusterte sich auf, und streckte die Flügel aus, während er ein pfeifendes Geräusch machte und Dinge schnatterte wie »Igittigittigitt! Ekel, du Ekel, bah!«. Und wenn sie ihn dann strafend ansah, drehte er sich weg, blickte selbstverliebt in den kleinen runden Spiegel, der in seinem Vogelgefängnis hing, und krächzte: »Schöner Vogel, na du, schöner Vogel.«
Sie warf ein Handtuch über Sir Howards Käfig, schaltete den Fernseher an und biss genüsslich in das Stück Salamipizza, das zwar kalt, aber trotzdem extrem lecker war. So wie fast alles unfassbar gut schmeckte, wenn man über eine Promille im Blut hatte.
Im Fernsehen lief Pretty Woman. Claire liebte und hasste diesen Film gleichermaßen. Wenn es wirklich so einfach wäre, seine große Liebe zu finden, dann wäre sie auch Prostituierte geworden, war ihr letzter Gedanke, bevor ihr die Augen zufielen.
*
Ausgeliefert. Es gab keine Warteschlange. Sie war die Einzige, die auf der Achterbahn Platz nahm. Und das ausgerechnet auf dem schlimmsten Platz - direkt in der ersten Reihe. Der unmotiviert dreinblickende Mitarbeiter des Freizeitparks presste den Schulterbügel herunter, aber sie hörte, dass die Verriegelung nicht richtig einrastete. Sie rüttelte an der Befestigung, die viel zu locker saß. Sie schrie nach dem Mitarbeiter, der ihr nur mit der Hand signalisierte, dass sie sich beruhigen solle. Er drückte einen großen Knopf, und die Fahrt begann mit einem harten Ruck. Sie klammerte sich an die Schulterbügel und versuchte, sie näher an ihren Körper zu drücken, aber ihr fehlte die Kraft. Sie schrie, doch kein Ton kam aus ihrer Kehle, und die Achterbahn wurde eine gefühlte Ewigkeit bergauf gezogen. Wo es hochgeht, geht's auch wieder runter, hörte sie eine Stimme, die klang wie die ihres Vaters. Doch er war nicht bei ihr. Niemand war bei ihr. Sie war allein. Und machtlos.
Sie erreichte die Kuppe, ein kurzes Gefühl der Schwerelosigkeit, gefolgt von einer rasanten Abfahrt. Endlich löste sich die Klammer um ihre Luftröhre, sie schrie, und das Echo ihres Schreis hallte ihr entgegen. Der Sicherheitsbügel sprang auf, und sie wurde aus dem Sitz geschleudert. Sie hielt sich nur noch an dem Metallgriff fest und baumelte einem tödlichen Abgrund entgegen. Sie sah den Looping, nahm ihn, wirbelte herum und verlor den Halt. Sie fiel ins Leere, fiel und fiel ... und plötzlich befand sie sich in einem Zug, der entgleiste, in einem Auto, das sich überschlug, in einem brennenden Flugzeug, das auf den Boden zuraste. Doch bevor es aufschlug, wurde Claire wach. Schweißgebadet. Aber glücklich, am Leben zu sein.
Normalerweise liebte Claire es aufzuwachen, bevor der einen Herzinfarkt auslösende Alarm ihres Weckers schrillte. Sie war kein Morgenmensch, aber wenn sie von allein wach wurde, bedeutete das, dass der Tag gleich besser begann. Ein gemütlicher Kaffee am Fenster ihres Dachgeschossappartements. Eine lange Dusche, vielleicht mit Haarkur und Peeling. Es war herrlich, wenn sie vor der Arbeit etwas Zeit hatte, sich noch ein wenig um sich selbst zu kümmern, bevor sie sich acht Stunden lang mit den Belangen anderer beschäftigte. Normalerweise fühlte Claire sich dann wunderbar erholt. Aber nicht nach Träumen wie diesen, die sie regelmäßig heimsuchten. Sie hatte schon alles Mögliche versucht: natürliche Schlafmittel, Kräutertinkturen und Tees bis hin zu Einschlafritualen und Hypnose. Doch die Albträume waren seit der hochgepriesenen Hypnosetherapie sogar noch schlimmer geworden. Claire war bereit, sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren, ihr Unterbewusstsein jedoch war es nicht.
Sie war hellwach, obwohl es draußen noch stockduster war. Jetzt aufzustehen, würde wenig Sinn machen, also schloss sie für einen kurzen Moment die Augen. Sie spürte, wie ihr Herzschlag langsamer wurde, ihre Atmung sich beruhigte. Es war nur ein Traum, Claire, sagte sie sich immer wieder. Nur ein Traum. Und wenn sie es jetzt schaffen würde, einfach an nichts zu denken, dann konnte sie vielleicht behaupten, so etwas wie meditiert zu haben. Schalte den Kopf aus ... höre tief in dich hinein ...
Als sie die Augen wieder öffnete, war es taghell. Von wegen meditieren - sie war eingeschlafen. Doch sie fühlte sich bereit, voller Elan in den Tag zu starten. Und als sie sich aufsetzte und einen Blick auf die Uhr warf, wurde ihr schlagartig klar, warum.
Es war schon nach zehn. Geistesabwesend hatte sie ihren Wecker ausgeschaltet, als sie in der Nacht aufgewacht war. Schon vor einer Stunde hätte sie auf der Arbeit sein müssen! Als sie jetzt mit einem Puls von gefühlt 210 auf der Bettkante saß, stellte sie sich die Frage, die sich wohl jeder stellte, der verschlafen hatte. Duschen? Zähneputzen? Wie viel Körperpflege war jetzt wirklich noch notwendig? Sie schnupperte an ihren Achseln. Ein paar Sprühstöße ihres Deos mussten ausreichen - es handelte sich schließlich um ein 72-Stunden-Anti-Transpirant - wobei Claire sich fragte, wozu ein Konzern ein Deo mit einer Wirkung von drei Tagen konzipiert hatte. Gab es wirklich Menschen, die sich drei Tage lang nicht wuschen?
Claire ging so effektiv vor wie ein Geheimagent im Einsatz. Sie putzte sich die Zähne auf dem Klo, bürstete ihre Haare, während sie ihre Kleidung herauslegte, schminkte sich notdürftig und huschte zwölf Minuten, nachdem sie den Fuß auf den Boden gesetzt und in die Mitternachtssnack-Pizza von gestern getreten war, aus dem Haus.
»Hast du den Vogel gefüttert?«, rief ihr Vater.
Claire stand auf dem gepflasterten Weg, der durch den Vorgarten führte, und drehte sich zum Haus um. Aber da war niemand. »Hallo?« Ein Hirngespinst? Wurde sie verrückt?
»Was ist mit Sir Howard?« Wieder die Stimme ihres Vaters, irgendwo im Vorgarten musste er sein.
»Dad?« Claire sah sich um, als sie plötzlich die Blätter des großen Ahorns, unter dem sie stand, rascheln hörte.
»Hier oben. Im Baumhaus.«
Das Baumhaus, das Claire und ihr Bruder als Kinder geliebt hatten, bestand nur noch aus drei von Moos und Dreck zusammengehaltenen Holzbalken, die früher einen Teil des Bodens gebildet hatten. Weder von den Wänden noch dem Dach war etwas übrig geblieben. Und lebensmüde, wie ihr Vater war, saß er dort oben, paffte seine Pfeife und ließ den Blick...
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