Schweitzer Fachinformationen
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Der Sommer war dabei, sich zu verabschieden. Die Bäume krallten sich noch an ihr sattes Grün, aber die Nächte wurden bereits empfindlich kühl, und der erdige Geruch des Herbstes lag in der Luft. Viele Urlauber und Touristen hatten den Labor Day für einen letzten Ausflug nach Jamestown genutzt. Sie hatten am Strand gegrillt, Lagerfeuer entzündet und waren in den Ozean gesprungen, der zwar immer kalt war, inzwischen aber ganz eindeutig nicht mehr zum Baden einlud. Fand zumindest Naya.
Sie hatte sich bei ihrer Freundin Brooke untergehakt. Gemeinsam schlenderten sie über den dunklen Strand. Links von ihnen lag die Ocean View Avenue, die nach all dem Trubel, der hier heute geherrscht hatte, regelrecht verwaist wirkte.
Brookes Tochter Reeva und ihr Hund Lucky jagten vor ihnen her an der Wasserkante entlang. »Ich habe keine Ahnung, woher das Kind diese Energie hat«, seufzte Brooke.
Naya konnte das Lächeln hören, das in der Stimme ihrer Freundin lag. Sie blickte auf das Meer hinaus. Der Mond zeichnete eine silberne Straße auf das dunkle Wasser, und über ihnen funkelten Milliarden von Sternen. Es juckte Naya in den Fingern, dieses Szenario festzuhalten. Auf eine Leinwand zu bannen. Oder noch besser als großes Mural auf eine Hauswand. »Ich habe keine Ahnung«, beantwortete sie Brookes Frage.
»Ich kann mich nach diesem Barbecue jedenfalls kaum noch bewegen.« Brooke hielt sich mit einem theatralischen Stöhnen den Bauch.
Naya kicherte. »Stimmt. Die S'Mores hätten echt nicht mehr sein müssen.«
Das brachte Brooke dazu, ein ungläubiges »Tss« auszustoßen. »Eine Strandparty ohne Marshmallows über dem Feuer zu grillen, ist definitiv keine Strandparty.«
Sie hoben beide die Hand, um Brookes Nachbarin Coralee Miller zuzuwinken, die den Hund ihrer Schwester zu einer letzten Gassi-Runde ausführte.
»Ich habe es so genossen, dass wir alle zusammen den Labor Day gefeiert haben«, sagte Brooke. »In diesem Sommer ist unsere Familie so gewachsen, dass wir beim besten Willen nicht mehr alle auf unsere winzige Veranda quetschen können. Wir hatten definitiv das größte Lagerfeuer am Strand.«
Naya gab einen zustimmenden Laut von sich. In den vergangenen Monaten hatte sich die Dynamik in der kleinen Familie, zu der Brooke, ihre Schwester Harper und sie vor zehn Jahren zusammengewachsen waren, sehr verändert. »Wir sind inzwischen wirklich ein ganz schön großer Haufen. Ich freue mich so für dich und Harper. Wer hätte sich vor einem halben Jahr vorstellen können, dass der Lord of late Nights Harper mit Haut und Haaren verfällt«, dachte sie laut darüber nach, wie sich die Schwärmerei, die Harper jahrelang für ihren Boss gepflegt hatte, plötzlich ins Gegenteil verkehrt hatte.
Blake hatte ihre Freundin nicht nur erobert. Die beiden renovierten inzwischen ein wunderschönes Strandhaus und würden im Winter mit dem Baby, das sie erwarteten, ihre eigene Familie gründen.
Brooke lachte. »Und dass ich mir den brummigsten Webdesigner der Ostküste angele, hätte ich auch nicht geglaubt, wenn es mir jemand vor diesem Sommer prophezeit hätte.«
Naya stieß mit ihrer Schulter gegen Brookes. »Ihr tut euch unglaublich gut«, sprach sie das Offensichtliche aus. Ganz abgesehen von der Liebe, die den beiden ins Gesicht geschrieben stand, waren Brooke und Owen auch fantastische Eltern für ihre Tochter Reeva und seinen Sohn Theo.
»Jetzt fehlt nur noch ein schnuckeliger Typ für dich«, wiederholte Brooke leise lachend den Satz, den Naya in den letzten zwei Wochen bereits von Harper, der hundertjährigen Grandma Wilson und Mason Hill vom Jamestown Boatyard gehört hatte. Ach ja, Chester Elliot vom Narragansett Café und Coralee hatten ebenfalls die gleiche Floskel gebraucht. Genau wie die Mitglieder der Poker-Gang, die den ganzen Sommer über an einem Tisch am Strand an der Ocean View Avenue herumlungerten und arme Opfer zu einer Runde Poker überredeten.
»Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Ganz abgesehen davon, dass ich überhaupt kein Interesse daran habe«, gab Naya ihr die gleiche Antwort, die auch alle anderen von ihr bekamen. »Der einzige Typ, der mir ständig über den Weg läuft, ist Detective Sloan. Und den möchte ich nun wirklich nicht näher kennenlernen.«
»Hm.« Brooke legte nachdenklich den Kopf ein wenig schräg. »Ein Hingucker ist dieser Kerl auf jeden Fall. Hast du mal auf seinen Hintern und diese breiten Schultern geachtet?«
»Nein, habe ich nicht.« Naya warf ihrer Freundin einen Seitenblick zu. »Was vermutlich daran liegt, dass ich immer an seinem Blick hängen bleibe, der die Hölle gefrieren lassen könnte, wenn er mich sieht.«
»Na ja, ein bisschen gucken hat ja noch niemandem geschadet. Wenn er das nächste Mal an dir vorbeigegangen ist, dreh dich .« Luckys aufgeregtes Bellen ließ sie verstummen und in Richtung ihrer Tochter blicken.
Im nächsten Moment hörten sie Reeva über den Strand brüllen: »Mommy, Naya, kommt schnell her!«
Viel konnte Naya in der Dunkelheit nicht erkennen. Aber das Mondlicht fiel über Reeva, die sich in den feuchten Sand kniete, während Lucky aufgeregt um sie herumsprang und weiterbellte.
Wie auf Kommando begannen Naya und Brooke zu rennen, bis sie die beiden erreichten - und das kleine Fellbündel, das winselnd im Sand hockte.
»Jemand hat ihn angebunden.« Reeva klang empört, und das Mondlicht ließ ihre Augen feucht schimmern, als sie den Blick zu ihnen hob.
Naya bemerkte den Strick - keine Leine, sondern ein verdammter Strick -, der um den Hals des kleinen Kerls geschlungen und unter einem Stein festgeklemmt war. Der Hund, der vermutlich kaum dem Welpenalter entwachsen war, fiepte jämmerlich und wich vor ihnen und Lucky, der ihn stürmisch beschnupperte, zurück.
»Lass ihm ein wenig Platz«, sagte Brooke zu Reeva und schnappte sich Luckys Halsband, um ihn ebenfalls davon abzuhalten, das Hündchen weiter in Panik zu versetzen. »Kannst du ihn nehmen, Naya?«
»Ist gut, Kleiner.« Naya hielt dem Hund ihre Hand hin, damit er sie kennenlernen konnte. Wahrscheinlich brachte das im Moment rein gar nichts. Er zitterte wie Espenlaub. Am besten wäre es, ihn erst einmal von hier wegzubringen. »Können wir ihn mit zu euch nehmen?« Sie blickte zu Brooke auf.
»Klar. Lass uns gehen.«
Naya löste den Strick von dem Stein und hob das winselnde Fellbündel auf ihre Arme. Sie strich über das sandige Fell, und nachdem dem Tier ein weiterer Schauer über den kleinen Körper gelaufen war, schmiegte es sich vorsichtig an Nayas Oberkörper.
»Wenn die Flut gekommen wäre .«, begann Reeva, sprach den Satz aber nicht zu Ende.
Sie hatte recht. Diejenigen, die diesen Hund direkt an der Wasserkante ausgesetzt hatten, hätten in Kauf genommen, dass er ertrunken wäre. »Jetzt ist er in Sicherheit«, beruhigte Naya sie. »Na komm, Buddy. Du bist jetzt in Sicherheit«, murmelte sie mit beruhigender Stimme und schlug die Richtung von Brookes und Harpers Haus ein, das nur ein paar Hundert Meter entfernt an der Ocean View Avenue lag.
Am nächsten Morgen nippte Naya an ihrem Kaffee, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und lauschte dem Streit zwischen Caleb und Hector, der sich darum drehte, wem der Hoodie gehörte, der in ihrem Zimmer auf dem Boden zwischen ihren Betten gelegen hatte. Hector war zwar einen Kopf kleiner als Caleb, aber da die Klamotten zurzeit hauptsächlich übergroß sein mussten, um cool zu wirken, konnte man wirklich nicht mit Sicherheit sagen, wem das Kleidungsstück gehörte.
»Ich fand es von Anfang an scheiße, dass du die gleiche Farbe genommen hast«, beschwerte sich Hector bei Caleb.
»Schwarz ist die einzige Farbe, die geht, du Honk«, erwiderte Caleb, völlig mit sich im Reinen. Schließlich war er schneller gewesen und damit derjenige, der sich den Hoodie geschnappt hatte und ihn jetzt trug.
Trevor, der auf seinem Erdnussbutter-Jelly-Brot herumkaute, verdrehte genervt die Augen, und Miguel, Mica und Jasper waren so in ihre Handys vertieft, dass sie die Diskussion gar nicht mitbekamen.
»Ich habe einen Hoodie im Wäschekorb gesehen«, warf Naya ein, als sie fand, dass es Zeit war, den Streit zu schlichten. »Sobald er gewaschen ist, haben wir wieder zwei.«
»Fuck! Gewaschen!«, stöhnte Hector und ließ theatralisch den Kopf auf den Tisch fallen. »Ich will nicht warten, bis das Ding getrocknet ist. Ich will mich heute Nachmittag mit Trish treffen. Ich brauche den Hoodie!«
»Hm.« Naya versteckte ihr Lächeln hinter ihrer Kaffeetasse, als sie einen weiteren Schluck trank, und ließ das Herz ihrer Halskette durch ihre Finger gleiten. Hector war fünfzehn und definitiv die größte Dramaqueen in ihrer Wohngruppe. »Vermutlich wird Trish dich nicht verlassen, wenn du nicht genau diesen Hoodie trägst. Wahrscheinlich ist es also sinnvoller, etwas anderes anzuziehen, als sie in dem nach Teenager-Biber stinkenden Teil zu treffen.«
Hector drehte den Kopf auf der Tischplatte so, dass er Naya von unten anblinzeln konnte. »Was weißt du schon?«, brummte er. »Du bist alt. Du hast keine Ahnung, wie das ist.«
Jetzt konnte Naya ihr Lachen doch nicht mehr zurückhalten. Gespielt schockiert legte sie die Hand auf ihren Brustkorb. »Du brichst mir das Herz, Süßer.« Sie zwinkerte ihm zu. »Und weil ich sowieso schon alt bin und keine Ahnung habe, konzentrieren wir uns auf das, was ich weiß.« Sie warf einen demonstrativen Blick auf die Uhr auf ihrem Handydisplay. »Noch eine...
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