Schweitzer Fachinformationen
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Isabell braucht Abstand von ihrem bisherigen Leben: Ein schwerer Schicksalsschlag hat ihr vor vier Jahren den Boden unter den Füßen weggerissen. Dafür macht sie allein Niklas verantwortlich. Als sie ihn jetzt unerwartet trifft, reißen die alten Wunden wieder auf. Gemeinsam mit ihrer liebenswerten, um keinen Spruch verlegenen Nachbarin Gitti und einem Koffer voller Eierlikör reist sie nach Sizilien und lässt sich von der Schönheit der Insel verzaubern. Hier schafft Isabell es endlich, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich dem Leben zu öffnen. Mittsiebzigerin Gitti setzt währenddessen alles daran, ihre junge Freundin wieder glücklich zu sehen. Und plötzlich steht Niklas in Italien vor der Tür ... Der neue wunderbar atmosphärische und romantische Sommerroman von Liv Thomas entführt einen an die Küste Siziliens und in die kulinarische Welt Italiens. Alle Geschichten dieser Reihe zaubern dir den Sommer ins Herz und bringen dir den Urlaub nach Hause. Die Romane sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Im Rücken den Ätna und vor mir das Meer. Endlich bin ich angekommen - zumindest auf Sizilien. Ich lasse meinen neuen XL-Rollkoffer stehen und atme tief die betörend blumig-zitrusfrische Luft ein. Ein warmer Windhauch streift mich, und jegliche Anspannung fällt von mir ab wie ein loser Knopf. Ein solch befreiendes Gefühl habe ich schon sehr lange nicht mehr gespürt.
Es ist später Nachmittag, ich bin durchgeschwitzt, am Flughafen haben wir gefühlt Stunden auf unseren Mietwagen warten müssen, nachdem bereits der Flieger verspätet gewesen war, aber all das zählt jetzt nicht mehr.
»Gitti, kneif mich bitte!«
Ich stehe in einem großen, wilden Garten mit Zypressen, Mandel-, Orangen-, Zitronen- und Mandarinenbäumen und Pflanzen wie Bougainvillea, Hibiskus, Oleander und Anemonen. Wie prächtig all die Farben leuchten.
»So stelle ich mir das Paradies vor«, sage ich und registriere, wie sich meine lang vermisst geglaubte Begeisterungsfähigkeit aus ihrem Schatten wagt.
Das Grundstück im Osten der Insel thront an einem Abhang hoch über dem Meer und gibt einen spektakulären Ausblick über die ionische Küste frei. Ausgelassen funkelt das tiefblaue Wasser im Licht der Sonne, als Punkte tanzen Boote darauf.
»Siehst du, Isabell, ich habe dir nicht zu viel versprochen, das hier wird dir guttun. Sieh es mir nach, dass ich dich jetzt nicht kneife, das wäre mir zu anstrengend.«
Gitti zerrt ihren zerbeulten Koffer hinter sich her. Er ist schon viel rumgekommen in der Welt. Sie wollte nicht, dass ich ihr mit dem Gepäck helfe. Mit ihren sechsundsiebzig Jahren verfügt die zierliche Gitti über beeindruckende Kräfte. Das motiviert, auch wenn ich noch sechsunddreißig Jahre Zeit habe, bis ich in ihrem Alter bin.
»Danke, dass du mich überredet hast, dich hierherzubegleiten«, sage ich.
»Es war mir ein Vergnügen. Übrigens habe ich ausreichend Eierlikör dabei, wir stoßen nachher gebührend an.«
Ich schmunzele. »Ach deswegen musstest du für Übergepäck draufzahlen.«
»Wer hätte gedacht, dass die Flughafenmitarbeiter so kleinlich sind. Aber jetzt lassen wir uns zunächst von Vincenzo das Anwesen zeigen.«
Wir laufen weiter bis zur Haustür. Ein kleiner stämmiger Mann mit dichten weißen Haaren kommt uns entgegen. Sein wettergegerbtes Gesicht ist eine beeindruckende Landschaft gelebten Lebens. Er hebt die Arme und gestikuliert wild. »Aber nein, lasst das Gepäck stehen, ich kümmere mich darum!«
»Zu spät, außerdem rollt der Koffer fast von allein«, sagt Gitti.
Vincenzos warme braune Augen lächeln uns genauso herzlich an wie sein faltiger Mund.
»Ich freue mich, dass ihr hier seid. Herzlich willkommen, meine Damen.«
Sein Deutsch klingt sehr gut. Von Gitti weiß ich, dass er der Bruder von Francesco ist, dem Besitzer ihrer Berliner Lieblingstrattoria. Mit Francesco verbindet sie schon über Jahre eine gute Bekanntschaft. Er hat ihr das Ferienhaus vermittelt.
»Vielen Dank. Sie sprechen hervorragend Deutsch«, sage ich.
»Naturalmente, ich habe lange in Deutschland gelebt. Und bitte sieze mich nicht, sonst fühle ich mich alt.« Vincenzo lacht und legt entgegen aller Klischees zwei vollständige Reihen Zähne frei.
»Das ist das Letzte, was ich möchte. Ich bin Isabell, aber du kannst mich Isa nennen.«
»Wunderbar. Ciao, Isa.«
Wir schütteln uns kräftig die Hände.
»Vincenzo ist vor über fünfzig Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen, und irgendwann hatte er die besten Eisdielen in ganz Bayern«, sagt Gitti.
»Gieti übertreibt maßlos. Aber ich kann mich nicht beklagen, die Deutschen mögen unser Eis. Nun führt mein Sohn die Geschäfte weiter.«
Gieti. Wie melodiös er ihren Namen ausspricht.
»Ihr kennt euch schon länger?«
»Sagen wir so, wir sind uns schon einmal begegnet«, erwidert Gitti knapp.
»Si, si«, murmelt Vincenzo und beginnt mit der Führung durchs Haus.
»La Casa ist über dreihundert Jahre alt. Schon immer hat es unserer Familie gehört, aber irgendwann war es so heruntergekommen, dass niemand mehr hier gelebt hat. Vor einigen Jahren war es mir dann eine Herzensangelegenheit, es renovieren zu lassen.«
Bezaubernder hätte ich mir ein antikes sizilianisches Landhaus nicht vorstellen können. Mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern sowie einem geräumigen Wohnbereich bietet es ausreichend Platz für uns. Die Räume mit den weißen Mauern und Terracotta-Böden sind stilvoll mit antiken Möbeln eingerichtet. An den Decken ziehen sich dunkelbraune Holzbalken entlang, die perfekt mit den Türrahmen und Möbeln harmonieren. Trotz der Sanierung spürt man überall die alte Seele dieses Hauses. In der großen Küche gibt es einen gemauerten Tresen, und die Wände zieren handbemalte Kacheln mit blauen Ornamenten. Über der Spüle hängen diverse Pfannen und Töpfe. Anscheinend wird hier gern gekocht.
»Das alles ist wundervoll.«
»Wenn Isabell das sagt, dann will das was heißen. Und ich stimme ihr zu«, sagt Gitti.
»Da bin ich aber erleichtert.« Wieder lacht Vincenzo und führt uns dann über eine beeindruckende Panorama-Terrasse in den Garten. Erst jetzt sehe ich den türkis schimmernden Pool.
»Wow! Es könnte nicht schöner sein«, sage ich.
»Wir werden die nächsten drei Wochen hier angemessen zu genießen wissen, mein Lieber«, sagt Gitti.
Drei Wochen. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich mir so lange freigenommen habe. Markus, Chef der Werbeagentur, für die ich als freie Grafikerin arbeite, hielt meine kleine Auszeit zunächst für einen schlechten Scherz. Ein wichtiger Pitch stand an. Da er es von mir gewohnt ist, dass ich immer da und rund um die Uhr verfügbar bin, hatte er die berechtigte Sorge, keine angemessene Vertretung für mich zu finden. Aber diesmal habe ich das nicht zu meinem Problem gemacht.
Nachdem sich Vincenzo verabschiedet hat, richten wir uns ein und beziehen unsere Zimmer.
Ich lege meinen Koffer auf der dunklen Holztruhe vor dem schmiedeeisernen Doppelbett ab und bringe meine Sachen in dem wuchtigen Kleiderschrank unter.
Ohne Gitti wäre ich nicht hier. Sie ist meine Nachbarin, und so verschieden wir auch sein mögen, wir haben uns angefreundet. Hätte das Schicksal Erbarmen gehabt, dann wäre sie jetzt mit ihrem Mann Werner hier. Die beiden wollten ihre Goldene Hochzeit auf Sizilien feiern. Doch Werner starb vor einem Jahr.
Als Gitti und ich vor ein paar Wochen eine Flasche ihres legendären, selbst gemachten Eierlikörs leerten und Vicky Leandros von Platte Ich liebe das Leben sang, lud Gitti mich ein, sie nach Sizilien zu begleiten. Sie machte das dermaßen charmant, dass ich nicht ablehnen konnte, außerdem war ich beschwipst. Allerdings hielt ich meine Zusage schon am nächsten Tag für keine gute Idee mehr, drei Wochen Urlaub, das schien mir unmöglich. Aber Gitti überzeugte mich in der ihr eigenen Art davon, nur ja keinen Rückzieher zu machen.
Ihr verstorbener Mann war Psychotherapeut, und Gitti, die über Jahre die Praxis gemanagt hat, hat sich zur Heilpraktikerin für Psychotherapie ausbilden lassen. Zu fast jeder Lebenslage weiß sie etwas beizusteuern. Das kann bereichernd sein, manchmal sogar witzig, aber auch anstrengend. Da ich Gitti allerdings längst fest ins Herz geschlossen habe, nehme ich es ihr nicht übel, wenn sie wieder einmal damit anfängt, mich zu analysieren, nur weil ich gehetzt wirke oder meine Mundwinkel ihrer Meinung zu tief nach unten hängen. Ich weiß ja, dass sie es nur gut meint.
Später sitzen wir auf der von wildem Wein umrankten Terrasse und prosten uns mit einem Willkommens-Eierlikör zu, bevor wir auf sizilianischen Wein umschwenken. Vincenzo hat uns zum Einzug einige Flaschen von einem befreundeten Winzer geschenkt. Aber mehr noch, er hat uns mit reichlich Delikatessen versorgt, sodass wir heute weder einkaufen gehen noch verhungern müssen. Es gibt Salami, Schinken, Caponata, jede Menge Oliven, Ciabatta und lokales Olivenöl. Ich gieße etwas Öl auf einen Teller, streue Salz drüber und tunke ein Stückchen Brot ein.
»Mmh, köstlich. Mehr brauche ich nicht«, sage ich mit vollem Mund.
Gitti lädt sich eine ordentliche Portion Caponata auf ihren Teller. »Und ich brauche nicht mehr als das. Dafür würde ich töten.«
»Also bei Gemüse entziehen sich solcherlei Gedanken meiner Vorstellungskraft.«
Gitti schließt genießerisch die Augen, als die erste Gabel in ihren Mund wandert.
»Perfetto! Du weißt nicht, was dir bisher entgangen ist und welche kulinarische Komposition Auberginen, Tomaten, etwas Stangensellerie, Zwiebeln und Knoblauch ergeben. Hier, du musst das probieren.« Gitti füttert mich.
»Stimmt, schmeckt gar nicht so schlecht. Aber töten würde ich dafür trotzdem nicht.«
Gitti hat ein Faible für die italienische Küche. Wir reden darüber, bis wir satt sind.
»Werner hatte sich so darauf gefreut, noch einmal hierherzukommen«, sagt Gitti.
»Das kann ich gut verstehen.«
Ein Rotkehlchen lässt sich dicht neben uns auf einem Stein nieder, es zeigt keine Scheu. Mein Blick schweift ins Hinterland über blassgrüne Hügel hin zum grauen Ätna in der Ferne. Als würde die Wahl eines neuen Papstes verkündet werden, steigt weißer Rauch aus ihm auf. Das sei nicht bedrohlich, hat Vincenzo vorhin gesagt, als ich wegen dieser Rauchfahne besorgt nachfragte, ob ein Ausbruch bevorstehe.
»Aber warum wolltet ihr eure Goldene Hochzeit unbedingt hier feiern?«
Gittis Blick gleitet in den sich orange färbenden Abendhimmel. »Weil wir seit Jahren mit der Insel verbunden sind.« Ein wehmütiges Lächeln umspielt ihren Mund. »An unserem ersten Hochzeitstag lief Der...
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